Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Daß der Phönix tausend Jahre und länger lebe (weil er nicht In Bezug auf das Rebhuhn gab Jeremias 17, 11 die Anknü- Der Wiedehopf steht im Physiologus als erläuterndes Bei- 57) Im althochdeutschen Physiologus ist Pelikan mit Sisegoum übersetzt. Bei Psalm 102, 7 wird pelekan für qt gegeben, welches neuere hebräische Ueber- setzer oder Exegeten mit tnshmt erklären. Dies letztere Tinsemeth ist Ardea stella- ris, aber auch das Chamaeleon (Bochart). Es scheint also auch unter qt ein Vo- gel verstanden worden zu sein, der neben andern Eigenthümlichkeiten auch durch die Farbe Aufmerksamkeit erregte. Nun wird 2. Mose 26, 14 und 29, 34 vorge- schrieben, dem Tabernakel Hüllen von Widderfellen, über diese eine zweite zu geben, welche die LXX dermata uakintina, die syrische Peschito "pelles arietum sos- ganno" nennen. Ist es möglich den althochdeutschen Ausdruck mit diesem syrischen Worte historisch-traditionell zu verknüpfen? Die Etymologie des Sisegoum ist sehr unsicher. 9*
Daß der Phönix tauſend Jahre und länger lebe (weil er nicht In Bezug auf das Rebhuhn gab Jeremias 17, 11 die Anknü- Der Wiedehopf ſteht im Phyſiologus als erläuterndes Bei- 57) Im althochdeutſchen Phyſiologus iſt Pelikan mit Siſegoum überſetzt. Bei Pſalm 102, 7 wird πελεκάν für קאת gegeben, welches neuere hebräiſche Ueber- ſetzer oder Exegeten mit תנשמת erklären. Dies letztere Tinſemeth iſt Ardea stella- ris, aber auch das Chamaeleon (Bochart). Es ſcheint alſo auch unter קאת ein Vo- gel verſtanden worden zu ſein, der neben andern Eigenthümlichkeiten auch durch die Farbe Aufmerkſamkeit erregte. Nun wird 2. Moſe 26, 14 und 29, 34 vorge- ſchrieben, dem Tabernakel Hüllen von Widderfellen, über dieſe eine zweite zu geben, welche die LXX δέρματα ὑακίντινα, die ſyriſche Peſchito „pelles arietum sos- ganno“ nennen. Iſt es möglich den althochdeutſchen Ausdruck mit dieſem ſyriſchen Worte hiſtoriſch-traditionell zu verknüpfen? Die Etymologie des Siſegoum iſt ſehr unſicher. 9*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="131"/><fw place="top" type="header">Phyſiologus.</fw><lb/> alexandriniſchen Bibelüberſetzung vor; z. B. Pſalm 102, 7 (<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118575449">Luther</persName>:<lb/> Rohrdommel)<note place="foot" n="57)">Im althochdeutſchen Phyſiologus iſt Pelikan mit Siſegoum überſetzt. Bei<lb/> Pſalm 102, 7 wird πελεκάν für קאת gegeben, welches neuere hebräiſche Ueber-<lb/> ſetzer oder Exegeten mit תנשמת erklären. Dies letztere Tinſemeth iſt <hi rendition="#aq">Ardea stella-<lb/> ris,</hi> aber auch das Chamaeleon (<persName ref="http://d-nb.info/gnd/124373208">Bochart</persName>). Es ſcheint alſo auch unter קאת ein Vo-<lb/> gel verſtanden worden zu ſein, der neben andern Eigenthümlichkeiten auch durch<lb/> die Farbe Aufmerkſamkeit erregte. Nun wird 2. Moſe 26, 14 und 29, 34 vorge-<lb/> ſchrieben, dem Tabernakel Hüllen von Widderfellen, über dieſe eine zweite zu geben,<lb/> welche die <hi rendition="#aq">LXX</hi> δέρματα ὑακίντινα, die ſyriſche Peſchito „<hi rendition="#aq">pelles arietum sos-<lb/> ganno</hi>“ nennen. Iſt es möglich den althochdeutſchen Ausdruck mit dieſem ſyriſchen<lb/> Worte hiſtoriſch-traditionell zu verknüpfen? Die Etymologie des Siſegoum iſt<lb/> ſehr unſicher.</note>.</p><lb/> <p>Daß der <hi rendition="#g">Phönix</hi> tauſend Jahre und länger lebe (weil er nicht<lb/> vom Baume der Erkenntniß gegeſſen habe), führen ſchon alte Commen-<lb/> tatoren zur Geneſis an (ſ. