Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Ausgang des Alterthums. Heidenthum, Götzendienst oder Zauberlehre getränkt"110). Gegen dieheidnischen Schriften richtete sich daher der fanatische Eifer. Es wurde die Brücke zur alten Culturwelt abgebrochen, um mit der neuen Gottes- anschauung durch strenge Askese und durch ein von Liebe durchdrunge- nes Gemeinwesen die Stellung des Menschen zur Welt neu zu begrün- den. Die belebte Welt, welche bei den Alten von Göttern erfüllt war, die zwar menschlich fühlten und handelten aber doch immer als ideale Gestalten das Natürliche weihten, sank zur sündigen Creatur herab und ließ daher auch ernste Beschäftigung mit ihr nicht zu. Die Werke der Alten verbargen sich; ein Glück für die Nachwelt, daß sie nicht ganz der Vernichtung anheim fielen. Die Erzählungen über die Geschicke der Bibliothek des Aristoteles und Theophrast, die Rollen, welche ein Neleus, Apellikon u. A. bei ihrer Erhaltung und Verbreitung spielten, sind zum Theil mythisch. Sicher ist, daß des Aristoteles Werke den Römern bekannt waren, daß seine zoologischen Schriften, als exote- rische vielleicht noch leichter zugänglich, mit andern in Aegypten, in Nord-Afrika (zur Zeit des Appulejus dort verbreitet), in Rom gelesen wurden. Auch sie verschwanden, um erst spät an andern Orten wieder aufzutauchen. Mit ihrer Wiedererscheinung hebt die Neubelebung zoo- logischer Arbeiten im Mittelalter an. Ausgang des Alterthums. Heidenthum, Götzendienſt oder Zauberlehre getränkt“110). Gegen dieheidniſchen Schriften richtete ſich daher der fanatiſche Eifer. Es wurde die Brücke zur alten Culturwelt abgebrochen, um mit der neuen Gottes- anſchauung durch ſtrenge Aſkeſe und durch ein von Liebe durchdrunge- nes Gemeinweſen die Stellung des Menſchen zur Welt neu zu begrün- den. Die belebte Welt, welche bei den Alten von Göttern erfüllt war, die zwar menſchlich fühlten und handelten aber doch immer als ideale Geſtalten das Natürliche weihten, ſank zur ſündigen Creatur herab und ließ daher auch ernſte Beſchäftigung mit ihr nicht zu. Die Werke der Alten verbargen ſich; ein Glück für die Nachwelt, daß ſie nicht ganz der Vernichtung anheim fielen. Die Erzählungen über die Geſchicke der Bibliothek des Ariſtoteles und Theophraſt, die Rollen, welche ein Neleus, Apellikon u. A. bei ihrer Erhaltung und Verbreitung ſpielten, ſind zum Theil mythiſch. Sicher iſt, daß des Ariſtoteles Werke den Römern bekannt waren, daß ſeine zoologiſchen Schriften, als exote- riſche vielleicht noch leichter zugänglich, mit andern in Aegypten, in Nord-Afrika (zur Zeit des Appulejus dort verbreitet), in Rom geleſen wurden. Auch ſie verſchwanden, um erſt ſpät an andern Orten wieder aufzutauchen. Mit ihrer Wiedererſcheinung hebt die Neubelebung zoo- logiſcher Arbeiten im Mittelalter an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0106" n="95"/><fw place="top" type="header">Ausgang des Alterthums.</fw><lb/> Heidenthum, Götzendienſt oder Zauberlehre getränkt“<note place="foot" n="110)"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11851752X">J. <hi rendition="#g">Burckhardt</hi></persName>, Die Zeit <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118565184">Conſtantin</persName>'s des Großen. Baſel, 1853.<lb/> S. 442.</note>. Gegen die<lb/> heidniſchen Schriften richtete ſich daher der fanatiſche Eifer. Es wurde<lb/> die Brücke zur alten Culturwelt abgebrochen, um mit der neuen Gottes-<lb/> anſchauung durch ſtrenge Aſkeſe und durch ein von Liebe durchdrunge-<lb/> nes Gemeinweſen die Stellung des Menſchen zur Welt neu zu begrün-<lb/> den. Die belebte Welt, welche bei den Alten von Göttern erfüllt war,<lb/> die zwar menſchlich fühlten und handelten aber doch immer als ideale<lb/> Geſtalten das Natürliche weihten, ſank zur ſündigen Creatur herab und<lb/> ließ daher auch ernſte Beſchäftigung mit ihr nicht zu. Die Werke der<lb/> Alten verbargen ſich; ein Glück für die Nachwelt, daß ſie nicht ganz<lb/> der Vernichtung anheim fielen. Die Erzählungen über die Geſchicke<lb/> der Bibliothek des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118621793">Theophraſt</persName>, die Rollen, welche ein<lb/> Neleus, Apellikon u. A. bei ihrer Erhaltung und Verbreitung ſpielten,<lb/> ſind zum Theil mythiſch. Sicher iſt, daß des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> Werke den<lb/> Römern bekannt waren, daß ſeine zoologiſchen Schriften, als exote-<lb/> riſche vielleicht noch leichter zugänglich, mit andern in Aegypten, in<lb/> Nord-Afrika (zur Zeit des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11850374X">Appulejus</persName> dort verbreitet), in Rom geleſen<lb/> wurden. Auch ſie verſchwanden, um erſt ſpät an andern Orten wieder<lb/> aufzutauchen. Mit ihrer Wiedererſcheinung hebt die Neubelebung zoo-<lb/> logiſcher Arbeiten im Mittelalter an.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [95/0106]
Ausgang des Alterthums.
Heidenthum, Götzendienſt oder Zauberlehre getränkt“ 110). Gegen die
heidniſchen Schriften richtete ſich daher der fanatiſche Eifer. Es wurde
die Brücke zur alten Culturwelt abgebrochen, um mit der neuen Gottes-
anſchauung durch ſtrenge Aſkeſe und durch ein von Liebe durchdrunge-
nes Gemeinweſen die Stellung des Menſchen zur Welt neu zu begrün-
den. Die belebte Welt, welche bei den Alten von Göttern erfüllt war,
die zwar menſchlich fühlten und handelten aber doch immer als ideale
Geſtalten das Natürliche weihten, ſank zur ſündigen Creatur herab und
ließ daher auch ernſte Beſchäftigung mit ihr nicht zu. Die Werke der
Alten verbargen ſich; ein Glück für die Nachwelt, daß ſie nicht ganz
der Vernichtung anheim fielen. Die Erzählungen über die Geſchicke
der Bibliothek des Ariſtoteles und Theophraſt, die Rollen, welche ein
Neleus, Apellikon u. A. bei ihrer Erhaltung und Verbreitung ſpielten,
ſind zum Theil mythiſch. Sicher iſt, daß des Ariſtoteles Werke den
Römern bekannt waren, daß ſeine zoologiſchen Schriften, als exote-
riſche vielleicht noch leichter zugänglich, mit andern in Aegypten, in
Nord-Afrika (zur Zeit des Appulejus dort verbreitet), in Rom geleſen
wurden. Auch ſie verſchwanden, um erſt ſpät an andern Orten wieder
aufzutauchen. Mit ihrer Wiedererſcheinung hebt die Neubelebung zoo-
logiſcher Arbeiten im Mittelalter an.
110) J. Burckhardt, Die Zeit Conſtantin's des Großen. Baſel, 1853.
S. 442.
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