Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. Uebelstand doch dadurch wieder aufgewogen, daß die armenische Be-arbeitung, welche gleichfalls Pitra zuerst veröffentlicht hat10), nach griechischen Handschriften des vierten und fünften Jahrhunderts gemacht ist und in den wesentlichsten Punkten des Inhalts und der Form mit dem griechisch erhaltenen Physiologus übereinstimmt. Diesem anony- men Physiologus schließt sich als eine Art Auszug die eben angedeutete, dem Epiphanius untergeschobene Schrift an, welche nach dem Her- ausgeber Ponce de Leon 39 Artikel enthalten haben soll; doch sind von diesen nur zwanzig veröffentlicht11). Wahrscheinlich die nächst älteste und jedenfalls als Ausgangspunkt 10) ebend. S. 374-390. 11) S. Epiphanii eis ton phusiologon, ad physiologum etc. D. Con- sali Ponce de Leon otium Antverpiae, 1588. 8. mit eingedruckten Kupfern, Dar- stellungen der Thiere enthaltend. Hiervon sind drei Handschriften in Wien. -- Das Gedicht des Manuel Phile aus Ephesus (+ 1321) peri zoon idiotetos hat zwar einige Züge des Physiologus aufgenommen; doch fehlt ihm sowohl die Mo- ralisation als die Beschränkung auf einen gewissen Kreis von Thieren. 12) Physiologus Syrus seu Historia Animalium in S. S. memoratorum, syriace e codice bibl. Vatic. ed. O. G. Tychsen. Rostochii, 1795. 8. Eine andere Handschrift eines syrischen Physiologus aus dem 12. Jahrh. in Leyden be- schreibt Land (Anecdota Syriaca T. I. p. 5). Das Original wird dem Basilius zugeschrieben. Ich verdanke der Güte des Prof. Land das Inhaltsverzeichniß dieses Physiologus, welches ihn als vollständiger hinstellt, als den vaticanischen. Ueber einzelnes Merkwürdige s. unten. Eine syrische Historia Animalium (Handschrift im British Museum, add. Mss. 25878), dessen Inhaltsverzeichniß mir gleichfalls Prof. Land gütigst mitgetheilt hat, scheint nicht in die Reihe der eigentlichen Phy- siologi zu gehören. 13) Pitra, a. a. D. S. 535, nach einer pariser Handschrift. Ein anderer
arabischer Physiologus, dessen Original dem "Theologen Gregorius" zugeschrieben wird, befindet sich handschriftlich in Leyden. s. de Jonge, Catal. codd. orient. bibl. Acad. Scient. Lugd. Bat. 1862. p. 186 Die Zoologie des Mittelalters. Uebelſtand doch dadurch wieder aufgewogen, daß die armeniſche Be-arbeitung, welche gleichfalls Pitra zuerſt veröffentlicht hat10), nach griechiſchen Handſchriften des vierten und fünften Jahrhunderts gemacht iſt und in den weſentlichſten Punkten des Inhalts und der Form mit dem griechiſch erhaltenen Phyſiologus übereinſtimmt. Dieſem anony- men Phyſiologus ſchließt ſich als eine Art Auszug die eben angedeutete, dem Epiphanius untergeſchobene Schrift an, welche nach dem Her- ausgeber Ponce de Leon 39 Artikel enthalten haben ſoll; doch ſind von dieſen nur zwanzig veröffentlicht11). Wahrſcheinlich die nächſt älteſte und jedenfalls als Ausgangspunkt 10) ebend. S. 374-390. 11) S. Epiphanii εἰς τὸν φυσιολόγον, ad physiologum etc. D. Con- sali Ponce de Leon otium Antverpiae, 1588. 8. mit eingedruckten Kupfern, Dar- ſtellungen der Thiere enthaltend. Hiervon ſind drei Handſchriften in Wien. — Das Gedicht des Manuel Phile aus Epheſus († 1321) περὶ ζῴων ἰδιότητος hat zwar einige Züge des Phyſiologus aufgenommen; doch fehlt ihm ſowohl die Mo- raliſation als die Beſchränkung auf einen gewiſſen Kreis von Thieren. 12) Physiologus Syrus seu Historia Animalium in S. S. memoratorum, syriace e codice bibl. Vatic. ed. O. G. Tychsen. Rostochii, 1795. 8. Eine andere Handſchrift eines ſyriſchen Phyſiologus aus dem 12. Jahrh. in Leyden be- ſchreibt Land (Anecdota Syriaca T. I. p. 5). Das Original wird dem Baſilius zugeſchrieben. Ich verdanke der Güte des Prof. Land das Inhaltsverzeichniß dieſes Phyſiologus, welches ihn als vollſtändiger hinſtellt, als den vaticaniſchen. Ueber einzelnes Merkwürdige ſ. unten. Eine ſyriſche Historia Animalium (Handſchrift im British Museum, add. Mss. 25878), deſſen Inhaltsverzeichniß mir gleichfalls Prof. Land gütigſt mitgetheilt hat, ſcheint nicht in die Reihe der eigentlichen Phy- ſiologi zu gehören. 13) Pitra, a. a. D. S. 535, nach einer pariſer Handſchrift. Ein anderer
