fig. IV.), obwohl es nicht unmöglich wäre, daß hier, wo der Urachus so zeitig verwächst, auch vielleicht die Allantois nicht zu ihrem völligen Wachsthum gelangte, und gleich der Vesicula umbilicalis völlig obliterirte, so daß nur die zwischen Amnion und Chorion sich sammelnde, dem Liquor allantoidis gleich stehende Flüssigkeit noch ihre Stelle bezeichnete. -- Es kann hierüber nur durch eine lange Reihe noch aufzustellender Beob- achtungen entschieden werden, obwohl nicht zu übersehen ist, daß man auch in menschlichen Eiern häufig eine zwischen Am- nion und Chorion liegende mittlere Haut Membrana media Hobokenii*) beobachtet hat, welche wohl kaum eine andere Bedeutung als die der Harnhaut haben kann.
§. 692.
Das Nabelbläschen selbst wird auch in diesem Monate ge- wöhnlich noch angetroffen, und liegt dann meistens als ein erbsengroßes Bläschen neben der Einsenkung des Nabelstranges außerhalb des Amnions. -- Das Amnion selbst enthält in dem völlig klaren Fruchtwasser den Embryo, welcher nun schon auf die Länge eines Zolles angewachsen ist (nach Haller hat sich der Embryo im zweiten Monate gegen den ersten um das achtundvierzigfache **) vergrößert) und sich in aller Hinsicht voll- kommner ausgebildet zeigt. -- Der Kopf ist im Verhältniß zum ganzen Embryo sehr groß, die Augen stellen zwei dunkelfarbige nicht völlig (wegen der Irisspalte) geschlossene Kreise dar, Mund, Nasenlöcher, Ohren sind angedeutet. Vom Rumpf, welcher fast ganz (ungefähr wie im Fisch) Bauchhöhle ist, entspringt der kurze dicke Nabelstrang, in welchem noch ein Theil der Windungen des Darmkanals bemerklich ist, und welchem außer-
*)Ioh. Samuel de ovorum mammalium velamentis. Wirzb. 1808. p. 32.
**) Ueber die Gründe, nach welchen diese außerordentliche Thätigkeit der Reproduktion zu erklären seyn dürfte, s. meinen Aufsatz über Reproduktion u. s. w. in Meckels Archiv f. Physiologie II. Bd. II. Heft.
fig. IV.), obwohl es nicht unmoͤglich waͤre, daß hier, wo der Urachus ſo zeitig verwaͤchſt, auch vielleicht die Allantois nicht zu ihrem voͤlligen Wachsthum gelangte, und gleich der Vesicula umbilicalis voͤllig obliterirte, ſo daß nur die zwiſchen Amnion und Chorion ſich ſammelnde, dem Liquor allantoidis gleich ſtehende Fluͤſſigkeit noch ihre Stelle bezeichnete. — Es kann hieruͤber nur durch eine lange Reihe noch aufzuſtellender Beob- achtungen entſchieden werden, obwohl nicht zu uͤberſehen iſt, daß man auch in menſchlichen Eiern haͤufig eine zwiſchen Am- nion und Chorion liegende mittlere Haut Membrana media Hobokenii*) beobachtet hat, welche wohl kaum eine andere Bedeutung als die der Harnhaut haben kann.
§. 692.
Das Nabelblaͤschen ſelbſt wird auch in dieſem Monate ge- woͤhnlich noch angetroffen, und liegt dann meiſtens als ein erbſengroßes Blaͤschen neben der Einſenkung des Nabelſtranges außerhalb des Amnions. — Das Amnion ſelbſt enthaͤlt in dem voͤllig klaren Fruchtwaſſer den Embryo, welcher nun ſchon auf die Laͤnge eines Zolles angewachſen iſt (nach Haller hat ſich der Embryo im zweiten Monate gegen den erſten um das achtundvierzigfache **) vergroͤßert) und ſich in aller Hinſicht voll- kommner ausgebildet zeigt. — Der Kopf iſt im Verhaͤltniß zum ganzen Embryo ſehr groß, die Augen ſtellen zwei dunkelfarbige nicht voͤllig (wegen der Irisſpalte) geſchloſſene Kreiſe dar, Mund, Naſenloͤcher, Ohren ſind angedeutet. Vom Rumpf, welcher faſt ganz (ungefaͤhr wie im Fiſch) Bauchhoͤhle iſt, entſpringt der kurze dicke Nabelſtrang, in welchem noch ein Theil der Windungen des Darmkanals bemerklich iſt, und welchem außer-
*)Ioh. Samuel de ovorum mammalium velamentis. Wirzb. 1808. p. 32.
