Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Ernährung auf dem gewöhnlichen Wege ganz unmöglich werden,
so ist zu nährenden Bädern aus Milch, oder Malzdekokt, zu
Lavements von Fleischbrühe und Eigelb u. s. w. zu schreiten.
Indeß kann allerdings der weibliche Körper (worauf schon
oben [§. 760.] aufmerksam gemacht worden ist) in dieser
Entwickelungsperiode lange, ohne allzusehr abzuzehren, die äus-
sere Nahrung fast gänzlich entbehren.

§. 990.

Das übrige Heilverfahren wird nach der verschiedenen
Entstehung des Uebels verschieden seyn müssen: -- Um die
krankhaft gesteigerte Sensibilität herabzustimmen bedient man
sich der Emulsionen mit einem Zusatz von einigen Tropfen
Tr. thebaica, ferner des Liq. C. C., der Tr. Valerianae,
des Extract. Hyoscyami u. s. w. in einem Decoct. Rad.
Althaeae
mit Beimischung eines aromatischen Wassers,
äußerlich bedient man sich der Einreibungen einer Opiatsalbe,
der warmen erweichenden, mit antispasmodischen Mitteln
verstärkten Cataplasmen, der lauen Bäder, des Waschens der
Magengegend mit geistigen Mitteln welchen ebenfalls das
Laudanum beigemischt werden kann, des Auflegens eines
Emplastri aromatici, verstärkt durch Zusätze von Opium,
ätherischen Oehlen u. s. w.

§. 991.

Bei entzündlichen oder plethorischen Zuständen hingegen
wirken Venäsektionen, Ansetzen von Blutigeln in die Magen-
gegend, gelind abführende Mittelsalze, kühleres Verhalten, Fuß-
bäder u. s. w. sehr wohlthätig. Wirklich bedeutende Obstruk-
tionen oder gastrische Zustände indiciren die Anwendung der
stärkern ausleerenden Mittel und selbst der Brechmittel. Mecha-
nischen Druck des Darmkanals sucht man zu vermindern,
indem man für Zurückhaltung der Brüche sorgt, und Schief-
lagen des Uterus durch eine zweckmäßige Bauchbinde beseitigt.
Vorhandene organische Verbildungen endlich lassen fast nie

II. Theil. 14

Ernaͤhrung auf dem gewoͤhnlichen Wege ganz unmoͤglich werden,
ſo iſt zu naͤhrenden Baͤdern aus Milch, oder Malzdekokt, zu
Lavements von Fleiſchbruͤhe und Eigelb u. ſ. w. zu ſchreiten.
Indeß kann allerdings der weibliche Koͤrper (worauf ſchon
oben [§. 760.] aufmerkſam gemacht worden iſt) in dieſer
Entwickelungsperiode lange, ohne allzuſehr abzuzehren, die aͤuſ-
ſere Nahrung faſt gaͤnzlich entbehren.

§. 990.

Das uͤbrige Heilverfahren wird nach der verſchiedenen
Entſtehung des Uebels verſchieden ſeyn muͤſſen: — Um die
krankhaft geſteigerte Senſibilitaͤt herabzuſtimmen bedient man
ſich der Emulſionen mit einem Zuſatz von einigen Tropfen
Tr. thebaica, ferner des Liq. C. C., der Tr. Valerianae,
des Extract. Hyoscyami u. ſ. w. in einem Decoct. Rad.
Althaeae
mit Beimiſchung eines aromatiſchen Waſſers,
aͤußerlich bedient man ſich der Einreibungen einer Opiatſalbe,
der warmen erweichenden, mit antiſpasmodiſchen Mitteln
verſtaͤrkten Cataplasmen, der lauen Baͤder, des Waſchens der
Magengegend mit geiſtigen Mitteln welchen ebenfalls das
Laudanum beigemiſcht werden kann, des Auflegens eines
Emplastri aromatici, verſtaͤrkt durch Zuſaͤtze von Opium,
aͤtheriſchen Oehlen u. ſ. w.

