Die Prognose richtet sich theils nach der Heftigkeit des Uebels, theils nach den Ursachen. Das Erbrechen von krankhaft aufgeregter Sensibilität abhängig, pflegt selten, bevor eine gewisse Periode der Schwangerschaft (z. B. die erste Hälfte) vorüber ist, zu verschwinden, ist im Ganzen jedoch weniger gefährlich in seinen Folgen. Am meisten ist das Erbrechen wobei entzündliche Zustände zum Grunde liegen, also bey Einklemmungen, bey Plcthora des Pfortadersystems, u. s. w. zu fürchten. Im Allgemeinen droht übrigens jedes Erbrechen von übermäßiger Heftigkeit die Ernährung des Kindes zu stören und Veraulassung zu fehlerhaften Lagen desselben ja zu Frühgeburten zu geben.
§. 989.
Die Behandlung dieser Zufälle muß zwar vorzüglich nach den besondern Ursachen sich richten, doch kann man folgende allgemeine Regeln zunächst bemerken, welche für alle Fälle dieser Art zu beobachten sind: -- 1. Man sorge hiebei für hinlängliche Unterhaltung der natürlichen Darmausleerungen, und man wird dadurch die Neigung zu den antiperistaltischen Bewegungen vermindern. Zu wählen sind hierzu theils öftere erweichende Lavements, theils blande Abführmittel (Oleum Ricini, Manna, u. dergl.) Mittelsalze. 2. Man mache vorzüg- lich von äußerlichen Heilmitteln Gebrauch, und vermeide bei Anordnung der innern Arzneimittel voluminöse Dosen, und solche Dinge welche der Kranken vorzüglich zuwider sind, indem oft sogar bei dieser Vorsicht die Mittel wieder ausge- brochen werden, immer aber, wenn diese Vorsicht nicht berück- sichtigt wird. 3. Man ordne eine strenge Diät an, wobei alle reitzenden belästigenden Speisen und Getränke vermieden werden müssen, und überhaupt nur wenig und selten etwas genossen werden darf. Am ersten wird gewöhnlich, wenn gleich in den Frühstunden zu einer Tasse Pfeffermünz- oder Zimmtthee, etwas leichtes Gebäck genossen wird, diese Nah- rung von dem Magen zurückbehalten. 4. Sollte endlich die
§. 988.
Die Prognoſe richtet ſich theils nach der Heftigkeit des Uebels, theils nach den Urſachen. Das Erbrechen von krankhaft aufgeregter Senſibilitaͤt abhaͤngig, pflegt ſelten, bevor eine gewiſſe Periode der Schwangerſchaft (z. B. die erſte Haͤlfte) voruͤber iſt, zu verſchwinden, iſt im Ganzen jedoch weniger gefaͤhrlich in ſeinen Folgen. Am meiſten iſt das Erbrechen wobei entzuͤndliche Zuſtaͤnde zum Grunde liegen, alſo bey Einklemmungen, bey Plcthora des Pfortaderſyſtems, u. ſ. w. zu fuͤrchten. Im Allgemeinen droht uͤbrigens jedes Erbrechen von uͤbermaͤßiger Heftigkeit die Ernaͤhrung des Kindes zu ſtoͤren und Veraulaſſung zu fehlerhaften Lagen deſſelben ja zu Fruͤhgeburten zu geben.
§. 989.
Die Behandlung dieſer Zufaͤlle muß zwar vorzuͤglich nach den beſondern Urſachen ſich richten, doch kann man folgende allgemeine Regeln zunaͤchſt bemerken, welche fuͤr alle Faͤlle dieſer Art zu beobachten ſind: — 1. Man ſorge hiebei fuͤr hinlaͤngliche Unterhaltung der natuͤrlichen Darmausleerungen, und man wird dadurch die Neigung zu den antiperiſtaltiſchen Bewegungen vermindern. Zu waͤhlen ſind hierzu theils oͤftere erweichende Lavements, theils blande Abfuͤhrmittel (Oleum Ricini, Manna, u. dergl.) Mittelſalze. 2. Man mache vorzuͤg- lich von aͤußerlichen Heilmitteln Gebrauch, und vermeide bei Anordnung der innern Arzneimittel voluminoͤſe Doſen, und ſolche Dinge welche der Kranken vorzuͤglich zuwider ſind, indem oft ſogar bei dieſer Vorſicht die Mittel wieder ausge- brochen werden, immer aber, wenn dieſe Vorſicht nicht beruͤck- ſichtigt wird. 3. Man ordne eine ſtrenge Diaͤt an, wobei alle reitzenden belaͤſtigenden Speiſen und Getraͤnke vermieden werden muͤſſen, und uͤberhaupt nur wenig und ſelten etwas genoſſen werden darf. Am erſten wird gewoͤhnlich, wenn gleich in den Fruͤhſtunden zu einer Taſſe Pfeffermuͤnz- oder Zimmtthee, etwas leichtes Gebaͤck genoſſen wird, dieſe Nah- rung von dem Magen zuruͤckbehalten. 4. Sollte endlich die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0232"n="208"/><divn="6"><head>§. 988.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Prognoſe</hi> richtet ſich theils nach der Heftigkeit<lb/>
des Uebels, theils nach den Urſachen. Das Erbrechen von<lb/>
krankhaft aufgeregter Senſibilitaͤt abhaͤngig, pflegt ſelten, bevor<lb/>
