Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Physiologus. Sprachen verfaßten Physiologen die Thiere nach der Häufigkeit ihrer Er-wähnung angeordnet, so ergibt sich folgende Reihe. 1. Säugethiere: Panther, Sirenen (und Onocentauren), Antilope, Elefant, Löwe, Fuchs, Biber, Hirsch, Igel, Einhorn, Hyäne, eine Delphinart, Säge genannt, Ziege (Steinbock), Walfisch, Wildesel, Affe und Wiesel; 2. Vögel: Adler, Charadrius, Nyktikorax, Pelikan, Phönix, Fulica, Rebhuhn, Wiedehopf, Krähe (oder später Turteltaube), Strauß, Taube, Ibis, Schwalbe; 3. Reptilien und Amphibien: Schlange, Hydrus, Salamander, Viper, Lacerta solaris, Aspis; 4. Arthropoden: Ameise. Außer diesen 37 Arten werden noch einige vierzig andere, die meisten aber nur in einzelnen Bearbeitungen, selten in zweien oder mehreren erwähnt. Als in den ältesten Physiologen vorkommend und wegen ihrer eigenthümlichen Geschichte interessant verdienen nur noch der Ichneumon, die Turteltaube und der Ameisenlöwe eine Erwähnung. Schon die eigenthümliche Auswahl, welche die eben aufgezählten 35) Vorrede zum Physiologus syrus. S. IX, X. 36) In der 17. Homilie, zu Genesis 49, 9
(Opera ed. Delarue. T. II. p. 107) heißt es: nam physiologus de catulo leonis haec scribit. Diese Homilie ist allerdings nicht mehr im griechischen Original, sondern nur in der lateinischen Uebersetzung des Rufinus erhalten; doch steht die Aechtheit derselben, wie mir mein verehrter Freund Tischendorf mittheilt, außer Zweifel. Phyſiologus. Sprachen verfaßten Phyſiologen die Thiere nach der Häufigkeit ihrer Er-wähnung angeordnet, ſo ergibt ſich folgende Reihe. 1. Säugethiere: Panther, Sirenen (und Onocentauren), Antilope, Elefant, Löwe, Fuchs, Biber, Hirſch, Igel, Einhorn, Hyäne, eine Delphinart, Säge genannt, Ziege (Steinbock), Walfiſch, Wildeſel, Affe und Wieſel; 2. Vögel: Adler, Charadrius, Nyktikorax, Pelikan, Phönix, Fulica, Rebhuhn, Wiedehopf, Krähe (oder ſpäter Turteltaube), Strauß, Taube, Ibis, Schwalbe; 3. Reptilien und Amphibien: Schlange, Hydrus, Salamander, Viper, Lacerta ſolaris, Aspis; 4. Arthropoden: Ameiſe. Außer dieſen 37 Arten werden noch einige vierzig andere, die meiſten aber nur in einzelnen Bearbeitungen, ſelten in zweien oder mehreren erwähnt. Als in den älteſten Phyſiologen vorkommend und wegen ihrer eigenthümlichen Geſchichte intereſſant verdienen nur noch der Ichneumon, die Turteltaube und der Ameiſenlöwe eine Erwähnung. Schon die eigenthümliche Auswahl, welche die eben aufgezählten 35) Vorrede zum Phyſiologus ſyrus. S. IX, X. 36) In der 17. Homilie, zu Geneſis 49, 9
(Opera ed. Delarue. T. II. p. 107) heißt es: nam physiologus de catulo leonis haec scribit. Dieſe Homilie iſt allerdings nicht mehr im griechiſchen Original, ſondern nur in der lateiniſchen Ueberſetzung des Rufinus erhalten; doch ſteht die Aechtheit derſelben, wie mir mein verehrter Freund Tiſchendorf mittheilt, außer Zweifel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="119"/><fw place="top" type="header">Phyſiologus.</fw><lb/> Sprachen verfaßten Phyſiologen die Thiere nach der Häufigkeit ihrer Er-<lb/> wähnung angeordnet, ſo ergibt ſich folgende Reihe. 1. <hi rendition="#g">Säugethiere</hi>:<lb/> Panther, Sirenen (und Onocentauren), Antilope, Elefant, Löwe, Fuchs,<lb/> Biber, Hirſch, Igel, Einhorn, Hyäne, eine Delphinart, Säge genannt,<lb/> Ziege (Steinbock), Walfiſch, Wildeſel, Affe und Wieſel; 2. <hi rendition="#g">Vögel</hi>:<lb/> Adler, Charadrius, Nyktikorax, Pelikan, Phönix, Fulica, Rebhuhn,<lb/> Wiedehopf, Krähe (oder ſpäter Turteltaube), Strauß, Taube, Ibis,<lb/> Schwalbe; 3. <hi rendition="#g">Reptilien und Amphibien</hi>: Schlange, Hydrus,<lb/> Salamander, Viper, Lacerta ſolaris, Aspis; 4. <hi rendition="#g">Arthropoden</hi>:<lb/> Ameiſe. Außer dieſen 37 Arten werden noch einige vierzig andere, die<lb/> meiſten aber nur in einzelnen Bearbeitungen, ſelten in zweien oder<lb/> mehreren erwähnt. Als in den älteſten Phyſiologen vorkommend und<lb/> wegen ihrer eigenthümlichen Geſchichte intereſſant verdienen nur noch<lb/> der Ichneumon, die Turteltaube und der Ameiſenlöwe eine Erwähnung.