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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Wir unterscheiden hier folgende drei Momente: 1) Mangelhafte,
endlich völlig aufhörende Ernährung der Frucht, und Absterben
derselben; 2) mechanisch bewerkstelligte Abtrennung der
Frucht vom Uterus; 3) zu zeitig und ohne daß eins der
vorhergenannten Momente früher Statt gehabt hätte, eintre-
tendes Erwachen der Zusammenziehungen des Uterus (der
Wehen). Diese Ursachen, weil nach ihnen auch der Ver-
lauf, die Folgen und die Behandlung verschieden sind, haben
wir zunächst zu betrachten.

Anmerkung. Die Frühgeburten wegen Mißbildung des
Eies (Molenbildung) werden wir späterhin besonders
betrachten.

§. 1458.

Was 1) die mangelhafte Ernährung der Frucht
betrifft, so ist sie selbst wieder die Folge anderer krankhafter
Verhältnisse, nämlich allgemeiner oder örtlicher, fieberhafter
oder chronischer Krankheiten, schwächender Ausleerungen, als
öfterer Aderlässe oder sonstiger Blutungen, zu starker Abfüh-
rungen, heftiger Schweiße, schlechter Luft und Nahrung,
deprimirender Gemüthsstimmungen oder heftiger Gemüthser-
schütterungen, ungünstiger Temperatur (weßhalb in sehr heißer
so wie in sehr kalter Zeit Fehlgeburten öfterer vorkommen).
Oertliche Veranlassung giebt vorzüglich der Schwächezustand
im Geschlechtssystem, Leukorrhöe, vorausgegangene oder noch
Statt findende Syphilis, Blutungen, Wassersucht der Gebär-
mutter, noch während der Schwangerschaft fortgesetztes
Stillen u. s. w.

§. 1459.

Durch alle diese Umstände wird der weibliche Körper für
Unterhaltung der Fortbildung der Frucht zuletzt unfähig ge-
macht, es erfolgt das Absterben derselben, und kündigt sich
dann gewöhnlich durch folgende Zeichen an: -- Aufhören der
Kindesbewegungen (dafern die Schwangerschaft schon über die
Hälfte vorgerückt war), eintretender, sich mehremale wieder-

II. Theil. 31

Wir unterſcheiden hier folgende drei Momente: 1) Mangelhafte,
endlich voͤllig aufhoͤrende Ernaͤhrung der Frucht, und Abſterben
derſelben; 2) mechaniſch bewerkſtelligte Abtrennung der
Frucht vom Uterus; 3) zu zeitig und ohne daß eins der
vorhergenannten Momente fruͤher Statt gehabt haͤtte, eintre-
tendes Erwachen der Zuſammenziehungen des Uterus (der
Wehen). Dieſe Urſachen, weil nach ihnen auch der Ver-
lauf, die Folgen und die Behandlung verſchieden ſind, haben
wir zunaͤchſt zu betrachten.

Anmerkung. Die Fruͤhgeburten wegen Mißbildung des
Eies (Molenbildung) werden wir ſpaͤterhin beſonders
betrachten.

§. 1458.

Was 1) die mangelhafte Ernaͤhrung der Frucht
betrifft, ſo iſt ſie ſelbſt wieder die Folge anderer krankhafter
Verhaͤltniſſe, naͤmlich allgemeiner oder oͤrtlicher, fieberhafter
oder chroniſcher Krankheiten, ſchwaͤchender Ausleerungen, als
oͤfterer Aderlaͤſſe oder ſonſtiger Blutungen, zu ſtarker Abfuͤh-
rungen, heftiger Schweiße, ſchlechter Luft und Nahrung,
deprimirender Gemuͤthsſtimmungen oder heftiger Gemuͤthser-
ſchuͤtterungen, unguͤnſtiger Temperatur (weßhalb in ſehr heißer
ſo wie in ſehr kalter Zeit Fehlgeburten oͤfterer vorkommen).
Oertliche Veranlaſſung giebt vorzuͤglich der Schwaͤchezuſtand
im Geſchlechtsſyſtem, Leukorrhoͤe, vorausgegangene oder noch
Statt findende Syphilis, Blutungen, Waſſerſucht der Gebaͤr-
mutter, noch waͤhrend der Schwangerſchaft fortgeſetztes
Stillen u. ſ. w.

§. 1459.

Durch alle dieſe Umſtaͤnde wird der weibliche Koͤrper fuͤr
Unterhaltung der Fortbildung der Frucht zuletzt unfaͤhig ge-
macht, es erfolgt das Abſterben derſelben, und kuͤndigt ſich
dann gewoͤhnlich durch folgende Zeichen an: — Aufhoͤren der
Kindesbewegungen (dafern die Schwangerſchaft ſchon uͤber die
Haͤlfte vorgeruͤckt war), eintretender, ſich mehremale wieder-

II. Theil. 31
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[481/0507] Wir unterſcheiden hier folgende drei Momente: 1) Mangelhafte, endlich voͤllig aufhoͤrende Ernaͤhrung der Frucht, und Abſterben derſelben; 2) mechaniſch bewerkſtelligte Abtrennung der Frucht vom Uterus; 3) zu zeitig und ohne daß eins der vorhergenannten Momente fruͤher Statt gehabt haͤtte, eintre- tendes Erwachen der Zuſammenziehungen des Uterus (der Wehen). Dieſe Urſachen, weil nach ihnen auch der Ver- lauf, die Folgen und die Behandlung verſchieden ſind, haben wir zunaͤchſt zu betrachten. Anmerkung. Die Fruͤhgeburten wegen Mißbildung des Eies (Molenbildung) werden wir ſpaͤterhin beſonders betrachten. §. 1458. Was 1) die mangelhafte Ernaͤhrung der Frucht betrifft, ſo iſt ſie ſelbſt wieder die Folge anderer krankhafter Verhaͤltniſſe, naͤmlich allgemeiner oder oͤrtlicher, fieberhafter oder chroniſcher Krankheiten, ſchwaͤchender Ausleerungen, als oͤfterer Aderlaͤſſe oder ſonſtiger Blutungen, zu ſtarker Abfuͤh- rungen, heftiger Schweiße, ſchlechter Luft und Nahrung, deprimirender Gemuͤthsſtimmungen oder heftiger Gemuͤthser- ſchuͤtterungen, unguͤnſtiger Temperatur (weßhalb in ſehr heißer ſo wie in ſehr kalter Zeit Fehlgeburten oͤfterer vorkommen). Oertliche Veranlaſſung giebt vorzuͤglich der Schwaͤchezuſtand im Geſchlechtsſyſtem, Leukorrhoͤe, vorausgegangene oder noch Statt findende Syphilis, Blutungen, Waſſerſucht der Gebaͤr- mutter, noch waͤhrend der Schwangerſchaft fortgeſetztes Stillen u. ſ. w. §. 1459. Durch alle dieſe Umſtaͤnde wird der weibliche Koͤrper fuͤr Unterhaltung der Fortbildung der Frucht zuletzt unfaͤhig ge- macht, es erfolgt das Abſterben derſelben, und kuͤndigt ſich dann gewoͤhnlich durch folgende Zeichen an: — Aufhoͤren der Kindesbewegungen (dafern die Schwangerſchaft ſchon uͤber die Haͤlfte vorgeruͤckt war), eintretender, ſich mehremale wieder- II. Theil. 31

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/507>, abgerufen am 22.11.2024.