eine gewiſſe Periode der <choice><sic>Schwangerſchaſt</sic><corr>Schwangerſchaft</corr></choice> (z. B. die erſte<lb/>
Haͤlfte) voruͤber iſt, zu verſchwinden, iſt im Ganzen jedoch<lb/>
weniger gefaͤhrlich in ſeinen Folgen. Am meiſten iſt das<lb/>
Erbrechen wobei entzuͤndliche Zuſtaͤnde zum Grunde liegen,<lb/>
alſo bey Einklemmungen, bey Plcthora des Pfortaderſyſtems,<lb/>
u. ſ. w. zu fuͤrchten. Im Allgemeinen droht uͤbrigens jedes<lb/>
Erbrechen von uͤbermaͤßiger Heftigkeit die Ernaͤhrung des<lb/>
Kindes zu ſtoͤren und Veraulaſſung zu fehlerhaften Lagen<lb/>
deſſelben ja zu Fruͤhgeburten zu geben.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 989.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Behandlung</hi> dieſer Zufaͤlle muß zwar vorzuͤglich<lb/>
nach den beſondern Urſachen ſich richten, doch kann man<lb/>
folgende allgemeine Regeln zunaͤchſt bemerken, welche fuͤr alle<lb/>
Faͤlle dieſer Art zu beobachten ſind: — 1. Man ſorge hiebei<lb/>
fuͤr hinlaͤngliche Unterhaltung der natuͤrlichen Darmausleerungen,<lb/>
und man wird dadurch die Neigung zu den antiperiſtaltiſchen<lb/>
Bewegungen vermindern. Zu waͤhlen ſind hierzu theils oͤftere<lb/>
erweichende Lavements, theils blande Abfuͤhrmittel (<hirendition="#aq">Oleum<lb/>
Ricini, Manna,</hi> u. dergl.) Mittelſalze. 2. Man mache vorzuͤg-<lb/>
lich von aͤußerlichen Heilmitteln Gebrauch, und vermeide bei<lb/>
Anordnung der innern Arzneimittel voluminoͤſe Doſen, und<lb/>ſolche Dinge welche der Kranken vorzuͤglich zuwider ſind,<lb/>
indem oft ſogar bei dieſer Vorſicht die Mittel wieder ausge-<lb/>
brochen werden, immer aber, wenn dieſe Vorſicht nicht beruͤck-<lb/>ſichtigt wird. 3. Man ordne eine ſtrenge Diaͤt an, wobei<lb/>
alle reitzenden belaͤſtigenden Speiſen und Getraͤnke vermieden<lb/>
werden muͤſſen, und uͤberhaupt nur wenig und ſelten etwas<lb/>
genoſſen werden darf. Am erſten wird gewoͤhnlich, wenn<lb/>
gleich in den Fruͤhſtunden zu einer Taſſe Pfeffermuͤnz- oder<lb/>
Zimmtthee, etwas leichtes Gebaͤck genoſſen wird, dieſe Nah-<lb/>
rung von dem Magen zuruͤckbehalten. 4. Sollte endlich die<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[208/0232]
§. 988.
Die Prognoſe richtet ſich theils nach der Heftigkeit
des Uebels, theils nach den Urſachen. Das Erbrechen von
krankhaft aufgeregter Senſibilitaͤt abhaͤngig, pflegt ſelten, bevor
eine gewiſſe Periode der Schwangerſchaft (z. B. die erſte
Haͤlfte) voruͤber iſt, zu verſchwinden, iſt im Ganzen jedoch
weniger gefaͤhrlich in ſeinen Folgen. Am meiſten iſt das
Erbrechen wobei entzuͤndliche Zuſtaͤnde zum Grunde liegen,
alſo bey Einklemmungen, bey Plcthora des Pfortaderſyſtems,
u. ſ. w. zu fuͤrchten. Im Allgemeinen droht uͤbrigens jedes
Erbrechen von uͤbermaͤßiger Heftigkeit die Ernaͤhrung des
Kindes zu ſtoͤren und Veraulaſſung zu fehlerhaften Lagen
deſſelben ja zu Fruͤhgeburten zu geben.
§. 989.
Die Behandlung dieſer Zufaͤlle muß zwar vorzuͤglich
nach den beſondern Urſachen ſich richten, doch kann man
folgende allgemeine Regeln zunaͤchſt bemerken, welche fuͤr alle
Faͤlle dieſer Art zu beobachten ſind: — 1. Man ſorge hiebei
fuͤr hinlaͤngliche Unterhaltung der natuͤrlichen Darmausleerungen,
und man wird dadurch die Neigung zu den antiperiſtaltiſchen
Bewegungen vermindern. Zu waͤhlen ſind hierzu theils oͤftere
erweichende Lavements, theils blande Abfuͤhrmittel (Oleum
Ricini, Manna, u. dergl.) Mittelſalze. 2. Man mache vorzuͤg-
lich von aͤußerlichen Heilmitteln Gebrauch, und vermeide bei
Anordnung der innern Arzneimittel voluminoͤſe Doſen, und
ſolche Dinge welche der Kranken vorzuͤglich zuwider ſind,
indem oft ſogar bei dieſer Vorſicht die Mittel wieder ausge-
brochen werden, immer aber, wenn dieſe Vorſicht nicht beruͤck-
ſichtigt wird. 3. Man ordne eine ſtrenge Diaͤt an, wobei
alle reitzenden belaͤſtigenden Speiſen und Getraͤnke vermieden
werden muͤſſen, und uͤberhaupt nur wenig und ſelten etwas
genoſſen werden darf. Am erſten wird gewoͤhnlich, wenn
gleich in den Fruͤhſtunden zu einer Taſſe Pfeffermuͤnz- oder
Zimmtthee, etwas leichtes Gebaͤck genoſſen wird, dieſe Nah-
rung von dem Magen zuruͤckbehalten. 4. Sollte endlich die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/232>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.