Kranken, theils durch Berücksichtigung der etwa einwirkenden Krämpfe befördernden Ursachen, theils durch das Gefühl von Unebenheit und ungleicher Zusammenziehung welches der Ute- rus bei der äußern Untersuchung gewährt, so wie durch die schmerzhafte Empfindung, welche jeder Zug am Nabelstrange hervorbringt, und endlich durch das Wahrnehmen der Strik- tur selbst bei dem Verfolgen des Nabelstranges durch den untersuchenden Finger (dafern die eingeschnürte Stelle nicht etwa weiter oben in der Gebärmutterhöhle sich befindet [denn sie ist an jeder Stelle *) derselben möglich] wo sie alsdann nur bei völlig eingeführter Hand fühlbar ist).
§. 1378.
Die Prognose bei diesen Einsackungen der Nachgeburt richtet sich vorzüglich nach dem dabei Statt findenden Blut- abgange. Die Einsackung an sich selbst, ohne Blutabgang, ist keinesweges gefährlich, und fordert in vielen Fällen (außer Vermeidung aller mechanischen Reitzung des Muttermundes und des Ziehens am Nabelstrange) nur ruhige Lage (wobei es, wie bei jeder längern Nachgeburtszögerung zweckmäßig ist, die Neuentbundene vorsichtig auf ein bequemes Lager zu brin- gen, wenn das Geburtslager nicht selbst dazu dienen könnte), einige Tassen Kamillen- oder Valerianaaufguß, nebst einigen Tropfen Laud. liq. S., Ess. Castorei, @. Valerian. L. C. C. ein Dover'sches Pulver u. dergl., wobei gewöhnlich bald eine leichte Transspiration zum Ausbruch kommt, der Krampf nachläßt, und dann, in 4--6--10 Stunden, der Abgang der Nachgeburt leicht erfolgt. -- Weit bedenklicher ist hinge- gen der Zustand, sobald sich mit dieser Einsackung innere oder äußere Blutung verbindet. Die erstere (welche übrigens auch nach abgegangener Nachgeburt in Folge dieser Strikturen ent- stehen kann) droht vorzüglich, weil sie oft weniger leicht bemerkt wird, Gefahr, weßhalb wir die Zeichen derselben welche schon früher (1. Thl. §. 351.) angegeben worden sind, wieder in Erinnerung bringen müssen.
*) Ich beobachtete z. B. einst eine Einschnürung eines Stückes Placenta im obern rechten Winkel des Gebärmuttergrundes.
Kranken, theils durch Beruͤckſichtigung der etwa einwirkenden Kraͤmpfe befoͤrdernden Urſachen, theils durch das Gefuͤhl von Unebenheit und ungleicher Zuſammenziehung welches der Ute- rus bei der aͤußern Unterſuchung gewaͤhrt, ſo wie durch die ſchmerzhafte Empfindung, welche jeder Zug am Nabelſtrange hervorbringt, und endlich durch das Wahrnehmen der Strik- tur ſelbſt bei dem Verfolgen des Nabelſtranges durch den unterſuchenden Finger (dafern die eingeſchnuͤrte Stelle nicht etwa weiter oben in der Gebaͤrmutterhoͤhle ſich befindet [denn ſie iſt an jeder Stelle *) derſelben moͤglich] wo ſie alsdann nur bei voͤllig eingefuͤhrter Hand fuͤhlbar iſt).
§. 1378.
