heftige Blutung sich nicht hindern laße, demungeachtet alles nöthige zur Beschleunigung der Kindesentwickelung zu unter- nehmen. Füllt demnach die Placenta nur einen kleinen Theil der Schnittwunde, so wird es am zweckmäßigsten seyn, sie in dieser Gegend noch etwas zu lösen, und dann nach Sprengung der Eihäute sogleich zur Entwickelung des Kindes, auf unten noch näher zu beschreibende Weise, zu schrei- ten; füllt sie hingegen die Schnittwunde ganz aus, so wird die Entwickelung des Kindes noch größere Schwierigkeiten fin- den. Einer Seits hat man hierbei gerathen die vorliegende Placenta selbst einzuschneiden und sich so den Weg zum Kinde zu bahnen; ein Vorschlag welcher jedoch wegen vermehrter Blutergießung, und Gefahr für das Kind keine Befolgung verdient; besser möchte es daher wohl seyn, die Placenta auch in diesem Falle soweit vom Uterus zu lösen, bis man zu den Eihäuten gelangt, ja im äußersten Falle die Placenta selbst vor dem Kinde aus dem Uterus zu entfernen, wenn es nicht vielleicht am allerzweckmäßigsten seyn sollte, unter solchen Umständen, wo möglich, das ganze Ovum mit Kind, Mutterkuchen und Eihäuten (wenn vorher das Wasser ge- sprengt worden ist) aus der Gebärmutterhöhle hervorzuheben.
§. 1285.
Ist man dagegen so glücklich gewesen, den Sitz der Pla- centa beim Einschnitt zu vermeiden, so ist das Entwickeln des Kindes weit leichter, man öffnet nämlich alsbald die Ei- häute, und erfaßt nun, wenn das Kind mit dem Rücken nach oben gekehrt liegt, zuerst die Lenden oder noch besser die Schul- ter und Nackengegend und hebt so es schnell aus der Gebär- mutter hervor; liegt die Bauchfläche nach vorn, so erfaßt man zuerst die Füße oder Arme, immer aber muß man darauf sehen, daß man den Kopf in seiner Entwickelung nicht etwa verspätige, und dadurch Gelegenheit zu Einschnürung desselben in der Wunde (bei eintretender Zusammenziehung) gebe. Die besondere Art in einzelnen Fällen das Kind zu fassen und aus dem Uterus hervorzuheben, richtet sich übrigens zu sehr
heftige Blutung ſich nicht hindern laße, demungeachtet alles noͤthige zur Beſchleunigung der Kindesentwickelung zu unter- nehmen. Fuͤllt demnach die Placenta nur einen kleinen Theil der Schnittwunde, ſo wird es am zweckmaͤßigſten ſeyn, ſie in dieſer Gegend noch etwas zu loͤſen, und dann nach Sprengung der Eihaͤute ſogleich zur Entwickelung des Kindes, auf unten noch naͤher zu beſchreibende Weiſe, zu ſchrei- ten; fuͤllt ſie hingegen die Schnittwunde ganz aus, ſo wird die Entwickelung des Kindes noch groͤßere Schwierigkeiten fin- den. Einer Seits hat man hierbei gerathen die vorliegende Placenta ſelbſt einzuſchneiden und ſich ſo den Weg zum Kinde zu bahnen; ein Vorſchlag welcher jedoch wegen vermehrter Blutergießung, und Gefahr fuͤr das Kind keine Befolgung verdient; beſſer moͤchte es daher wohl ſeyn, die Placenta auch in dieſem Falle ſoweit vom Uterus zu loͤſen, bis man zu den Eihaͤuten gelangt, ja im aͤußerſten Falle die Placenta ſelbſt vor dem Kinde aus dem Uterus zu entfernen, wenn es nicht vielleicht am allerzweckmaͤßigſten ſeyn ſollte, unter ſolchen Umſtaͤnden, wo moͤglich, das ganze Ovum mit Kind, Mutterkuchen und Eihaͤuten (wenn vorher das Waſſer ge- ſprengt worden iſt) aus der Gebaͤrmutterhoͤhle hervorzuheben.