§. 991.

Bei entzuͤndlichen oder plethoriſchen Zuſtaͤnden hingegen
wirken Venaͤſektionen, Anſetzen von Blutigeln in die Magen-
gegend, gelind abfuͤhrende Mittelſalze, kuͤhleres Verhalten, Fuß-
baͤder u. ſ. w. ſehr wohlthaͤtig. Wirklich bedeutende Obſtruk-
tionen oder gaſtriſche Zuſtaͤnde indiciren die Anwendung der
ſtaͤrkern ausleerenden Mittel und ſelbſt der Brechmittel. Mecha-
niſchen Druck des Darmkanals ſucht man zu vermindern,
indem man fuͤr Zuruͤckhaltung der Bruͤche ſorgt, und Schief-
lagen des Uterus durch eine zweckmaͤßige Bauchbinde beſeitigt.
Vorhandene organiſche Verbildungen endlich laſſen faſt nie

II. Theil. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0233" n="209"/>
Erna&#x0364;hrung auf dem gewo&#x0364;hnlichen Wege ganz unmo&#x0364;glich werden,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t zu na&#x0364;hrenden Ba&#x0364;dern aus Milch, oder Malzdekokt, zu<lb/>
Lavements von Flei&#x017F;chbru&#x0364;he und Eigelb u. &#x017F;. w. zu &#x017F;chreiten.<lb/>
Indeß kann allerdings der weibliche Ko&#x0364;rper (worauf &#x017F;chon<lb/>
oben [§. 760.] aufmerk&#x017F;am gemacht worden i&#x017F;t) in die&#x017F;er<lb/>
Entwickelungsperiode lange, ohne allzu&#x017F;ehr abzuzehren, die a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Nahrung fa&#x017F;t ga&#x0364;nzlich entbehren.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 990.</head><lb/>
                  <p>Das u&#x0364;brige Heilverfahren wird nach der ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Ent&#x017F;tehung des Uebels ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: &#x2014; Um die<lb/>
krankhaft ge&#x017F;teigerte Sen&#x017F;ibilita&#x0364;t herabzu&#x017F;timmen bedient man<lb/>
&#x017F;ich der Emul&#x017F;ionen mit einem Zu&#x017F;atz von einigen Tropfen<lb/><hi rendition="#aq">Tr. thebaica,</hi> ferner des <hi rendition="#aq">Liq. C. C.,</hi> der <hi rendition="#aq">Tr. Valerianae,</hi><lb/>
des <hi rendition="#aq">Extract. Hyoscyami</hi> u. &#x017F;. w. in <choice><sic>eiuem</sic><corr>einem</corr></choice> <hi rendition="#aq">Decoct. Rad.<lb/>
Althaeae</hi> mit Beimi&#x017F;chung eines aromati&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;ers,<lb/>
a&#x0364;ußerlich bedient man &#x017F;ich der Einreibungen einer Opiat&#x017F;albe,<lb/>
der warmen erweichenden, mit anti&#x017F;pasmodi&#x017F;chen Mitteln<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;rkten Cataplasmen, der lauen Ba&#x0364;der, des Wa&#x017F;chens der<lb/>
Magengegend mit gei&#x017F;tigen Mitteln welchen ebenfalls das<lb/><hi rendition="#aq">Laudanum</hi> beigemi&#x017F;cht werden kann, des Auflegens eines<lb/><hi rendition="#aq">Emplastri aromatici,</hi> ver&#x017F;ta&#x0364;rkt durch Zu&#x017F;a&#x0364;tze von Opium,<lb/>
a&#x0364;theri&#x017F;chen Oehlen u. &#x017F;. w.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 991.</head><lb/>
                  <p>Bei entzu&#x0364;ndlichen oder plethori&#x017F;chen Zu&#x017F;ta&#x0364;nden hingegen<lb/>
