erzeugt war, sondern z. B. in der Muttertrompete oder in der Gebärmutter entstanden, durch einen Riß in die Bauch- höhle gefallen ist u. s. w., woraus denn hervorgeht, daß die sekundären nur uneigentlich den Namen der Schwangerschaften führen können, da hierbei die eigentliche organische Verbindung, zum mindesten die Wechselwirkung zwischen Frucht und müt- terlichem Körper, und die Fortbildung der Frucht wohl immer wegfallen muß.
§. 1434.
Wichtiger ist daher die Unterscheidung dem Orte nach, wo sich der Fruchtkeim fixirt. Es sind in dieser Hinsicht als primäre Schwangerschaften vier Arten zu bemerken: 1. Aeußere Eierstocksschwangerschaft(Graviditas ovarii externa), wo die Frucht dem die Oberfläche des Eier- stocks überziehenden Bauchfelle äußerlich anhängt; 2. innere Eierstocksschwangerschaft(Graviditas ovarii interna) wo in der Substanz des Eierstocks das Ovulum sich entwik- elt; 3. Bauchhöhlenschwangerschaft(Graviditas abdominalis) wo an irgend einem andern Punkte des Bauch- fells die Frucht sich anhängt und fortwächst, wodurch sie äußern Eierstocksschwangerschaft sehr verwandt wird; 4. Mut- tertrompetenschwangerschaft(Graviditas tubaria), wo der Kanal der Muttertrompete die Funktion des Uterus über- nimmt, wobei noch der seltene Fall eine Untergattung bildet, wo die Frucht in dem Theile der Tuba, welcher den Uterus durchbohrt, sich anheftet, man könnte dieses als Graviditas tubo-uterina bezeichnen. --
Als sekundäre Schwangerschaften lassen sich drei Arten aufführen: 1. Bauchhöhlenschwangerschaften, und 2. Harnblasenschwangerschaften (es ist jedoch klar daß diese, eben weil hier der Fetus nicht weiter entwickelt wird, nur uneigentlich Schwangerschaften zu nennen sind); 3. Mutterscheidenschwangerschaft, worüber nur eine einzige Beobachtung von Noel bekannt ist, wobei das durch
erzeugt war, ſondern z. B. in der Muttertrompete oder in der Gebaͤrmutter entſtanden, durch einen Riß in die Bauch- hoͤhle gefallen iſt u. ſ. w., woraus denn hervorgeht, daß die ſekundaͤren nur uneigentlich den Namen der Schwangerſchaften fuͤhren koͤnnen, da hierbei die eigentliche organiſche Verbindung, zum mindeſten die Wechſelwirkung zwiſchen Frucht und muͤt- terlichem Koͤrper, und die Fortbildung der Frucht wohl immer wegfallen muß.
§. 1434.
Wichtiger iſt daher die Unterſcheidung dem Orte nach, wo ſich der Fruchtkeim fixirt. Es ſind in dieſer Hinſicht als primaͤre Schwangerſchaften vier Arten zu bemerken: 1. Aeußere Eierſtocksſchwangerſchaft(Graviditas ovarii externa), wo die Frucht dem die Oberflaͤche des Eier- ſtocks uͤberziehenden Bauchfelle aͤußerlich anhaͤngt; 2. innere Eierſtocksſchwangerſchaft(Graviditas ovarii interna) wo in der Subſtanz des Eierſtocks das Ovulum ſich entwik- elt; 3. Bauchhoͤhlenſchwangerſchaft(Graviditas abdominalis) wo an irgend einem andern Punkte des Bauch- fells die Frucht ſich anhaͤngt und fortwaͤchſt, wodurch ſie aͤußern Eierſtocksſchwangerſchaft ſehr verwandt wird; 4. Mut- tertrompetenſchwangerſchaft(Graviditas tubaria), wo der Kanal der Muttertrompete die Funktion des Uterus uͤber- nimmt, wobei noch der ſeltene Fall eine Untergattung bildet, wo die Frucht in dem Theile der Tuba, welcher den Uterus durchbohrt, ſich anheftet, man koͤnnte dieſes als Graviditas tubo-uterina bezeichnen. —
Als ſekundaͤre Schwangerſchaften laſſen ſich drei Arten auffuͤhren: 1. Bauchhoͤhlenſchwangerſchaften, und 2. Harnblaſenſchwangerſchaften (es iſt jedoch klar daß dieſe, eben weil hier der Fetus nicht weiter entwickelt wird, nur uneigentlich Schwangerſchaften zu nennen ſind); 3. Mutterſcheidenſchwangerſchaft, woruͤber nur eine einzige Beobachtung von Noel bekannt iſt, wobei das durch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0492"n="466"/>
erzeugt war, ſondern z. B. in der Muttertrompete oder in<lb/>
der Gebaͤrmutter entſtanden, durch einen Riß in die Bauch-<lb/>
hoͤhle gefallen iſt u. ſ. w., woraus denn hervorgeht, daß die<lb/>ſekundaͤren nur uneigentlich den Namen der Schwangerſchaften<lb/>
fuͤhren koͤnnen, da hierbei die eigentliche organiſche Verbindung,<lb/>
zum mindeſten die Wechſelwirkung zwiſchen Frucht und muͤt-<lb/>
