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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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lichen Charakters und die Verschiedenheit der Charaktere der
wesentlichen verschiedenen Altersstufen ist daher die am ersten
und am deutlichsten sich darstellende. Daran würden sich
anschließen die Verschiedenheiten der Charaktere der Men¬
schenstämme und diejenige Verschiedenheit, welche selbst ei¬
nem und demselben Stamme es aufprägt, wenn er in sehr
verschiedene Climaten sich vertheilt. Andre Verschiedenheiten,
welche mehr auf die bewußte Region wirken, stellen sich
dann heraus wenn wir dem Einflusse den Lebensweise und
äußere Verhältnisse üben, nachgehen; -- durch alle diese
Einwirkungen hindurch jedoch dringt die Macht der in¬
nersten, in dem An-sich-sein der Idee begründeten Eigen¬
thümlichkeit, und das, was von hier aus bestimmt wird,
läßt sich denn auch immer weniger unter irgend bestimmte
Abtheilungen bringen, und zwar deßhalb weil gerade da
die Verschiedenheit am meisten ins Unendliche geht. -- Im
Folgenden soll es keinesweges die Aufgabe sein allen die¬
sen Verschiedenheiten im Einzelnen nachzugehen, zumal da
es keinem Zweifel unterworfen ist, daß der Wissenschaft
von der Seele nicht sowohl das Vielerlei der Gegenstände
von Wichtigkeit sein kann, sondern ihr um so reichere Re¬
sultate hervorgehen werden, je mächtiger die geistige In¬
dividualität ist, die sie zum Studium vornimmt. Man
darf es aussprechen, daß die genauere Erwägung aller der
verschiedenen Phasen, durch welche sich ein großer ausge¬
zeichneter Mensch auf seine Höhe hinaufbildet, der Wissen¬
schaft hundertfältig mehr Ausbeute gewährt als die Ver¬
gleichung und das psychologische Studium aller Neger¬
stämme, aller wilden östlichen und westlichen Dämmerungs¬
völker, oder noch so vieler roher geistesarmer Subjekte
unsers eignen Stammes. Auch hierin bewährt sich der
große bedeutende Mensch -- ich möchte sagen zweifach und
dreifach als ein Mikrokosmus, daß er in einem -- in sich
-- vereinigen kann, was sonst Viele -- und oft nur un¬
vollkommen -- darstellen.

lichen Charakters und die Verſchiedenheit der Charaktere der
weſentlichen verſchiedenen Altersſtufen iſt daher die am erſten
und am deutlichſten ſich darſtellende. Daran würden ſich
anſchließen die Verſchiedenheiten der Charaktere der Men¬
ſchenſtämme und diejenige Verſchiedenheit, welche ſelbſt ei¬
nem und demſelben Stamme es aufprägt, wenn er in ſehr
verſchiedene Climaten ſich vertheilt. Andre Verſchiedenheiten,
welche mehr auf die bewußte Region wirken, ſtellen ſich
dann heraus wenn wir dem Einfluſſe den Lebensweiſe und
äußere Verhältniſſe üben, nachgehen; — durch alle dieſe
Einwirkungen hindurch jedoch dringt die Macht der in¬
nerſten, in dem An-ſich-ſein der Idee begründeten Eigen¬
thümlichkeit, und das, was von hier aus beſtimmt wird,
läßt ſich denn auch immer weniger unter irgend beſtimmte
Abtheilungen bringen, und zwar deßhalb weil gerade da
die Verſchiedenheit am meiſten ins Unendliche geht. — Im
Folgenden ſoll es keinesweges die Aufgabe ſein allen die¬
ſen Verſchiedenheiten im Einzelnen nachzugehen, zumal da
es keinem Zweifel unterworfen iſt, daß der Wiſſenſchaft
von der Seele nicht ſowohl das Vielerlei der Gegenſtände
von Wichtigkeit ſein kann, ſondern ihr um ſo reichere Re¬
ſultate hervorgehen werden, je mächtiger die geiſtige In¬
dividualität iſt, die ſie zum Studium vornimmt. Man
darf es ausſprechen, daß die genauere Erwägung aller der
verſchiedenen Phaſen, durch welche ſich ein großer ausge¬
zeichneter Menſch auf ſeine Höhe hinaufbildet, der Wiſſen¬
ſchaft hundertfältig mehr Ausbeute gewährt als die Ver¬
gleichung und das pſychologiſche Studium aller Neger¬
ſtämme, aller wilden öſtlichen und weſtlichen Dämmerungs¬
völker, oder noch ſo vieler roher geiſtesarmer Subjekte
unſers eignen Stammes. Auch hierin bewährt ſich der
große bedeutende Menſch — ich möchte ſagen zweifach und
dreifach als ein Mikrokosmus, daß er in einem — in ſich
— vereinigen kann, was ſonſt Viele — und oft nur un¬
vollkommen — darſtellen.

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[253/0269] lichen Charakters und die Verſchiedenheit der Charaktere der weſentlichen verſchiedenen Altersſtufen iſt daher die am erſten und am deutlichſten ſich darſtellende. Daran würden ſich anſchließen die Verſchiedenheiten der Charaktere der Men¬ ſchenſtämme und diejenige Verſchiedenheit, welche ſelbſt ei¬ nem und demſelben Stamme es aufprägt, wenn er in ſehr verſchiedene Climaten ſich vertheilt. Andre Verſchiedenheiten, welche mehr auf die bewußte Region wirken, ſtellen ſich dann heraus wenn wir dem Einfluſſe den Lebensweiſe und äußere Verhältniſſe üben, nachgehen; — durch alle dieſe Einwirkungen hindurch jedoch dringt die Macht der in¬ nerſten, in dem An-ſich-ſein der Idee begründeten Eigen¬ thümlichkeit, und das, was von hier aus beſtimmt wird, läßt ſich denn auch immer weniger unter irgend beſtimmte Abtheilungen bringen, und zwar deßhalb weil gerade da die Verſchiedenheit am meiſten ins Unendliche geht. — Im Folgenden ſoll es keinesweges die Aufgabe ſein allen die¬ ſen Verſchiedenheiten im Einzelnen nachzugehen, zumal da es keinem Zweifel unterworfen iſt, daß der Wiſſenſchaft von der Seele nicht ſowohl das Vielerlei der Gegenſtände von Wichtigkeit ſein kann, ſondern ihr um ſo reichere Re¬ ſultate hervorgehen werden, je mächtiger die geiſtige In¬ dividualität iſt, die ſie zum Studium vornimmt. Man darf es ausſprechen, daß die genauere Erwägung aller der verſchiedenen Phaſen, durch welche ſich ein großer ausge¬ zeichneter Menſch auf ſeine Höhe hinaufbildet, der Wiſſen¬ ſchaft hundertfältig mehr Ausbeute gewährt als die Ver¬ gleichung und das pſychologiſche Studium aller Neger¬ ſtämme, aller wilden öſtlichen und weſtlichen Dämmerungs¬ völker, oder noch ſo vieler roher geiſtesarmer Subjekte unſers eignen Stammes. Auch hierin bewährt ſich der große bedeutende Menſch — ich möchte ſagen zweifach und dreifach als ein Mikrokosmus, daß er in einem — in ſich — vereinigen kann, was ſonſt Viele — und oft nur un¬ vollkommen — darſtellen.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/269>, abgerufen am 26.11.2024.