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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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schlossen in die Scheide gebracht, der hintere Arm an den
Vorberg, der vordere an die innere Fläche der Schamfuge
gesetzt, die Erweiterung beyder Arme durch die Stellschraube
bezeichnet und alsdann das Werkzeug geschlossen und wieder
herausgeführt. Man mißt hierauf die Weite der bis zur
Stellschraube wiederum geöffneten Arme, und findet auch so
die Diagonalconjugata der Beckenhöhle *). Die Anwendung
dieses Instruments hat jedoch am lebenden Körper große
Schwierigkeit, es erregt leicht Schmerzen, wird in seiner Er-
weiterung sehr durch die weichen Theile gehindert (was schon
von den beiden vorigen einfachern Werkzeugen gilt) und giebt
ein falsches Resultat, weßhalb es zum praktischen Behuf
gar nicht empfohlen werden kann. Dasselbe gilt dann auch
von den Beckenmessern Coutouly's, Aitken's, Köppe's, As-
drubali's, Jumelin's
und Anderer, weßhalb wir dieselben
ganz übergehen. **)

§. 109.

Bevor wir nun die Lehre von der Instrumentaluntersu-
chung gänzlich verlassen, müssen wir noch, in wiefern nach
§. 10. u. 11. nicht blos das Weib, sondern auch die Frucht
Gegenstand der Gynäkologie ist, der zur Untersuchung des
Kindes erfundenen Werkzeuge gedenken, welche wir unter-
scheiden in solche, die zur Ausmessung des Kindes noch in-
nerhalb des mütterlichen Körpers, und in solche, die zur
Messung und Wägung desselben außerhalb dieses Körpers be-
nutzt werden. -- Zu den erstern gehören aber die an den
Griffen mehrerer Geburtszangen angebrachten Gradbögen oder
Maaßstäbe ***), von Stein +), ihrem Erfinder, Labime-
ter
genannt, welche, indem sie den Grad der Eröffnung der
Zangenblätter anzeigen, auch das Maaß von dem zwischen
die Zange gefaßten Kopfe angeben. Aitken, Osiander,
Busch
, haben diese Vorrichtung an ihren Zangen benutzt,
doch gewährt sie wenig Genauigkeit wegen der verschiedenen

*) S. d. Abbildung bey Schreger a. a. O. T. II. F. 2.
**) Auch von diesem giebt Schreger a. a. O. nähere Beschreibung.
***) Wir werden darauf bey den Geburtszangen zurückkommen.
+) G. W. Stein kurze Beschreibung eines Labimeters. 4. 1782.

ſchloſſen in die Scheide gebracht, der hintere Arm an den
Vorberg, der vordere an die innere Flaͤche der Schamfuge
geſetzt, die Erweiterung beyder Arme durch die Stellſchraube
bezeichnet und alsdann das Werkzeug geſchloſſen und wieder
herausgefuͤhrt. Man mißt hierauf die Weite der bis zur
Stellſchraube wiederum geoͤffneten Arme, und findet auch ſo
die Diagonalconjugata der Beckenhoͤhle *). Die Anwendung
dieſes Inſtruments hat jedoch am lebenden Koͤrper große
Schwierigkeit, es erregt leicht Schmerzen, wird in ſeiner Er-
weiterung ſehr durch die weichen Theile gehindert (was ſchon
von den beiden vorigen einfachern Werkzeugen gilt) und giebt
ein falſches Reſultat, weßhalb es zum praktiſchen Behuf
gar nicht empfohlen werden kann. Daſſelbe gilt dann auch
von den Beckenmeſſern Coutouly’s, Aitken’s, Koͤppe’s, As-
drubali’s, Jumelin’s
und Anderer, weßhalb wir dieſelben
ganz uͤbergehen. **)

§. 109.

