Viertens endlich, können diese Blutungen die Folge seyn von Congestionen nach dem Uterus, eben so wie aus dieser Ursache häufige Blutungen im nichtschwangern Ute- rus entstehen, und diese allein sind es welche hier noch eine nähere Betrachtung verdienen und erfordern. -- Man bemerkt bei Schwangern ähnliche Blutflüße aber namentlich, theils in den ersten, theils in den letzten Monaten der Schwangerschaft, und hier, wie außer der Schwangerschaft hat man hauptsäch- lich zwischen den aktiven und paßiven Metrorrhagien zu un- terscheiden. Aktiver Art sind gewöhnlich die welche zu An- fange der Schwangerschaft entstehen, indem sie durch die, von erhöhter Produktivität des Uterus abhängigen Congestionen nach demselben, bedingt werden. Sie erscheinen vorzüglich bei vollsaftigen reitzbaren Subjekten, werden durch die im 1. Thle §. 354. genannten Gelegenheitsursachen begünftigt und durch mehrere Verboten, als Kopfschmerz, Kreuzschmerz, Schwindel u. s. w. größtentheils angekündigt. -- Paßiver Art hingegen sind häufig diejenigen Blutungen welche gegen das Ende der Schwangerschaft erfolgen, und bei manchen, vorzüglich schwam- migen Körpern zu dieser Zeit ganz zur Gewohnheit werden können. Diese hängen dann mehr ab, von der beträchtlichen, nicht mehr allein zur Ernährung der Frucht zu verwendenden Blutmasse in den aufgelockerten Venenzellen des Uterus, und werden vorzüglich bei Personen welche überhaupt zu Venen- erweiterungen (an den untern Extremitäten, äußern Genita- lien und Hämorrhoidaladern) geneigt sind, am häufigsten be- obachtet.
§. 1078.
Auch rücksichtlich der Prognose und Behandlung dieser Blut- flüße ist auf das im ersten Theile bei den Metrorrhagien nicht schwangerer Personen Gesagte zu verweisen, und schließlich nur noch zu bemerken, daß insgemein die, nicht von angehendem Abortus oder vorliegender Placenta bedingten Blutungen, selten bedeutend werden, und daher außer ruhigem Verhalten, Ver-
§. 1077.
Viertens endlich, koͤnnen dieſe Blutungen die Folge ſeyn von Congeſtionen nach dem Uterus, eben ſo wie aus dieſer Urſache haͤufige Blutungen im nichtſchwangern Ute- rus entſtehen, und dieſe allein ſind es welche hier noch eine naͤhere Betrachtung verdienen und erfordern. — Man bemerkt bei Schwangern aͤhnliche Blutfluͤße aber namentlich, theils in den erſten, theils in den letzten Monaten der Schwangerſchaft, und hier, wie außer der Schwangerſchaft hat man hauptſaͤch- lich zwiſchen den aktiven und paßiven Metrorrhagien zu un- terſcheiden. Aktiver Art ſind gewoͤhnlich die welche zu An- fange der Schwangerſchaft entſtehen, indem ſie durch die, von erhoͤhter Produktivitaͤt des Uterus abhaͤngigen Congeſtionen nach demſelben, bedingt werden. Sie erſcheinen vorzuͤglich bei vollſaftigen reitzbaren Subjekten, werden durch die im 1. Thle §. 354. genannten Gelegenheitsurſachen beguͤnftigt und durch mehrere Verboten, als Kopfſchmerz, Kreuzſchmerz, Schwindel u. ſ. w. groͤßtentheils angekuͤndigt. — Paßiver Art hingegen ſind haͤufig diejenigen Blutungen welche gegen das Ende der Schwangerſchaft erfolgen, und bei manchen, vorzuͤglich ſchwam- migen Koͤrpern zu dieſer Zeit ganz zur Gewohnheit werden koͤnnen. Dieſe haͤngen dann mehr ab, von der betraͤchtlichen, nicht mehr allein zur Ernaͤhrung der Frucht zu verwendenden Blutmaſſe in den aufgelockerten Venenzellen des Uterus, und werden vorzuͤglich bei Perſonen welche uͤberhaupt zu Venen- erweiterungen (an den untern Extremitaͤten, aͤußern Genita- lien und Haͤmorrhoidaladern) geneigt ſind, am haͤufigſten be- obachtet.
§. 1078.
Auch ruͤckſichtlich der Prognoſe und Behandlung dieſer Blut- fluͤße iſt auf das im erſten Theile bei den Metrorrhagien nicht ſchwangerer Perſonen Geſagte zu verweiſen, und ſchließlich nur noch zu bemerken, daß insgemein die, nicht von angehendem Abortus oder vorliegender Placenta bedingten Blutungen, ſelten bedeutend werden, und daher außer ruhigem Verhalten, Ver-
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§. 1077.
Viertens endlich, koͤnnen dieſe Blutungen die Folge
ſeyn von Congeſtionen nach dem Uterus, eben ſo wie
aus dieſer Urſache haͤufige Blutungen im nichtſchwangern Ute-
rus entſtehen, und dieſe allein ſind es welche hier noch eine
naͤhere Betrachtung verdienen und erfordern. — Man bemerkt
bei Schwangern aͤhnliche Blutfluͤße aber namentlich, theils in
den erſten, theils in den letzten Monaten der Schwangerſchaft,
und hier, wie außer der Schwangerſchaft hat man hauptſaͤch-
lich zwiſchen den aktiven und paßiven Metrorrhagien zu un-
terſcheiden. Aktiver Art ſind gewoͤhnlich die welche zu An-
fange der Schwangerſchaft entſtehen, indem ſie durch die, von
erhoͤhter Produktivitaͤt des Uterus abhaͤngigen Congeſtionen
nach demſelben, bedingt werden. Sie erſcheinen vorzuͤglich bei
vollſaftigen reitzbaren Subjekten, werden durch die im 1. Thle
§. 354. genannten Gelegenheitsurſachen beguͤnftigt und durch
mehrere Verboten, als Kopfſchmerz, Kreuzſchmerz, Schwindel
u. ſ. w. groͤßtentheils angekuͤndigt. — Paßiver Art hingegen
ſind haͤufig diejenigen Blutungen welche gegen das Ende der
Schwangerſchaft erfolgen, und bei manchen, vorzuͤglich ſchwam-
migen Koͤrpern zu dieſer Zeit ganz zur Gewohnheit werden
koͤnnen. Dieſe haͤngen dann mehr ab, von der betraͤchtlichen,
nicht mehr allein zur Ernaͤhrung der Frucht zu verwendenden
Blutmaſſe in den aufgelockerten Venenzellen des Uterus, und
werden vorzuͤglich bei Perſonen welche uͤberhaupt zu Venen-
erweiterungen (an den untern Extremitaͤten, aͤußern Genita-
lien und Haͤmorrhoidaladern) geneigt ſind, am haͤufigſten be-
obachtet.
§. 1078.
Auch ruͤckſichtlich der Prognoſe und Behandlung dieſer Blut-
fluͤße iſt auf das im erſten Theile bei den Metrorrhagien nicht
ſchwangerer Perſonen Geſagte zu verweiſen, und ſchließlich nur
noch zu bemerken, daß insgemein die, nicht von angehendem
Abortus oder vorliegender Placenta bedingten Blutungen, ſelten
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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