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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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chende Finger leicht hindurch dringt; eine oft erwachende
innere Unruhe, vermehrter Drang zum Wasserlassen und
Stuhlgange, Auflockerung und größere Wärme der Vagina.
Hieran knüpfen sich nach und nach, von Zeit zu Zeit ein-
tretende leichtere und schnell vorüber gehende wehenartige
Schmerzen, welche von den beginnenden Contraktionen des
Uterus abhängen, und den Namen vorhersagende We-
hen
(Dolores ad partum praesagientes) erhalten. Sie
werden nach der verschiedenen Constitution auf verschiedene
Weise und in verschiedener Stärke empfunden, von schwäch-
lichen und reizbaren Personen oft bereits mehrere Tage vor
der wirklichen Geburtsarbeit, von sehr starken wenig reizbaren
Personen hingegen, zumal solchen, die bereits mehrere Male
geboren haben, werden diese Wehen zuweilen gar nicht, zu-
weilen nur wenige Stunden vor dem Beginn der zweiten Pe-
riode wahrgenommen. Für das Geburtsgeschäft selbst wir-
ken sie, für die Untersuchung bemerkbar, wenig; das völ-
lige Verstreichen des Mutterhalses nur beobachtet man zu-
weilen durch dieselben beendigt, namentlich bei Erstgebären-
den; bei Mehrgebärenden findet man oft noch in der zwei-
ten Periode eine beträchtliche Vaginalportion vor.

Zweite oder vorbereitende Geburtsperiode.
§. 806.

Die starken, fühlbaren, nach und nach oft schon höchst
schmerzhaft werdenden, und häufiger (alle 10, 15, 20 Mi-
nuten) wiederkehrenden Wehen (vorbereitende Wehen,
Dolores ad partum praeparantes) wirken jetzt vorzüglich
auf die Eröffnung des Muttermundes hin, welche durch
starkes Herab- und Hereindrängen eines von Fruchtwasser
angespannten Segments der Eihäute (der sogenannten sich
stellenden Blase
) noch mehr unterstützt und befördert
wird. -- In dieser Periode sollen also vorzüglich die Län-
genfasern des Gebärmuttergrundes das vollkommenste Ueber-
gewicht über die Zirkelfasern oder die Substanz des Mut-
termundes erhalten, und es geschieht dieß nur in längerer

chende Finger leicht hindurch dringt; eine oft erwachende
innere Unruhe, vermehrter Drang zum Waſſerlaſſen und
Stuhlgange, Auflockerung und groͤßere Waͤrme der Vagina.
Hieran knuͤpfen ſich nach und nach, von Zeit zu Zeit ein-
tretende leichtere und ſchnell voruͤber gehende wehenartige
Schmerzen, welche von den beginnenden Contraktionen des
Uterus abhaͤngen, und den Namen vorherſagende We-
hen
(Dolores ad partum praesagientes) erhalten. Sie
werden nach der verſchiedenen Conſtitution auf verſchiedene
Weiſe und in verſchiedener Staͤrke empfunden, von ſchwaͤch-
lichen und reizbaren Perſonen oft bereits mehrere Tage vor
der wirklichen Geburtsarbeit, von ſehr ſtarken wenig reizbaren
Perſonen hingegen, zumal ſolchen, die bereits mehrere Male
geboren haben, werden dieſe Wehen zuweilen gar nicht, zu-
weilen nur wenige Stunden vor dem Beginn der zweiten Pe-
riode wahrgenommen. Fuͤr das Geburtsgeſchaͤft ſelbſt wir-
ken ſie, fuͤr die Unterſuchung bemerkbar, wenig; das voͤl-
lige Verſtreichen des Mutterhalſes nur beobachtet man zu-
weilen durch dieſelben beendigt, namentlich bei Erſtgebaͤren-
den; bei Mehrgebaͤrenden findet man oft noch in der zwei-
ten Periode eine betraͤchtliche Vaginalportion vor.

Zweite oder vorbereitende Geburtsperiode.
§. 806.

Die ſtarken, fuͤhlbaren, nach und nach oft ſchon hoͤchſt
ſchmerzhaft werdenden, und haͤufiger (alle 10, 15, 20 Mi-
nuten) wiederkehrenden Wehen (vorbereitende Wehen,
Dolores ad partum praeparantes) wirken jetzt vorzuͤglich
auf die Eroͤffnung des Muttermundes hin, welche durch
ſtarkes Herab- und Hereindraͤngen eines von Fruchtwaſſer
angeſpannten Segments der Eihaͤute (der ſogenannten ſich
ſtellenden Blaſe
) noch mehr unterſtuͤtzt und befoͤrdert
wird. — In dieſer Periode ſollen alſo vorzuͤglich die Laͤn-
genfaſern des Gebaͤrmuttergrundes das vollkommenſte Ueber-
gewicht uͤber die Zirkelfaſern oder die Subſtanz des Mut-
termundes erhalten, und es geſchieht dieß nur in laͤngerer

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[98/0122] chende Finger leicht hindurch dringt; eine oft erwachende innere Unruhe, vermehrter Drang zum Waſſerlaſſen und Stuhlgange, Auflockerung und groͤßere Waͤrme der Vagina. Hieran knuͤpfen ſich nach und nach, von Zeit zu Zeit ein- tretende leichtere und ſchnell voruͤber gehende wehenartige Schmerzen, welche von den beginnenden Contraktionen des Uterus abhaͤngen, und den Namen vorherſagende We- hen (Dolores ad partum praesagientes) erhalten. Sie werden nach der verſchiedenen Conſtitution auf verſchiedene Weiſe und in verſchiedener Staͤrke empfunden, von ſchwaͤch- lichen und reizbaren Perſonen oft bereits mehrere Tage vor der wirklichen Geburtsarbeit, von ſehr ſtarken wenig reizbaren Perſonen hingegen, zumal ſolchen, die bereits mehrere Male geboren haben, werden dieſe Wehen zuweilen gar nicht, zu- weilen nur wenige Stunden vor dem Beginn der zweiten Pe- riode wahrgenommen. Fuͤr das Geburtsgeſchaͤft ſelbſt wir- ken ſie, fuͤr die Unterſuchung bemerkbar, wenig; das voͤl- lige Verſtreichen des Mutterhalſes nur beobachtet man zu- weilen durch dieſelben beendigt, namentlich bei Erſtgebaͤren- den; bei Mehrgebaͤrenden findet man oft noch in der zwei- ten Periode eine betraͤchtliche Vaginalportion vor. Zweite oder vorbereitende Geburtsperiode. §. 806. Die ſtarken, fuͤhlbaren, nach und nach oft ſchon hoͤchſt ſchmerzhaft werdenden, und haͤufiger (alle 10, 15, 20 Mi- nuten) wiederkehrenden Wehen (vorbereitende Wehen, Dolores ad partum praeparantes) wirken jetzt vorzuͤglich auf die Eroͤffnung des Muttermundes hin, welche durch ſtarkes Herab- und Hereindraͤngen eines von Fruchtwaſſer angeſpannten Segments der Eihaͤute (der ſogenannten ſich ſtellenden Blaſe) noch mehr unterſtuͤtzt und befoͤrdert wird. — In dieſer Periode ſollen alſo vorzuͤglich die Laͤn- genfaſern des Gebaͤrmuttergrundes das vollkommenſte Ueber- gewicht uͤber die Zirkelfaſern oder die Subſtanz des Mut- termundes erhalten, und es geſchieht dieß nur in laͤngerer

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/122>, abgerufen am 25.11.2024.