regelte mehr vegetabilische Diät und durch die Anwendung resolvirender und ausleerender Mittel zu behandeln.
§. 1019.
Wir kommen ferner zu den krankhaften Anschwel- lungen der Hautfläche. Es sind hierbei zu unterschei- den: erstens die bis zu krankhaftem Zustande und Hinderung des gehörigen Gebrauchs der Glieder steigende turgescirende Anschwellung der Haut, welche nicht von ergoßenem Wasser sondern von überwiegender Venosität im Capillargefäßsystem und vermehrter Spannung des Zellgewebes unter der Haut abhängig ist, daher vorzüglich bei jungen vollblütigen Perso- nen bemerkt wird, und, wenn auch der Zustand in mehrerer Hinsicht höchst beschwerlich werden kann, doch nicht leicht gefahrdrohend werden wird. Die Haut ist hierbei gewöhnlich lebhaft roth, elastisch und warm, und die Geschwulst meistens gleichförmig am Körper und besonders an den Gliedern ver- theilt.
§. 1020.
Zweitens das eigentliche Oedem (mit welchen man häufig jenen Zustand erhöhter Turgescenz verwechselt hat) ist Folge wirklicher Wasserergießung in dem Zellgewebe der Haut, es kömmt namentlich bei ungesunden, phlegmatischen Körpern, un- ter Einwirkung von feuchter, kalter Luft, schlechter Nahrung, deprimirenden Affekten, so wie bei frühern Unordnungen im Lymphsystem, inneren Wasserergießungen, Druck des tiefliegen- den Uterus u. s. w. vor, nimmt seinen Ursprung meistens von der Gegend der Knöchel, erstreckt sich dann längst der Schenkel herauf, nimmt oft vorzüglich die äußern Scham- theile ein, und kann zuletzt in wahre Anasarca übergehen. Die Prognose ist hierbei stets ungünstiger, indem diese An- schwellungen fast nie während der Dauer der Schwangerschaft beseitigt werden können, und im hohen Grade, als Zeichen oder Verboten beginnender Wasserausscheidungen oft zu asth- matischen Zuständen, convulsivischen Anfällen u. s. w. führen können. Partielle Anschwellungen hingegen, wie die der untern
regelte mehr vegetabiliſche Diaͤt und durch die Anwendung reſolvirender und ausleerender Mittel zu behandeln.
§. 1019.
Wir kommen ferner zu den krankhaften Anſchwel- lungen der Hautflaͤche. Es ſind hierbei zu unterſchei- den: erſtens die bis zu krankhaftem Zuſtande und Hinderung des gehoͤrigen Gebrauchs der Glieder ſteigende turgescirende Anſchwellung der Haut, welche nicht von ergoßenem Waſſer ſondern von uͤberwiegender Venoſitaͤt im Capillargefaͤßſyſtem und vermehrter Spannung des Zellgewebes unter der Haut abhaͤngig iſt, daher vorzuͤglich bei jungen vollbluͤtigen Perſo- nen bemerkt wird, und, wenn auch der Zuſtand in mehrerer Hinſicht hoͤchſt beſchwerlich werden kann, doch nicht leicht gefahrdrohend werden wird. Die Haut iſt hierbei gewoͤhnlich lebhaft roth, elaſtiſch und warm, und die Geſchwulſt meiſtens gleichfoͤrmig am Koͤrper und beſonders an den Gliedern ver- theilt.
§. 1020.
Zweitens das eigentliche Oedem (mit welchen man haͤufig jenen Zuſtand erhoͤhter Turgeſcenz verwechſelt hat) iſt Folge wirklicher Waſſerergießung in dem Zellgewebe der Haut, es koͤmmt namentlich bei ungeſunden, phlegmatiſchen Koͤrpern, un- ter Einwirkung von feuchter, kalter Luft, ſchlechter Nahrung, deprimirenden Affekten, ſo wie bei fruͤhern Unordnungen im Lymphſyſtem, inneren Waſſerergießungen, Druck des tiefliegen- den Uterus u. ſ. w. vor, nimmt ſeinen Urſprung meiſtens von der Gegend der Knoͤchel, erſtreckt ſich dann laͤngſt der Schenkel herauf, nimmt oft vorzuͤglich die aͤußern Scham- theile ein, und kann zuletzt in wahre Anasarca uͤbergehen. Die Prognoſe iſt hierbei ſtets unguͤnſtiger, indem dieſe An- ſchwellungen faſt nie waͤhrend der Dauer der Schwangerſchaft beſeitigt werden koͤnnen, und im hohen Grade, als Zeichen oder Verboten beginnender Waſſerausſcheidungen oft zu aſth- matiſchen Zuſtaͤnden, convulſiviſchen Anfaͤllen u. ſ. w. fuͤhren koͤnnen. Partielle Anſchwellungen hingegen, wie die der untern
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regelte mehr vegetabiliſche Diaͤt und durch die Anwendung
reſolvirender und ausleerender Mittel zu behandeln.
§. 1019.
Wir kommen ferner zu den krankhaften Anſchwel-
lungen der Hautflaͤche. Es ſind hierbei zu unterſchei-
den: erſtens die bis zu krankhaftem Zuſtande und Hinderung
des gehoͤrigen Gebrauchs der Glieder ſteigende turgescirende
Anſchwellung der Haut, welche nicht von ergoßenem Waſſer
ſondern von uͤberwiegender Venoſitaͤt im Capillargefaͤßſyſtem
und vermehrter Spannung des Zellgewebes unter der Haut
abhaͤngig iſt, daher vorzuͤglich bei jungen vollbluͤtigen Perſo-
nen bemerkt wird, und, wenn auch der Zuſtand in mehrerer
Hinſicht hoͤchſt beſchwerlich werden kann, doch nicht leicht
gefahrdrohend werden wird. Die Haut iſt hierbei gewoͤhnlich
lebhaft roth, elaſtiſch und warm, und die Geſchwulſt meiſtens
gleichfoͤrmig am Koͤrper und beſonders an den Gliedern ver-
theilt.
§. 1020.
Zweitens das eigentliche Oedem (mit welchen man haͤufig
jenen Zuſtand erhoͤhter Turgeſcenz verwechſelt hat) iſt Folge
wirklicher Waſſerergießung in dem Zellgewebe der Haut, es
koͤmmt namentlich bei ungeſunden, phlegmatiſchen Koͤrpern, un-
ter Einwirkung von feuchter, kalter Luft, ſchlechter Nahrung,
deprimirenden Affekten, ſo wie bei fruͤhern Unordnungen im
Lymphſyſtem, inneren Waſſerergießungen, Druck des tiefliegen-
den Uterus u. ſ. w. vor, nimmt ſeinen Urſprung meiſtens
von der Gegend der Knoͤchel, erſtreckt ſich dann laͤngſt der
Schenkel herauf, nimmt oft vorzuͤglich die aͤußern Scham-
theile ein, und kann zuletzt in wahre Anasarca uͤbergehen.
Die Prognoſe iſt hierbei ſtets unguͤnſtiger, indem dieſe An-
ſchwellungen faſt nie waͤhrend der Dauer der Schwangerſchaft
beſeitigt werden koͤnnen, und im hohen Grade, als Zeichen
oder Verboten beginnender Waſſerausſcheidungen oft zu aſth-
matiſchen Zuſtaͤnden, convulſiviſchen Anfaͤllen u. ſ. w. fuͤhren
koͤnnen. Partielle Anſchwellungen hingegen, wie die der untern
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/248>, abgerufen am 24.11.2024.
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