gemeine oder örtliche Blutentziehungen, Anwendung abführen- der Mittel, Fußbäder, Fomentationen der untern Extremitäten mit Flanelltüchern in Senffdekokt getaucht, Sinapismen und Vesicantia nothwendig. Zur Verminderung krankhafter Reitz- barkeit der Nerveu der Brusteingeweide, oder Beseitigung krampfhafter Zustände, werden ferner, außer den erwähnten Ableitungen, demulcirende Getränke, kleine Gaben des Extr. Hyoscyami, des Extr. Lactucae virosae, des Opiums in Verbindung mit Antimonialien, warme Fomentationen, das Rauchen einer halben Pfeife voll Herba Daturae stramon., oder reitzende Einreibungen auf die Brust u. s. w. hülfreich. Am schwierigsten wird es gewöhnlich seyn bei Ergießungen von Wasser in der Brusthöhle Linderung zu verschaffen; auch hier ist jedoch von ableitenden Mitteln und Beförderung der Nie- rensekretion durch Decoct. Baccar. juniperi, durch Tr. Di- gitalis, Squilla, Einreibung diuretischer Linimente u. s. w. am meisten zu erwarten. Es können indeß hierbei Fälle vorkom- men, wo die Gefahr der Erstickung so nahe tritt, daß, inso- fern sie vorzüglich durch die Ausdehnung der Bauchhöhle und das stark aufwärts getriebene Diaphragma unterhalten wird, es selbst nöthig werden kann, den Zeitpunkt der Entbindung zu beschleunigen, welches dann namentlich durch die später zu beschreibende Operation der künstlichen Frühgeburt (mittelst Sprengung der Eihäute, zu bewerkstelligen seyn möchte.
§. 1018.
2. Krankhafte Zustände des Hautorgans. Wir übergehen hier die mancherlei Flecken und kleinern Hautausschläge, welche häufige Begleiter der Schwan- gerschaft sind, eine ärztliche Behandlung nicht wohl zulaßen, jedoch durch sorgfältige Hautkultur, öftere Bäder, Verhütung oder Beseitigung gastrischer Zustände u. s. w. vorzüglich ver- mindert werden können. -- Was die Gelbsucht betrifft, so muß sie im Wesentlichen in der Schwangerschaft wie außer derselben behandelt werden und ist namentlich durch Beseiti- gung entzündlicher Zustände der Leber, der Unordnungen in der Blutbewegung im Pfortadersystem, durch eine streng ge-
gemeine oder oͤrtliche Blutentziehungen, Anwendung abfuͤhren- der Mittel, Fußbaͤder, Fomentationen der untern Extremitaͤten mit Flanelltuͤchern in Senffdekokt getaucht, Sinapismen und Vesicantia nothwendig. Zur Verminderung krankhafter Reitz- barkeit der Nerveu der Bruſteingeweide, oder Beſeitigung krampfhafter Zuſtaͤnde, werden ferner, außer den erwaͤhnten Ableitungen, demulcirende Getraͤnke, kleine Gaben des Extr. Hyoscyami, des Extr. Lactucae virosae, des Opiums in Verbindung mit Antimonialien, warme Fomentationen, das Rauchen einer halben Pfeife voll Herba Daturae stramon., oder reitzende Einreibungen auf die Bruſt u. ſ. w. huͤlfreich. Am ſchwierigſten wird es gewoͤhnlich ſeyn bei Ergießungen von Waſſer in der Bruſthoͤhle Linderung zu verſchaffen; auch hier iſt jedoch von ableitenden Mitteln und Befoͤrderung der Nie- renſekretion durch Decoct. Baccar. juniperi, durch Tr. Di- gitalis, Squilla, Einreibung diuretiſcher Linimente u. ſ. w. am meiſten zu erwarten. Es koͤnnen indeß hierbei Faͤlle vorkom- men, wo die Gefahr der Erſtickung ſo nahe tritt, daß, inſo- fern ſie vorzuͤglich durch die Ausdehnung der Bauchhoͤhle und das ſtark aufwaͤrts getriebene Diaphragma unterhalten wird, es ſelbſt noͤthig werden kann, den Zeitpunkt der Entbindung zu beſchleunigen, welches dann namentlich durch die ſpaͤter zu beſchreibende Operation der kuͤnſtlichen Fruͤhgeburt (mittelſt Sprengung der Eihaͤute, zu bewerkſtelligen ſeyn moͤchte.
