Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Krankhafte Zustände in den Verdauungswerk-
zeugen des weiblichen Körpers während der
Schwangerschaft
.
§. 985.

1. Ueblichkeit, Magenkrampf und Erbrechen.
Diese Schwangerschaftssymptome, welche im geringeren Grade
nur vorsichtige Diät und gutes Verhalten erfordern um sich
allmählig zu verlieren, erreichen zuweilen auch einen so
hohen Grad, daß alles Genossene sogleich heftige Krämpfe
verursacht, wieder weggebrochen wird, ja das Erbrechen,
selbst ohne Aufnahme von Nahrungsmitteln, zwanzig, dreißig
und mehreremal täglich repetirt, und in ein leeres, schmerz-
haftes Würgen übergeht, wobei höchstens etwas Schleim,
Galle oder Blut ausgeworfen wird. In diesem Grade der
Heftigkeit kommt es vorzüglich in den ersten Schwangerschafts-
monaten, bei der ersten Schwangerschaft, und bei entweder
sehr schwächlichen und reitzbaren, oder sehr vollsaftigen auch
wohl schon früher an Unterleibsbeschwerden kränkelnden Per-
sonen vor. Seltner wird so heftiges Erbrechen als Folge
des sehr ausgedehnten Uterus in den letzten Schwangerschafts-
monaten bemerkt.

§. 986.

Die Ursachen dieses Zustandes liegen: 1. in einer krank-
haft erhöhten Reitzbarkeit des Darmkanals überhaupt, welcher
vorzüglich bei schwächlichen, hysterischen, verzärtelten Körpern
vorkommt, und außer der Berücksichtigung dieser Constitution,
durch Abwesenheit entzündlicher Symptome, Abwesenheit
mechanischen Druckes u. s. w. erkannt wird. Eine 2te Ursache
welche sich zuweilen mit dieser ersten verbindet, ist Ueber-
füllung des Pfortadersystems mit Blut, in Folge der erhöhten
Gefäßthätigkeit im Geschlechtssystem, aus welchem pletho-

1. Krankhafte Zuſtaͤnde in den Verdauungswerk-
zeugen des weiblichen Koͤrpers waͤhrend der
Schwangerſchaft
.
§. 985.

1. Ueblichkeit, Magenkrampf und Erbrechen.
Dieſe Schwangerſchaftsſymptome, welche im geringeren Grade
nur vorſichtige Diaͤt und gutes Verhalten erfordern um ſich
allmaͤhlig zu verlieren, erreichen zuweilen auch einen ſo
hohen Grad, daß alles Genoſſene ſogleich heftige Kraͤmpfe
verurſacht, wieder weggebrochen wird, ja das Erbrechen,
ſelbſt ohne Aufnahme von Nahrungsmitteln, zwanzig, dreißig
und mehreremal taͤglich repetirt, und in ein leeres, ſchmerz-
haftes Wuͤrgen uͤbergeht, wobei hoͤchſtens etwas Schleim,
Galle oder Blut ausgeworfen wird. In dieſem Grade der
Heftigkeit kommt es vorzuͤglich in den erſten Schwangerſchafts-
monaten, bei der erſten Schwangerſchaft, und bei entweder
ſehr ſchwaͤchlichen und reitzbaren, oder ſehr vollſaftigen auch
wohl ſchon fruͤher an Unterleibsbeſchwerden kraͤnkelnden Per-
ſonen vor. Seltner wird ſo heftiges Erbrechen als Folge
des ſehr ausgedehnten Uterus in den letzten Schwangerſchafts-
monaten bemerkt.

§. 986.

