der die innern Genitalien auskleidenden, bei der Ernährung des Kindes vorzüglich thätigen Haut anzusehen ist *) Merk- würdig ist es übrigens noch, daß vorzüglich die Gegend der Ovarien den Punkt darzustellen pflegt, von welchem Entzün- dung und Ausscheidung beginnen. Man kann dieß entweder davon ableiten, daß die Ovarien überhaupt der primäre Sitz weiblicher Zeugungskraft sind, oder davon daß, wie man neuerlich angenommen, ein gewisser Antagonismus zwischen Uterus und Ovarien Statt findet, welches größere Erregung der letztern verursacht, wenn der erstere in seiner Thätigkeit zurücktritt.
§. 1624.
Außerdem wird es klar, warum gerade die Neigung im Kindbettfieber zu solchen Entzündungen, welche alsbald das ergriffene Organ in ein ausscheidendes verwandeln, so groß ist, und so leicht und schnell nicht nur die beträchtlichsten Ablagerungen von Flüßigkeiten, sondern auch die bedeutendsten Degenerationen, Verwachsungen u. s. w. sich entwickeln, näm- lich eben weil 1) der Körper an sich jetzt noch an plastischen Stoffen vorzüglich reich ist **), 2) ein so kräftiger Bildungs- proceß wie die Ernährung des Kindes im Innern, plötzlich aufgehört hat, aber nothwendig die Neigung zurückläßt, ab- normer Gefäßthätigkeit den Charakter regelwidriger Bildung zu übertragen.
§. 1625.
Wie aber wird es nun möglich, daß auch andere Or- gane, wie Pleura oder Hirnhäute zum Heerde der Krankheit werden? -- Ich glaube daß man auch hierbei theils den
*) Daß eben daher selbst das Bauchfell die Ernährung der Frucht in Extrauterinschwangerschaften übernehmen könne, ist früher be- merkt worden.
**) Man erinnere sich der oben §. 893. angeführten Worte Boer's.
der die innern Genitalien auskleidenden, bei der Ernaͤhrung des Kindes vorzuͤglich thaͤtigen Haut anzuſehen iſt *) Merk- wuͤrdig iſt es uͤbrigens noch, daß vorzuͤglich die Gegend der Ovarien den Punkt darzuſtellen pflegt, von welchem Entzuͤn- dung und Ausſcheidung beginnen. Man kann dieß entweder davon ableiten, daß die Ovarien uͤberhaupt der primaͤre Sitz weiblicher Zeugungskraft ſind, oder davon daß, wie man neuerlich angenommen, ein gewiſſer Antagonismus zwiſchen Uterus und Ovarien Statt findet, welches groͤßere Erregung der letztern verurſacht, wenn der erſtere in ſeiner Thaͤtigkeit zuruͤcktritt.
§. 1624.
Außerdem wird es klar, warum gerade die Neigung im Kindbettfieber zu ſolchen Entzuͤndungen, welche alsbald das ergriffene Organ in ein ausſcheidendes verwandeln, ſo groß iſt, und ſo leicht und ſchnell nicht nur die betraͤchtlichſten Ablagerungen von Fluͤßigkeiten, ſondern auch die bedeutendſten Degenerationen, Verwachſungen u. ſ. w. ſich entwickeln, naͤm- lich eben weil 1) der Koͤrper an ſich jetzt noch an plaſtiſchen Stoffen vorzuͤglich reich iſt **), 2) ein ſo kraͤftiger Bildungs- proceß wie die Ernaͤhrung des Kindes im Innern, ploͤtzlich aufgehoͤrt hat, aber nothwendig die Neigung zuruͤcklaͤßt, ab- normer Gefaͤßthaͤtigkeit den Charakter regelwidriger Bildung zu uͤbertragen.
§. 1625.
Wie aber wird es nun moͤglich, daß auch andere Or- gane, wie Pleura oder Hirnhaͤute zum Heerde der Krankheit werden? — Ich glaube daß man auch hierbei theils den
*) Daß eben daher ſelbſt das Bauchfell die Ernaͤhrung der Frucht in Extrauterinſchwangerſchaften uͤbernehmen koͤnne, iſt fruͤher be- merkt worden.
**) Man erinnere ſich der oben §. 893. angefuͤhrten Worte Boër’s.
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der die innern Genitalien auskleidenden, bei der Ernaͤhrung
des Kindes vorzuͤglich thaͤtigen Haut anzuſehen iſt *) Merk-
wuͤrdig iſt es uͤbrigens noch, daß vorzuͤglich die Gegend der
Ovarien den Punkt darzuſtellen pflegt, von welchem Entzuͤn-
dung und Ausſcheidung beginnen. Man kann dieß entweder
davon ableiten, daß die Ovarien uͤberhaupt der primaͤre Sitz
weiblicher Zeugungskraft ſind, oder davon daß, wie man
neuerlich angenommen, ein gewiſſer Antagonismus zwiſchen
Uterus und Ovarien Statt findet, welches groͤßere Erregung
der letztern verurſacht, wenn der erſtere in ſeiner Thaͤtigkeit
zuruͤcktritt.
§. 1624.
Außerdem wird es klar, warum gerade die Neigung
im Kindbettfieber zu ſolchen Entzuͤndungen, welche alsbald
das ergriffene Organ in ein ausſcheidendes verwandeln, ſo
groß iſt, und ſo leicht und ſchnell nicht nur die betraͤchtlichſten
Ablagerungen von Fluͤßigkeiten, ſondern auch die bedeutendſten
Degenerationen, Verwachſungen u. ſ. w. ſich entwickeln, naͤm-
lich eben weil 1) der Koͤrper an ſich jetzt noch an plaſtiſchen
Stoffen vorzuͤglich reich iſt **), 2) ein ſo kraͤftiger Bildungs-
proceß wie die Ernaͤhrung des Kindes im Innern, ploͤtzlich
aufgehoͤrt hat, aber nothwendig die Neigung zuruͤcklaͤßt, ab-
normer Gefaͤßthaͤtigkeit den Charakter regelwidriger Bildung
zu uͤbertragen.
§. 1625.
Wie aber wird es nun moͤglich, daß auch andere Or-
gane, wie Pleura oder Hirnhaͤute zum Heerde der Krankheit
werden? — Ich glaube daß man auch hierbei theils den
*) Daß eben daher ſelbſt das Bauchfell die Ernaͤhrung der Frucht
in Extrauterinſchwangerſchaften uͤbernehmen koͤnne, iſt fruͤher be-
merkt worden.
**) Man erinnere ſich der oben §. 893. angefuͤhrten Worte Boër’s.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/607>, abgerufen am 22.11.2024.
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