Die übrigen nur ein- oder wenigemale erwähnten Säugethiere hier durchzugehen, würde zu weit führen, obschon sich auch bei ihnen manche Nachweise auf die verschiedenen den Bearbeitungen des Phy- siologus zu Grunde liegenden biblischen Texte ergeben.
Unter den Vögeln wird am häufigsten der Adler genannt. Man hatte hier die Verjüngung im Auge, wie sie Psalm 103, 5 im Allge- meinen, oder Jesajas 40, 36 in Bezug auf das Wiederwachsen der Federn erwähnt wird. Daneben wird auch das im Alter eintretende hakenförmige Ueberwachsen des Oberschnabels angeführt, dessen bereits Aristoteles (hist. anim. 9, 117), Plinius (10, 3), Antigonus Ca- rystius (cap. 52) gedenken. Das dreimalige Untertauchen in eine reine Quelle zum Zwecke der Verjüngung ist eine christlich-allegorische Zu- that des Physiologus.
Daß der Charadrius durch den bloßen Blick heile, ist im Alter- thum auf eine Krankheit, die Gelbsucht, beschränkt gewesen; es wird bei Plinius vom Icterus, bei Aelian vom Charadrius erzählt. Die Erweiterung der Fabel lag nahe. Der Name des Vogels rührt von der griechisch-alexandrinischen Uebersetzung her56).
Aus der gleichen Quelle ist auch der Nyktikorax an mehrere Stellen gekommen, so 3. Mose 11, 17, 5. Mose 14, 15 und Psalm 102, 7. Schilderungen wie die bei Aristoteles (hist. anim. 9, 122) lagen der kurzen Notiz, daß er die Nacht (und die Dunkelheit) mehr als den Tag liebe, zu Grunde.
Die so vielfach verwendete Sage vom Pelikan, welcher seine Jungen mit seinem eigenen Blute nähren soll, ist wohl, wie schon Ponce de Leon anführt, aus mehreren verschiedenen Quellen zusam- mengetragen. Die Liebe zu seiner Brut wird von mehreren Schrift- stellern des Alterthums erwähnt. Die Ernährung der Jungen mit Blut findet sich bei Horapollo vom Geier erzählt (ed. Leemans, p. 17). Der Name des Pelikan kommt an mehreren Stellen der griechisch-
56) In Bezug auf die griechische Uebersetzung des hebräischen nph mit kha- radrios ist Bochart's Conjectur zu berücksichtigen, daß der Uebersetzer gph gelesen habe. a. a. O. Tom. II. 4. col. 340.
Die Zoologie des Mittelalters.
Die übrigen nur ein- oder wenigemale erwähnten Säugethiere hier durchzugehen, würde zu weit führen, obſchon ſich auch bei ihnen manche Nachweiſe auf die verſchiedenen den Bearbeitungen des Phy- ſiologus zu Grunde liegenden bibliſchen Texte ergeben.
Unter den Vögeln wird am häufigſten der Adler genannt. Man hatte hier die Verjüngung im Auge, wie ſie Pſalm 103, 5 im Allge- meinen, oder Jeſajas 40, 36 in Bezug auf das Wiederwachſen der Federn erwähnt wird. Daneben wird auch das im Alter eintretende hakenförmige Ueberwachſen des Oberſchnabels angeführt, deſſen bereits Ariſtoteles (hist. anim. 9, 117), Plinius (10, 3), Antigonus Ca- ryſtius (cap. 52) gedenken. Das dreimalige Untertauchen in eine reine Quelle zum Zwecke der Verjüngung iſt eine chriſtlich-allegoriſche Zu- that des Phyſiologus.
Daß der Charadrius durch den bloßen Blick heile, iſt im Alter- thum auf eine Krankheit, die Gelbſucht, beſchränkt geweſen; es wird bei Plinius vom Icterus, bei Aelian vom Charadrius erzählt. Die Erweiterung der Fabel lag nahe. Der Name des Vogels rührt von der griechiſch-alexandriniſchen Ueberſetzung her56).
