entstehen, oder selbst nach der Eiterung ähnliche Verhärtungen sich bilden. Die Behandlung dieser Zustände ist dann völlig dieselbe welche bereits im 1. Thle. §. 565 u. f. näher erörtert worden ist. -- Wie lange übrigens bei diesen krankhaften Zuständen das Stillen fortgesetzt werden könne, muß nach den Umständen abgemessen werden, bei kleinen Abscessen ist es oft auf keine Weise nöthig dasselbe auszusetzen, ausgebrei- tetere Abscesse hingegen hindern dasselbe wenigstens an der kranken Brust, indem man hierbei auf keine gesunde reine Milch mehr rechnen darf. Zur Beförderung der allmähligen Auflösung von Verhärtungen ist das fortgesetzte Stillen sehr zu empfehlen.
§. 1594.
Zu lange dauernde oder zu starke Milchaus- scheidung (Galactirrhoea). Die Milchabsonderung, als Produkt der thätigern Reproduktion im weiblichen Körper, muß nothwendig mit dem Stande der Reproduktion selbst auch gleiches Maaß halten, und ferner auch nur in denjenigen Perioden hervortreten, welche die Natur für ihre Ausscheidung bestimmt hat. In beiden Rücksichten jedoch können Regelwi- drigkeiten sich zeigen, und es gehört dahin 1) wenn während des Stillens ein so großer Zufluß von Milch Statt findet, daß die Ernährung des Körpers darunter leidet, Ohrenbrausen, Schwindel, Kopfschmerz, hektisches Fieber, Ueblichkeiten, ge- störte Verdauung und allgemeine Abmagerung eintreten; 2) wenn auch nach aufgegebenem Stillen die Milchausscheidung fortdauert, und nun bei wiedergekehrter Menstruation der Körper anhaltend so viel Säfte verliert, daß dieselben Zufälle eintreten.
§. 1595.
Was den erstern Fall betrifft, so muß hier die erste Rücksicht der Behandlung seyn, das Stillungsgeschäft zu beendigen. Es darf dieses jedoch durchaus nicht zu plötzlich geschehen, damit nicht aus zu großem Milchüberfluß Geschwül- ste, Entzündungen oder Milchversetzungen sich ereignen.
entſtehen, oder ſelbſt nach der Eiterung aͤhnliche Verhaͤrtungen ſich bilden. Die Behandlung dieſer Zuſtaͤnde iſt dann voͤllig dieſelbe welche bereits im 1. Thle. §. 565 u. f. naͤher eroͤrtert worden iſt. — Wie lange uͤbrigens bei dieſen krankhaften Zuſtaͤnden das Stillen fortgeſetzt werden koͤnne, muß nach den Umſtaͤnden abgemeſſen werden, bei kleinen Abſceſſen iſt es oft auf keine Weiſe noͤthig daſſelbe auszuſetzen, ausgebrei- tetere Abſceſſe hingegen hindern daſſelbe wenigſtens an der kranken Bruſt, indem man hierbei auf keine geſunde reine Milch mehr rechnen darf. Zur Befoͤrderung der allmaͤhligen Aufloͤſung von Verhaͤrtungen iſt das fortgeſetzte Stillen ſehr zu empfehlen.
§. 1594.
Zu lange dauernde oder zu ſtarke Milchaus- ſcheidung (Galactirrhoea). Die Milchabſonderung, als Produkt der thaͤtigern Reproduktion im weiblichen Koͤrper, muß nothwendig mit dem Stande der Reproduktion ſelbſt auch gleiches Maaß halten, und ferner auch nur in denjenigen Perioden hervortreten, welche die Natur fuͤr ihre Ausſcheidung beſtimmt hat. In beiden Ruͤckſichten jedoch koͤnnen Regelwi- drigkeiten ſich zeigen, und es gehoͤrt dahin 1) wenn waͤhrend des Stillens ein ſo großer Zufluß von Milch Statt findet, daß die Ernaͤhrung des Koͤrpers darunter leidet, Ohrenbrauſen, Schwindel, Kopfſchmerz, hektiſches Fieber, Ueblichkeiten, ge- ſtoͤrte Verdauung und allgemeine Abmagerung eintreten; 2) wenn auch nach aufgegebenem Stillen die Milchausſcheidung fortdauert, und nun bei wiedergekehrter Menſtruation der Koͤrper anhaltend ſo viel Saͤfte verliert, daß dieſelben Zufaͤlle eintreten.
§. 1595.
Was den erſtern Fall betrifft, ſo muß hier die erſte Ruͤckſicht der Behandlung ſeyn, das Stillungsgeſchaͤft zu beendigen. Es darf dieſes jedoch durchaus nicht zu ploͤtzlich geſchehen, damit nicht aus zu großem Milchuͤberfluß Geſchwuͤl- ſte, Entzuͤndungen oder Milchverſetzungen ſich ereignen.
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entſtehen, oder ſelbſt nach der Eiterung aͤhnliche Verhaͤrtungen
ſich bilden. Die Behandlung dieſer Zuſtaͤnde iſt dann voͤllig
dieſelbe welche bereits im 1. Thle. §. 565 u. f. naͤher eroͤrtert
worden iſt. — Wie lange uͤbrigens bei dieſen krankhaften
Zuſtaͤnden das Stillen fortgeſetzt werden koͤnne, muß nach
den Umſtaͤnden abgemeſſen werden, bei kleinen Abſceſſen iſt
es oft auf keine Weiſe noͤthig daſſelbe auszuſetzen, ausgebrei-
tetere Abſceſſe hingegen hindern daſſelbe wenigſtens an der
kranken Bruſt, indem man hierbei auf keine geſunde reine
Milch mehr rechnen darf. Zur Befoͤrderung der allmaͤhligen
Aufloͤſung von Verhaͤrtungen iſt das fortgeſetzte Stillen ſehr
zu empfehlen.
§. 1594.
Zu lange dauernde oder zu ſtarke Milchaus-
ſcheidung (Galactirrhoea). Die Milchabſonderung, als
Produkt der thaͤtigern Reproduktion im weiblichen Koͤrper, muß
nothwendig mit dem Stande der Reproduktion ſelbſt auch
gleiches Maaß halten, und ferner auch nur in denjenigen
Perioden hervortreten, welche die Natur fuͤr ihre Ausſcheidung
beſtimmt hat. In beiden Ruͤckſichten jedoch koͤnnen Regelwi-
drigkeiten ſich zeigen, und es gehoͤrt dahin 1) wenn waͤhrend
des Stillens ein ſo großer Zufluß von Milch Statt findet,
daß die Ernaͤhrung des Koͤrpers darunter leidet, Ohrenbrauſen,
Schwindel, Kopfſchmerz, hektiſches Fieber, Ueblichkeiten, ge-
ſtoͤrte Verdauung und allgemeine Abmagerung eintreten; 2) wenn
auch nach aufgegebenem Stillen die Milchausſcheidung fortdauert,
und nun bei wiedergekehrter Menſtruation der Koͤrper anhaltend
ſo viel Saͤfte verliert, daß dieſelben Zufaͤlle eintreten.
§. 1595.
Was den erſtern Fall betrifft, ſo muß hier die erſte
Ruͤckſicht der Behandlung ſeyn, das Stillungsgeſchaͤft zu
beendigen. Es darf dieſes jedoch durchaus nicht zu ploͤtzlich
geſchehen, damit nicht aus zu großem Milchuͤberfluß Geſchwuͤl-
ſte, Entzuͤndungen oder Milchverſetzungen ſich ereignen.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/589>, abgerufen am 22.11.2024.
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