leitete zweckmäßige antiphlogistische Behandlung um so mehr zu empfehlen ist, da sie zur Verhütung anderer Beschwerden (Kopfschmerz, Ohnmachten, Zuckungen) von so großer Wich- tigkeit ist. Auch Blutungen aus andern als den Ge- schlechtsorganen können bei Kreisenden vorkommen, und sind dann gewöhnlich das Produkt der krankhaften Disposition ein- zelner Organe und einer abnormen Erregung des Gefäßsystems.
§. 1350.
Es gehören hierhin z. B. die Hämorrhoiden. Zwar ist es selten der Fall, daß bei Gebärenden welche überhaupt Disposition zu Hämorrhoidalcongestionen haben, wirkliche Blut- ergießungen aus diesen Gefäßen während der Geburt sich ereignen, allein um so häufiger ist es, daß beträchtliche Hä- morrhoidalknoten sich auftreiben, und der Gebärenden sowohl unter als nach der Geburt viele Schmerzen verursachen. -- Es ist hierbei zuvörderst auf hinlängliche Entleerung des Darm- kanals Rücksicht zu nehmen, im Falle beträchtlicher allgemei- ner Plethora eine Venäsektion nicht unzweckmäßig, und bei sehr aufgetriebenen Hämorrhoidalknoten im Beginn der Geburtsar- beit, selbst das Anlegen von 6--10 Blutigeln zu empfeh- len. Während der Wehen der dritten und vierten Periode ferner ist heftiges Pressen zu vermeiden, das Ueberschlagen kühlender Fomentationen und eine mechanische Unterstützung der leidenden Theile zweckmäßig.
§. 1351.
Von andern Blutungen kommt vorzüglich Nasenblu- ten, Blutspucken und Blutbrechen zuweilen bei Ge- bärenden vor. Das erstere zeigt sich gewöhnlich als Entschei- dung von Congestionen gegen den Kopf und macht außer dem antiphlogistischen Regimen kaum eine besondere Behandlung nöthig. Das Blutspucken hingegen zeigt sich namentlich bei phthisischen Personen und kann leicht gefährlich werden, weß- halb außer dem antiphlogistischen allgemeinen Verhalten und ableitenden Mitteln (z. B. Senffomentationen um die Füße)
leitete zweckmaͤßige antiphlogiſtiſche Behandlung um ſo mehr zu empfehlen iſt, da ſie zur Verhuͤtung anderer Beſchwerden (Kopfſchmerz, Ohnmachten, Zuckungen) von ſo großer Wich- tigkeit iſt. Auch Blutungen aus andern als den Ge- ſchlechtsorganen koͤnnen bei Kreiſenden vorkommen, und ſind dann gewoͤhnlich das Produkt der krankhaften Dispoſition ein- zelner Organe und einer abnormen Erregung des Gefaͤßſyſtems.
§. 1350.
Es gehoͤren hierhin z. B. die Haͤmorrhoiden. Zwar iſt es ſelten der Fall, daß bei Gebaͤrenden welche uͤberhaupt Dispoſition zu Haͤmorrhoidalcongeſtionen haben, wirkliche Blut- ergießungen aus dieſen Gefaͤßen waͤhrend der Geburt ſich ereignen, allein um ſo haͤufiger iſt es, daß betraͤchtliche Haͤ- morrhoidalknoten ſich auftreiben, und der Gebaͤrenden ſowohl unter als nach der Geburt viele Schmerzen verurſachen. — Es iſt hierbei zuvoͤrderſt auf hinlaͤngliche Entleerung des Darm- kanals Ruͤckſicht zu nehmen, im Falle betraͤchtlicher allgemei- ner Plethora eine Venaͤſektion nicht unzweckmaͤßig, und bei ſehr aufgetriebenen Haͤmorrhoidalknoten im Beginn der Geburtsar- beit, ſelbſt das Anlegen von 6—10 Blutigeln zu empfeh- len. Waͤhrend der Wehen der dritten und vierten Periode ferner iſt heftiges Preſſen zu vermeiden, das Ueberſchlagen kuͤhlender Fomentationen und eine mechaniſche Unterſtuͤtzung der leidenden Theile zweckmaͤßig.
§. 1351.
Von andern Blutungen kommt vorzuͤglich Naſenblu- ten, Blutſpucken und Blutbrechen zuweilen bei Ge- baͤrenden vor. Das erſtere zeigt ſich gewoͤhnlich als Entſchei- dung von Congeſtionen gegen den Kopf und macht außer dem antiphlogiſtiſchen Regimen kaum eine beſondere Behandlung noͤthig. Das Blutſpucken hingegen zeigt ſich namentlich bei phthiſiſchen Perſonen und kann leicht gefaͤhrlich werden, weß- halb außer dem antiphlogiſtiſchen allgemeinen Verhalten und ableitenden Mitteln (z. B. Senffomentationen um die Fuͤße)
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leitete zweckmaͤßige antiphlogiſtiſche Behandlung um ſo mehr
zu empfehlen iſt, da ſie zur Verhuͤtung anderer Beſchwerden
(Kopfſchmerz, Ohnmachten, Zuckungen) von ſo großer Wich-
tigkeit iſt. Auch Blutungen aus andern als den Ge-
ſchlechtsorganen koͤnnen bei Kreiſenden vorkommen, und ſind
dann gewoͤhnlich das Produkt der krankhaften Dispoſition ein-
zelner Organe und einer abnormen Erregung des Gefaͤßſyſtems.
§. 1350.
Es gehoͤren hierhin z. B. die Haͤmorrhoiden. Zwar
iſt es ſelten der Fall, daß bei Gebaͤrenden welche uͤberhaupt
Dispoſition zu Haͤmorrhoidalcongeſtionen haben, wirkliche Blut-
ergießungen aus dieſen Gefaͤßen waͤhrend der Geburt ſich
ereignen, allein um ſo haͤufiger iſt es, daß betraͤchtliche Haͤ-
morrhoidalknoten ſich auftreiben, und der Gebaͤrenden ſowohl
unter als nach der Geburt viele Schmerzen verurſachen. —
Es iſt hierbei zuvoͤrderſt auf hinlaͤngliche Entleerung des Darm-
kanals Ruͤckſicht zu nehmen, im Falle betraͤchtlicher allgemei-
ner Plethora eine Venaͤſektion nicht unzweckmaͤßig, und bei ſehr
aufgetriebenen Haͤmorrhoidalknoten im Beginn der Geburtsar-
beit, ſelbſt das Anlegen von 6—10 Blutigeln zu empfeh-
len. Waͤhrend der Wehen der dritten und vierten Periode
ferner iſt heftiges Preſſen zu vermeiden, das Ueberſchlagen
kuͤhlender Fomentationen und eine mechaniſche Unterſtuͤtzung
der leidenden Theile zweckmaͤßig.
§. 1351.
Von andern Blutungen kommt vorzuͤglich Naſenblu-
ten, Blutſpucken und Blutbrechen zuweilen bei Ge-
baͤrenden vor. Das erſtere zeigt ſich gewoͤhnlich als Entſchei-
dung von Congeſtionen gegen den Kopf und macht außer dem
antiphlogiſtiſchen Regimen kaum eine beſondere Behandlung
noͤthig. Das Blutſpucken hingegen zeigt ſich namentlich bei
phthiſiſchen Perſonen und kann leicht gefaͤhrlich werden, weß-
halb außer dem antiphlogiſtiſchen allgemeinen Verhalten und
ableitenden Mitteln (z. B. Senffomentationen um die Fuͤße)
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/444>, abgerufen am 22.11.2024.
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