Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

bemerkt werden, obwohl beides, nach eingetretenen Wehen,
erscheinen kann. -- Uebrigens ist es schon deßhalb wichtig,
die Frühgeburten dieser dritten Art genau zu unterscheiden,
da die Kunst in Verhütung des Mißfalls hier mehr als in
den beiden ersten Gattungen vermag.

§. 1464.

Vorkommen und Verlauf der Frühgeburten.
Im allgemeinen kommen Frühgeburten in den ersten Monaten
der Schwangerschaft, wegen der noch weniger innigen Adhäsion
des Eies, weit häufiger als in den spätern Monaten vor,
wo sie seltner, aber auch, wegen des schon mehr entwickelten
und blutreichern Uterus gefährlicher sind. -- Der Verlauf
einer Frühgeburt selbst ist im Ganzen nicht allzusehr von dem
der natürlichen Geburt verschieden. Die erste und zweite
Periode nur, pflegen bei noch vorhandener längerer Vaginal-
portion und größerer Derbheit derselben, beträchtlich schmerz-
haft und oft sehr langwierig zu seyn. In den spätern Perioden
wird bei den Fehlgeburten in den frühern Monaten namentlich
die Verschiedenheit bemerkt, daß theils nicht einzeln Frucht-
wasser, Kind und Nachgeburt geboren werden, sondern das
ganze Ovulum auf einmal (wegen des noch nicht hinlänglich
entwickelten Mutterkuchens) ausgestoßen wird, theils daß das
Kind selbst vermöge seiner Kleinheit nicht den gewöhnlichen
Geburtsmechanismus befolgt, sondern überhaupt schnell, und
(wenn es noch sehr klein) in jeder Lage, durch das Becken
hindurchgeht. Der Abgang der Nachgeburt wird, vorzüglich
bei noch inniger Verbindung derselben (z. B. im 6. bis 8 Monate)
und wo die zu zeitig erwachten Wehen Ursache der Frühgeburt
sind, oft gleich der vorbereitenden Periode ungewöhnlich verzögert.

§. 1465.

Die Folgen nebst der aus Erwägung derselben sich
ergebenden Prognose, sind bei Frühgeburten den Umständen
nach verschieden. Für das Kind ist überhaupt jede Frühgeburt
vor dem achten Schwangerschaftsmonate tödtlich. Nach

bemerkt werden, obwohl beides, nach eingetretenen Wehen,
erſcheinen kann. — Uebrigens iſt es ſchon deßhalb wichtig,
die Fruͤhgeburten dieſer dritten Art genau zu unterſcheiden,
da die Kunſt in Verhuͤtung des Mißfalls hier mehr als in
den beiden erſten Gattungen vermag.

§. 1464.

Vorkommen und Verlauf der Fruͤhgeburten.
Im allgemeinen kommen Fruͤhgeburten in den erſten Monaten
der Schwangerſchaft, wegen der noch weniger innigen Adhaͤſion
des Eies, weit haͤufiger als in den ſpaͤtern Monaten vor,
wo ſie ſeltner, aber auch, wegen des ſchon mehr entwickelten
und blutreichern Uterus gefaͤhrlicher ſind. — Der Verlauf
einer Fruͤhgeburt ſelbſt iſt im Ganzen nicht allzuſehr von dem
der natuͤrlichen Geburt verſchieden. Die erſte und zweite
Periode nur, pflegen bei noch vorhandener laͤngerer Vaginal-
portion und groͤßerer Derbheit derſelben, betraͤchtlich ſchmerz-
haft und oft ſehr langwierig zu ſeyn. In den ſpaͤtern Perioden
wird bei den Fehlgeburten in den fruͤhern Monaten namentlich
die Verſchiedenheit bemerkt, daß theils nicht einzeln Frucht-
waſſer, Kind und Nachgeburt geboren werden, ſondern das
ganze Ovulum auf einmal (wegen des noch nicht hinlaͤnglich
entwickelten Mutterkuchens) ausgeſtoßen wird, theils daß das
Kind ſelbſt vermoͤge ſeiner Kleinheit nicht den gewoͤhnlichen
Geburtsmechanismus befolgt, ſondern uͤberhaupt ſchnell, und
(wenn es noch ſehr klein) in jeder Lage, durch das Becken
hindurchgeht. Der Abgang der Nachgeburt wird, vorzuͤglich
bei noch inniger Verbindung derſelben (z. B. im 6. bis 8 Monate)
und wo die zu zeitig erwachten Wehen Urſache der Fruͤhgeburt
ſind, oft gleich der vorbereitenden Periode ungewoͤhnlich verzoͤgert.