Die Prognoſe bei dieſen Einſackungen der Nachgeburt richtet ſich vorzuͤglich nach dem dabei Statt findenden Blut- abgange. Die Einſackung an ſich ſelbſt, ohne Blutabgang, iſt keinesweges gefaͤhrlich, und fordert in vielen Faͤllen (außer Vermeidung aller mechaniſchen Reitzung des Muttermundes und des Ziehens am Nabelſtrange) nur ruhige Lage (wobei es, wie bei jeder laͤngern Nachgeburtszoͤgerung zweckmaͤßig iſt, die Neuentbundene vorſichtig auf ein bequemes Lager zu brin- gen, wenn das Geburtslager nicht ſelbſt dazu dienen koͤnnte), einige Taſſen Kamillen- oder Valerianaaufguß, nebſt einigen Tropfen Laud. liq. S., Ess. Castorei, . Valerian. L. C. C. ein Dover’ſches Pulver u. dergl., wobei gewoͤhnlich bald eine leichte Transſpiration zum Ausbruch kommt, der Krampf nachlaͤßt, und dann, in 4—6—10 Stunden, der Abgang der Nachgeburt leicht erfolgt. — Weit bedenklicher iſt hinge- gen der Zuſtand, ſobald ſich mit dieſer Einſackung innere oder aͤußere Blutung verbindet. Die erſtere (welche uͤbrigens auch nach abgegangener Nachgeburt in Folge dieſer Strikturen ent- ſtehen kann) droht vorzuͤglich, weil ſie oft weniger leicht bemerkt wird, Gefahr, weßhalb wir die Zeichen derſelben welche ſchon fruͤher (1. Thl. §. 351.) angegeben worden ſind, wieder in Erinnerung bringen muͤſſen.
*) Ich beobachtete z. B. einſt eine Einſchnuͤrung eines Stuͤckes Placenta im obern rechten Winkel des Gebaͤrmuttergrundes.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0461"n="435"/>
Kranken, theils durch Beruͤckſichtigung der etwa einwirkenden<lb/>
Kraͤmpfe befoͤrdernden Urſachen, theils durch das Gefuͤhl von<lb/>
Unebenheit und ungleicher Zuſammenziehung welches der Ute-<lb/>
rus bei der aͤußern Unterſuchung gewaͤhrt, ſo wie durch die<lb/>ſchmerzhafte Empfindung, welche jeder Zug am Nabelſtrange<lb/>
hervorbringt, und endlich durch das Wahrnehmen der Strik-<lb/>
tur ſelbſt bei dem Verfolgen des Nabelſtranges durch den<lb/>
unterſuchenden Finger (dafern die eingeſchnuͤrte Stelle nicht<lb/>
etwa weiter oben in der Gebaͤrmutterhoͤhle ſich befindet [denn<lb/>ſie iſt an jeder Stelle <noteplace="foot"n="*)">Ich beobachtete z. B. einſt eine Einſchnuͤrung eines Stuͤckes Placenta<lb/>
im obern rechten Winkel des Gebaͤrmuttergrundes.</note> derſelben moͤglich] wo ſie alsdann nur<lb/>
bei voͤllig eingefuͤhrter Hand fuͤhlbar iſt).</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 1378.</head><lb/><p>Die Prognoſe bei dieſen Einſackungen der Nachgeburt<lb/>
richtet ſich vorzuͤglich nach dem dabei Statt findenden Blut-<lb/>
abgange. Die Einſackung an ſich ſelbſt, ohne Blutabgang,<lb/>
iſt keinesweges gefaͤhrlich, und fordert in vielen Faͤllen (außer<lb/>
Vermeidung aller mechaniſchen Reitzung des Muttermundes<lb/>
und des Ziehens am Nabelſtrange) nur ruhige Lage (wobei<lb/>
es, wie bei jeder laͤngern Nachgeburtszoͤgerung zweckmaͤßig iſt,<lb/>
die Neuentbundene vorſichtig auf ein bequemes Lager zu brin-<lb/>
gen, wenn das Geburtslager nicht ſelbſt dazu dienen koͤnnte),<lb/>
einige Taſſen Kamillen- oder Valerianaaufguß, nebſt einigen<lb/>
