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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Anmerkung. Als Milchmesser (Galactometer), um
ungefähr das Verhältniß dieser nähern Bestandtheile zu be-
urtheilen, kann man sich eines mit einer Scale versehenen
Glascylinders bedienen, in welchen man die Milch gießt und
nun beobachtet, wie dick die Ramschicht sey, welche auf ihrer
Oberfläche sich absetzt; dann aber durch Zusatz von Essig-
säure, oder einer ähnlichen Substanz, den Käse oder Zieger
in der Wärme gerinnen macht, und auch dessen Menge be-
rücksichtigt.

§. 864.

Die Brüste sind nun übrigens die Organe, welche in
der mittelbar, doch ebenfalls durch die Empfängniß ange-
regten Umstimmung ihrer Funktion am längsten verharren
können, ja bei welchen die Fortdauer dieser Funktion selbst
zum Theil *) willkührlich ist. Fragt man nach der eigentlich
naturgemäßen Dauer des an das Wochenbett sich anschlie-
ßenden Stillungsgeschäfts, so kann man wohl der Meinung
von Krause **) am füglichsten beistimmen, welcher festsetzt,
daß es für Mutter und Kind am naturgemäßesten sey, wenn
die Stillung gleichsam die Dauer der Schwangerschaft wieder-
hole, und also ebenfalls zehn Mondesmonate oder drei viertel
Jahre fort gesetzt werde. Nimmt man nämlich die Geburt für
die Mutter als den Wendepunkt der durch die Schwanger-
schaft veranlaßten körperlichen Entwickelung, so haben wir
hier im Wochenbett und in der Stillungsperiode eine gleich
lange Periode für die Rückbildung, und was das Kind be-
trifft, so zeigt auch dieses durch den um diese Zeit begin-
nenden Zahndurchbruch, daß es von nun an, von der Natur
auf andere Kost gewiesen werde.


*) Daß die Stillung nicht ganz willkührlich verlängert werden kann,
ergiebt sich vorzüglich auch daraus, daß offenbar ein gewisser Rap-
port zwischen der Stillenden und dem Säugling Statt finden muß,
um die Milchabsonderung zu unterhalten, wofür die von Home
und Emmert gesammelten Beobachtungen, so wie die Erfahrung
sprechen, daß Ammen zuweilen plötzlich die Milch verlieren, sobald
sie statt ihres Kindes, ein anderes einige Zeit gestillt haben.
**) Ueber die Daner der Stillungsperiode, Leipzig 1808.

Anmerkung. Als Milchmeſſer (Galactometer), um
ungefaͤhr das Verhaͤltniß dieſer naͤhern Beſtandtheile zu be-
urtheilen, kann man ſich eines mit einer Scale verſehenen
Glascylinders bedienen, in welchen man die Milch gießt und
nun beobachtet, wie dick die Ramſchicht ſey, welche auf ihrer
Oberflaͤche ſich abſetzt; dann aber durch Zuſatz von Eſſig-
ſaͤure, oder einer aͤhnlichen Subſtanz, den Kaͤſe oder Zieger
in der Waͤrme gerinnen macht, und auch deſſen Menge be-
ruͤckſichtigt.

§. 864.

Die Bruͤſte ſind nun uͤbrigens die Organe, welche in
der mittelbar, doch ebenfalls durch die Empfaͤngniß ange-
regten Umſtimmung ihrer Funktion am laͤngſten verharren
koͤnnen, ja bei welchen die Fortdauer dieſer Funktion ſelbſt
zum Theil *) willkuͤhrlich iſt. Fragt man nach der eigentlich
naturgemaͤßen Dauer des an das Wochenbett ſich anſchlie-
ßenden Stillungsgeſchaͤfts, ſo kann man wohl der Meinung
von Krauſe **) am fuͤglichſten beiſtimmen, welcher feſtſetzt,
daß es fuͤr Mutter und Kind am naturgemaͤßeſten ſey, wenn
die Stillung gleichſam die Dauer der Schwangerſchaft wieder-
hole, und alſo ebenfalls zehn Mondesmonate oder drei viertel
Jahre fort geſetzt werde. Nimmt man naͤmlich die Geburt fuͤr
die Mutter als den Wendepunkt der durch die Schwanger-
ſchaft veranlaßten koͤrperlichen Entwickelung, ſo haben wir
hier im Wochenbett und in der Stillungsperiode eine gleich
lange Periode fuͤr die Ruͤckbildung, und was das Kind be-
trifft, ſo zeigt auch dieſes durch den um dieſe Zeit begin-
nenden Zahndurchbruch, daß es von nun an, von der Natur
auf andere Koſt gewieſen werde.