§. 1465.

Die Folgen nebſt der aus Erwaͤgung derſelben ſich
ergebenden Prognoſe, ſind bei Fruͤhgeburten den Umſtaͤnden
nach verſchieden. Fuͤr das Kind iſt uͤberhaupt jede Fruͤhgeburt
vor dem achten Schwangerſchaftsmonate toͤdtlich. Nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0511" n="485"/>
bemerkt werden, obwohl beides, <hi rendition="#g">nach</hi> eingetretenen Wehen,<lb/>
er&#x017F;cheinen kann. &#x2014; Uebrigens i&#x017F;t es &#x017F;chon deßhalb wichtig,<lb/>
die Fru&#x0364;hgeburten die&#x017F;er dritten Art genau zu unter&#x017F;cheiden,<lb/>
da die Kun&#x017F;t in Verhu&#x0364;tung des Mißfalls hier mehr als in<lb/>
den beiden er&#x017F;ten Gattungen vermag.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1464.</head><lb/>
                          <p><hi rendition="#g">Vorkommen und Verlauf der Fru&#x0364;hgeburten</hi>.<lb/>
Im allgemeinen kommen Fru&#x0364;hgeburten in den er&#x017F;ten Monaten<lb/>
der Schwanger&#x017F;chaft, wegen der noch weniger innigen Adha&#x0364;&#x017F;ion<lb/>
des Eies, weit ha&#x0364;ufiger als in den &#x017F;pa&#x0364;tern Monaten vor,<lb/>
wo &#x017F;ie &#x017F;eltner, aber auch, wegen des &#x017F;chon mehr entwickelten<lb/>
und blutreichern Uterus gefa&#x0364;hrlicher &#x017F;ind. &#x2014; Der Verlauf<lb/>
einer Fru&#x0364;hgeburt &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t im Ganzen nicht allzu&#x017F;ehr von dem<lb/>
der natu&#x0364;rlichen Geburt ver&#x017F;chieden. Die er&#x017F;te und zweite<lb/>
Periode nur, pflegen bei noch vorhandener la&#x0364;ngerer Vaginal-<lb/>
portion und gro&#x0364;ßerer Derbheit der&#x017F;elben, betra&#x0364;chtlich &#x017F;chmerz-<lb/>
haft und oft &#x017F;ehr langwierig zu &#x017F;eyn. In den &#x017F;pa&#x0364;tern Perioden<lb/>
wird bei den Fehlgeburten in den fru&#x0364;hern Monaten namentlich<lb/>
die Ver&#x017F;chiedenheit bemerkt, daß theils nicht einzeln Frucht-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er, Kind und Nachgeburt geboren werden, &#x017F;ondern das<lb/>
ganze Ovulum auf einmal (wegen des noch nicht hinla&#x0364;nglich<lb/>
entwickelten Mutterkuchens) ausge&#x017F;toßen wird, theils daß das<lb/>
Kind &#x017F;elb&#x017F;t vermo&#x0364;ge &#x017F;einer Kleinheit nicht den gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Geburtsmechanismus befolgt, &#x017F;ondern u&#x0364;berhaupt &#x017F;chnell, und<lb/>
(wenn es noch &#x017F;ehr klein) in jeder Lage, durch das Becken<lb/>
hindurchgeht. Der Abgang der Nachgeburt wird, vorzu&#x0364;glich<lb/>
bei noch inniger Verbindung der&#x017F;elben (z. B. im 6. bis 8 Monate)<lb/>
und wo die zu zeitig erwachten Wehen Ur&#x017F;ache der Fru&#x0364;hgeburt<lb/>
