hinzu, so kann das Uebel bis zum Tenesmus, zu schneidenden Schmerzen und Blutabgang gesteigert werden, welches dann auf entzündeten Zustand der Schleimhaut des Dickdarms deutet. In diesem Grade drohen die Zufälle für den Verlauf der Schwangerschaft selbst Nachtheil, indem leicht Frühgeburten dadurch veranlaßt werden.
§. 995.
Bei Schwangern welche durch Vollsaftigkeit und Reitz- barkeit eine natürliche Anlage zu solchen Durchfällen haben, muß man aber zuerst durch eingeschränkte Diät, warme Bekleidung der Füße und des Unterleibes, den Ausbruch derselben zu verhüten bemüht seyn. Ist indeß die Krankheit bereits ausgebildet, so wird sie bei einem geringern Grade durch gelind diaphoretische Mittel, schleimige Getränke, Cataplasmata über den Unterleib, auch wohl (namentlich unter Zeichen gastrischer Unreinigkeiten) durch einige leichte abfüh- rende Mittel am zweckmäßigsten beseitigt. Stärkere Grade der Krankheit erfordern oft: bei entzündlichen Zuständen, kleine Blutentziehungen, öhlige Mittel, Lavements von Stärkeabko- chung, Epispastica u. s. w. -- bei krankhaft erregter Sen- sibilität, das Opium, auch in Verbindung mit Ipecacuanha und bei atonischen Zuständen, die Zimmt- oder Cascarillen- rinde, seltner die stark adstringirend wirkenden Mittel wie Rad. Columbo.
§. 996.
Die Verstopfung wird ebenfalls bei Schwangern theils durch die veränderte Stimmung des Darmkanals allein bedingt, (und dieses pflegt namentlich, wenn sie in den frühern Monaten eintritt, der Fall zu seyn) theils ist sie die Folge des vermehrten Druckes vom Uterus (so insbesondere in den letzten Monaten bei tiefliegendem Kopfe des Kindes, oder bei falschen Lagen des Uterus). Auf beide Weise wird sie jedoch um so leichter eintreten je mehr sie durch unzweck- mäßige Lebensweise, schwerverdauliche Diät, vieles Stillsitzen u. s. w. begünstigt wird. Häufig kommt sie in Verbindung
hinzu, ſo kann das Uebel bis zum Tenesmus, zu ſchneidenden Schmerzen und Blutabgang geſteigert werden, welches dann auf entzuͤndeten Zuſtand der Schleimhaut des Dickdarms deutet. In dieſem Grade drohen die Zufaͤlle fuͤr den Verlauf der Schwangerſchaft ſelbſt Nachtheil, indem leicht Fruͤhgeburten dadurch veranlaßt werden.
§. 995.
Bei Schwangern welche durch Vollſaftigkeit und Reitz- barkeit eine natuͤrliche Anlage zu ſolchen Durchfaͤllen haben, muß man aber zuerſt durch eingeſchraͤnkte Diaͤt, warme Bekleidung der Fuͤße und des Unterleibes, den Ausbruch derſelben zu verhuͤten bemuͤht ſeyn. Iſt indeß die Krankheit bereits ausgebildet, ſo wird ſie bei einem geringern Grade durch gelind diaphoretiſche Mittel, ſchleimige Getraͤnke, Cataplasmata uͤber den Unterleib, auch wohl (namentlich unter Zeichen gaſtriſcher Unreinigkeiten) durch einige leichte abfuͤh- rende Mittel am zweckmaͤßigſten beſeitigt. Staͤrkere Grade der Krankheit erfordern oft: bei entzuͤndlichen Zuſtaͤnden, kleine Blutentziehungen, oͤhlige Mittel, Lavements von Staͤrkeabko- chung, Epispastica u. ſ. w. — bei krankhaft erregter Sen- ſibilitaͤt, das Opium, auch in Verbindung mit Ipecacuanha und bei atoniſchen Zuſtaͤnden, die Zimmt- oder Cascarillen- rinde, ſeltner die ſtark adſtringirend wirkenden Mittel wie Rad. Columbo.
§. 996.
Die Verſtopfung wird ebenfalls bei Schwangern theils durch die veraͤnderte Stimmung des Darmkanals allein bedingt, (und dieſes pflegt namentlich, wenn ſie in den fruͤhern Monaten eintritt, der Fall zu ſeyn) theils iſt ſie die Folge des vermehrten Druckes vom Uterus (ſo insbeſondere in den letzten Monaten bei tiefliegendem Kopfe des Kindes, oder bei falſchen Lagen des Uterus). Auf beide Weiſe wird ſie jedoch um ſo leichter eintreten je mehr ſie durch unzweck- maͤßige Lebensweiſe, ſchwerverdauliche Diaͤt, vieles Stillſitzen u. ſ. w. beguͤnſtigt wird. Haͤufig kommt ſie in Verbindung
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hinzu, ſo kann das Uebel bis zum Tenesmus, zu ſchneidenden
Schmerzen und Blutabgang geſteigert werden, welches dann
auf entzuͤndeten Zuſtand der Schleimhaut des Dickdarms
deutet. In dieſem Grade drohen die Zufaͤlle fuͤr den Verlauf
der Schwangerſchaft ſelbſt Nachtheil, indem leicht Fruͤhgeburten
dadurch veranlaßt werden.
§. 995.
Bei Schwangern welche durch Vollſaftigkeit und Reitz-
barkeit eine natuͤrliche Anlage zu ſolchen Durchfaͤllen haben,
muß man aber zuerſt durch eingeſchraͤnkte Diaͤt, warme
Bekleidung der Fuͤße und des Unterleibes, den Ausbruch
derſelben zu verhuͤten bemuͤht ſeyn. Iſt indeß die Krankheit
bereits ausgebildet, ſo wird ſie bei einem geringern Grade
durch gelind diaphoretiſche Mittel, ſchleimige Getraͤnke,
Cataplasmata uͤber den Unterleib, auch wohl (namentlich unter
Zeichen gaſtriſcher Unreinigkeiten) durch einige leichte abfuͤh-
rende Mittel am zweckmaͤßigſten beſeitigt. Staͤrkere Grade
der Krankheit erfordern oft: bei entzuͤndlichen Zuſtaͤnden, kleine
Blutentziehungen, oͤhlige Mittel, Lavements von Staͤrkeabko-
chung, Epispastica u. ſ. w. — bei krankhaft erregter Sen-
ſibilitaͤt, das Opium, auch in Verbindung mit Ipecacuanha
und bei atoniſchen Zuſtaͤnden, die Zimmt- oder Cascarillen-
rinde, ſeltner die ſtark adſtringirend wirkenden Mittel wie
Rad. Columbo.
§. 996.
Die Verſtopfung wird ebenfalls bei Schwangern
theils durch die veraͤnderte Stimmung des Darmkanals allein
bedingt, (und dieſes pflegt namentlich, wenn ſie in den
fruͤhern Monaten eintritt, der Fall zu ſeyn) theils iſt ſie
die Folge des vermehrten Druckes vom Uterus (ſo insbeſondere
in den letzten Monaten bei tiefliegendem Kopfe des Kindes,
oder bei falſchen Lagen des Uterus). Auf beide Weiſe wird
ſie jedoch um ſo leichter eintreten je mehr ſie durch unzweck-
maͤßige Lebensweiſe, ſchwerverdauliche Diaͤt, vieles Stillſitzen
u. ſ. w. beguͤnſtigt wird. Haͤufig kommt ſie in Verbindung
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/235>, abgerufen am 25.11.2024.
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