Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
V.
Regelwidrigkeiten am Kinde.
1.
Von der regelwidrigen Bildung desselben.
§. 1522.

Es gehört hierher zuvörderst bei übrigens regelmäßiger
Bildung die zu beträchtliche oder die zu geringe
Größe des Kindes
. Was die erstere betrifft, so wird
sie die Folge entweder ungewöhnlich reichlicher Ernährung in
der gewöhnlichen Schwangerschaftszeit seyn, oder bei Spätge-
burten bemerkt werden. In jedem Falle kann dadurch ein
Mißverhältniß zum Becken entstehen, wodurch letzteres relativ
zu enge erscheint, folglich die bei engem Becken gewöhnlich
vorkommende schwere Geburt eintreten kann, und dann die-
selben Hülfsmittel der Kunst, wie beim engen Becken, eintre-
ten müssen. Es sind deßhalb nur die Zeichen eines sehr
großen Kindes hier noch zu erwähnen: -- Es gehört dahin:
der sehr stark ausgedehnte Unterleib ohne Zeichen des vielen
Fruchtwassers oder von Zwillingen, der sehr fest und schwer
auf dem Becken aufliegende Kopf, oder die Größe anderer
innerlich fühlbaren Kindestheile, die verknöcherten Näthe und
Fontanellen, und die besondere Festigkeit der Kopfknochen.

§. 1523.

Die abnorme Kleinheit des Kindes, eine Folge nicht
beendigter Schwangerschaftszeit, oder zu dürftiger Ernährung
des Fetus, wird einen sehr raschen Geburtsverlauf, und so-
mit manche der beim zu weiten Becken namhaft gemachten
Nachtheile veranlassen können. Die Zeichen eines zu klei-
nen Kindes werden aus dem geringern Umfange des Leibes,
den kleinen etwa fühlbaren Gliedern des Kindes, dem wenn
auch schon im Becken stehenden, dennoch beweglich bleibenden

V.
Regelwidrigkeiten am Kinde.
1.
Von der regelwidrigen Bildung deſſelben.
§. 1522.

Es gehoͤrt hierher zuvoͤrderſt bei uͤbrigens regelmaͤßiger
Bildung die zu betraͤchtliche oder die zu geringe
Groͤße des Kindes
. Was die erſtere betrifft, ſo wird
ſie die Folge entweder ungewoͤhnlich reichlicher Ernaͤhrung in
der gewoͤhnlichen Schwangerſchaftszeit ſeyn, oder bei Spaͤtge-
burten bemerkt werden. In jedem Falle kann dadurch ein
Mißverhaͤltniß zum Becken entſtehen, wodurch letzteres relativ
zu enge erſcheint, folglich die bei engem Becken gewoͤhnlich
vorkommende ſchwere Geburt eintreten kann, und dann die-
ſelben Huͤlfsmittel der Kunſt, wie beim engen Becken, eintre-
ten muͤſſen. Es ſind deßhalb nur die Zeichen eines ſehr
großen Kindes hier noch zu erwaͤhnen: — Es gehoͤrt dahin:
der ſehr ſtark ausgedehnte Unterleib ohne Zeichen des vielen
Fruchtwaſſers oder von Zwillingen, der ſehr feſt und ſchwer
auf dem Becken aufliegende Kopf, oder die Groͤße anderer
innerlich fuͤhlbaren Kindestheile, die verknoͤcherten Naͤthe und
Fontanellen, und die beſondere Feſtigkeit der Kopfknochen.

§. 1523.