arabiſcher Phyſiologus, deſſen Original dem „Theologen Gregorius“ zugeſchrieben wird, befindet ſich handſchriftlich in Leyden. ſ. de Jonge, Catal. codd. orient. bibl. Acad. Scient. Lugd. Bat. 1862. p. 186 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0123" n="112"/><fw place="top" type="header">Die Zoologie des Mittelalters.</fw><lb/> Uebelſtand doch dadurch wieder aufgewogen, daß die <hi rendition="#g">armeniſche</hi> Be-<lb/> arbeitung, welche gleichfalls <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118964577">Pitra</persName></hi> zuerſt veröffentlicht hat<note place="foot" n="10)">ebend. S. 374-390.</note>, nach<lb/> griechiſchen Handſchriften des vierten und fünften Jahrhunderts gemacht<lb/> iſt und in den weſentlichſten Punkten des Inhalts und der Form mit<lb/> dem griechiſch erhaltenen Phyſiologus übereinſtimmt. Dieſem anony-<lb/> men Phyſiologus ſchließt ſich als eine Art Auszug die eben angedeutete,<lb/> dem <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118682229">Epiphanius</persName></hi> untergeſchobene Schrift an, welche nach dem Her-<lb/> ausgeber <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/124850308">Ponce de Leon</persName></hi> 39 Artikel enthalten haben ſoll; doch ſind<lb/> von dieſen nur zwanzig veröffentlicht<note place="foot" n="11)"><hi rendition="#aq">S. <hi rendition="#g">Epiphanii</hi></hi> εἰς τὸν φυσιολόγον, <hi rendition="#aq">ad physiologum etc. D. Con-<lb/> sali <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124850308">Ponce de Leon</persName> otium Antverpiae, 1588. 8.</hi> mit eingedruckten Kupfern, Dar-<lb/> ſtellungen der Thiere enthaltend. Hiervon ſind drei Handſchriften in Wien. — Das<lb/> Gedicht des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119045052">Manuel Phile</persName></hi></hi> aus Epheſus († 1321) περὶ ζῴων ἰδιότητος hat<lb/> zwar einige Züge des Phyſiologus aufgenommen; doch fehlt ihm ſowohl die Mo-<lb/> raliſation als die Beſchränkung auf einen gewiſſen Kreis von Thieren.</note>.</p><lb/> <p>Wahrſcheinlich die nächſt älteſte und jedenfalls als Ausgangspunkt<lb/> der orientaliſchen Bearbeitungen die wichtigſte iſt die <hi rendition="#g">ſyriſche</hi> Ueber-<lb/> ſetzung. Hiervon iſt bis jetzt nur die im Anfangstheil nicht ganz voll-<lb/> ſtändige Recenſion aus einer Handſchrift des Vatican herausgegeben<lb/> worden<note place="foot" n="12)"><hi rendition="#aq">Physiologus Syrus seu Historia Animalium in S. S. memoratorum,<lb/> syriace e codice bibl. Vatic. ed. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119120577">O. G. <hi rendition="#g">Tychsen</hi></persName>. Rostochii, 1795. 8.</hi> Eine<lb/> andere Handſchrift eines ſyriſchen Phyſiologus aus dem 12. Jahrh. in Leyden be-<lb/> ſchreibt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Land</hi></hi> (<hi rendition="#aq">Anecdota Syriaca T. I. p. 5</hi>). Das Original wird dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118637797">Baſilius</persName><lb/> zugeſchrieben. Ich verdanke der Güte des Prof. Land das Inhaltsverzeichniß dieſes<lb/> Phyſiologus, welches ihn als vollſtändiger hinſtellt, als den vaticaniſchen. Ueber<lb/> einzelnes Merkwürdige ſ. unten. Eine ſyriſche <hi rendition="#aq">Historia Animalium</hi> (Handſchrift<lb/> im <hi rendition="#aq">British Museum, add. Mss. 25878</hi>), deſſen Inhaltsverzeichniß mir gleichfalls<lb/> Prof. Land gütigſt mitgetheilt hat, ſcheint nicht in die Reihe der eigentlichen Phy-<lb/> ſiologi zu gehören.</note>. Das einzige publicirte Bruchſtück eines <hi rendition="#g">arabiſchen</hi><lb/> Phyſiologus<note place="foot" n="13)"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118964577">Pitra</persName></hi>, a. a. D. S. 535, nach einer pariſer Handſchrift. Ein anderer<lb/> arabiſcher Phyſiologus, deſſen Original dem „Theologen Gregorius“ zugeſchrieben<lb/> wird, befindet ſich handſchriftlich in Leyden. ſ. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">de Jonge</hi>, Catal. codd. orient.<lb/> bibl. Acad. Scient. Lugd. Bat. 1862. p. 186</hi></note> läßt keinen Schluß auf die Ausdehnung und die genea-<lb/> logiſchen Beziehungen der Bearbeitung zu; nur eins iſt ſicher, daß der<lb/> Verfaſſer Chriſt war. Der <hi rendition="#g">äthiopiſche</hi> „Fiſalogus“ iſt nur in einem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0123]
Die Zoologie des Mittelalters.