Bevor wir nun die Lehre von der Inſtrumentalunterſu-
chung gaͤnzlich verlaſſen, muͤſſen wir noch, in wiefern nach
§. 10. u. 11. nicht blos das Weib, ſondern auch die Frucht
Gegenſtand der Gynaͤkologie iſt, der zur Unterſuchung des
Kindes erfundenen Werkzeuge gedenken, welche wir unter-
ſcheiden in ſolche, die zur Ausmeſſung des Kindes noch in-
nerhalb des muͤtterlichen Koͤrpers, und in ſolche, die zur
Meſſung und Waͤgung deſſelben außerhalb dieſes Koͤrpers be-
nutzt werden. — Zu den erſtern gehoͤren aber die an den
Griffen mehrerer Geburtszangen angebrachten Gradboͤgen oder
Maaßſtaͤbe ***), von Stein †), ihrem Erfinder, Labime-
ter
genannt, welche, indem ſie den Grad der Eroͤffnung der
Zangenblaͤtter anzeigen, auch das Maaß von dem zwiſchen
die Zange gefaßten Kopfe angeben. Aitken, Oſiander,
Buſch
, haben dieſe Vorrichtung an ihren Zangen benutzt,
doch gewaͤhrt ſie wenig Genauigkeit wegen der verſchiedenen

*) S. d. Abbildung bey Schreger a. a. O. T. II. F. 2.
**) Auch von dieſem giebt Schreger a. a. O. naͤhere Beſchreibung.
***) Wir werden darauf bey den Geburtszangen zuruͤckkommen.
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[79/0099] ſchloſſen in die Scheide gebracht, der hintere Arm an den Vorberg, der vordere an die innere Flaͤche der Schamfuge geſetzt, die Erweiterung beyder Arme durch die Stellſchraube bezeichnet und alsdann das Werkzeug geſchloſſen und wieder herausgefuͤhrt. Man mißt hierauf die Weite der bis zur Stellſchraube wiederum geoͤffneten Arme, und findet auch ſo die Diagonalconjugata der Beckenhoͤhle *). Die Anwendung dieſes Inſtruments hat jedoch am lebenden Koͤrper große Schwierigkeit, es erregt leicht Schmerzen, wird in ſeiner Er- weiterung ſehr durch die weichen Theile gehindert (was ſchon von den beiden vorigen einfachern Werkzeugen gilt) und giebt ein falſches Reſultat, weßhalb es zum praktiſchen Behuf gar nicht empfohlen werden kann. Daſſelbe gilt dann auch von den Beckenmeſſern Coutouly’s, Aitken’s, Koͤppe’s, As- drubali’s, Jumelin’s und Anderer, weßhalb wir dieſelben ganz uͤbergehen. **) §. 109. Bevor wir nun die Lehre von der Inſtrumentalunterſu- chung gaͤnzlich verlaſſen, muͤſſen wir noch, in wiefern nach §. 10. u. 11. nicht blos das Weib, ſondern auch die Frucht Gegenſtand der Gynaͤkologie iſt, der zur Unterſuchung des Kindes erfundenen Werkzeuge gedenken, welche wir unter- ſcheiden in ſolche, die zur Ausmeſſung des Kindes noch in- nerhalb des muͤtterlichen Koͤrpers, und in ſolche, die zur Meſſung und Waͤgung deſſelben außerhalb dieſes Koͤrpers be- nutzt werden. — Zu den erſtern gehoͤren aber die an den Griffen mehrerer Geburtszangen angebrachten Gradboͤgen oder Maaßſtaͤbe ***), von Stein †), ihrem Erfinder, Labime- ter genannt, welche, indem ſie den Grad der Eroͤffnung der Zangenblaͤtter anzeigen, auch das Maaß von dem zwiſchen die Zange gefaßten Kopfe angeben. Aitken, Oſiander, Buſch, haben dieſe Vorrichtung an ihren Zangen benutzt, doch gewaͤhrt ſie wenig Genauigkeit wegen der verſchiedenen *) S. d. Abbildung bey Schreger a. a. O. T. II. F. 2. **) Auch von dieſem giebt Schreger a. a. O. naͤhere Beſchreibung. ***) Wir werden darauf bey den Geburtszangen zuruͤckkommen. †) G. W. Stein kurze Beſchreibung eines Labimeters. 4. 1782.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/99>, abgerufen am 21.11.2024.