wirken Vena&#x0364;&#x017F;ektionen, An&#x017F;etzen von Blutigeln in die Magen-<lb/>
gegend, gelind abfu&#x0364;hrende Mittel&#x017F;alze, ku&#x0364;hleres Verhalten, Fuß-<lb/>
ba&#x0364;der u. &#x017F;. w. &#x017F;ehr wohltha&#x0364;tig. Wirklich bedeutende Ob&#x017F;truk-<lb/>
tionen oder ga&#x017F;tri&#x017F;che Zu&#x017F;ta&#x0364;nde indiciren die Anwendung der<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkern ausleerenden Mittel und &#x017F;elb&#x017F;t der Brechmittel. Mecha-<lb/>
ni&#x017F;chen Druck des Darmkanals &#x017F;ucht man zu vermindern,<lb/>
indem man fu&#x0364;r Zuru&#x0364;ckhaltung der Bru&#x0364;che &#x017F;orgt, und Schief-<lb/>
lagen des Uterus durch eine zweckma&#x0364;ßige Bauchbinde be&#x017F;eitigt.<lb/>
Vorhandene organi&#x017F;che Verbildungen endlich la&#x017F;&#x017F;en fa&#x017F;t nie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. 14</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0233] Ernaͤhrung auf dem gewoͤhnlichen Wege ganz unmoͤglich werden, ſo iſt zu naͤhrenden Baͤdern aus Milch, oder Malzdekokt, zu Lavements von Fleiſchbruͤhe und Eigelb u. ſ. w. zu ſchreiten. Indeß kann allerdings der weibliche Koͤrper (worauf ſchon oben [§. 760.] aufmerkſam gemacht worden iſt) in dieſer Entwickelungsperiode lange, ohne allzuſehr abzuzehren, die aͤuſ- ſere Nahrung faſt gaͤnzlich entbehren. §. 990. Das uͤbrige Heilverfahren wird nach der verſchiedenen Entſtehung des Uebels verſchieden ſeyn muͤſſen: — Um die krankhaft geſteigerte Senſibilitaͤt herabzuſtimmen bedient man ſich der Emulſionen mit einem Zuſatz von einigen Tropfen Tr. thebaica, ferner des Liq. C. C., der Tr. Valerianae, des Extract. Hyoscyami u. ſ. w. in einem Decoct. Rad. Althaeae mit Beimiſchung eines aromatiſchen Waſſers, aͤußerlich bedient man ſich der Einreibungen einer Opiatſalbe, der warmen erweichenden, mit antiſpasmodiſchen Mitteln verſtaͤrkten Cataplasmen, der lauen Baͤder, des Waſchens der Magengegend mit geiſtigen Mitteln welchen ebenfalls das Laudanum beigemiſcht werden kann, des Auflegens eines Emplastri aromatici, verſtaͤrkt durch Zuſaͤtze von Opium, aͤtheriſchen Oehlen u. ſ. w. §. 991. Bei entzuͤndlichen oder plethoriſchen Zuſtaͤnden hingegen wirken Venaͤſektionen, Anſetzen von Blutigeln in die Magen- gegend, gelind abfuͤhrende Mittelſalze, kuͤhleres Verhalten, Fuß- baͤder u. ſ. w. ſehr wohlthaͤtig. Wirklich bedeutende Obſtruk- tionen oder gaſtriſche Zuſtaͤnde indiciren die Anwendung der ſtaͤrkern ausleerenden Mittel und ſelbſt der Brechmittel. Mecha- niſchen Druck des Darmkanals ſucht man zu vermindern, indem man fuͤr Zuruͤckhaltung der Bruͤche ſorgt, und Schief- lagen des Uterus durch eine zweckmaͤßige Bauchbinde beſeitigt. Vorhandene organiſche Verbildungen endlich laſſen faſt nie II. Theil. 14

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/233
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/233>, abgerufen am 26.11.2024.