kann, indeß auch durch das sehr weite Becken Vorfallen des Arms oder der Nabelschnur, ja sogar, wegen unvollkommener Drehung des Kindes, Einkeilung des Kopfs im schiefen Durch- messer des Beckenausganges bewirkt werden könnte (das letz- tere pflegt besonders leicht einzutreten, wenn das Becken nur in der obern Gegend zu weit ist).
§. 1414.
Die Behandlung der Gebärenden mit weitem die Ge- burt beschleunigendem Becken ist im Ganzen mehr negativ, und bezieht sich auf Vermeidung aller reitzend und anregend wirkenden Momente. Man bringt eine Kreisende dieser Art demnach gleich anfänglich in die horizontale Lage, empfiehlt die vollkommenste Ruhe, untersagt auch nach völlig eröffnetem Muttermunde jedes heftigere, und bei sehr weitem Becken überhaupt alles Verarbeiten der Wehen, nimmt auf die hin- längliche und sichere Unterstützung des hier gewöhnlich sehr breiten Dammes die nöthige Rücksicht, läßt den Austritt des Kindes durchaus in horizontaler Lage abwarten, und verfährt mit besonderer Vorsicht beim Abgange der Nachgeburt, um nicht durch Ziehen am Nabelstrange u. s. w. zu falschen La- gen der Gebärmutter Veranlassung zu geben. Diese Vorsicht muß endlich auch bis auf die Periode des Wochenbettes sich fortsetzen; auch hier muß die Wöchnerin längere Zeit in der horizontalen Lage bleiben, und muß noch sorgfältiger als aus- serdem anstrengende Bewegungen vermeiden. -- Die in Folge dieses Beckenbaues etwa ungeachtet der genannten Vorsichts- maaßregeln sich einfindenden Abnormitäten, als Vorfälle des Uterus, Entzündungen der hervorgetriebenen Muttermundslip- pen, Blutungen u. s. w., müßten übrigens ganz ihrer Natur nach behandelt werden.
kann, indeß auch durch das ſehr weite Becken Vorfallen des Arms oder der Nabelſchnur, ja ſogar, wegen unvollkommener Drehung des Kindes, Einkeilung des Kopfs im ſchiefen Durch- meſſer des Beckenausganges bewirkt werden koͤnnte (das letz- tere pflegt beſonders leicht einzutreten, wenn das Becken nur in der obern Gegend zu weit iſt).
§. 1414.
Die Behandlung der Gebaͤrenden mit weitem die Ge- burt beſchleunigendem Becken iſt im Ganzen mehr negativ, und bezieht ſich auf Vermeidung aller reitzend und anregend wirkenden Momente. Man bringt eine Kreiſende dieſer Art demnach gleich anfaͤnglich in die horizontale Lage, empfiehlt die vollkommenſte Ruhe, unterſagt auch nach voͤllig eroͤffnetem Muttermunde jedes heftigere, und bei ſehr weitem Becken uͤberhaupt alles Verarbeiten der Wehen, nimmt auf die hin- laͤngliche und ſichere Unterſtuͤtzung des hier gewoͤhnlich ſehr breiten Dammes die noͤthige Ruͤckſicht, laͤßt den Austritt des Kindes durchaus in horizontaler Lage abwarten, und verfaͤhrt mit beſonderer Vorſicht beim Abgange der Nachgeburt, um nicht durch Ziehen am Nabelſtrange u. ſ. w. zu falſchen La- gen der Gebaͤrmutter Veranlaſſung zu geben. Dieſe Vorſicht muß endlich auch bis auf die Periode des Wochenbettes ſich fortſetzen; auch hier muß die Woͤchnerin laͤngere Zeit in der horizontalen Lage bleiben, und muß noch ſorgfaͤltiger als auſ- ſerdem anſtrengende Bewegungen vermeiden. — Die in Folge dieſes Beckenbaues etwa ungeachtet der genannten Vorſichts- maaßregeln ſich einfindenden Abnormitaͤten, als Vorfaͤlle des Uterus, Entzuͤndungen der hervorgetriebenen Muttermundslip- pen, Blutungen u. ſ. w., muͤßten uͤbrigens ganz ihrer Natur nach behandelt werden.
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kann, indeß auch durch das ſehr weite Becken Vorfallen des
Arms oder der Nabelſchnur, ja ſogar, wegen unvollkommener
Drehung des Kindes, Einkeilung des Kopfs im ſchiefen Durch-
meſſer des Beckenausganges bewirkt werden koͤnnte (das letz-
tere pflegt beſonders leicht einzutreten, wenn das Becken nur
in der obern Gegend zu weit iſt).
§. 1414.
Die Behandlung der Gebaͤrenden mit weitem die Ge-
burt beſchleunigendem Becken iſt im Ganzen mehr negativ,
und bezieht ſich auf Vermeidung aller reitzend und anregend
wirkenden Momente. Man bringt eine Kreiſende dieſer Art
demnach gleich anfaͤnglich in die horizontale Lage, empfiehlt
die vollkommenſte Ruhe, unterſagt auch nach voͤllig eroͤffnetem
Muttermunde jedes heftigere, und bei ſehr weitem Becken
uͤberhaupt alles Verarbeiten der Wehen, nimmt auf die hin-
laͤngliche und ſichere Unterſtuͤtzung des hier gewoͤhnlich ſehr
breiten Dammes die noͤthige Ruͤckſicht, laͤßt den Austritt des
Kindes durchaus in horizontaler Lage abwarten, und verfaͤhrt
mit beſonderer Vorſicht beim Abgange der Nachgeburt, um
nicht durch Ziehen am Nabelſtrange u. ſ. w. zu falſchen La-
gen der Gebaͤrmutter Veranlaſſung zu geben. Dieſe Vorſicht
muß endlich auch bis auf die Periode des Wochenbettes ſich
fortſetzen; auch hier muß die Woͤchnerin laͤngere Zeit in der
horizontalen Lage bleiben, und muß noch ſorgfaͤltiger als auſ-
ſerdem anſtrengende Bewegungen vermeiden. — Die in Folge
dieſes Beckenbaues etwa ungeachtet der genannten Vorſichts-
maaßregeln ſich einfindenden Abnormitaͤten, als Vorfaͤlle des
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pen, Blutungen u. ſ. w., muͤßten uͤbrigens ganz ihrer Natur
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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