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124373208">Bochart</persName>) und bringen damit die Stelle<lb/> Hiob 29, 18 in Verbindung. Die bekannte Sage von ihm findet ſich<lb/> bereits bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118549855">Herodot</persName> (2, 73), welcher indeß die Verbrennung nicht er-<lb/> wähnt. Nach ihm erzählt ſie <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> (10, 2), welcher aber an einer<lb/> andern Stelle (29, 29) ſeiner Aſche gedenkt. Wichtig iſt für die Ent-<lb/> ſtehungsgeſchichte des Phyſiologus, daß auch hier in allen älteren<lb/> Bearbeitungen der Name des Monats, in welchem der Phönix in ſein<lb/> Neſt kommt um ſich zu verbrennen, der koptiſche iſt, und zwar wie<lb/> beim Onager Faminoth.</p><lb/> <p>In Bezug auf das <hi rendition="#g">Rebhuhn</hi> gab Jeremias 17, 11 die Anknü-<lb/> pfung. Die Erzählung, daß das Rebhuhn fremde Eier ausbrüte und<lb/> dann von den Jungen verlaſſen wird, gründet ſich wohl auf die Beob-<lb/> achtung, daß manche Vögel fremde Eier brüten, beſonders wenn das<lb/> Neſt, wie hier, am Boden liegt. Die etwas ausgeſchmückte Verwen-<lb/> dung ſolcher Erzählungen, wie ſie <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118503383">Antigonus Caryſtius</persName>, Cap. 45, gibt,<lb/> iſt ziemlich deutlich.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Wiedehopf</hi> ſteht im Phyſiologus als erläuterndes Bei-<lb/> ſpiel des vierten Gebotes (2. Moſe 20, 12). Seine Liebe zu den Eltern<lb/> wird von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119160285">Aelian</persName> (<hi rendition="#aq">hist. anim. 10, 16</hi>) und ausführlicher <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11952516X">Horapollo</persName><lb/> (<hi rendition="#aq">1, 55 ed. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100187811">Leemans</persName>, p. 54</hi>) erzählt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0142]
Phyſiologus.
alexandriniſchen Bibelüberſetzung vor; z. B. Pſalm 102, 7 (Luther:
Rohrdommel) 57).
Daß der Phönix tauſend Jahre und länger lebe (weil er nicht
vom Baume der Erkenntniß gegeſſen habe), führen ſchon alte Commen-
tatoren zur Geneſis an (ſ. Bochart) und bringen damit die Stelle
Hiob 29, 18 in Verbindung. Die bekannte Sage von ihm findet ſich
bereits bei Herodot (2, 73), welcher indeß die Verbrennung nicht er-
wähnt. Nach ihm erzählt ſie Plinius (10, 2), welcher aber an einer
andern Stelle (29, 29) ſeiner Aſche gedenkt. Wichtig iſt für die Ent-
ſtehungsgeſchichte des Phyſiologus, daß auch hier in allen älteren
Bearbeitungen der Name des Monats, in welchem der Phönix in ſein
Neſt kommt um ſich zu verbrennen, der koptiſche iſt, und zwar wie
beim Onager Faminoth.
In Bezug auf das Rebhuhn gab Jeremias 17, 11 die Anknü-
pfung. Die Erzählung, daß das Rebhuhn fremde Eier ausbrüte und
dann von den Jungen verlaſſen wird, gründet ſich wohl auf die Beob-
achtung, daß manche Vögel fremde Eier brüten, beſonders wenn das
Neſt, wie hier, am Boden liegt. Die etwas ausgeſchmückte Verwen-
dung ſolcher Erzählungen, wie ſie Antigonus Caryſtius, Cap. 45, gibt,
iſt ziemlich deutlich.
Der Wiedehopf ſteht im Phyſiologus als erläuterndes Bei-
ſpiel des vierten Gebotes (2. Moſe 20, 12). Seine Liebe zu den Eltern
wird von Aelian (hist. anim. 10, 16) und ausführlicher Horapollo
(1, 55 ed. Leemans, p. 54) erzählt.
57) Im althochdeutſchen Phyſiologus iſt Pelikan mit Siſegoum überſetzt. Bei
Pſalm 102, 7 wird πελεκάν für קאת gegeben, welches neuere hebräiſche Ueber-
ſetzer oder Exegeten mit תנשמת erklären. Dies letztere Tinſemeth iſt Ardea stella-
ris, aber auch das Chamaeleon (Bochart). Es ſcheint alſo auch unter קאת ein Vo-
gel verſtanden worden zu ſein, der neben andern Eigenthümlichkeiten auch durch
die Farbe Aufmerkſamkeit erregte. Nun wird 2. Moſe 26, 14 und 29, 34 vorge-
ſchrieben, dem Tabernakel Hüllen von Widderfellen, über dieſe eine zweite zu geben,
welche die LXX δέρματα ὑακίντινα, die ſyriſche Peſchito „pelles arietum sos-
ganno“ nennen. Iſt es möglich den althochdeutſchen Ausdruck mit dieſem ſyriſchen
Worte hiſtoriſch-traditionell zu verknüpfen? Die Etymologie des Siſegoum iſt
ſehr unſicher.
9*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |