ist wieder der aufrechte Stand, bey welchem die Frau an eine Wand oder einen Tisch sich etwas anlehnt, und der Untersuchende auf das rechte Knie (wenn er mit der rechten Hand untersucht, im Gegentheil auf das linke) sich niederläßt, der genauen Untersuchung am günstigsten; nächst diesem kann man bey Kränklichen oder Gebärenden auch die sitzende Stel- lung (am beßten dann auf einem vorne mit einem Aus- schnitt versehenen Sessel, auf einem Geburtsstuhle, Sella ex- ploratoria) oder die horizontale Lage wählen, nur daß im letztern Falle der Untersuchende entweder auf dem Rande des Bettes sich niederlassen oder zur Seite desselben stehen wird. -- Zweitens ist für Oehl, Fett oder ungesalzene Butter zu sor- gen, indem das Einsalben des untersuchenden Fingers theils um weniger Schmerz zu machen, theils um der Gefahr der Ansteckung sich nicht auszusetzen, unumgänglich nöthig ist*). Und endlich sind einige Tücher zum Abtrocknen und zum Un- terbreiten auf den Boden des Zimmers bey Untersuchung in aufrechter Stellung, so wie Geräthschaften zum Waschen vor- räthig zu halten.
§. 103.
Die Untersuchung selbst vollzieht man so, daß, nachdem die zu Untersuchende eine passende Stellung angenommen, und Ausleerung von Stuhl und Urin, so wie (im Falle et- waiger Verunreinigung der Geschlechtstheile) Auswaschung derselben mittelst eines Schwammes Statt gehabt hat, man den untersuchenden Zeigefinger hinlänglich mit einer Fettig- keit bestreicht, ihn in die Hand einschlägt, mit Daumen und Mittelfinger bedeckt, und nun selbst eine der Haltung der Frau entsprechende Stellung annimmt. Man führt jetzt die geschlossene Hand an der innern Fläche des Schenkels (wenn man mit der rechten Hand untersucht, am linken Schenkel) herauf, öffnet dieselbe an den Genitalien, um durch Daumen und Mittelfinger die äußern und innern Schamlippen vor-
*) Man benutzt wohl auch bey Untersuchung syphilitischer Personen das Unguentum neapolitanum für diesen Zweck, indeß schützt es wohl schwerlich viel mehr als gewöhnliches Fett.
iſt wieder der aufrechte Stand, bey welchem die Frau an eine Wand oder einen Tiſch ſich etwas anlehnt, und der Unterſuchende auf das rechte Knie (wenn er mit der rechten Hand unterſucht, im Gegentheil auf das linke) ſich niederlaͤßt, der genauen Unterſuchung am guͤnſtigſten; naͤchſt dieſem kann man bey Kraͤnklichen oder Gebaͤrenden auch die ſitzende Stel- lung (am beßten dann auf einem vorne mit einem Aus- ſchnitt verſehenen Seſſel, auf einem Geburtsſtuhle, Sella ex- ploratoria) oder die horizontale Lage waͤhlen, nur daß im letztern Falle der Unterſuchende entweder auf dem Rande des Bettes ſich niederlaſſen oder zur Seite deſſelben ſtehen wird. — Zweitens iſt fuͤr Oehl, Fett oder ungeſalzene Butter zu ſor- gen, indem das Einſalben des unterſuchenden Fingers theils um weniger Schmerz zu machen, theils um der Gefahr der Anſteckung ſich nicht auszuſetzen, unumgaͤnglich noͤthig iſt*). Und endlich ſind einige Tuͤcher zum Abtrocknen und zum Un- terbreiten auf den Boden des Zimmers bey Unterſuchung in aufrechter Stellung, ſo wie Geraͤthſchaften zum Waſchen vor- raͤthig zu halten.
§. 103.
