Theile benutzt hatte. Während dieses Hervorziehens achtet man vorzüglich darauf, daß die Schultern auf gute Art in den Beckeneingang treten, nämlich so, daß sie in einen der beiden schiefen Durchmesser, und zwar mit der Rückenfläche nach vorwärts gestellt werden, worauf man an das Herabho- len (das sogen. Lösen) der Arme denken muß, sobald nicht etwa bereits die Arme von selbst hervorgetreten oder durch angelegte Schlingen herabgezogen worden sind.
§. 1201.
Das Lösen der Arme aber wird bewerkstelligt, indem man den in gewärmte Tücher eingeschlagenen Körper des Kindes vorsichtig, ohne den Nabelstrang zu drücken, auf einer Hand und Vorderarmfläche ruhen läßt, und mit Zeige- und Mittelfinger der andern Hand an dem einen Arme des Kin- des, und zwar von der Schulterfläche her, bis zum Ellbe- gengelenke heraufgeht, hier die Fingerspitzen einsetzt und nun den Arm über Gesicht und Brust vorsichtig herabdrückt, um ihn so endlich aus der Mutterscheide herauszuführen. Regel ist es hierbei, den linken Kindesarm mit der linken Hand, den rechten mit der rechten Hand zu lösen (wobei also auch der das Kind unterstützende Arm gewechselt werden muß), ferner wenn das Kind mit einer Schulter mehr rückwärts mit der andern mehr vorwärts nach dem Schambogen gerich- tet ist, den nach dem Kreuzbein liegenden Arm zuerst herab- zuführen.
§. 1202.
Immer kann das Lösen der Arme durch vorsichtige Lei- tung des Rumpfs sehr erleichtert werden, eben so wie andern- theils, wenn man den Rumpf mit der Bauchfläche nach vor- wärts hat herabtreten lassen, die Lösung der Arme am aller- meisten erschwert wird. Nicht ganz in demselben Grade, ob- wohl gleichfalls oft bedeutend, pflegt sie erschwert zu seyn, wenn die Arme sich nach aufwärts schlagen und hinter dem Nacken und über dem Schambogen sich kreuzen. Es ist hier
Theile benutzt hatte. Waͤhrend dieſes Hervorziehens achtet man vorzuͤglich darauf, daß die Schultern auf gute Art in den Beckeneingang treten, naͤmlich ſo, daß ſie in einen der beiden ſchiefen Durchmeſſer, und zwar mit der Ruͤckenflaͤche nach vorwaͤrts geſtellt werden, worauf man an das Herabho- len (das ſogen. Loͤſen) der Arme denken muß, ſobald nicht etwa bereits die Arme von ſelbſt hervorgetreten oder durch angelegte Schlingen herabgezogen worden ſind.
§. 1201.
Das Loͤſen der Arme aber wird bewerkſtelligt, indem man den in gewaͤrmte Tuͤcher eingeſchlagenen Koͤrper des Kindes vorſichtig, ohne den Nabelſtrang zu druͤcken, auf einer Hand und Vorderarmflaͤche ruhen laͤßt, und mit Zeige- und Mittelfinger der andern Hand an dem einen Arme des Kin- des, und zwar von der Schulterflaͤche her, bis zum Ellbe- gengelenke heraufgeht, hier die Fingerſpitzen einſetzt und nun den Arm uͤber Geſicht und Bruſt vorſichtig herabdruͤckt, um ihn ſo endlich aus der Mutterſcheide herauszufuͤhren. Regel iſt es hierbei, den linken Kindesarm mit der linken Hand, den rechten mit der rechten Hand zu loͤſen (wobei alſo auch der das Kind unterſtuͤtzende Arm gewechſelt werden muß), ferner wenn das Kind mit einer Schulter mehr ruͤckwaͤrts mit der andern mehr vorwaͤrts nach dem Schambogen gerich- tet iſt, den nach dem Kreuzbein liegenden Arm zuerſt herab- zufuͤhren.
§. 1202.
Immer kann das Loͤſen der Arme durch vorſichtige Lei- tung des Rumpfs ſehr erleichtert werden, eben ſo wie andern- theils, wenn man den Rumpf mit der Bauchflaͤche nach vor- waͤrts hat herabtreten laſſen, die Loͤſung der Arme am aller- meiſten erſchwert wird. Nicht ganz in demſelben Grade, ob- wohl gleichfalls oft bedeutend, pflegt ſie erſchwert zu ſeyn, wenn die Arme ſich nach aufwaͤrts ſchlagen und hinter dem Nacken und uͤber dem Schambogen ſich kreuzen. Es iſt hier
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Theile benutzt hatte. Waͤhrend dieſes Hervorziehens achtet
man vorzuͤglich darauf, daß die Schultern auf gute Art in
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beiden ſchiefen Durchmeſſer, und zwar mit der Ruͤckenflaͤche
nach vorwaͤrts geſtellt werden, worauf man an das Herabho-
len (das ſogen. Loͤſen) der Arme denken muß, ſobald nicht
etwa bereits die Arme von ſelbſt hervorgetreten oder durch
angelegte Schlingen herabgezogen worden ſind.
§. 1201.
Das Loͤſen der Arme aber wird bewerkſtelligt, indem
man den in gewaͤrmte Tuͤcher eingeſchlagenen Koͤrper des
Kindes vorſichtig, ohne den Nabelſtrang zu druͤcken, auf einer
Hand und Vorderarmflaͤche ruhen laͤßt, und mit Zeige- und
Mittelfinger der andern Hand an dem einen Arme des Kin-
des, und zwar von der Schulterflaͤche her, bis zum Ellbe-
gengelenke heraufgeht, hier die Fingerſpitzen einſetzt und nun
den Arm uͤber Geſicht und Bruſt vorſichtig herabdruͤckt, um
ihn ſo endlich aus der Mutterſcheide herauszufuͤhren. Regel
iſt es hierbei, den linken Kindesarm mit der linken Hand,
den rechten mit der rechten Hand zu loͤſen (wobei alſo auch
der das Kind unterſtuͤtzende Arm gewechſelt werden muß),
ferner wenn das Kind mit einer Schulter mehr ruͤckwaͤrts
mit der andern mehr vorwaͤrts nach dem Schambogen gerich-
tet iſt, den nach dem Kreuzbein liegenden Arm zuerſt herab-
zufuͤhren.
§. 1202.
Immer kann das Loͤſen der Arme durch vorſichtige Lei-
tung des Rumpfs ſehr erleichtert werden, eben ſo wie andern-
theils, wenn man den Rumpf mit der Bauchflaͤche nach vor-
waͤrts hat herabtreten laſſen, die Loͤſung der Arme am aller-
meiſten erſchwert wird. Nicht ganz in demſelben Grade, ob-
wohl gleichfalls oft bedeutend, pflegt ſie erſchwert zu ſeyn,
wenn die Arme ſich nach aufwaͤrts ſchlagen und hinter dem
Nacken und uͤber dem Schambogen ſich kreuzen. Es iſt hier
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/356>, abgerufen am 22.11.2024.
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