Aus der gleichen Quelle iſt auch der Nyktikorax an mehrere Stellen gekommen, ſo 3. Moſe 11, 17, 5. Moſe 14, 15 und Pſalm 102, 7. Schilderungen wie die bei Ariſtoteles (hist. anim. 9, 122) lagen der kurzen Notiz, daß er die Nacht (und die Dunkelheit) mehr als den Tag liebe, zu Grunde.
Die ſo vielfach verwendete Sage vom Pelikan, welcher ſeine Jungen mit ſeinem eigenen Blute nähren ſoll, iſt wohl, wie ſchon Ponce de Leon anführt, aus mehreren verſchiedenen Quellen zuſam- mengetragen. Die Liebe zu ſeiner Brut wird von mehreren Schrift- ſtellern des Alterthums erwähnt. Die Ernährung der Jungen mit Blut findet ſich bei Horapollo vom Geier erzählt (ed. Leemans, p. 17). Der Name des Pelikan kommt an mehreren Stellen der griechiſch-
56) In Bezug auf die griechiſche Ueberſetzung des hebräiſchen א֗נפה mit χα- ράδριος iſt Bochart's Conjectur zu berückſichtigen, daß der Ueberſetzer אגפה geleſen habe. a. a. O. Tom. II. 4. col. 340.
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hier durchzugehen, würde zu weit führen, obſchon ſich auch bei ihnen
manche Nachweiſe auf die verſchiedenen den Bearbeitungen des Phy-
ſiologus zu Grunde liegenden bibliſchen Texte ergeben.
Unter den Vögeln wird am häufigſten der Adler genannt. Man
hatte hier die Verjüngung im Auge, wie ſie Pſalm 103, 5 im Allge-
meinen, oder Jeſajas 40, 36 in Bezug auf das Wiederwachſen der
Federn erwähnt wird. Daneben wird auch das im Alter eintretende
hakenförmige Ueberwachſen des Oberſchnabels angeführt, deſſen bereits
Ariſtoteles (hist. anim. 9, 117), Plinius (10, 3), Antigonus Ca-
ryſtius (cap. 52) gedenken. Das dreimalige Untertauchen in eine reine
Quelle zum Zwecke der Verjüngung iſt eine chriſtlich-allegoriſche Zu-
that des Phyſiologus.
Daß der Charadrius durch den bloßen Blick heile, iſt im Alter-
thum auf eine Krankheit, die Gelbſucht, beſchränkt geweſen; es wird
bei Plinius vom Icterus, bei Aelian vom Charadrius erzählt. Die
Erweiterung der Fabel lag nahe. Der Name des Vogels rührt von der
griechiſch-alexandriniſchen Ueberſetzung her 56).
Aus der gleichen Quelle iſt auch der Nyktikorax an mehrere
Stellen gekommen, ſo 3. Moſe 11, 17, 5. Moſe 14, 15 und Pſalm
102, 7. Schilderungen wie die bei Ariſtoteles (hist. anim. 9, 122)
lagen der kurzen Notiz, daß er die Nacht (und die Dunkelheit) mehr als
den Tag liebe, zu Grunde.
Die ſo vielfach verwendete Sage vom Pelikan, welcher ſeine
Jungen mit ſeinem eigenen Blute nähren ſoll, iſt wohl, wie ſchon
Ponce de Leon anführt, aus mehreren verſchiedenen Quellen zuſam-
mengetragen. Die Liebe zu ſeiner Brut wird von mehreren Schrift-
ſtellern des Alterthums erwähnt. Die Ernährung der Jungen mit
Blut findet ſich bei Horapollo vom Geier erzählt (ed. Leemans, p. 17).
Der Name des Pelikan kommt an mehreren Stellen der griechiſch-
56) In Bezug auf die griechiſche Ueberſetzung des hebräiſchen א֗נפה mit χα-
ράδριος iſt Bochart's Conjectur zu berückſichtigen, daß der Ueberſetzer אגפה geleſen
habe. a. a. O. Tom. II. 4. col. 340.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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