Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. den Aristoteles aus dem Syrischen ins Arabische übersetzt hat, in Be-zug auf ihre Berücksichtigung der Zoologie derselbe Zweifel wie bei den früheren. Es finden sich aber andererseits schon im 9. Jahrhundert be- stimmte Nachweisungen dafür, daß die zoologischen Bücher gleichfalls übersetzt wurden. Wenigstens hat Jahia Ibn Albatrik (um 820-830) sämmtliche neunzehn Bücher ins Syrische übersetzt108); und schon Ende des zehnten und Anfang des elften Jahrhunderts er- schienen Uebersetzungen in's Arabische. So hat Abu Ali Isa ben Zara (starb 1001) die Thiergeschichte und die Bücher über die Theile der Thiere mit dem Commentar des Johannes Grammaticus aus dem Syrischen in's Arabische übersetzt. Auch soll derselbe das Compendium der aristotelischen Zoologie des Nikolaus (Damascenus) arabisch her- ausgegeben und verbessert haben109). Ferner wird angegeben, daß Abu Ali Hasan ben Haithem (starb 1038) und später Moham- med ben Badschah (bekannter durch die hebraisirte Form seines Namens als Aven Pace, starb 1138) die Thiergeschichte mit Commen- taren erläutert haben, sowie daß der früher erwähnte Abu Moham- med Abdallatif die Thiergeschichte in ein Compendium gebracht habe. Hält man nun hierzu, daß der als Arzt und Philosoph bekannte Bischof Abulfaradsch Dschordschis (häufiger als Gregorius Barhebräus aufgeführt, 1226-1286) in seinen Erläuterungen der aristotelischen Philosophie auch die zoologischen Schriften bedacht hat, so stellt sich eine Bekanntschaft des Orients mit der Zoologie des Stagiriten dar in Uebersetzung, Compendium und Commentaren ver- schiedner Art. Und doch haben alle die bisher erwähnten Uebersetzer und Commentatoren bei weitem nicht denselben Einfluß auf die Wie- deraufnahme aristotelischer Studien, besonders der zoologischen Seiten solcher, im Abendlande gehabt wie die Uebersetzungen des Ibn Sina und Ibn Roschd. 108) Wenrich, a. a. O. S. 129. Wüstenfeld, Geschichte der arab. Aerzte u. Naturf. S. 18. 19. Es wurden 19 Bücher gezählt, da außer den neun Büchern Thiergeschichte bekanntlich noch das zehnte, schon von Camus als unächt erkannte Buch dieser Schrift, ferner die vier Bücher über die Theile und die fünf über die Zeugung und Entwickelung der Thiere angereiht wurden. 109) Wenrich, a. a. O. S. 300. 294.
Die Zoologie des Mittelalters. den Ariſtoteles aus dem Syriſchen ins Arabiſche überſetzt hat, in Be-zug auf ihre Berückſichtigung der Zoologie derſelbe Zweifel wie bei den früheren. Es finden ſich aber andererſeits ſchon im 9. Jahrhundert be- ſtimmte Nachweiſungen dafür, daß die zoologiſchen Bücher gleichfalls überſetzt wurden. Wenigſtens hat Jahia Ibn Albatrik (um 820-830) ſämmtliche neunzehn Bücher ins Syriſche überſetzt108); und ſchon Ende des zehnten und Anfang des elften Jahrhunderts er- ſchienen Ueberſetzungen in's Arabiſche. So hat Abu Ali Iſa ben Zara (ſtarb 1001) die Thiergeſchichte und die Bücher über die Theile der Thiere mit dem Commentar des Johannes Grammaticus aus dem Syriſchen in's Arabiſche überſetzt. Auch ſoll derſelbe das Compendium der ariſtoteliſchen Zoologie des Nikolaus (Damascenus) arabiſch her- ausgegeben und verbeſſert haben109). Ferner wird angegeben, daß Abu Ali Haſan ben Haithem (ſtarb 1038) und ſpäter Moham- med ben Badſchah (bekannter durch die hebraiſirte Form ſeines Namens als Aven Pace, ſtarb 1138) die Thiergeſchichte mit Commen- taren erläutert haben, ſowie daß der früher erwähnte Abu Moham- med Abdallatif die