*) Daß die Stillung nicht ganz willkuͤhrlich verlaͤngert werden kann,
ergiebt ſich vorzuͤglich auch daraus, daß offenbar ein gewiſſer Rap-
port zwiſchen der Stillenden und dem Saͤugling Statt finden muß,
um die Milchabſonderung zu unterhalten, wofuͤr die von Home
und Emmert geſammelten Beobachtungen, ſo wie die Erfahrung
ſprechen, daß Ammen zuweilen ploͤtzlich die Milch verlieren, ſobald
ſie ſtatt ihres Kindes, ein anderes einige Zeit geſtillt haben.
**) Ueber die Daner der Stillungsperiode, Leipzig 1808.
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[137/0161] Anmerkung. Als Milchmeſſer (Galactometer), um ungefaͤhr das Verhaͤltniß dieſer naͤhern Beſtandtheile zu be- urtheilen, kann man ſich eines mit einer Scale verſehenen Glascylinders bedienen, in welchen man die Milch gießt und nun beobachtet, wie dick die Ramſchicht ſey, welche auf ihrer Oberflaͤche ſich abſetzt; dann aber durch Zuſatz von Eſſig- ſaͤure, oder einer aͤhnlichen Subſtanz, den Kaͤſe oder Zieger in der Waͤrme gerinnen macht, und auch deſſen Menge be- ruͤckſichtigt. §. 864. Die Bruͤſte ſind nun uͤbrigens die Organe, welche in der mittelbar, doch ebenfalls durch die Empfaͤngniß ange- regten Umſtimmung ihrer Funktion am laͤngſten verharren koͤnnen, ja bei welchen die Fortdauer dieſer Funktion ſelbſt zum Theil *) willkuͤhrlich iſt. Fragt man nach der eigentlich naturgemaͤßen Dauer des an das Wochenbett ſich anſchlie- ßenden Stillungsgeſchaͤfts, ſo kann man wohl der Meinung von Krauſe **) am fuͤglichſten beiſtimmen, welcher feſtſetzt, daß es fuͤr Mutter und Kind am naturgemaͤßeſten ſey, wenn die Stillung gleichſam die Dauer der Schwangerſchaft wieder- hole, und alſo ebenfalls zehn Mondesmonate oder drei viertel Jahre fort geſetzt werde. Nimmt man naͤmlich die Geburt fuͤr die Mutter als den Wendepunkt der durch die Schwanger- ſchaft veranlaßten koͤrperlichen Entwickelung, ſo haben wir hier im Wochenbett und in der Stillungsperiode eine gleich lange Periode fuͤr die Ruͤckbildung, und was das Kind be- trifft, ſo zeigt auch dieſes durch den um dieſe Zeit begin- nenden Zahndurchbruch, daß es von nun an, von der Natur auf andere Koſt gewieſen werde. *) Daß die Stillung nicht ganz willkuͤhrlich verlaͤngert werden kann, ergiebt ſich vorzuͤglich auch daraus, daß offenbar ein gewiſſer Rap- port zwiſchen der Stillenden und dem Saͤugling Statt finden muß, um die Milchabſonderung zu unterhalten, wofuͤr die von Home und Emmert geſammelten Beobachtungen, ſo wie die Erfahrung ſprechen, daß Ammen zuweilen ploͤtzlich die Milch verlieren, ſobald ſie ſtatt ihres Kindes, ein anderes einige Zeit geſtillt haben. **) Ueber die Daner der Stillungsperiode, Leipzig 1808.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/161>, abgerufen am 24.11.2024.