Die Urſachen dieſes Zuſtandes liegen: 1. in einer krank-
haft erhoͤhten Reitzbarkeit des Darmkanals uͤberhaupt, welcher
vorzuͤglich bei ſchwaͤchlichen, hyſteriſchen, verzaͤrtelten Koͤrpern
vorkommt, und außer der Beruͤckſichtigung dieſer Conſtitution,
durch Abweſenheit entzuͤndlicher Symptome, Abweſenheit
mechaniſchen Druckes u. ſ. w. erkannt wird. Eine 2te Urſache
welche ſich zuweilen mit dieſer erſten verbindet, iſt Ueber-
fuͤllung des Pfortaderſyſtems mit Blut, in Folge der erhoͤhten
Gefaͤßthaͤtigkeit im Geſchlechtsſyſtem, aus welchem pletho-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0230" n="206"/>
              <div n="5">
                <head>1. <hi rendition="#g">Krankhafte Zu&#x017F;ta&#x0364;nde in den Verdauungswerk-<lb/>
zeugen des weiblichen Ko&#x0364;rpers wa&#x0364;hrend der<lb/>
Schwanger&#x017F;chaft</hi>.</head><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 985.</head><lb/>
                  <p>1. <hi rendition="#g">Ueblichkeit, Magenkrampf und Erbrechen</hi>.<lb/>
Die&#x017F;e Schwanger&#x017F;chafts&#x017F;ymptome, welche im geringeren Grade<lb/>
nur vor&#x017F;ichtige Dia&#x0364;t und gutes Verhalten erfordern um &#x017F;ich<lb/>
allma&#x0364;hlig zu verlieren, erreichen zuweilen auch einen &#x017F;o<lb/>
hohen Grad, daß alles Geno&#x017F;&#x017F;ene &#x017F;ogleich heftige Kra&#x0364;mpfe<lb/>
verur&#x017F;acht, wieder weggebrochen wird, ja das Erbrechen,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ohne Aufnahme von Nahrungsmitteln, zwanzig, dreißig<lb/>
und mehreremal ta&#x0364;glich repetirt, und in ein leeres, &#x017F;chmerz-<lb/>
haftes Wu&#x0364;rgen u&#x0364;bergeht, wobei ho&#x0364;ch&#x017F;tens etwas Schleim,<lb/>
Galle oder Blut ausgeworfen wird. In die&#x017F;em Grade der<lb/>
Heftigkeit kommt es vorzu&#x0364;glich in den er&#x017F;ten Schwanger&#x017F;chafts-<lb/>
monaten, bei der er&#x017F;ten Schwanger&#x017F;chaft, und bei entweder<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chwa&#x0364;chlichen und reitzbaren, oder &#x017F;ehr voll&#x017F;aftigen auch<lb/>
wohl &#x017F;chon fru&#x0364;her an Unterleibsbe&#x017F;chwerden kra&#x0364;nkelnden Per-<lb/>
&#x017F;onen vor. Seltner wird &#x017F;o heftiges Erbrechen als Folge<lb/>
des &#x017F;ehr ausgedehnten Uterus in den letzten Schwanger&#x017F;chafts-<lb/>
monaten bemerkt.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 986.</head><lb/>
                  <p>Die <hi rendition="#g">Ur&#x017F;achen</hi> die&#x017F;es Zu&#x017F;tandes liegen: 1. in einer krank-<lb/>
haft erho&#x0364;hten Reitzbarkeit des Darmkanals u&#x0364;berhaupt, welcher<lb/>
vorzu&#x0364;glich bei &#x017F;chwa&#x0364;chlichen, hy&#x017F;teri&#x017F;chen, verza&#x0364;rtelten Ko&#x0364;rpern<lb/>
vorkommt, und außer der Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung die&#x017F;er Con&#x017F;titution,<lb/>
durch Abwe&#x017F;enheit entzu&#x0364;ndlicher Symptome, Abwe&#x017F;enheit<lb/>
mechani&#x017F;chen Druckes u. &#x017F;. w. erkannt wird. Eine 2te Ur&#x017F;ache<lb/>
welche &#x017F;ich zuweilen mit die&#x017F;er er&#x017F;ten verbindet, i&#x017F;t Ueber-<lb/>
fu&#x0364;llung des Pfortader&#x017F;y&#x017F;tems mit Blut, in Folge der erho&#x0364;hten<lb/>
Gefa&#x0364;ßtha&#x0364;tigkeit im Ge&#x017F;chlechts&#x017F;y&#x017F;tem, aus welchem pletho-<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0230] 1. Krankhafte Zuſtaͤnde in den Verdauungswerk- zeugen des weiblichen Koͤrpers waͤhrend der Schwangerſchaft. §. 985. 1. Ueblichkeit, Magenkrampf und Erbrechen. Dieſe Schwangerſchaftsſymptome, welche im geringeren Grade nur vorſichtige Diaͤt und gutes Verhalten erfordern um ſich allmaͤhlig zu verlieren, erreichen zuweilen auch einen ſo hohen Grad, daß alles Genoſſene ſogleich heftige Kraͤmpfe verurſacht, wieder weggebrochen wird, ja das Erbrechen, ſelbſt ohne Aufnahme von Nahrungsmitteln, zwanzig, dreißig und mehreremal taͤglich repetirt, und in ein leeres, ſchmerz- haftes Wuͤrgen uͤbergeht, wobei hoͤchſtens etwas Schleim, Galle oder Blut ausgeworfen wird. In dieſem Grade der Heftigkeit kommt es vorzuͤglich in den erſten Schwangerſchafts- monaten, bei der erſten Schwangerſchaft, und bei entweder ſehr ſchwaͤchlichen und reitzbaren, oder ſehr vollſaftigen auch wohl ſchon fruͤher an Unterleibsbeſchwerden kraͤnkelnden Per- ſonen vor. Seltner wird ſo heftiges Erbrechen als Folge des ſehr ausgedehnten Uterus in den letzten Schwangerſchafts- monaten bemerkt. §. 986. Die Urſachen dieſes Zuſtandes liegen: 1. in einer krank- haft erhoͤhten Reitzbarkeit des Darmkanals uͤberhaupt, welcher vorzuͤglich bei ſchwaͤchlichen, hyſteriſchen, verzaͤrtelten Koͤrpern vorkommt, und außer der Beruͤckſichtigung dieſer Conſtitution, durch Abweſenheit entzuͤndlicher Symptome, Abweſenheit mechaniſchen Druckes u. ſ. w. erkannt wird. Eine 2te Urſache welche ſich zuweilen mit dieſer erſten verbindet, iſt Ueber- fuͤllung des Pfortaderſyſtems mit Blut, in Folge der erhoͤhten Gefaͤßthaͤtigkeit im Geſchlechtsſyſtem, aus welchem pletho-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/230
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/230>, abgerufen am 26.11.2024.