Die Unterſuchung ſelbſt vollzieht man ſo, daß, nachdem die zu Unterſuchende eine paſſende Stellung angenommen, und Ausleerung von Stuhl und Urin, ſo wie (im Falle et- waiger Verunreinigung der Geſchlechtstheile) Auswaſchung derſelben mittelſt eines Schwammes Statt gehabt hat, man den unterſuchenden Zeigefinger hinlaͤnglich mit einer Fettig- keit beſtreicht, ihn in die Hand einſchlaͤgt, mit Daumen und Mittelfinger bedeckt, und nun ſelbſt eine der Haltung der Frau entſprechende Stellung annimmt. Man fuͤhrt jetzt die geſchloſſene Hand an der innern Flaͤche des Schenkels (wenn man mit der rechten Hand unterſucht, am linken Schenkel) herauf, oͤffnet dieſelbe an den Genitalien, um durch Daumen und Mittelfinger die aͤußern und innern Schamlippen vor-
*) Man benutzt wohl auch bey Unterſuchung ſyphilitiſcher Perſonen das Unguentum neapolitanum fuͤr dieſen Zweck, indeß ſchuͤtzt es wohl ſchwerlich viel mehr als gewoͤhnliches Fett.
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iſt wieder der aufrechte Stand, bey welchem die Frau an
eine Wand oder einen Tiſch ſich etwas anlehnt, und der
Unterſuchende auf das rechte Knie (wenn er mit der rechten
Hand unterſucht, im Gegentheil auf das linke) ſich niederlaͤßt,
der genauen Unterſuchung am guͤnſtigſten; naͤchſt dieſem kann
man bey Kraͤnklichen oder Gebaͤrenden auch die ſitzende Stel-
lung (am beßten dann auf einem vorne mit einem Aus-
ſchnitt verſehenen Seſſel, auf einem Geburtsſtuhle, Sella ex-
ploratoria) oder die horizontale Lage waͤhlen, nur daß im
letztern Falle der Unterſuchende entweder auf dem Rande des
Bettes ſich niederlaſſen oder zur Seite deſſelben ſtehen wird. —
Zweitens iſt fuͤr Oehl, Fett oder ungeſalzene Butter zu ſor-
gen, indem das Einſalben des unterſuchenden Fingers theils
um weniger Schmerz zu machen, theils um der Gefahr der
Anſteckung ſich nicht auszuſetzen, unumgaͤnglich noͤthig iſt *).
Und endlich ſind einige Tuͤcher zum Abtrocknen und zum Un-
terbreiten auf den Boden des Zimmers bey Unterſuchung in
aufrechter Stellung, ſo wie Geraͤthſchaften zum Waſchen vor-
raͤthig zu halten.
§. 103.
Die Unterſuchung ſelbſt vollzieht man ſo, daß, nachdem
die zu Unterſuchende eine paſſende Stellung angenommen,
und Ausleerung von Stuhl und Urin, ſo wie (im Falle et-
waiger Verunreinigung der Geſchlechtstheile) Auswaſchung
derſelben mittelſt eines Schwammes Statt gehabt hat, man
den unterſuchenden Zeigefinger hinlaͤnglich mit einer Fettig-
keit beſtreicht, ihn in die Hand einſchlaͤgt, mit Daumen und
Mittelfinger bedeckt, und nun ſelbſt eine der Haltung der
Frau entſprechende Stellung annimmt. Man fuͤhrt jetzt die
geſchloſſene Hand an der innern Flaͤche des Schenkels (wenn
man mit der rechten Hand unterſucht, am linken Schenkel)
herauf, oͤffnet dieſelbe an den Genitalien, um durch Daumen
und Mittelfinger die aͤußern und innern Schamlippen vor-
*) Man benutzt wohl auch bey Unterſuchung ſyphilitiſcher Perſonen
das Unguentum neapolitanum fuͤr dieſen Zweck, indeß ſchuͤtzt es
wohl ſchwerlich viel mehr als gewoͤhnliches Fett.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/93>, abgerufen am 24.11.2024.
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