**) Ueber die Gruͤnde, nach welchen dieſe außerordentliche Thaͤtigkeit der Reproduktion zu erklaͤren ſeyn duͤrfte, ſ. meinen Aufſatz uͤber Reproduktion u. ſ. w. in Meckels Archiv f. Phyſiologie II. Bd. II. Heft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0054"n="32"/>
fig. IV.</hi>), obwohl es nicht unmoͤglich waͤre, daß hier, wo<lb/>
der Urachus ſo zeitig verwaͤchſt, auch vielleicht die Allantois nicht<lb/>
zu ihrem voͤlligen Wachsthum gelangte, und gleich der <hirendition="#aq">Vesicula<lb/>
umbilicalis</hi> voͤllig obliterirte, ſo daß nur die zwiſchen Amnion<lb/>
und Chorion ſich ſammelnde, dem <hirendition="#aq">Liquor allantoidis</hi> gleich<lb/>ſtehende Fluͤſſigkeit noch ihre Stelle bezeichnete. — Es kann<lb/>
hieruͤber nur durch eine lange Reihe noch aufzuſtellender Beob-<lb/>
achtungen entſchieden werden, obwohl nicht zu uͤberſehen iſt,<lb/>
daß man auch in menſchlichen Eiern haͤufig eine zwiſchen Am-<lb/>
nion und Chorion liegende mittlere Haut <hirendition="#aq">Membrana media<lb/>
Hobokenii</hi><noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">Ioh. Samuel de ovorum mammalium velamentis. Wirzb. 1808.<lb/>
p. 32.</hi></note> beobachtet hat, welche wohl kaum eine andere<lb/>
Bedeutung als die der Harnhaut haben kann.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 692.</head><lb/><p>Das Nabelblaͤschen ſelbſt wird auch in dieſem Monate ge-<lb/>
woͤhnlich noch angetroffen, und liegt dann meiſtens als ein<lb/>
erbſengroßes Blaͤschen neben der Einſenkung des Nabelſtranges<lb/>
außerhalb des Amnions. — Das Amnion ſelbſt enthaͤlt in dem<lb/>
voͤllig klaren Fruchtwaſſer den Embryo, welcher nun ſchon auf<lb/>
die Laͤnge eines Zolles angewachſen iſt (nach <hirendition="#g">Haller</hi> hat ſich<lb/>
der Embryo im zweiten Monate gegen den erſten um das<lb/>
achtundvierzigfache <noteplace="foot"n="**)">Ueber die Gruͤnde, nach welchen dieſe außerordentliche Thaͤtigkeit<lb/>
der Reproduktion zu erklaͤren ſeyn duͤrfte, ſ. meinen Aufſatz uͤber<lb/>
Reproduktion u. ſ. w. in <hirendition="#g">Meckels</hi> Archiv f. Phyſiologie <hirendition="#aq">II.</hi> Bd.<lb/><hirendition="#aq">II.</hi> Heft.</note> vergroͤßert) und ſich in aller Hinſicht voll-<lb/>
kommner ausgebildet zeigt. — Der Kopf iſt im Verhaͤltniß zum<lb/>
ganzen Embryo ſehr groß, die Augen ſtellen zwei dunkelfarbige<lb/>
nicht voͤllig (wegen der Irisſpalte) geſchloſſene Kreiſe dar, Mund,<lb/>
Naſenloͤcher, Ohren ſind angedeutet. Vom Rumpf, welcher<lb/>
faſt ganz (ungefaͤhr wie im Fiſch) Bauchhoͤhle iſt, entſpringt<lb/>
der kurze dicke Nabelſtrang, in welchem noch ein Theil der<lb/>
Windungen des Darmkanals bemerklich iſt, und welchem außer-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[32/0054]
fig. IV.), obwohl es nicht unmoͤglich waͤre, daß hier, wo
der Urachus ſo zeitig verwaͤchſt, auch vielleicht die Allantois nicht
zu ihrem voͤlligen Wachsthum gelangte, und gleich der Vesicula
umbilicalis voͤllig obliterirte, ſo daß nur die zwiſchen Amnion
und Chorion ſich ſammelnde, dem Liquor allantoidis gleich
ſtehende Fluͤſſigkeit noch ihre Stelle bezeichnete. — Es kann
hieruͤber nur durch eine lange Reihe noch aufzuſtellender Beob-
achtungen entſchieden werden, obwohl nicht zu uͤberſehen iſt,
daß man auch in menſchlichen Eiern haͤufig eine zwiſchen Am-
nion und Chorion liegende mittlere Haut Membrana media
Hobokenii *) beobachtet hat, welche wohl kaum eine andere
Bedeutung als die der Harnhaut haben kann.
§. 692.
Das Nabelblaͤschen ſelbſt wird auch in dieſem Monate ge-
woͤhnlich noch angetroffen, und liegt dann meiſtens als ein
erbſengroßes Blaͤschen neben der Einſenkung des Nabelſtranges
außerhalb des Amnions. — Das Amnion ſelbſt enthaͤlt in dem
voͤllig klaren Fruchtwaſſer den Embryo, welcher nun ſchon auf
die Laͤnge eines Zolles angewachſen iſt (nach Haller hat ſich
der Embryo im zweiten Monate gegen den erſten um das
achtundvierzigfache **) vergroͤßert) und ſich in aller Hinſicht voll-
kommner ausgebildet zeigt. — Der Kopf iſt im Verhaͤltniß zum
ganzen Embryo ſehr groß, die Augen ſtellen zwei dunkelfarbige
nicht voͤllig (wegen der Irisſpalte) geſchloſſene Kreiſe dar, Mund,
Naſenloͤcher, Ohren ſind angedeutet. Vom Rumpf, welcher
faſt ganz (ungefaͤhr wie im Fiſch) Bauchhoͤhle iſt, entſpringt
der kurze dicke Nabelſtrang, in welchem noch ein Theil der
Windungen des Darmkanals bemerklich iſt, und welchem außer-
*) Ioh. Samuel de ovorum mammalium velamentis. Wirzb. 1808.
p. 32.
**) Ueber die Gruͤnde, nach welchen dieſe außerordentliche Thaͤtigkeit
der Reproduktion zu erklaͤren ſeyn duͤrfte, ſ. meinen Aufſatz uͤber
Reproduktion u. ſ. w. in Meckels Archiv f. Phyſiologie II. Bd.
II. Heft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/54>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.