berechtigt wird, das Vorhandenseyn dieses Bildungsorgans überhaupt zu läugnen *)
§. 689.
Zweiter Monat. Das Ei wächst hier bis zur Größe eines Gänseeies an, welchem es jetzt auch der Gestalt nach (indem es die sphärische Form verliert) ähnlich ist, sein Um- fang verhält sich hinsichtlich der Saugfasern noch ziemlich wie im ersten Monat, nur fangen an der Stelle, wo zuerst das Ei sich angeheftet hatte bereits die Flocken an etwas dichter und größer zu werden, indem sich hier mehrere Ge- fäße verzweigen, und überhaupt durch die größere Ent- wickelung des Gefäßsystems rothes Blut zuerst sichtbar wird.
§. 690.
Wird die Lederhaut geöffnet so erscheint das Amnion noch ziemlich auf gleiche Weise wie im vorigen Monat, doch mittelst eines weitern Raumes von der Lederhaut getrennt. Dieser Raum ist es nun, welcher bey mehrern Thieren sehr deutlich durch die Allantois ausgefüllt wird, entweder, so daß man sie wirklich als eine große, freie, längliche, (Wurst- förmige, daher ihr Name), äußerst dünnhäutige und gefäßlose Blase erblickt (wie bei den Wiederkäuern und im Schwein) oder indem sie der innern Fläche des Chorions und der äußern des Amnions so fest angefügt ist, daß man sie als besondere Blase nicht wohl darstellen kann (wie bei dem Pferde und Hunde).
§. 691.
Auf letztere Weise darf man annehmen, daß sich wahr- scheinlich auch die Allantois im Menschen verhalte (s. T. II.
*) H. Osiander betrachtet das Nabelbläschen im Menschen, wo er es findet, immer als krankhafte Bildung (Handbuch d. Entbin- dungsk. II. Thl. S. 503. und an vielen andern Stellen.)
berechtigt wird, das Vorhandenſeyn dieſes Bildungsorgans uͤberhaupt zu laͤugnen *)
§. 689.
Zweiter Monat. Das Ei waͤchſt hier bis zur Groͤße eines Gaͤnſeeies an, welchem es jetzt auch der Geſtalt nach (indem es die ſphaͤriſche Form verliert) aͤhnlich iſt, ſein Um- fang verhaͤlt ſich hinſichtlich der Saugfaſern noch ziemlich wie im erſten Monat, nur fangen an der Stelle, wo zuerſt das Ei ſich angeheftet hatte bereits die Flocken an etwas dichter und groͤßer zu werden, indem ſich hier mehrere Ge- faͤße verzweigen, und uͤberhaupt durch die groͤßere Ent- wickelung des Gefaͤßſyſtems rothes Blut zuerſt ſichtbar wird.
§. 690.
Wird die Lederhaut geoͤffnet ſo erſcheint das Amnion noch ziemlich auf gleiche Weiſe wie im vorigen Monat, doch mittelſt eines weitern Raumes von der Lederhaut getrennt. Dieſer Raum iſt es nun, welcher bey mehrern Thieren ſehr deutlich durch die Allantois ausgefuͤllt wird, entweder, ſo daß man ſie wirklich als eine große, freie, laͤngliche, (Wurſt- foͤrmige, daher ihr Name), aͤußerſt duͤnnhaͤutige und gefaͤßloſe Blaſe erblickt (wie bei den Wiederkaͤuern und im Schwein) oder indem ſie der innern Flaͤche des Chorions und der aͤußern des Amnions ſo feſt angefuͤgt iſt, daß man ſie als beſondere Blaſe nicht wohl darſtellen kann (wie bei dem Pferde und Hunde).
§. 691.
Auf letztere Weiſe darf man annehmen, daß ſich wahr- ſcheinlich auch die Allantois im Menſchen verhalte (ſ. T. II.
*) H. Oſiander betrachtet das Nabelblaͤschen im Menſchen, wo er es findet, immer als krankhafte Bildung (Handbuch d. Entbin- dungsk. II. Thl. S. 503. und an vielen andern Stellen.)
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berechtigt wird, das Vorhandenſeyn dieſes Bildungsorgans
uͤberhaupt zu laͤugnen *)
§. 689.
Zweiter Monat. Das Ei waͤchſt hier bis zur Groͤße
eines Gaͤnſeeies an, welchem es jetzt auch der Geſtalt nach
(indem es die ſphaͤriſche Form verliert) aͤhnlich iſt, ſein Um-
fang verhaͤlt ſich hinſichtlich der Saugfaſern noch ziemlich
wie im erſten Monat, nur fangen an der Stelle, wo zuerſt
das Ei ſich angeheftet hatte bereits die Flocken an etwas
dichter und groͤßer zu werden, indem ſich hier mehrere Ge-
faͤße verzweigen, und uͤberhaupt durch die groͤßere Ent-
wickelung des Gefaͤßſyſtems rothes Blut zuerſt ſichtbar
wird.
§. 690.
Wird die Lederhaut geoͤffnet ſo erſcheint das Amnion
noch ziemlich auf gleiche Weiſe wie im vorigen Monat, doch
mittelſt eines weitern Raumes von der Lederhaut getrennt.
Dieſer Raum iſt es nun, welcher bey mehrern Thieren ſehr
deutlich durch die Allantois ausgefuͤllt wird, entweder, ſo
daß man ſie wirklich als eine große, freie, laͤngliche, (Wurſt-
foͤrmige, daher ihr Name), aͤußerſt duͤnnhaͤutige und gefaͤßloſe
Blaſe erblickt (wie bei den Wiederkaͤuern und im Schwein)
oder indem ſie der innern Flaͤche des Chorions und der
aͤußern des Amnions ſo feſt angefuͤgt iſt, daß man ſie als
beſondere Blaſe nicht wohl darſtellen kann (wie bei dem
Pferde und Hunde).
§. 691.
Auf letztere Weiſe darf man annehmen, daß ſich wahr-
ſcheinlich auch die Allantois im Menſchen verhalte (ſ. T. II.
*) H. Oſiander betrachtet das Nabelblaͤschen im Menſchen, wo er
es findet, immer als krankhafte Bildung (Handbuch d. Entbin-
dungsk. II. Thl. S. 503. und an vielen andern Stellen.)
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/53>, abgerufen am 21.11.2024.
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