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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Mittel geben wohl zu Verhärtungen Anlaß. -- So lange
als möglich muß übrigens die Entleerung der Brust durch
Aussaugung und Beförderung des freiwilligen Ausflusses fort-
gesetzt werden.

§. 1592.

Unter dieser ruhig fortgesetzten Behandlung und bei gutem
Verhalten der Wöchnerin kommt man gewöhnlich dahin, die
Zertheilung zu bewerkstelligen, und gelingt dieß nicht, so muß
wenigstens immer diese Behandlung, bis sich bereits deutliche
Spuren von Eiterung zeigen, fortgesetzt werden. Zeigt sich
nun die Eiterung wirklich in der Tiefe begonnen, so findet
die Anwendung erweichender Breiumschläge sich angezeigt und
muß nun ununterbrochen bis zur Reifung des Abscesses an
der Oberfläche der Brust fortgesetzt werden. Die Eröffnung
des Abscesses muß in der Regel durchaus der Natur überlassen
bleiben, und darf allenfalls nur durch ein kleines aufgelegtes
Zugflaster zuletzt befördert werden, da die voreilige Geschäf-
tigkeit mancher Chirurgen, welche den Absceß schon in der
Tiefe durch das Messer öffnen wollen, gewöhnlich sehr lang-
wierige und übelartige Eiterung zur Folge hat *). Die Ent-
leerung des geöffneten Abscesses muß nur durch sanftes Aus-
streichen, Einlegen einiger Charpiefäden in die Oeffnung, und
Fortsetzen der Breiumschläge bewerkstelligt werden, bei welcher
Behandlung die Heilung gewöhnlich in Zeit von 2 bis 3 Wochen
geschehen ist, anstatt daß zu zeitig geöffnete, durch eingelegte
Wieken u. s. w. gereizte Abscesse Monate lang fort zu eitern
pflegen.

§. 1593.

Seltner ist es, daß die Entzündung durch Bildung
einer Verhärtung sich entscheidet, sogenannte Milchknoten

*) Sehr treffend sagt P. Frank de cur. hom. m. Lib. VI. P. II.
p. 162: "Tristissimos insana carnificum chirurgorum abscessus
mammarum, necdum perfectematuros aperiendi -- libido, innumeras
jam puerperas--hoc fonte, e quo primam vitam sugimus, spoliavit.

Mittel geben wohl zu Verhaͤrtungen Anlaß. — So lange
als moͤglich muß uͤbrigens die Entleerung der Bruſt durch
Ausſaugung und Befoͤrderung des freiwilligen Ausfluſſes fort-
geſetzt werden.

§. 1592.

Unter dieſer ruhig fortgeſetzten Behandlung und bei gutem
Verhalten der Woͤchnerin kommt man gewoͤhnlich dahin, die
Zertheilung zu bewerkſtelligen, und gelingt dieß nicht, ſo muß
wenigſtens immer dieſe Behandlung, bis ſich bereits deutliche
Spuren von Eiterung zeigen, fortgeſetzt werden. Zeigt ſich
nun die Eiterung wirklich in der Tiefe begonnen, ſo findet
die Anwendung erweichender Breiumſchlaͤge ſich angezeigt und
muß nun ununterbrochen bis zur Reifung des Abſceſſes an
der Oberflaͤche der Bruſt fortgeſetzt werden. Die Eroͤffnung
des Abſceſſes muß in der Regel durchaus der Natur uͤberlaſſen
bleiben, und darf allenfalls nur durch ein kleines aufgelegtes
Zugflaſter zuletzt befoͤrdert werden, da die voreilige Geſchaͤf-
tigkeit mancher Chirurgen, welche den Abſceß ſchon in der
Tiefe durch das Meſſer oͤffnen wollen, gewoͤhnlich ſehr lang-
wierige und uͤbelartige Eiterung zur Folge hat *). Die Ent-
leerung des geoͤffneten Abſceſſes muß nur durch ſanftes Aus-
ſtreichen, Einlegen einiger Charpiefaͤden in die Oeffnung, und
Fortſetzen der Breiumſchlaͤge bewerkſtelligt werden, bei welcher
Behandlung die Heilung gewoͤhnlich in Zeit von 2 bis 3 Wochen
geſchehen iſt, anſtatt daß zu zeitig geoͤffnete, durch eingelegte
Wieken u. ſ. w. gereizte Abſceſſe Monate lang fort zu eitern
pflegen.

§. 1593.

Seltner iſt es, daß die Entzuͤndung durch Bildung
einer Verhaͤrtung ſich entſcheidet, ſogenannte Milchknoten

*) Sehr treffend ſagt P. Frank de cur. hom. m. Lib. VI. P. II.
p. 162: „Tristissimos insana carnificum chirurgorum abscessus
mammarum, necdum perfectematuros aperiendi — libido, innumeras
jam puerperas—hoc fonte, e quo primam vitam sugimus, spoliavit.
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[562/0588] Mittel geben wohl zu Verhaͤrtungen Anlaß. — So lange als moͤglich muß uͤbrigens die Entleerung der Bruſt durch Ausſaugung und Befoͤrderung des freiwilligen Ausfluſſes fort- geſetzt werden. §. 1592. Unter dieſer ruhig fortgeſetzten Behandlung und bei gutem Verhalten der Woͤchnerin kommt man gewoͤhnlich dahin, die Zertheilung zu bewerkſtelligen, und gelingt dieß nicht, ſo muß wenigſtens immer dieſe Behandlung, bis ſich bereits deutliche Spuren von Eiterung zeigen, fortgeſetzt werden. Zeigt ſich nun die Eiterung wirklich in der Tiefe begonnen, ſo findet die Anwendung erweichender Breiumſchlaͤge ſich angezeigt und muß nun ununterbrochen bis zur Reifung des Abſceſſes an der Oberflaͤche der Bruſt fortgeſetzt werden. Die Eroͤffnung des Abſceſſes muß in der Regel durchaus der Natur uͤberlaſſen bleiben, und darf allenfalls nur durch ein kleines aufgelegtes Zugflaſter zuletzt befoͤrdert werden, da die voreilige Geſchaͤf- tigkeit mancher Chirurgen, welche den Abſceß ſchon in der Tiefe durch das Meſſer oͤffnen wollen, gewoͤhnlich ſehr lang- wierige und uͤbelartige Eiterung zur Folge hat *). Die Ent- leerung des geoͤffneten Abſceſſes muß nur durch ſanftes Aus- ſtreichen, Einlegen einiger Charpiefaͤden in die Oeffnung, und Fortſetzen der Breiumſchlaͤge bewerkſtelligt werden, bei welcher Behandlung die Heilung gewoͤhnlich in Zeit von 2 bis 3 Wochen geſchehen iſt, anſtatt daß zu zeitig geoͤffnete, durch eingelegte Wieken u. ſ. w. gereizte Abſceſſe Monate lang fort zu eitern pflegen. §. 1593. Seltner iſt es, daß die Entzuͤndung durch Bildung einer Verhaͤrtung ſich entſcheidet, ſogenannte Milchknoten *) Sehr treffend ſagt P. Frank de cur. hom. m. Lib. VI. P. II. p. 162: „Tristissimos insana carnificum chirurgorum abscessus mammarum, necdum perfectematuros aperiendi — libido, innumeras jam puerperas—hoc fonte, e quo primam vitam sugimus, spoliavit.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/588>, abgerufen am 22.11.2024.