3) Zu zeitig erwachende Contraktionen. Auch ohne daß früheres Absterben der Frucht oder mechanische Ab- trennung derselben vom Uterus erfolgt wäre, können zuweilen Wehen eintreten und die Frühgeburt bewerkstelligen, und zwar namentlich aus folgenden Veranlassungen. -- a)Durch Erregungen des Nervensystems vom Gemüthe aus. So bewirken heftige Leidenschaften, plötzlicher Schreck*), heftige Freude u. s. w. oft augenblickliches Erwachen der Wehen, ohne daß vorher die Frucht abgestorben, oder eine durch Blutung angezeigte Trennung der Placenta vorhergegan- gen wäre. b) Ferner kann eine gewisse Verwöhnung des Uterus eintreten, wo ein falscher Schwangerschaftstermin von 2, 3, 4 Monaten u. s. w. gleichsam zur andern Natur wird, und um diese Zeit denn eben so, wie sonst zu Ende der 40 Wochen, die Contraktionen erwachen, welches vorzüglich Statt findet wo bereits eine oder mehrere Frühgeburten, sey es aus welcher Ursache es wolle, vorher Statt gehabt haben. Auch hierbei wird die Frucht meistens lebend geboren. c) Es kann aber auch der Consensus zwischen dem Uterus und andern Organen, und namentlich dem Darmkanal die frühern Wehen bewirken, wie dieß denn durch heftige Abführungen nicht allzu selten geschieht. d) Endlich können auch den Uterus erregende Mittel den Abortus zur Folge haben, wie dieß namentlich von der Sabina, Aloe u. s. w. befürchtet werden muß.
§. 1463.
Die Zeichen einer auf solche Weise veranlaßten Frühgeburt bestehen vorzüglich darin, daß weder Kennzeichen vom Absterben des Kindes, noch Blutabgang, vor begonnenen Wehen,
*) So hatte z. B. Baudeloque nach dem Springen eines Pulverma- gazins in Paris 62 unzeitige Geburten zu behandeln. s. Salzburg. med. chir. Zeitung. 1815. No. 59.
§. 1462.
3) Zu zeitig erwachende Contraktionen. Auch ohne daß fruͤheres Abſterben der Frucht oder mechaniſche Ab- trennung derſelben vom Uterus erfolgt waͤre, koͤnnen zuweilen Wehen eintreten und die Fruͤhgeburt bewerkſtelligen, und zwar namentlich aus folgenden Veranlaſſungen. — a)Durch Erregungen des Nervenſyſtems vom Gemuͤthe aus. So bewirken heftige Leidenſchaften, ploͤtzlicher Schreck*), heftige Freude u. ſ. w. oft augenblickliches Erwachen der Wehen, ohne daß vorher die Frucht abgeſtorben, oder eine durch Blutung angezeigte Trennung der Placenta vorhergegan- gen waͤre. b) Ferner kann eine gewiſſe Verwoͤhnung des Uterus eintreten, wo ein falſcher Schwangerſchaftstermin von 2, 3, 4 Monaten u. ſ. w. gleichſam zur andern Natur wird, und um dieſe Zeit denn eben ſo, wie ſonſt zu Ende der 40 Wochen, die Contraktionen erwachen, welches vorzuͤglich Statt findet wo bereits eine oder mehrere Fruͤhgeburten, ſey es aus welcher Urſache es wolle, vorher Statt gehabt haben. Auch hierbei wird die Frucht meiſtens lebend geboren. c) Es kann aber auch der Consensus zwiſchen dem Uterus und andern Organen, und namentlich dem Darmkanal die fruͤhern Wehen bewirken, wie dieß denn durch heftige Abfuͤhrungen nicht allzu ſelten geſchieht. d) Endlich koͤnnen auch den Uterus erregende Mittel den Abortus zur Folge haben, wie dieß namentlich von der Sabina, Aloë u. ſ. w. befuͤrchtet werden muß.
§. 1463.