Die abnorme Kleinheit des Kindes, eine Folge nicht
beendigter Schwangerſchaftszeit, oder zu duͤrftiger Ernaͤhrung
des Fetus, wird einen ſehr raſchen Geburtsverlauf, und ſo-
mit manche der beim zu weiten Becken namhaft gemachten
Nachtheile veranlaſſen koͤnnen. Die Zeichen eines zu klei-
nen Kindes werden aus dem geringern Umfange des Leibes,
den kleinen etwa fuͤhlbaren Gliedern des Kindes, dem wenn
auch ſchon im Becken ſtehenden, dennoch beweglich bleibenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <pb facs="#f0546" n="520"/>
                  <div n="7">
                    <head><hi rendition="#aq">V.</hi><lb/><hi rendition="#g">Regelwidrigkeiten am Kinde</hi>.</head><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>1.<lb/><hi rendition="#g">Von der regelwidrigen Bildung de&#x017F;&#x017F;elben</hi>.</head><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1522.</head><lb/>
                        <p>Es geho&#x0364;rt hierher zuvo&#x0364;rder&#x017F;t bei u&#x0364;brigens regelma&#x0364;ßiger<lb/>
Bildung die <hi rendition="#g">zu betra&#x0364;chtliche oder die zu geringe<lb/>
Gro&#x0364;ße des Kindes</hi>. Was die <hi rendition="#g">er&#x017F;tere</hi> betrifft, &#x017F;o wird<lb/>
&#x017F;ie die Folge entweder ungewo&#x0364;hnlich reichlicher Erna&#x0364;hrung in<lb/>
der gewo&#x0364;hnlichen Schwanger&#x017F;chaftszeit &#x017F;eyn, oder bei Spa&#x0364;tge-<lb/>
burten bemerkt werden. In jedem Falle kann dadurch ein<lb/>
Mißverha&#x0364;ltniß zum Becken ent&#x017F;tehen, wodurch letzteres relativ<lb/>
zu enge er&#x017F;cheint, folglich die bei engem Becken gewo&#x0364;hnlich<lb/>
vorkommende &#x017F;chwere Geburt eintreten kann, und dann die-<lb/>
&#x017F;elben Hu&#x0364;lfsmittel der Kun&#x017F;t, wie beim engen Becken, eintre-<lb/>
ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Es &#x017F;ind deßhalb nur die <hi rendition="#g">Zeichen</hi> eines &#x017F;ehr<lb/>
großen Kindes hier noch zu erwa&#x0364;hnen: &#x2014; Es geho&#x0364;rt dahin:<lb/>
der &#x017F;ehr &#x017F;tark ausgedehnte Unterleib ohne Zeichen des vielen<lb/>
Fruchtwa&#x017F;&#x017F;ers oder von Zwillingen, der &#x017F;ehr fe&#x017F;t und &#x017F;chwer<lb/>
auf dem Becken aufliegende Kopf, oder die Gro&#x0364;ße anderer<lb/>
innerlich fu&#x0364;hlbaren Kindestheile, die verkno&#x0364;cherten Na&#x0364;the und<lb/>
Fontanellen, und die be&#x017F;ondere Fe&#x017F;tigkeit der Kopfknochen.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1523.</head><lb/>
                        <p>Die abnorme Kleinheit des Kindes, eine Folge nicht<lb/>
beendigter Schwanger&#x017F;chaftszeit, oder zu du&#x0364;rftiger Erna&#x0364;hrung<lb/>
des Fetus, wird einen &#x017F;ehr ra&#x017F;chen Geburtsverlauf, und &#x017F;o-<lb/>
mit manche der beim zu weiten Becken namhaft gemachten<lb/>
Nachtheile veranla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Die <hi rendition="#g">Zeichen</hi> eines zu klei-<lb/>
nen Kindes werden aus dem geringern Umfange des Leibes,<lb/>
den kleinen etwa fu&#x0364;hlbaren Gliedern des Kindes, dem wenn<lb/>
auch &#x017F;chon im Becken &#x017F;tehenden, dennoch beweglich bleibenden<lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[520/0546] V. Regelwidrigkeiten am Kinde. 1. Von der regelwidrigen Bildung deſſelben. §. 1522. Es gehoͤrt hierher zuvoͤrderſt bei uͤbrigens regelmaͤßiger Bildung die zu betraͤchtliche oder die zu geringe Groͤße des Kindes. Was die erſtere betrifft, ſo wird ſie die Folge entweder ungewoͤhnlich reichlicher Ernaͤhrung in der gewoͤhnlichen Schwangerſchaftszeit ſeyn, oder bei Spaͤtge- burten bemerkt werden. In jedem Falle kann dadurch ein Mißverhaͤltniß zum Becken entſtehen, wodurch letzteres relativ zu enge erſcheint, folglich die bei engem Becken gewoͤhnlich vorkommende ſchwere Geburt eintreten kann, und dann die- ſelben Huͤlfsmittel der Kunſt, wie beim engen Becken, eintre- ten muͤſſen. Es ſind deßhalb nur die Zeichen eines ſehr großen Kindes hier noch zu erwaͤhnen: — Es gehoͤrt dahin: der ſehr ſtark ausgedehnte Unterleib ohne Zeichen des vielen Fruchtwaſſers oder von Zwillingen, der ſehr feſt und ſchwer auf dem Becken aufliegende Kopf, oder die Groͤße anderer innerlich fuͤhlbaren Kindestheile, die verknoͤcherten Naͤthe und Fontanellen, und die beſondere Feſtigkeit der Kopfknochen. §. 1523. Die abnorme Kleinheit des Kindes, eine Folge nicht beendigter Schwangerſchaftszeit, oder zu duͤrftiger Ernaͤhrung des Fetus, wird einen ſehr raſchen Geburtsverlauf, und ſo- mit manche der beim zu weiten Becken namhaft gemachten Nachtheile veranlaſſen koͤnnen. Die Zeichen eines zu klei- nen Kindes werden aus dem geringern Umfange des Leibes, den kleinen etwa fuͤhlbaren Gliedern des Kindes, dem wenn auch ſchon im Becken ſtehenden, dennoch beweglich bleibenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/546
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/546>, abgerufen am 22.11.2024.