Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

stützenden Vorschriften, den Mutterkuchen, um das Kind zu
entbinden, mitten zu durchbohren, oder denselben gar vor
dem Kinde hinwegzunehmen, verdienen als unzweckmäßig und
gefährlich keine weitere Berücksichtigung.

2.
Zu fest mit dem Uterus verwachsener Mutter-
kuchen
.
§. 1500.

Eine Regelwidrigkeit welche erst in der fünften Periode
bemerklich wird, und eine dritte Art von Nachgeburts zöge-
rungen (die ersten beiden Arten waren Schwäche des Uterus
und Einsackung der Placenta) verursachen kann. Man hat
hierbei theils verschiedene Grade in der Festigkeit dieser Adhä-
sionen, theils ob sie über die ganze Fläche der Placenta
verbreitet, oder auf einzelne Punkte beschränkt ist, zu unter-
scheiden. Rücksichtlich der Festigkeit findet man Placenten
welche entweder durch einzelne oder viele tendinöse Fäden an
den Uterus geheftet sind, andere zeigen an ihrer Oberfläche
körnige Punkte von einer dem geronnenen Eiweißstoff ähnlichen
Masse, noch andere sind wirklich mit größern und kleinern
Knochenstücken oder kalkigen Concrementen durchsetzt und
hängen dann gemeiniglich vorzüglich fest der innern Gebärmut-
terfläche an.

§. 1501.

Was die Ursachen der zu festen Adhäsion betrifft, so
läßt sich wohl davon so wenig als über die Ursachen des
vorliegenden Mutterkuchens etwas mit Bestimmtheit festsetzen.
Die Zeichen der durch zu feste Adhäsion bewirkten Nachge-
burtszögerungen sind: erstens der hartnäckig, hoch über dem
Muttermunde an einer Seiten- oder Grundfläche des Uterus
verweilende Mutterkuchen, trotz dem daß es an Nachgeburts-
wehen nicht gefehlt hat, und der Uterus sich um die Placenta

ſtuͤtzenden Vorſchriften, den Mutterkuchen, um das Kind zu
entbinden, mitten zu durchbohren, oder denſelben gar vor
dem Kinde hinwegzunehmen, verdienen als unzweckmaͤßig und
gefaͤhrlich keine weitere Beruͤckſichtigung.

2.
Zu feſt mit dem Uterus verwachſener Mutter-
kuchen
.
§. 1500.

Eine Regelwidrigkeit welche erſt in der fuͤnften Periode
bemerklich wird, und eine dritte Art von Nachgeburts zoͤge-
rungen (die erſten beiden Arten waren Schwaͤche des Uterus
und Einſackung der Placenta) verurſachen kann. Man hat
hierbei theils verſchiedene Grade in der Feſtigkeit dieſer Adhaͤ-
ſionen, theils ob ſie uͤber die ganze Flaͤche der Placenta
verbreitet, oder auf einzelne Punkte beſchraͤnkt iſt, zu unter-
ſcheiden. Ruͤckſichtlich der Feſtigkeit findet man Placenten
welche entweder durch einzelne oder viele tendinoͤſe Faͤden an
den Uterus geheftet ſind, andere zeigen an ihrer Oberflaͤche
koͤrnige Punkte von einer dem geronnenen Eiweißſtoff aͤhnlichen
Maſſe, noch andere ſind wirklich mit groͤßern und kleinern
Knochenſtuͤcken oder kalkigen Concrementen durchſetzt und
haͤngen dann gemeiniglich vorzuͤglich feſt der innern Gebaͤrmut-
terflaͤche an.

§. 1501.

Was die Urſachen der zu feſten Adhaͤſion betrifft, ſo
laͤßt ſich wohl davon ſo wenig als uͤber die Urſachen des
vorliegenden Mutterkuchens etwas mit Beſtimmtheit feſtſetzen.
Die Zeichen der durch zu feſte Adhaͤſion bewirkten Nachge-
burtszoͤgerungen ſind: erſtens der hartnaͤckig, hoch uͤber dem
Muttermunde an einer Seiten- oder Grundflaͤche des Uterus
verweilende Mutterkuchen, trotz dem daß es an Nachgeburts-
wehen nicht gefehlt hat, und der Uterus ſich um die Placenta

