eine radicale Heilung hoffen, und es kann daher hier nur ein den Umständen angemessenes palliatives Berfahren em- pfohlen werden.
§. 992.
Weniger bedeutende Störungen der Verdauungsfunktion sind: 2. Säureerzeugung, Sodbrennen, heftige Gelüste nach ungewöhnlichen, oft ganz ungenießbaren Dingen (Malacia, Pica). Auch diesen Symptomen liegen gewöhnlich ähnliche Ursachen wie dem Uebelseyn und Erbrechen zum Grunde. Der Säureerzeugung und dem Sodbrennen gewöhnlich gastrische Zustände, übermäßige Gallenabsonderung u. s. w. weßhalb sie ausleerende, und späterhin absorbirende und roborirende Mittel erfordern. Die krankhaften Gelüste beruhen vorzüglich auf Verstimmungen der Sensibilität, und machen daher die lauen Bäder, die Einreibungen spirituöser mit etwas Laudan[ - 3 Zeichen fehlen] vermischter Flüssigkeiten in die Magengegend u. s. w. nach Umständen nöthig; wesentlich ist übrigens auch hier die Be[ - 2 Zeichen fehlen] bachtung einer strengen Diät, Sorge für Unterhaltung regel- mäßiger Darmausleerungen, für hinlängliche Bewegung u. s. w.
§. 993.
3. Als krankhafte Zustände des eigentlichen Darmkanals endlich sind zu erwähnen: die Diarrhöen, Verstopfun- gen und Koliken der Schwangern. Alle drei Uebel können zwar bei Schwangern eben so wie bei nicht Schwan- gern, aus Indigestionen, Erkältungen u. s. w. ihren Ursprung nehmen, werden aber zuweilen auch durch die Schwanger- schaft selbst befördert und veranlaßt.
§. 994.
An Diarrhöen pflegen Schwangere zuweilen vorzüg- lich in den frühern Monaten als Folge des ungewohnten Zustandes zu leiden. Der Darmkanal nimmt dann gleichsam mit Antheil an der vermehrten Ausscheidung in den Ge- schlechtsorganen, und treten dann irgend äußere Gelegenheits- ursachen, Unvorsichtigkeiten in der Diät, Erkältungen u. s. w.
eine radicale Heilung hoffen, und es kann daher hier nur ein den Umſtaͤnden angemeſſenes palliatives Berfahren em- pfohlen werden.
§. 992.
Weniger bedeutende Stoͤrungen der Verdauungsfunktion ſind: 2. Saͤureerzeugung, Sodbrennen, heftige Geluͤſte nach ungewoͤhnlichen, oft ganz ungenießbaren Dingen (Malacia, Pica). Auch dieſen Symptomen liegen gewoͤhnlich aͤhnliche Urſachen wie dem Uebelſeyn und Erbrechen zum Grunde. Der Saͤureerzeugung und dem Sodbrennen gewoͤhnlich gaſtriſche Zuſtaͤnde, uͤbermaͤßige Gallenabſonderung u. ſ. w. weßhalb ſie ausleerende, und ſpaͤterhin abſorbirende und roborirende Mittel erfordern. Die krankhaften Geluͤſte beruhen vorzuͤglich auf Verſtimmungen der Senſibilitaͤt, und machen daher die lauen Baͤder, die Einreibungen ſpirituoͤſer mit etwas Laudan[ – 3 Zeichen fehlen] vermiſchter Fluͤſſigkeiten in die Magengegend u. ſ. w. nach Umſtaͤnden noͤthig; weſentlich iſt uͤbrigens auch hier die Be[ – 2 Zeichen fehlen] bachtung einer ſtrengen Diaͤt, Sorge fuͤr Unterhaltung regel- maͤßiger Darmausleerungen, fuͤr hinlaͤngliche Bewegung u. ſ. w.
§. 993.
3. Als krankhafte Zuſtaͤnde des eigentlichen Darmkanals endlich ſind zu erwaͤhnen: die Diarrhoͤen, Verſtopfun- gen und Koliken der Schwangern. Alle drei Uebel koͤnnen zwar bei Schwangern eben ſo wie bei nicht Schwan- gern, aus Indigeſtionen, Erkaͤltungen u. ſ. w. ihren Urſprung nehmen, werden aber zuweilen auch durch die Schwanger- ſchaft ſelbſt befoͤrdert und veranlaßt.
§. 994.
An Diarrhoͤen pflegen Schwangere zuweilen vorzuͤg- lich in den fruͤhern Monaten als Folge des ungewohnten Zuſtandes zu leiden. Der Darmkanal nimmt dann gleichſam mit Antheil an der vermehrten Ausſcheidung in den Ge- ſchlechtsorganen, und treten dann irgend aͤußere Gelegenheits- urſachen, Unvorſichtigkeiten in der Diaͤt, Erkaͤltungen u. ſ. w.
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eine radicale Heilung hoffen, und es kann daher hier nur
ein den Umſtaͤnden angemeſſenes palliatives Berfahren em-
pfohlen werden.
§. 992.
Weniger bedeutende Stoͤrungen der Verdauungsfunktion ſind:
2. Saͤureerzeugung, Sodbrennen, heftige Geluͤſte
nach ungewoͤhnlichen, oft ganz ungenießbaren Dingen (Malacia,
Pica). Auch dieſen Symptomen liegen gewoͤhnlich aͤhnliche
Urſachen wie dem Uebelſeyn und Erbrechen zum Grunde.
Der Saͤureerzeugung und dem Sodbrennen gewoͤhnlich gaſtriſche
Zuſtaͤnde, uͤbermaͤßige Gallenabſonderung u. ſ. w. weßhalb
ſie ausleerende, und ſpaͤterhin abſorbirende und roborirende
Mittel erfordern. Die krankhaften Geluͤſte beruhen vorzuͤglich
auf Verſtimmungen der Senſibilitaͤt, und machen daher die
lauen Baͤder, die Einreibungen ſpirituoͤſer mit etwas Laudan___
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Umſtaͤnden noͤthig; weſentlich iſt uͤbrigens auch hier die Be__
bachtung einer ſtrengen Diaͤt, Sorge fuͤr Unterhaltung regel-
maͤßiger Darmausleerungen, fuͤr hinlaͤngliche Bewegung u. ſ. w.
§. 993.
3. Als krankhafte Zuſtaͤnde des eigentlichen Darmkanals
endlich ſind zu erwaͤhnen: die Diarrhoͤen, Verſtopfun-
gen und Koliken der Schwangern. Alle drei Uebel
koͤnnen zwar bei Schwangern eben ſo wie bei nicht Schwan-
gern, aus Indigeſtionen, Erkaͤltungen u. ſ. w. ihren Urſprung
nehmen, werden aber zuweilen auch durch die Schwanger-
ſchaft ſelbſt befoͤrdert und veranlaßt.
§. 994.
An Diarrhoͤen pflegen Schwangere zuweilen vorzuͤg-
lich in den fruͤhern Monaten als Folge des ungewohnten
Zuſtandes zu leiden. Der Darmkanal nimmt dann gleichſam
mit Antheil an der vermehrten Ausſcheidung in den Ge-
ſchlechtsorganen, und treten dann irgend aͤußere Gelegenheits-
urſachen, Unvorſichtigkeiten in der Diaͤt, Erkaͤltungen u. ſ. w.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/234>, abgerufen am 26.11.2024.
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