&#x017F;ind, oft gleich der vorbereitenden Periode ungewo&#x0364;hnlich verzo&#x0364;gert.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1465.</head><lb/>
                          <p><hi rendition="#g">Die Folgen</hi> neb&#x017F;t der aus Erwa&#x0364;gung der&#x017F;elben &#x017F;ich<lb/>
ergebenden <hi rendition="#g">Progno&#x017F;e</hi>, &#x017F;ind bei Fru&#x0364;hgeburten den Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
nach ver&#x017F;chieden. Fu&#x0364;r das Kind i&#x017F;t u&#x0364;berhaupt jede Fru&#x0364;hgeburt<lb/><hi rendition="#g">vor dem achten</hi> Schwanger&#x017F;chaftsmonate to&#x0364;dtlich. <hi rendition="#g">Nach</hi><lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485/0511] bemerkt werden, obwohl beides, nach eingetretenen Wehen, erſcheinen kann. — Uebrigens iſt es ſchon deßhalb wichtig, die Fruͤhgeburten dieſer dritten Art genau zu unterſcheiden, da die Kunſt in Verhuͤtung des Mißfalls hier mehr als in den beiden erſten Gattungen vermag. §. 1464. Vorkommen und Verlauf der Fruͤhgeburten. Im allgemeinen kommen Fruͤhgeburten in den erſten Monaten der Schwangerſchaft, wegen der noch weniger innigen Adhaͤſion des Eies, weit haͤufiger als in den ſpaͤtern Monaten vor, wo ſie ſeltner, aber auch, wegen des ſchon mehr entwickelten und blutreichern Uterus gefaͤhrlicher ſind. — Der Verlauf einer Fruͤhgeburt ſelbſt iſt im Ganzen nicht allzuſehr von dem der natuͤrlichen Geburt verſchieden. Die erſte und zweite Periode nur, pflegen bei noch vorhandener laͤngerer Vaginal- portion und groͤßerer Derbheit derſelben, betraͤchtlich ſchmerz- haft und oft ſehr langwierig zu ſeyn. In den ſpaͤtern Perioden wird bei den Fehlgeburten in den fruͤhern Monaten namentlich die Verſchiedenheit bemerkt, daß theils nicht einzeln Frucht- waſſer, Kind und Nachgeburt geboren werden, ſondern das ganze Ovulum auf einmal (wegen des noch nicht hinlaͤnglich entwickelten Mutterkuchens) ausgeſtoßen wird, theils daß das Kind ſelbſt vermoͤge ſeiner Kleinheit nicht den gewoͤhnlichen Geburtsmechanismus befolgt, ſondern uͤberhaupt ſchnell, und (wenn es noch ſehr klein) in jeder Lage, durch das Becken hindurchgeht. Der Abgang der Nachgeburt wird, vorzuͤglich bei noch inniger Verbindung derſelben (z. B. im 6. bis 8 Monate) und wo die zu zeitig erwachten Wehen Urſache der Fruͤhgeburt ſind, oft gleich der vorbereitenden Periode ungewoͤhnlich verzoͤgert. §. 1465. Die Folgen nebſt der aus Erwaͤgung derſelben ſich ergebenden Prognoſe, ſind bei Fruͤhgeburten den Umſtaͤnden nach verſchieden. Fuͤr das Kind iſt uͤberhaupt jede Fruͤhgeburt vor dem achten Schwangerſchaftsmonate toͤdtlich. Nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/511
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/511>, abgerufen am 31.10.2024.