§. 1285.
Iſt man dagegen ſo gluͤcklich geweſen, den Sitz der Pla- centa beim Einſchnitt zu vermeiden, ſo iſt das Entwickeln des Kindes weit leichter, man oͤffnet naͤmlich alsbald die Ei- haͤute, und erfaßt nun, wenn das Kind mit dem Ruͤcken nach oben gekehrt liegt, zuerſt die Lenden oder noch beſſer die Schul- ter und Nackengegend und hebt ſo es ſchnell aus der Gebaͤr- mutter hervor; liegt die Bauchflaͤche nach vorn, ſo erfaßt man zuerſt die Fuͤße oder Arme, immer aber muß man darauf ſehen, daß man den Kopf in ſeiner Entwickelung nicht etwa verſpaͤtige, und dadurch Gelegenheit zu Einſchnuͤrung deſſelben in der Wunde (bei eintretender Zuſammenziehung) gebe. Die beſondere Art in einzelnen Faͤllen das Kind zu faſſen und aus dem Uterus hervorzuheben, richtet ſich uͤbrigens zu ſehr
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heftige Blutung ſich nicht hindern laße, demungeachtet alles
noͤthige zur Beſchleunigung der Kindesentwickelung zu unter-
nehmen. Fuͤllt demnach die Placenta nur einen kleinen
Theil der Schnittwunde, ſo wird es am zweckmaͤßigſten
ſeyn, ſie in dieſer Gegend noch etwas zu loͤſen, und dann
nach Sprengung der Eihaͤute ſogleich zur Entwickelung des
Kindes, auf unten noch naͤher zu beſchreibende Weiſe, zu ſchrei-
ten; fuͤllt ſie hingegen die Schnittwunde ganz aus, ſo wird
die Entwickelung des Kindes noch groͤßere Schwierigkeiten fin-
den. Einer Seits hat man hierbei gerathen die vorliegende
Placenta ſelbſt einzuſchneiden und ſich ſo den Weg zum Kinde
zu bahnen; ein Vorſchlag welcher jedoch wegen vermehrter
Blutergießung, und Gefahr fuͤr das Kind keine Befolgung
verdient; beſſer moͤchte es daher wohl ſeyn, die Placenta auch
in dieſem Falle ſoweit vom Uterus zu loͤſen, bis man zu
den Eihaͤuten gelangt, ja im aͤußerſten Falle die Placenta
ſelbſt vor dem Kinde aus dem Uterus zu entfernen, wenn es
nicht vielleicht am allerzweckmaͤßigſten ſeyn ſollte, unter ſolchen
Umſtaͤnden, wo moͤglich, das ganze Ovum mit Kind,
Mutterkuchen und Eihaͤuten (wenn vorher das Waſſer ge-
ſprengt worden iſt) aus der Gebaͤrmutterhoͤhle hervorzuheben.
§. 1285.
Iſt man dagegen ſo gluͤcklich geweſen, den Sitz der Pla-
centa beim Einſchnitt zu vermeiden, ſo iſt das Entwickeln
des Kindes weit leichter, man oͤffnet naͤmlich alsbald die Ei-
haͤute, und erfaßt nun, wenn das Kind mit dem Ruͤcken nach
oben gekehrt liegt, zuerſt die Lenden oder noch beſſer die Schul-
ter und Nackengegend und hebt ſo es ſchnell aus der Gebaͤr-
mutter hervor; liegt die Bauchflaͤche nach vorn, ſo erfaßt man
zuerſt die Fuͤße oder Arme, immer aber muß man darauf
ſehen, daß man den Kopf in ſeiner Entwickelung nicht etwa
verſpaͤtige, und dadurch Gelegenheit zu Einſchnuͤrung deſſelben
in der Wunde (bei eintretender Zuſammenziehung) gebe. Die
beſondere Art in einzelnen Faͤllen das Kind zu faſſen und
aus dem Uterus hervorzuheben, richtet ſich uͤbrigens zu ſehr
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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