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0532" n="506"/>
&#x017F;tu&#x0364;tzenden Vor&#x017F;chriften, den Mutterkuchen, um das Kind zu<lb/>
entbinden, mitten zu durchbohren, oder den&#x017F;elben gar vor<lb/>
dem Kinde hinwegzunehmen, verdienen als unzweckma&#x0364;ßig und<lb/>
gefa&#x0364;hrlich keine weitere Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung.</p>
                      </div>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>2.<lb/><hi rendition="#g">Zu fe&#x017F;t mit dem Uterus verwach&#x017F;ener Mutter-<lb/>
kuchen</hi>.</head><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1500.</head><lb/>
                        <p>Eine Regelwidrigkeit welche er&#x017F;t in der fu&#x0364;nften Periode<lb/>
bemerklich wird, und eine dritte Art von Nachgeburts zo&#x0364;ge-<lb/>
rungen (die er&#x017F;ten beiden Arten waren Schwa&#x0364;che des Uterus<lb/>
und Ein&#x017F;ackung der Placenta) verur&#x017F;achen kann. Man hat<lb/>
hierbei theils ver&#x017F;chiedene Grade in der Fe&#x017F;tigkeit die&#x017F;er Adha&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ionen, theils ob &#x017F;ie u&#x0364;ber die ganze Fla&#x0364;che der Placenta<lb/>
verbreitet, oder auf einzelne Punkte be&#x017F;chra&#x0364;nkt i&#x017F;t, zu unter-<lb/>
&#x017F;cheiden. Ru&#x0364;ck&#x017F;ichtlich der Fe&#x017F;tigkeit findet man Placenten<lb/>
welche entweder durch einzelne oder viele tendino&#x0364;&#x017F;e Fa&#x0364;den an<lb/>
den Uterus geheftet &#x017F;ind, andere zeigen an ihrer Oberfla&#x0364;che<lb/>
ko&#x0364;rnige Punkte von einer dem geronnenen Eiweiß&#x017F;toff a&#x0364;hnlichen<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e, noch andere &#x017F;ind wirklich mit gro&#x0364;ßern und kleinern<lb/>
Knochen&#x017F;tu&#x0364;cken oder kalkigen Concrementen durch&#x017F;etzt und<lb/>
ha&#x0364;ngen dann gemeiniglich vorzu&#x0364;glich fe&#x017F;t der innern Geba&#x0364;rmut-<lb/>
terfla&#x0364;che an.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1501.</head><lb/>
                        <p>Was die <hi rendition="#g">Ur&#x017F;achen</hi> der zu fe&#x017F;ten Adha&#x0364;&#x017F;ion betrifft, &#x017F;o<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich wohl davon &#x017F;o wenig als u&#x0364;ber die Ur&#x017F;achen des<lb/>
vorliegenden Mutterkuchens etwas mit Be&#x017F;timmtheit fe&#x017F;t&#x017F;etzen.<lb/>
Die <hi rendition="#g">Zeichen</hi> der durch zu fe&#x017F;te Adha&#x0364;&#x017F;ion bewirkten Nachge-<lb/>
burtszo&#x0364;gerungen &#x017F;ind: er&#x017F;tens der hartna&#x0364;ckig, hoch u&#x0364;ber dem<lb/>
Muttermunde an einer Seiten- oder Grundfla&#x0364;che des Uterus<lb/>
verweilende Mutterkuchen, trotz dem daß es an Nachgeburts-<lb/>
wehen nicht gefehlt hat, und der Uterus &#x017F;ich um die Placenta<lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506/0532] ſtuͤtzenden Vorſchriften, den Mutterkuchen, um das Kind zu entbinden, mitten zu durchbohren, oder denſelben gar vor dem Kinde hinwegzunehmen, verdienen als unzweckmaͤßig und gefaͤhrlich keine weitere Beruͤckſichtigung. 2. Zu feſt mit dem Uterus verwachſener Mutter- kuchen. §. 1500. Eine Regelwidrigkeit welche erſt in der fuͤnften Periode bemerklich wird, und eine dritte Art von Nachgeburts zoͤge- rungen (die erſten beiden Arten waren Schwaͤche des Uterus und Einſackung der Placenta) verurſachen kann. Man hat hierbei theils verſchiedene Grade in der Feſtigkeit dieſer Adhaͤ- ſionen, theils ob ſie uͤber die ganze Flaͤche der Placenta verbreitet, oder auf einzelne Punkte beſchraͤnkt iſt, zu unter- ſcheiden. Ruͤckſichtlich der Feſtigkeit findet man Placenten welche entweder durch einzelne oder viele tendinoͤſe Faͤden an den Uterus geheftet ſind, andere zeigen an ihrer Oberflaͤche koͤrnige Punkte von einer dem geronnenen Eiweißſtoff aͤhnlichen Maſſe, noch andere ſind wirklich mit groͤßern und kleinern Knochenſtuͤcken oder kalkigen Concrementen durchſetzt und haͤngen dann gemeiniglich vorzuͤglich feſt der innern Gebaͤrmut- terflaͤche an. §. 1501. Was die Urſachen der zu feſten Adhaͤſion betrifft, ſo laͤßt ſich wohl davon ſo wenig als uͤber die Urſachen des vorliegenden Mutterkuchens etwas mit Beſtimmtheit feſtſetzen. Die Zeichen der durch zu feſte Adhaͤſion bewirkten Nachge- burtszoͤgerungen ſind: erſtens der hartnaͤckig, hoch uͤber dem Muttermunde an einer Seiten- oder Grundflaͤche des Uterus verweilende Mutterkuchen, trotz dem daß es an Nachgeburts- wehen nicht gefehlt hat, und der Uterus ſich um die Placenta

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/532
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/532>, abgerufen am 01.11.2024.