terlichem Koͤrper, und die Fortbildung der Frucht wohl immer<lb/>
wegfallen muß.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1434.</head><lb/><p>Wichtiger iſt daher die Unterſcheidung dem <hirendition="#g">Orte</hi> nach,<lb/>
wo ſich der Fruchtkeim fixirt. Es ſind in dieſer Hinſicht<lb/>
als <hirendition="#g">primaͤre</hi> Schwangerſchaften <hirendition="#g">vier Arten</hi> zu bemerken:<lb/>
1. <hirendition="#g">Aeußere Eierſtocksſchwangerſchaft</hi><hirendition="#aq">(Graviditas<lb/>
ovarii externa),</hi> wo die Frucht dem die Oberflaͤche des Eier-<lb/>ſtocks uͤberziehenden Bauchfelle aͤußerlich anhaͤngt; 2. <hirendition="#g">innere<lb/>
Eierſtocksſchwangerſchaft</hi><hirendition="#aq">(Graviditas ovarii interna)</hi><lb/>
wo in der Subſtanz des Eierſtocks das Ovulum ſich entwik-<lb/>
elt; 3. <hirendition="#g">Bauchhoͤhlenſchwangerſchaft</hi><hirendition="#aq">(Graviditas<lb/>
abdominalis)</hi> wo an irgend einem andern Punkte des Bauch-<lb/>
fells die Frucht ſich anhaͤngt und fortwaͤchſt, wodurch ſie<lb/>
aͤußern Eierſtocksſchwangerſchaft ſehr verwandt wird; 4. <hirendition="#g">Mut-<lb/>
tertrompetenſchwangerſchaft</hi><hirendition="#aq">(Graviditas tubaria),</hi> wo<lb/>
der Kanal der Muttertrompete die Funktion des Uterus uͤber-<lb/>
nimmt, wobei noch der ſeltene Fall eine Untergattung bildet,<lb/>
wo die Frucht in dem Theile der Tuba, welcher den Uterus<lb/>
durchbohrt, ſich anheftet, man koͤnnte dieſes als <hirendition="#aq">Graviditas<lb/>
tubo-uterina</hi> bezeichnen. —</p><lb/><p>Als <hirendition="#g">ſekundaͤre Schwangerſchaften</hi> laſſen ſich drei<lb/>
Arten auffuͤhren: <hirendition="#g">1. Bauchhoͤhlenſchwangerſchaften,<lb/>
und 2. Harnblaſenſchwangerſchaften</hi> (es iſt jedoch klar<lb/>
daß dieſe, eben weil hier der Fetus nicht weiter entwickelt<lb/>
wird, nur uneigentlich Schwangerſchaften zu nennen ſind);<lb/><hirendition="#g">3. Mutterſcheidenſchwangerſchaft</hi>, woruͤber nur eine<lb/>
einzige Beobachtung von <hirendition="#g">Noel</hi> bekannt iſt, wobei das durch<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[466/0492]
erzeugt war, ſondern z. B. in der Muttertrompete oder in
der Gebaͤrmutter entſtanden, durch einen Riß in die Bauch-
hoͤhle gefallen iſt u. ſ. w., woraus denn hervorgeht, daß die
ſekundaͤren nur uneigentlich den Namen der Schwangerſchaften
fuͤhren koͤnnen, da hierbei die eigentliche organiſche Verbindung,
zum mindeſten die Wechſelwirkung zwiſchen Frucht und muͤt-
terlichem Koͤrper, und die Fortbildung der Frucht wohl immer
wegfallen muß.
§. 1434.
Wichtiger iſt daher die Unterſcheidung dem Orte nach,
wo ſich der Fruchtkeim fixirt. Es ſind in dieſer Hinſicht
als primaͤre Schwangerſchaften vier Arten zu bemerken:
1. Aeußere Eierſtocksſchwangerſchaft (Graviditas
ovarii externa), wo die Frucht dem die Oberflaͤche des Eier-
ſtocks uͤberziehenden Bauchfelle aͤußerlich anhaͤngt; 2. innere
Eierſtocksſchwangerſchaft (Graviditas ovarii interna)
wo in der Subſtanz des Eierſtocks das Ovulum ſich entwik-
elt; 3. Bauchhoͤhlenſchwangerſchaft (Graviditas
abdominalis) wo an irgend einem andern Punkte des Bauch-
fells die Frucht ſich anhaͤngt und fortwaͤchſt, wodurch ſie
aͤußern Eierſtocksſchwangerſchaft ſehr verwandt wird; 4. Mut-
tertrompetenſchwangerſchaft (Graviditas tubaria), wo
der Kanal der Muttertrompete die Funktion des Uterus uͤber-
nimmt, wobei noch der ſeltene Fall eine Untergattung bildet,
wo die Frucht in dem Theile der Tuba, welcher den Uterus
durchbohrt, ſich anheftet, man koͤnnte dieſes als Graviditas
tubo-uterina bezeichnen. —
Als ſekundaͤre Schwangerſchaften laſſen ſich drei
Arten auffuͤhren: 1. Bauchhoͤhlenſchwangerſchaften,
und 2. Harnblaſenſchwangerſchaften (es iſt jedoch klar
daß dieſe, eben weil hier der Fetus nicht weiter entwickelt
wird, nur uneigentlich Schwangerſchaften zu nennen ſind);
3. Mutterſcheidenſchwangerſchaft, woruͤber nur eine
einzige Beobachtung von Noel bekannt iſt, wobei das durch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/492>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.