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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 790.

Diese Zusammenziehungen des Uterus nun, werden mit dem
Namen der Wehen (Dolores ad partum) belegt, und
[ - 1 Zeichen fehlt]ind jetzt ihrer Ursache, Richtung, Periodicität, Schmerzhaf-
[ - 1 Zeichen fehlt]igkeit, so wie ihrem Endzwecke und ihren Kennzeichen nach
[ - 1 Zeichen fehlt]u betrachten.

§. 791.

Die Ursache der Wehen betreffend, so ist sie be-
gründet in dem, mit erlangter Reife der Frucht erwachten
Bestreben des Uterus, in seinen frühern Zustand zurück zu
kehren, sich zu verkleinern, und jeden Widerstand welcher
[ - 1 Zeichen fehlt]hn in diesem Bestreben hindert, aus dem Wege zu räumen,
folglich die Contenta (die Frucht) auszustoßen. Daß dieses
Ausstoßen jedoch nicht die alleinige Veranlassung der Wehen sey,
beweist die Erscheinung, daß sie mit beendigter Ausstoßung
der Frucht noch nicht verschwinden, sondern auch in die Zeit
des Wochenbettes dann sich fortsetzen, wann der Uterus nicht
Elasticität und Kraft genug gehabt hat, sich unmittelbar
nach Statt gehabter Entleerung vollkommen zusammen zu
ziehen.

§. 792.

Die Richtung dieser Zusammenziehung ergiebt sich aus
dem was über die Bedeutung derselben als peristaltische Be-
wegung gesagt ist. Es kommt nämlich hierbei darauf an,
zunächst den austreibenden Längenfibern das vollkommenste
Uebergewicht über die Zirkelfibern zu verschaffen, nach been-
digter Entleerung aber alle Faserbündel des Uterus zu einer
gleichmäßigen Zusammenziehung zu bringen. Es wird hier-
durch erklärt, warum man äußerlich bei jeder Wehe den
Grund der Gebärmutter vorzüglich hart werden, und sich
verkleinern fühlt (da eben hier die stärkste Contraktion Statt
findet), wenn hingegen zu eben der Zeit sich Expansion im
Muttermunde vorfindet und derselbe sich erweitert *).


*) Man sehe hierüber Reil's Ideen im VII. Bde. seines Archivs
für Physiol. S. 402.
§. 790.

Dieſe Zuſammenziehungen des Uterus nun, werden mit dem
Namen der Wehen (Dolores ad partum) belegt, und
[ – 1 Zeichen fehlt]ind jetzt ihrer Urſache, Richtung, Periodicitaͤt, Schmerzhaf-
[ – 1 Zeichen fehlt]igkeit, ſo wie ihrem Endzwecke und ihren Kennzeichen nach
[ – 1 Zeichen fehlt]u betrachten.

§. 791.

Die Urſache der Wehen betreffend, ſo iſt ſie be-
gruͤndet in dem, mit erlangter Reife der Frucht erwachten
Beſtreben des Uterus, in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck zu
kehren, ſich zu verkleinern, und jeden Widerſtand welcher
[ – 1 Zeichen fehlt]hn in dieſem Beſtreben hindert, aus dem Wege zu raͤumen,
folglich die Contenta (die Frucht) auszuſtoßen. Daß dieſes
Ausſtoßen jedoch nicht die alleinige Veranlaſſung der Wehen ſey,
beweiſt die Erſcheinung, daß ſie mit beendigter Ausſtoßung
der Frucht noch nicht verſchwinden, ſondern auch in die Zeit
des Wochenbettes dann ſich fortſetzen, wann der Uterus nicht
Elaſticitaͤt und Kraft genug gehabt hat, ſich unmittelbar
nach Statt gehabter Entleerung vollkommen zuſammen zu
ziehen.

§. 792.

Die Richtung dieſer Zuſammenziehung ergiebt ſich aus
dem was uͤber die Bedeutung derſelben als periſtaltiſche Be-
wegung geſagt iſt. Es kommt naͤmlich hierbei darauf an,
zunaͤchſt den austreibenden Laͤngenfibern das vollkommenſte
Uebergewicht uͤber die Zirkelfibern zu verſchaffen, nach been-
digter Entleerung aber alle Faſerbuͤndel des Uterus zu einer
gleichmaͤßigen Zuſammenziehung zu bringen. Es wird hier-
durch erklaͤrt, warum man aͤußerlich bei jeder Wehe den
Grund der Gebaͤrmutter vorzuͤglich hart werden, und ſich
verkleinern fuͤhlt (da eben hier die ſtaͤrkſte Contraktion Statt
findet), wenn hingegen zu eben der Zeit ſich Expanſion im
Muttermunde vorfindet und derſelbe ſich erweitert *).


*) Man ſehe hieruͤber Reil’s Ideen im VII. Bde. ſeines Archivs
fuͤr Phyſiol. S. 402.
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[91/0115] §. 790. Dieſe Zuſammenziehungen des Uterus nun, werden mit dem Namen der Wehen (Dolores ad partum) belegt, und _ind jetzt ihrer Urſache, Richtung, Periodicitaͤt, Schmerzhaf- _igkeit, ſo wie ihrem Endzwecke und ihren Kennzeichen nach _u betrachten. §. 791. Die Urſache der Wehen betreffend, ſo iſt ſie be- gruͤndet in dem, mit erlangter Reife der Frucht erwachten Beſtreben des Uterus, in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck zu kehren, ſich zu verkleinern, und jeden Widerſtand welcher _hn in dieſem Beſtreben hindert, aus dem Wege zu raͤumen, folglich die Contenta (die Frucht) auszuſtoßen. Daß dieſes Ausſtoßen jedoch nicht die alleinige Veranlaſſung der Wehen ſey, beweiſt die Erſcheinung, daß ſie mit beendigter Ausſtoßung der Frucht noch nicht verſchwinden, ſondern auch in die Zeit des Wochenbettes dann ſich fortſetzen, wann der Uterus nicht Elaſticitaͤt und Kraft genug gehabt hat, ſich unmittelbar nach Statt gehabter Entleerung vollkommen zuſammen zu ziehen. §. 792. Die Richtung dieſer Zuſammenziehung ergiebt ſich aus dem was uͤber die Bedeutung derſelben als periſtaltiſche Be- wegung geſagt iſt. Es kommt naͤmlich hierbei darauf an, zunaͤchſt den austreibenden Laͤngenfibern das vollkommenſte Uebergewicht uͤber die Zirkelfibern zu verſchaffen, nach been- digter Entleerung aber alle Faſerbuͤndel des Uterus zu einer gleichmaͤßigen Zuſammenziehung zu bringen. Es wird hier- durch erklaͤrt, warum man aͤußerlich bei jeder Wehe den Grund der Gebaͤrmutter vorzuͤglich hart werden, und ſich verkleinern fuͤhlt (da eben hier die ſtaͤrkſte Contraktion Statt findet), wenn hingegen zu eben der Zeit ſich Expanſion im Muttermunde vorfindet und derſelbe ſich erweitert *). *) Man ſehe hieruͤber Reil’s Ideen im VII. Bde. ſeines Archivs fuͤr Phyſiol. S. 402.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/115>, abgerufen am 25.11.2024.