Thiergeſchichte in ein Compendium gebracht habe. Hält man nun hierzu, daß der als Arzt und Philoſoph bekannte Biſchof Abulfaradſch Dſchordſchis (häufiger als Gregorius Barhebräus aufgeführt, 1226-1286) in ſeinen Erläuterungen der ariſtoteliſchen Philoſophie auch die zoologiſchen Schriften bedacht hat, ſo ſtellt ſich eine Bekanntſchaft des Orients mit der Zoologie des Stagiriten dar in Ueberſetzung, Compendium und Commentaren ver- ſchiedner Art. Und doch haben alle die bisher erwähnten Ueberſetzer und Commentatoren bei weitem nicht denſelben Einfluß auf die Wie- deraufnahme ariſtoteliſcher Studien, beſonders der zoologiſchen Seiten ſolcher, im Abendlande gehabt wie die Ueberſetzungen des Ibn Sina und Ibn Roſchd. 108) Wenrich, a. a. O. S. 129. Wüſtenfeld, Geſchichte der arab. Aerzte u. Naturf. S. 18. 19. Es wurden 19 Bücher gezählt, da außer den neun Büchern Thiergeſchichte bekanntlich noch das zehnte, ſchon von Camus als unächt erkannte Buch dieſer Schrift, ferner die vier Bücher über die Theile und die fünf über die Zeugung und Entwickelung der Thiere angereiht wurden. 109) Wenrich, a. a. O. S. 300. 294.
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den Ariſtoteles aus dem Syriſchen ins Arabiſche überſetzt hat, in Be-
zug auf ihre Berückſichtigung der Zoologie derſelbe Zweifel wie bei den
früheren. Es finden ſich aber andererſeits ſchon im 9. Jahrhundert be-
ſtimmte Nachweiſungen dafür, daß die zoologiſchen Bücher gleichfalls
überſetzt wurden. Wenigſtens hat Jahia Ibn Albatrik (um
820-830) ſämmtliche neunzehn Bücher ins Syriſche überſetzt 108);
und ſchon Ende des zehnten und Anfang des elften Jahrhunderts er-
ſchienen Ueberſetzungen in's Arabiſche. So hat Abu Ali Iſa ben
Zara (ſtarb 1001) die Thiergeſchichte und die Bücher über die Theile
der Thiere mit dem Commentar des Johannes Grammaticus aus dem
Syriſchen in's Arabiſche überſetzt. Auch ſoll derſelbe das Compendium
der ariſtoteliſchen Zoologie des Nikolaus (Damascenus) arabiſch her-
ausgegeben und verbeſſert haben 109). Ferner wird angegeben, daß
Abu Ali Haſan ben Haithem (ſtarb 1038) und ſpäter Moham-
med ben Badſchah (bekannter durch die hebraiſirte Form ſeines
Namens als Aven Pace, ſtarb 1138) die Thiergeſchichte mit Commen-
taren erläutert haben, ſowie daß der früher erwähnte Abu Moham-
med Abdallatif die Thiergeſchichte in ein Compendium gebracht
habe. Hält man nun hierzu, daß der als Arzt und Philoſoph bekannte
Biſchof Abulfaradſch Dſchordſchis (häufiger als Gregorius
Barhebräus aufgeführt, 1226-1286) in ſeinen Erläuterungen
der ariſtoteliſchen Philoſophie auch die zoologiſchen Schriften bedacht
hat, ſo ſtellt ſich eine Bekanntſchaft des Orients mit der Zoologie des
Stagiriten dar in Ueberſetzung, Compendium und Commentaren ver-
ſchiedner Art. Und doch haben alle die bisher erwähnten Ueberſetzer
und Commentatoren bei weitem nicht denſelben Einfluß auf die Wie-
deraufnahme ariſtoteliſcher Studien, beſonders der zoologiſchen Seiten
ſolcher, im Abendlande gehabt wie die Ueberſetzungen des Ibn Sina
und Ibn Roſchd.
108) Wenrich, a. a. O. S. 129. Wüſtenfeld, Geſchichte der arab. Aerzte
u. Naturf. S. 18. 19. Es wurden 19 Bücher gezählt, da außer den neun Büchern
Thiergeſchichte bekanntlich noch das zehnte, ſchon von Camus als unächt erkannte
Buch dieſer Schrift, ferner die vier Bücher über die Theile und die fünf über die
Zeugung und Entwickelung der Thiere angereiht wurden.
109) Wenrich, a. a. O. S. 300. 294.
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