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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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völlig in denselben geleitet werden, man sieht indeß leicht,
daß ein starkes Operiren mit diesem Instrumente, den wei-
chen Theilen welche die Knochen bedecken leicht Nachtheil brin-
gen könne, und doch oft der Erfolg, bei bereits festgestelltem
Kopfe, nicht den Erwartungen entsprechen werde, weßhalb
denn auch hier der Gebrauch desselben mehr widerrathen als
empfohlen werden muß. *)

Anmerkung. Das in den vorhergehenden §§. beschrie-
bene Verfahren zu Herableitung des schiefstehenden Kin-
deskopfes, kann übrigens auch bei schiefliegendem Kinde
zur Herableitung der dem Becken näher liegenden Hüf-
ten und zur Verwandlung der abnormen Lage in eine
Steisgeburt benutzt werden. Es muß hierbei natürlich
der zunächst vorliegende Kindestheil mehr in der Rich-
tung nach dem Kopfe des Kindes hin vom Beckenein-
gange zurückgeschoben werden, die Hüften selbst aber
können, theils indem man den gekrümmten Finger in die
Weichengegend einhakt, theils indem man die Lendenge-
gend umfaßt, auf das kleine Becken herabgebracht wer-
den. Den stumpfen Smellie'schen Haken hier in den
Schenkelbug einzusetzen, und damit die Hüften herabzu-
ziehen, kann nur bei abgestorbenen Früchten, und wo die
zu heftige Zusammenziehung des Uterus das Auffinden
der Füße allzusehr hindern, erlaubt werden, fordert aber,
sowohl bei dem (nach denselben Regeln welche für das
Einbringen des Hebels gegeben wurden, einzurichtenden)
Einführen des Instrumcnts, als bei dem Anlegen an
das Kind selbst, die größte Vorsicht um Verletzungen
der mütterlichen Theile zu verhüten. -- Ich erinnere
endlich noch, daß nach meinem Dafürhalten, die in den
obigen §§. beschriebenen äußern Manipulationen das ein-

*) Wie man oft auch mit diesem Werkzeug die größte Charlatanerie
getrieben hat, davon erzählt Schweighäuser (Aussätze über
physiologische und praktische Gegenstände der Geburtshülfe. 1817.
S. 226.) ein Beispiel.

voͤllig in denſelben geleitet werden, man ſieht indeß leicht,
daß ein ſtarkes Operiren mit dieſem Inſtrumente, den wei-
chen Theilen welche die Knochen bedecken leicht Nachtheil brin-
gen koͤnne, und doch oft der Erfolg, bei bereits feſtgeſtelltem
Kopfe, nicht den Erwartungen entſprechen werde, weßhalb
denn auch hier der Gebrauch deſſelben mehr widerrathen als
empfohlen werden muß. *)

Anmerkung. Das in den vorhergehenden §§. beſchrie-
bene Verfahren zu Herableitung des ſchiefſtehenden Kin-
deskopfes, kann uͤbrigens auch bei ſchiefliegendem Kinde
zur Herableitung der dem Becken naͤher liegenden Huͤf-
ten und zur Verwandlung der abnormen Lage in eine
Steisgeburt benutzt werden. Es muß hierbei natuͤrlich
der zunaͤchſt vorliegende Kindestheil mehr in der Rich-
tung nach dem Kopfe des Kindes hin vom Beckenein-
gange zuruͤckgeſchoben werden, die Huͤften ſelbſt aber
koͤnnen, theils indem man den gekruͤmmten Finger in die
Weichengegend einhakt, theils indem man die Lendenge-
gend umfaßt, auf das kleine Becken herabgebracht wer-
den. Den ſtumpfen Smellie’schen Haken hier in den
Schenkelbug einzuſetzen, und damit die Huͤften herabzu-
ziehen, kann nur bei abgeſtorbenen Fruͤchten, und wo die
zu heftige Zuſammenziehung des Uterus das Auffinden
der Fuͤße allzuſehr hindern, erlaubt werden, fordert aber,
ſowohl bei dem (nach denſelben Regeln welche fuͤr das
Einbringen des Hebels gegeben wurden, einzurichtenden)
Einfuͤhren des Inſtrumcnts, als bei dem Anlegen an
das Kind ſelbſt, die groͤßte Vorſicht um Verletzungen
der muͤtterlichen Theile zu verhuͤten. — Ich erinnere
endlich noch, daß nach meinem Dafuͤrhalten, die in den
obigen §§. beſchriebenen aͤußern Manipulationen das ein-

*) Wie man oft auch mit dieſem Werkzeug die groͤßte Charlatanerie
getrieben hat, davon erzaͤhlt Schweighaͤuſer (Auſſaͤtze uͤber
phyſiologiſche und praktiſche Gegenſtaͤnde der Geburtshuͤlfe. 1817.
S. 226.) ein Beiſpiel.
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[326/0350] voͤllig in denſelben geleitet werden, man ſieht indeß leicht, daß ein ſtarkes Operiren mit dieſem Inſtrumente, den wei- chen Theilen welche die Knochen bedecken leicht Nachtheil brin- gen koͤnne, und doch oft der Erfolg, bei bereits feſtgeſtelltem Kopfe, nicht den Erwartungen entſprechen werde, weßhalb denn auch hier der Gebrauch deſſelben mehr widerrathen als empfohlen werden muß. *) Anmerkung. Das in den vorhergehenden §§. beſchrie- bene Verfahren zu Herableitung des ſchiefſtehenden Kin- deskopfes, kann uͤbrigens auch bei ſchiefliegendem Kinde zur Herableitung der dem Becken naͤher liegenden Huͤf- ten und zur Verwandlung der abnormen Lage in eine Steisgeburt benutzt werden. Es muß hierbei natuͤrlich der zunaͤchſt vorliegende Kindestheil mehr in der Rich- tung nach dem Kopfe des Kindes hin vom Beckenein- gange zuruͤckgeſchoben werden, die Huͤften ſelbſt aber koͤnnen, theils indem man den gekruͤmmten Finger in die Weichengegend einhakt, theils indem man die Lendenge- gend umfaßt, auf das kleine Becken herabgebracht wer- den. Den ſtumpfen Smellie’schen Haken hier in den Schenkelbug einzuſetzen, und damit die Huͤften herabzu- ziehen, kann nur bei abgeſtorbenen Fruͤchten, und wo die zu heftige Zuſammenziehung des Uterus das Auffinden der Fuͤße allzuſehr hindern, erlaubt werden, fordert aber, ſowohl bei dem (nach denſelben Regeln welche fuͤr das Einbringen des Hebels gegeben wurden, einzurichtenden) Einfuͤhren des Inſtrumcnts, als bei dem Anlegen an das Kind ſelbſt, die groͤßte Vorſicht um Verletzungen der muͤtterlichen Theile zu verhuͤten. — Ich erinnere endlich noch, daß nach meinem Dafuͤrhalten, die in den obigen §§. beſchriebenen aͤußern Manipulationen das ein- *) Wie man oft auch mit dieſem Werkzeug die groͤßte Charlatanerie getrieben hat, davon erzaͤhlt Schweighaͤuſer (Auſſaͤtze uͤber phyſiologiſche und praktiſche Gegenſtaͤnde der Geburtshuͤlfe. 1817. S. 226.) ein Beiſpiel.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/350>, abgerufen am 22.11.2024.