Tropfen <hirendition="#aq">Laud. liq. S., Ess. Castorei, . Valerian. L. C.<lb/>
C.</hi> ein <hirendition="#g">Dover</hi>’ſches Pulver u. dergl., wobei gewoͤhnlich bald<lb/>
eine leichte Transſpiration zum Ausbruch kommt, der Krampf<lb/>
nachlaͤßt, und dann, in 4—6—10 Stunden, der Abgang<lb/>
der Nachgeburt leicht erfolgt. — Weit bedenklicher iſt hinge-<lb/>
gen der <choice><sic>Zuſtaud</sic><corr>Zuſtand</corr></choice>, ſobald ſich mit dieſer Einſackung innere oder<lb/>
aͤußere Blutung verbindet. Die erſtere (welche uͤbrigens auch<lb/>
nach abgegangener Nachgeburt in Folge dieſer Strikturen ent-<lb/>ſtehen kann) droht vorzuͤglich, weil ſie oft weniger leicht bemerkt<lb/>
wird, Gefahr, weßhalb wir die Zeichen derſelben welche ſchon<lb/>
fruͤher (1. Thl. §. 351.) angegeben worden ſind, wieder in<lb/>
Erinnerung bringen muͤſſen.</p></div><lb/></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[435/0461]
Kranken, theils durch Beruͤckſichtigung der etwa einwirkenden
Kraͤmpfe befoͤrdernden Urſachen, theils durch das Gefuͤhl von
Unebenheit und ungleicher Zuſammenziehung welches der Ute-
rus bei der aͤußern Unterſuchung gewaͤhrt, ſo wie durch die
ſchmerzhafte Empfindung, welche jeder Zug am Nabelſtrange
hervorbringt, und endlich durch das Wahrnehmen der Strik-
tur ſelbſt bei dem Verfolgen des Nabelſtranges durch den
unterſuchenden Finger (dafern die eingeſchnuͤrte Stelle nicht
etwa weiter oben in der Gebaͤrmutterhoͤhle ſich befindet [denn
ſie iſt an jeder Stelle *) derſelben moͤglich] wo ſie alsdann nur
bei voͤllig eingefuͤhrter Hand fuͤhlbar iſt).
§. 1378.
Die Prognoſe bei dieſen Einſackungen der Nachgeburt
richtet ſich vorzuͤglich nach dem dabei Statt findenden Blut-
abgange. Die Einſackung an ſich ſelbſt, ohne Blutabgang,
iſt keinesweges gefaͤhrlich, und fordert in vielen Faͤllen (außer
Vermeidung aller mechaniſchen Reitzung des Muttermundes
und des Ziehens am Nabelſtrange) nur ruhige Lage (wobei
es, wie bei jeder laͤngern Nachgeburtszoͤgerung zweckmaͤßig iſt,
die Neuentbundene vorſichtig auf ein bequemes Lager zu brin-
gen, wenn das Geburtslager nicht ſelbſt dazu dienen koͤnnte),
einige Taſſen Kamillen- oder Valerianaaufguß, nebſt einigen
Tropfen Laud. liq. S., Ess. Castorei, . Valerian. L. C.
C. ein Dover’ſches Pulver u. dergl., wobei gewoͤhnlich bald
eine leichte Transſpiration zum Ausbruch kommt, der Krampf
nachlaͤßt, und dann, in 4—6—10 Stunden, der Abgang
der Nachgeburt leicht erfolgt. — Weit bedenklicher iſt hinge-
gen der Zuſtand, ſobald ſich mit dieſer Einſackung innere oder
aͤußere Blutung verbindet. Die erſtere (welche uͤbrigens auch
nach abgegangener Nachgeburt in Folge dieſer Strikturen ent-
ſtehen kann) droht vorzuͤglich, weil ſie oft weniger leicht bemerkt
wird, Gefahr, weßhalb wir die Zeichen derſelben welche ſchon
fruͤher (1. Thl. §. 351.) angegeben worden ſind, wieder in
Erinnerung bringen muͤſſen.
*) Ich beobachtete z. B. einſt eine Einſchnuͤrung eines Stuͤckes Placenta
im obern rechten Winkel des Gebaͤrmuttergrundes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/461>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.