§. 1018.
2. Krankhafte Zuſtaͤnde des Hautorgans. Wir uͤbergehen hier die mancherlei Flecken und kleinern Hautausſchlaͤge, welche haͤufige Begleiter der Schwan- gerſchaft ſind, eine aͤrztliche Behandlung nicht wohl zulaßen, jedoch durch ſorgfaͤltige Hautkultur, oͤftere Baͤder, Verhuͤtung oder Beſeitigung gaſtriſcher Zuſtaͤnde u. ſ. w. vorzuͤglich ver- mindert werden koͤnnen. — Was die Gelbſucht betrifft, ſo muß ſie im Weſentlichen in der Schwangerſchaft wie außer derſelben behandelt werden und iſt namentlich durch Beſeiti- gung entzuͤndlicher Zuſtaͤnde der Leber, der Unordnungen in der Blutbewegung im Pfortaderſyſtem, durch eine ſtreng ge-
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gemeine oder oͤrtliche Blutentziehungen, Anwendung abfuͤhren-
der Mittel, Fußbaͤder, Fomentationen der untern Extremitaͤten
mit Flanelltuͤchern in Senffdekokt getaucht, Sinapismen und
Vesicantia nothwendig. Zur Verminderung krankhafter Reitz-
barkeit der Nerveu der Bruſteingeweide, oder Beſeitigung
krampfhafter Zuſtaͤnde, werden ferner, außer den erwaͤhnten
Ableitungen, demulcirende Getraͤnke, kleine Gaben des Extr.
Hyoscyami, des Extr. Lactucae virosae, des Opiums in
Verbindung mit Antimonialien, warme Fomentationen, das
Rauchen einer halben Pfeife voll Herba Daturae stramon.,
oder reitzende Einreibungen auf die Bruſt u. ſ. w. huͤlfreich.
Am ſchwierigſten wird es gewoͤhnlich ſeyn bei Ergießungen von
Waſſer in der Bruſthoͤhle Linderung zu verſchaffen; auch hier
iſt jedoch von ableitenden Mitteln und Befoͤrderung der Nie-
renſekretion durch Decoct. Baccar. juniperi, durch Tr. Di-
gitalis, Squilla, Einreibung diuretiſcher Linimente u. ſ. w. am
meiſten zu erwarten. Es koͤnnen indeß hierbei Faͤlle vorkom-
men, wo die Gefahr der Erſtickung ſo nahe tritt, daß, inſo-
fern ſie vorzuͤglich durch die Ausdehnung der Bauchhoͤhle und
das ſtark aufwaͤrts getriebene Diaphragma unterhalten wird,
es ſelbſt noͤthig werden kann, den Zeitpunkt der Entbindung
zu beſchleunigen, welches dann namentlich durch die ſpaͤter zu
beſchreibende Operation der kuͤnſtlichen Fruͤhgeburt (mittelſt
Sprengung der Eihaͤute, zu bewerkſtelligen ſeyn moͤchte.
§. 1018.
2. Krankhafte Zuſtaͤnde des Hautorgans.
Wir uͤbergehen hier die mancherlei Flecken und kleinern
Hautausſchlaͤge, welche haͤufige Begleiter der Schwan-
gerſchaft ſind, eine aͤrztliche Behandlung nicht wohl zulaßen,
jedoch durch ſorgfaͤltige Hautkultur, oͤftere Baͤder, Verhuͤtung
oder Beſeitigung gaſtriſcher Zuſtaͤnde u. ſ. w. vorzuͤglich ver-
mindert werden koͤnnen. — Was die Gelbſucht betrifft, ſo
muß ſie im Weſentlichen in der Schwangerſchaft wie außer
derſelben behandelt werden und iſt namentlich durch Beſeiti-
gung entzuͤndlicher Zuſtaͤnde der Leber, der Unordnungen in
der Blutbewegung im Pfortaderſyſtem, durch eine ſtreng ge-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/247>, abgerufen am 24.11.2024.
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