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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Nach und nach werde daher das Kind immer seltner angelegt,
die Brust mit dem Oleo camphorato eingerieben, heraufge-
bunden und mit zertheilenden Mitteln bedeckt, man sehe darauf
die Hautthätigkeit mehr anzuregen, die Darmausleerungen zu
unterhalten, und unterstütze zugleich die Reproduktion durch
China, etwas Wein, späterhin selbst durch den Gebrauch eisen-
haltiger Mittel, lasse bei hektischem Fieber Milch und Selter-
wasser trinken und sorge, sobald der Milchzudrang abnimmt,
für eine nahrhafte leicht verdauliche Diät. -- Fast auf ähn-
liche Weise ist die Behandlung des nach dem Stillen andau-
ernden Milchflusses zu leiten, nur daß man hier noch stärker
zertheilende Mittel in Anwendung bringen kann, die Brüste
mit dem Emplastr. de cicuta, mercuriale, diachylon bede-
cken läßt, Sinapismen auf die Oberarme legt, einige Abfüh-
rungen von Zeit zu Zeit giebt, und im Allgemeinen die
Reproduktion unterstützt.

4.
Von den Krankheiten welche durch Störungen in den
naturgemäßen Revolutionen der Wochenperiode hervorge-
bracht werden.
1) Congestionen und Blutungen.
§. 1596.

In einer Periode wo die Richtung der Säftemasse eine
so bedeutende Umänderung erfährt, ist es natürlich, daß oft
auch ungleiche Blutvertheilungen, Anhäufungen in einzelnen
Gebilden u. s. w. sich äußern, und es sind dergleichen Abnormi-
täten schon als Ursachen des Frostes, der Ohnmachten und
Zuckungen bei Wöchnerinnen genannt worden. Seltener ist es
daß diese Congestionen so bedeutend werden daß sie Blutaus-
scheidungen als z. B. Nasenbluten, Bluthusten oder Blut-
brechen zur Folge haben. Die Ursachen solcher Unordnungen
liegen gewöhnlich in Störungen der Wochenfunktionen, als
z. B. in unterdrückter Hautfunktion, Wochenreinigung, oder

Nach und nach werde daher das Kind immer ſeltner angelegt,
die Bruſt mit dem Oleo camphorato eingerieben, heraufge-
bunden und mit zertheilenden Mitteln bedeckt, man ſehe darauf
die Hautthaͤtigkeit mehr anzuregen, die Darmausleerungen zu
unterhalten, und unterſtuͤtze zugleich die Reproduktion durch
China, etwas Wein, ſpaͤterhin ſelbſt durch den Gebrauch eiſen-
haltiger Mittel, laſſe bei hektiſchem Fieber Milch und Selter-
waſſer trinken und ſorge, ſobald der Milchzudrang abnimmt,
fuͤr eine nahrhafte leicht verdauliche Diaͤt. — Faſt auf aͤhn-
liche Weiſe iſt die Behandlung des nach dem Stillen andau-
ernden Milchfluſſes zu leiten, nur daß man hier noch ſtaͤrker
zertheilende Mittel in Anwendung bringen kann, die Bruͤſte
mit dem Emplastr. de cicuta, mercuriale, diachylon bede-
cken laͤßt, Sinapismen auf die Oberarme legt, einige Abfuͤh-
rungen von Zeit zu Zeit giebt, und im Allgemeinen die
Reproduktion unterſtuͤtzt.

4.
Von den Krankheiten welche durch Stoͤrungen in den
naturgemaͤßen Revolutionen der Wochenperiode hervorge-
bracht werden.
1) Congeſtionen und Blutungen.
§. 1596.

In einer Periode wo die Richtung der Saͤftemaſſe eine
ſo bedeutende Umaͤnderung erfaͤhrt, iſt es natuͤrlich, daß oft
auch ungleiche Blutvertheilungen, Anhaͤufungen in einzelnen
Gebilden u. ſ. w. ſich aͤußern, und es ſind dergleichen Abnormi-
taͤten ſchon als Urſachen des Froſtes, der Ohnmachten und
Zuckungen bei Woͤchnerinnen genannt worden. Seltener iſt es
daß dieſe Congeſtionen ſo bedeutend werden daß ſie Blutaus-
ſcheidungen als z. B. Naſenbluten, Bluthuſten oder Blut-
brechen zur Folge haben. Die Urſachen ſolcher Unordnungen
liegen gewoͤhnlich in Stoͤrungen der Wochenfunktionen, als
z. B. in unterdruͤckter Hautfunktion, Wochenreinigung, oder

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[564/0590] Nach und nach werde daher das Kind immer ſeltner angelegt, die Bruſt mit dem Oleo camphorato eingerieben, heraufge- bunden und mit zertheilenden Mitteln bedeckt, man ſehe darauf die Hautthaͤtigkeit mehr anzuregen, die Darmausleerungen zu unterhalten, und unterſtuͤtze zugleich die Reproduktion durch China, etwas Wein, ſpaͤterhin ſelbſt durch den Gebrauch eiſen- haltiger Mittel, laſſe bei hektiſchem Fieber Milch und Selter- waſſer trinken und ſorge, ſobald der Milchzudrang abnimmt, fuͤr eine nahrhafte leicht verdauliche Diaͤt. — Faſt auf aͤhn- liche Weiſe iſt die Behandlung des nach dem Stillen andau- ernden Milchfluſſes zu leiten, nur daß man hier noch ſtaͤrker zertheilende Mittel in Anwendung bringen kann, die Bruͤſte mit dem Emplastr. de cicuta, mercuriale, diachylon bede- cken laͤßt, Sinapismen auf die Oberarme legt, einige Abfuͤh- rungen von Zeit zu Zeit giebt, und im Allgemeinen die Reproduktion unterſtuͤtzt. 4. Von den Krankheiten welche durch Stoͤrungen in den naturgemaͤßen Revolutionen der Wochenperiode hervorge- bracht werden. 1) Congeſtionen und Blutungen. §. 1596. In einer Periode wo die Richtung der Saͤftemaſſe eine ſo bedeutende Umaͤnderung erfaͤhrt, iſt es natuͤrlich, daß oft auch ungleiche Blutvertheilungen, Anhaͤufungen in einzelnen Gebilden u. ſ. w. ſich aͤußern, und es ſind dergleichen Abnormi- taͤten ſchon als Urſachen des Froſtes, der Ohnmachten und Zuckungen bei Woͤchnerinnen genannt worden. Seltener iſt es daß dieſe Congeſtionen ſo bedeutend werden daß ſie Blutaus- ſcheidungen als z. B. Naſenbluten, Bluthuſten oder Blut- brechen zur Folge haben. Die Urſachen ſolcher Unordnungen liegen gewoͤhnlich in Stoͤrungen der Wochenfunktionen, als z. B. in unterdruͤckter Hautfunktion, Wochenreinigung, oder

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/590>, abgerufen am 11.06.2024.