Uebelſtand doch dadurch wieder aufgewogen, daß die armeniſche Be-
arbeitung, welche gleichfalls Pitra zuerſt veröffentlicht hat 10), nach
griechiſchen Handſchriften des vierten und fünften Jahrhunderts gemacht
iſt und in den weſentlichſten Punkten des Inhalts und der Form mit
dem griechiſch erhaltenen Phyſiologus übereinſtimmt. Dieſem anony-
men Phyſiologus ſchließt ſich als eine Art Auszug die eben angedeutete,
dem Epiphanius untergeſchobene Schrift an, welche nach dem Her-
ausgeber Ponce de Leon 39 Artikel enthalten haben ſoll; doch ſind
von dieſen nur zwanzig veröffentlicht 11).
Wahrſcheinlich die nächſt älteſte und jedenfalls als Ausgangspunkt
der orientaliſchen Bearbeitungen die wichtigſte iſt die ſyriſche Ueber-
ſetzung. Hiervon iſt bis jetzt nur die im Anfangstheil nicht ganz voll-
ſtändige Recenſion aus einer Handſchrift des Vatican herausgegeben
worden 12). Das einzige publicirte Bruchſtück eines arabiſchen
Phyſiologus 13) läßt keinen Schluß auf die Ausdehnung und die genea-
logiſchen Beziehungen der Bearbeitung zu; nur eins iſt ſicher, daß der
Verfaſſer Chriſt war. Der äthiopiſche „Fiſalogus“ iſt nur in einem
10) ebend. S. 374-390.
11) S. Epiphanii εἰς τὸν φυσιολόγον, ad physiologum etc. D. Con-
sali Ponce de Leon otium Antverpiae, 1588. 8. mit eingedruckten Kupfern, Dar-
ſtellungen der Thiere enthaltend. Hiervon ſind drei Handſchriften in Wien. — Das
Gedicht des Manuel Phile aus Epheſus († 1321) περὶ ζῴων ἰδιότητος hat
zwar einige Züge des Phyſiologus aufgenommen; doch fehlt ihm ſowohl die Mo-
raliſation als die Beſchränkung auf einen gewiſſen Kreis von Thieren.
12) Physiologus Syrus seu Historia Animalium in S. S. memoratorum,
syriace e codice bibl. Vatic. ed. O. G. Tychsen. Rostochii, 1795. 8. Eine
andere Handſchrift eines ſyriſchen Phyſiologus aus dem 12. Jahrh. in Leyden be-
ſchreibt Land (Anecdota Syriaca T. I. p. 5). Das Original wird dem Baſilius
zugeſchrieben. Ich verdanke der Güte des Prof. Land das Inhaltsverzeichniß dieſes
Phyſiologus, welches ihn als vollſtändiger hinſtellt, als den vaticaniſchen. Ueber
einzelnes Merkwürdige ſ. unten. Eine ſyriſche Historia Animalium (Handſchrift
im British Museum, add. Mss. 25878), deſſen Inhaltsverzeichniß mir gleichfalls
Prof. Land gütigſt mitgetheilt hat, ſcheint nicht in die Reihe der eigentlichen Phy-
ſiologi zu gehören.
13) Pitra, a. a. D. S. 535, nach einer pariſer Handſchrift. Ein anderer
arabiſcher Phyſiologus, deſſen Original dem „Theologen Gregorius“ zugeſchrieben
wird, befindet ſich handſchriftlich in Leyden. ſ. de Jonge, Catal. codd. orient.
bibl. Acad. Scient. Lugd. Bat. 1862. p. 186
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