</p><lb/> <p>Schon die eigenthümliche Auswahl, welche die eben aufgezählten<lb/> Thiere darbieten, führt zu der Annahme, daß es ſich hier um gewiſſe,<lb/> nicht willkürlich aus der ganzen Thierwelt herausgegriffene Arten han-<lb/> delt. Der erſte Schriftſteller, welcher hier wohl entſchieden das Rich-<lb/> tige traf, war <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119120577">Tychſen</persName></hi>, wenn auch der Beweis für ſeine Meinung<lb/> nicht Stich hält. Er nannte in ſeiner Ausgabe des ſyriſchen Phyſiolo-<lb/> gus denſelben: „Geſchichte der in der Bibel erwähnten Thiere“ und<lb/> führt dazu den Umſtand an, daß bereits von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118590235">Origenes</persName> der Phyſiologus<lb/> als „älteſter Schriftſteller über die Thiere der Bibel“ angezogen ſei<note place="foot" n="35)">Vorrede zum Phyſiologus ſyrus. S. <hi rendition="#aq">IX, X.</hi></note>.<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118590235">Origenes</persName></hi> will aber nur die betreffende Stelle durch einen Hinweis<lb/> auf einen Naturkundigen im Allgemeinen erklären<note place="foot" n="36)">In der 17. Homilie, zu Geneſis 49, 9<lb/> (<hi rendition="#aq">Opera ed. Delarue. T. II. p. 107</hi>)<lb/> heißt es: <hi rendition="#aq">nam physiologus de catulo leonis haec scribit.</hi> Dieſe Homilie iſt<lb/> allerdings nicht mehr im griechiſchen Original, ſondern nur in der lateiniſchen<lb/> Ueberſetzung des Rufinus erhalten; doch ſteht die Aechtheit derſelben, wie mir mein<lb/> verehrter Freund Tiſchendorf mittheilt, außer Zweifel.</note>; und es iſt wohl<lb/> kaum anzunehmen, daß zu ſeiner Zeit eine beſondere Naturgeſchichte<lb/> der Bibel entſtanden ſei. Auch <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118682229">Epiphanius</persName></hi> ſagt <note xml:id="seg2pn_10_1" next="#seg2pn_10_2" place="foot" n="37)">nicht in dem ihm zugeſchriebenen Phyſiologus, ſondern <hi rendition="#aq">adversus haeres.<lb/> lib. I. Tom. III.</hi> (<hi rendition="#aq">Opera ed. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118592920">Petavius</persName>. p. 274</hi>). Auf dieſe Stelle hat ſchon <persName xml:id="n17a" ref="http://d-nb.info/gnd/124850308" next="#n17b">Ponce</persName></note>bei Erwähnung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0130]
Phyſiologus.
Sprachen verfaßten Phyſiologen die Thiere nach der Häufigkeit ihrer Er-
wähnung angeordnet, ſo ergibt ſich folgende Reihe. 1. Säugethiere:
Panther, Sirenen (und Onocentauren), Antilope, Elefant, Löwe, Fuchs,
Biber, Hirſch, Igel, Einhorn, Hyäne, eine Delphinart, Säge genannt,
Ziege (Steinbock), Walfiſch, Wildeſel, Affe und Wieſel; 2. Vögel:
Adler, Charadrius, Nyktikorax, Pelikan, Phönix, Fulica, Rebhuhn,
Wiedehopf, Krähe (oder ſpäter Turteltaube), Strauß, Taube, Ibis,
Schwalbe; 3. Reptilien und Amphibien: Schlange, Hydrus,
Salamander, Viper, Lacerta ſolaris, Aspis; 4. Arthropoden:
Ameiſe. Außer dieſen 37 Arten werden noch einige vierzig andere, die
meiſten aber nur in einzelnen Bearbeitungen, ſelten in zweien oder
mehreren erwähnt. Als in den älteſten Phyſiologen vorkommend und
wegen ihrer eigenthümlichen Geſchichte intereſſant verdienen nur noch
der Ichneumon, die Turteltaube und der Ameiſenlöwe eine Erwähnung.
Schon die eigenthümliche Auswahl, welche die eben aufgezählten
Thiere darbieten, führt zu der Annahme, daß es ſich hier um gewiſſe,
nicht willkürlich aus der ganzen Thierwelt herausgegriffene Arten han-
delt. Der erſte Schriftſteller, welcher hier wohl entſchieden das Rich-
tige traf, war Tychſen, wenn auch der Beweis für ſeine Meinung
nicht Stich hält. Er nannte in ſeiner Ausgabe des ſyriſchen Phyſiolo-
gus denſelben: „Geſchichte der in der Bibel erwähnten Thiere“ und
führt dazu den Umſtand an, daß bereits von Origenes der Phyſiologus
als „älteſter Schriftſteller über die Thiere der Bibel“ angezogen ſei 35).
Origenes will aber nur die betreffende Stelle durch einen Hinweis
auf einen Naturkundigen im Allgemeinen erklären 36); und es iſt wohl
kaum anzunehmen, daß zu ſeiner Zeit eine beſondere Naturgeſchichte
der Bibel entſtanden ſei. Auch Epiphanius ſagt 37)bei Erwähnung
35) Vorrede zum Phyſiologus ſyrus. S. IX, X.
36) In der 17. Homilie, zu Geneſis 49, 9
(Opera ed. Delarue. T. II. p. 107)
heißt es: nam physiologus de catulo leonis haec scribit. Dieſe Homilie iſt
allerdings nicht mehr im griechiſchen Original, ſondern nur in der lateiniſchen
Ueberſetzung des Rufinus erhalten; doch ſteht die Aechtheit derſelben, wie mir mein
verehrter Freund Tiſchendorf mittheilt, außer Zweifel.
37) nicht in dem ihm zugeſchriebenen Phyſiologus, ſondern adversus haeres.
lib. I. Tom. III. (Opera ed. Petavius. p. 274). Auf dieſe Stelle hat ſchon Ponce
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