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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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beträchtlich erschwert, im letztern Falle hingegen mitunter aus-
serordentlich gehindert wird.

§. 1175.

Vorbereitungen zur Operation. Dahin gehört
zuvörderst die Anordnung des Lagers für die Kreisende, wel-
ches vollkommen das schon bei Gelegenheit der künstlichen Er-
weiterung des Muttermundes beschriebene Querbett seyn muß,
wenn man es nicht durch einen gut eingerichteten Geburts-
stuhl oder ein künstliches Geburtsbett ersetzen will. -- Ferner
gehört zu den nothwendigen Vorbereitungen: 1) die genaueste
Untersuchung des gesammten Zustandes der Kreisenden, insbe-
sondere aber des Beckenbaues und der Lage des Kindes. Was
die letztere betrifft, so ist es bei Querlagen häufig der Fall,
daß durch die gewöhnliche, mit einem Finger vorgenommene
Untersuchung, die Kindestheile überhaupt gar nicht zu errei-
chen sind, folglich auch die Kindeslage nicht bestimmt werden
kann; in einem solchen Falle muß man sich durch die äußere
Untersuchung, durch Berücksichtigung des Ortes wo man die
Kindesbewegungen oder den Kindeskopf am deutlichsten fühlt
u. s. w. Aufklärung zu verschaffen suchen, und endlich die
Untersuchung mit der ganzen Hand vornehmen, jedoch so daß
man dann die zu diesem Behuf eingebrachte Hand nicht wie-
der zurückzieht, sondern sogleich dieselbe zur Vollendung des
Wendungsgeschäfts benutzt.

§. 1176.

2) Wird es nöthig der Gebärenden die Nothwendigkeit
und den Zweck der Operation vorsichtig, so wie in mindest
abschreckenden Ausdrücken mitzutheilen, zugleich aber Behut-
samkeit in Feststellung der Prognose zu beobachten. 3) Wie
selbst vor einer natürlichen Geburt, muß noch weit sorgfälti-
ger vor der Wendung auf hinlängliche Entleerung von Mast-
darm und Harnblase Rücksicht genommen werden. 4) Muß
der gesammte, bei natürlichen und künstlichen Geburten über-
haupt nöthige Apparat, vorzüglich die Belebungsmittel für

betraͤchtlich erſchwert, im letztern Falle hingegen mitunter auſ-
ſerordentlich gehindert wird.

§. 1175.

Vorbereitungen zur Operation. Dahin gehoͤrt
zuvoͤrderſt die Anordnung des Lagers fuͤr die Kreiſende, wel-
ches vollkommen das ſchon bei Gelegenheit der kuͤnſtlichen Er-
weiterung des Muttermundes beſchriebene Querbett ſeyn muß,
wenn man es nicht durch einen gut eingerichteten Geburts-
ſtuhl oder ein kuͤnſtliches Geburtsbett erſetzen will. — Ferner
gehoͤrt zu den nothwendigen Vorbereitungen: 1) die genaueſte
Unterſuchung des geſammten Zuſtandes der Kreiſenden, insbe-
ſondere aber des Beckenbaues und der Lage des Kindes. Was
die letztere betrifft, ſo iſt es bei Querlagen haͤufig der Fall,
daß durch die gewoͤhnliche, mit einem Finger vorgenommene
Unterſuchung, die Kindestheile uͤberhaupt gar nicht zu errei-
chen ſind, folglich auch die Kindeslage nicht beſtimmt werden
kann; in einem ſolchen Falle muß man ſich durch die aͤußere
Unterſuchung, durch Beruͤckſichtigung des Ortes wo man die
Kindesbewegungen oder den Kindeskopf am deutlichſten fuͤhlt
u. ſ. w. Aufklaͤrung zu verſchaffen ſuchen, und endlich die
Unterſuchung mit der ganzen Hand vornehmen, jedoch ſo daß
man dann die zu dieſem Behuf eingebrachte Hand nicht wie-
der zuruͤckzieht, ſondern ſogleich dieſelbe zur Vollendung des
Wendungsgeſchaͤfts benutzt.

§. 1176.

2) Wird es noͤthig der Gebaͤrenden die Nothwendigkeit
und den Zweck der Operation vorſichtig, ſo wie in mindeſt
abſchreckenden Ausdruͤcken mitzutheilen, zugleich aber Behut-
ſamkeit in Feſtſtellung der Prognoſe zu beobachten. 3) Wie
ſelbſt vor einer natuͤrlichen Geburt, muß noch weit ſorgfaͤlti-
ger vor der Wendung auf hinlaͤngliche Entleerung von Maſt-
darm und Harnblaſe Ruͤckſicht genommen werden. 4) Muß
der geſammte, bei natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Geburten uͤber-
haupt noͤthige Apparat, vorzuͤglich die Belebungsmittel fuͤr

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[314/0338] betraͤchtlich erſchwert, im letztern Falle hingegen mitunter auſ- ſerordentlich gehindert wird. §. 1175. Vorbereitungen zur Operation. Dahin gehoͤrt zuvoͤrderſt die Anordnung des Lagers fuͤr die Kreiſende, wel- ches vollkommen das ſchon bei Gelegenheit der kuͤnſtlichen Er- weiterung des Muttermundes beſchriebene Querbett ſeyn muß, wenn man es nicht durch einen gut eingerichteten Geburts- ſtuhl oder ein kuͤnſtliches Geburtsbett erſetzen will. — Ferner gehoͤrt zu den nothwendigen Vorbereitungen: 1) die genaueſte Unterſuchung des geſammten Zuſtandes der Kreiſenden, insbe- ſondere aber des Beckenbaues und der Lage des Kindes. Was die letztere betrifft, ſo iſt es bei Querlagen haͤufig der Fall, daß durch die gewoͤhnliche, mit einem Finger vorgenommene Unterſuchung, die Kindestheile uͤberhaupt gar nicht zu errei- chen ſind, folglich auch die Kindeslage nicht beſtimmt werden kann; in einem ſolchen Falle muß man ſich durch die aͤußere Unterſuchung, durch Beruͤckſichtigung des Ortes wo man die Kindesbewegungen oder den Kindeskopf am deutlichſten fuͤhlt u. ſ. w. Aufklaͤrung zu verſchaffen ſuchen, und endlich die Unterſuchung mit der ganzen Hand vornehmen, jedoch ſo daß man dann die zu dieſem Behuf eingebrachte Hand nicht wie- der zuruͤckzieht, ſondern ſogleich dieſelbe zur Vollendung des Wendungsgeſchaͤfts benutzt. §. 1176. 2) Wird es noͤthig der Gebaͤrenden die Nothwendigkeit und den Zweck der Operation vorſichtig, ſo wie in mindeſt abſchreckenden Ausdruͤcken mitzutheilen, zugleich aber Behut- ſamkeit in Feſtſtellung der Prognoſe zu beobachten. 3) Wie ſelbſt vor einer natuͤrlichen Geburt, muß noch weit ſorgfaͤlti- ger vor der Wendung auf hinlaͤngliche Entleerung von Maſt- darm und Harnblaſe Ruͤckſicht genommen werden. 4) Muß der geſammte, bei natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Geburten uͤber- haupt noͤthige Apparat, vorzuͤglich die Belebungsmittel fuͤr

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/338>, abgerufen am 24.11.2024.