Die Zeichen einer auf ſolche Weiſe veranlaßten Fruͤhgeburt beſtehen vorzuͤglich darin, daß weder Kennzeichen vom Abſterben des Kindes, noch Blutabgang, vor begonnenen Wehen,
*) So hatte z. B. Baudeloque nach dem Springen eines Pulverma- gazins in Paris 62 unzeitige Geburten zu behandeln. ſ. Salzburg. med. chir. Zeitung. 1815. No. 59.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><pbfacs="#f0510"n="484"/><divn="10"><head>§. 1462.</head><lb/><p>3) <hirendition="#g">Zu zeitig erwachende Contraktionen</hi>. Auch<lb/>
ohne daß fruͤheres Abſterben der Frucht oder mechaniſche Ab-<lb/>
trennung derſelben vom Uterus erfolgt waͤre, koͤnnen zuweilen<lb/>
Wehen eintreten und die Fruͤhgeburt bewerkſtelligen, und zwar<lb/>
namentlich aus folgenden Veranlaſſungen. —<hirendition="#aq">a)</hi><hirendition="#g">Durch<lb/>
Erregungen des Nervenſyſtems vom Gemuͤthe<lb/>
aus</hi>. So bewirken heftige Leidenſchaften, ploͤtzlicher Schreck<noteplace="foot"n="*)">So hatte z. B. <hirendition="#aq">Baudeloque</hi> nach dem Springen eines Pulverma-<lb/>
gazins in Paris 62 unzeitige Geburten zu behandeln. ſ. Salzburg.<lb/>
med. chir. Zeitung. 1815. No. 59.</note>,<lb/>
heftige Freude u. ſ. w. oft augenblickliches Erwachen der<lb/>
Wehen, ohne daß vorher die Frucht abgeſtorben, oder eine<lb/>
durch Blutung angezeigte Trennung der Placenta vorhergegan-<lb/>
gen waͤre. <hirendition="#aq">b)</hi> Ferner kann eine gewiſſe <hirendition="#g">Verwoͤhnung des<lb/>
Uterus</hi> eintreten, wo ein falſcher Schwangerſchaftstermin<lb/>
von 2, 3, 4 Monaten u. ſ. w. gleichſam zur andern Natur<lb/>
wird, und um dieſe Zeit denn eben ſo, wie ſonſt zu Ende der<lb/>
40 Wochen, die Contraktionen erwachen, welches vorzuͤglich<lb/>
Statt findet wo bereits eine oder mehrere Fruͤhgeburten, ſey<lb/>
es aus welcher Urſache es wolle, vorher Statt gehabt haben.<lb/>
Auch hierbei wird die Frucht meiſtens lebend geboren. <hirendition="#aq">c)</hi> Es<lb/>
kann aber auch der <hirendition="#g"><hirendition="#aq">Consensus</hi> zwiſchen dem Uterus<lb/>
und andern Organen</hi>, und namentlich dem Darmkanal<lb/>
die fruͤhern Wehen bewirken, wie dieß denn durch heftige<lb/>
Abfuͤhrungen nicht allzu ſelten geſchieht. <hirendition="#aq">d)</hi> Endlich koͤnnen<lb/>
auch den Uterus erregende Mittel den <hirendition="#aq">Abortus</hi> zur Folge<lb/>
haben, wie dieß namentlich von der <hirendition="#aq">Sabina, Aloë</hi> u. ſ. w.<lb/>
befuͤrchtet werden muß.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 1463.</head><lb/><p>Die Zeichen einer auf ſolche Weiſe veranlaßten Fruͤhgeburt<lb/>
beſtehen vorzuͤglich darin, daß weder Kennzeichen vom Abſterben<lb/>
des Kindes, noch Blutabgang, <hirendition="#g">vor</hi> begonnenen Wehen,<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[484/0510]
§. 1462.
3) Zu zeitig erwachende Contraktionen. Auch
ohne daß fruͤheres Abſterben der Frucht oder mechaniſche Ab-
trennung derſelben vom Uterus erfolgt waͤre, koͤnnen zuweilen
Wehen eintreten und die Fruͤhgeburt bewerkſtelligen, und zwar
namentlich aus folgenden Veranlaſſungen. — a) Durch
Erregungen des Nervenſyſtems vom Gemuͤthe
aus. So bewirken heftige Leidenſchaften, ploͤtzlicher Schreck *),
heftige Freude u. ſ. w. oft augenblickliches Erwachen der
Wehen, ohne daß vorher die Frucht abgeſtorben, oder eine
durch Blutung angezeigte Trennung der Placenta vorhergegan-
gen waͤre. b) Ferner kann eine gewiſſe Verwoͤhnung des
Uterus eintreten, wo ein falſcher Schwangerſchaftstermin
von 2, 3, 4 Monaten u. ſ. w. gleichſam zur andern Natur
wird, und um dieſe Zeit denn eben ſo, wie ſonſt zu Ende der
40 Wochen, die Contraktionen erwachen, welches vorzuͤglich
Statt findet wo bereits eine oder mehrere Fruͤhgeburten, ſey
es aus welcher Urſache es wolle, vorher Statt gehabt haben.
Auch hierbei wird die Frucht meiſtens lebend geboren. c) Es
kann aber auch der Consensus zwiſchen dem Uterus
und andern Organen, und namentlich dem Darmkanal
die fruͤhern Wehen bewirken, wie dieß denn durch heftige
Abfuͤhrungen nicht allzu ſelten geſchieht. d) Endlich koͤnnen
auch den Uterus erregende Mittel den Abortus zur Folge
haben, wie dieß namentlich von der Sabina, Aloë u. ſ. w.
befuͤrchtet werden muß.
§. 1463.
Die Zeichen einer auf ſolche Weiſe veranlaßten Fruͤhgeburt
beſtehen vorzuͤglich darin, daß weder Kennzeichen vom Abſterben
des Kindes, noch Blutabgang, vor begonnenen Wehen,
*) So hatte z. B. Baudeloque nach dem Springen eines Pulverma-
gazins in Paris 62 unzeitige Geburten zu behandeln. ſ. Salzburg.
med. chir. Zeitung. 1815. No. 59.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/510>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.