Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Das dreizehnte Jahrhundert. wichtig. Das Pferd war klein, ebenso wie das Rind; es war Reit-und Zugpferd. Esel werden im burgundischen Recht erwähnt; im Mon- seuer Glossar findet sich auch der Onager als wilder Esel120); auch werden Eselsmühlen erwähnt. Auch das Rind wurde als Zugvieh be- nutzt121); zur Zeit Chlotar's I. fuhr der König mit Ochsen zur Volks- versammlung. Für die Verbreitung der Rinderzucht spricht auch das Auftreten von Viehseuchen, von welchen aus den Jahren 809 und 994 Erwähnung gethan wird122). Zur Bestimmung der vorzüglich gezüch- teten oder gehaltenen Rassen fehlt es an genauern Beschreibungen und Abbildungen. Neben dem Hausrind wird noch der Ur (Bos primige- nius), der Wisent (Bison europaeus)123) und der Büffel als Jagd- thiere aufgeführt124). Die Schafzucht stand noch zu Karl's des Großen Zeit der Schweinezucht nach und kam ihr erst spät wenigstens gleich125). Auch Ziegen wurden gehalten, aber weder hier noch beim Schaf und Schwein werden Rassen geschildert. Zahlreich waren dagegen die Hun- derassen, obschon auch hier beim Mangel eingehender Beschreibungen eine genauere Vergleichung mit den jetzt lebenden, bekanntlich zum Theil noch immer verändernden Rassen sehr schwer sein dürfte. Nach den Frisischen, Alemannischen und bayrischen Gesetzbüchern werden fol- fiscalium Caroli M. IV). Burdo heißt aber sonst das Maulthier; so bei Isidor von Sevilla: burdo ex equo et asina. s. auch Anton, Geschichte der teutschen Landwirthschaft. Bd. 1. S. 427. 120) In dem oben erwähnten Gedicht des Manuel Phile (starb 1321) wird dem Onager, als ton monukhon (sic) ton allon monos, ein Astragalus, eine Gallenblase und ein Horn zugeschrieben. Im Ruodlieb kommen gezähmte Wildesel vor: mites onagri domitique. s. Latein. Gedichte des X. und XI. Jahr- hunderts. von J. Grimm u. Schmeller. S. 146. B. 168. 121) Das in England verbreitete Rindvieh war im 13. und 14. Jahrhun- dert wahrscheinlich die kleine, jetzt noch existirende Rasse. Bei Verproviantirung der Flotte ergab ein Stück nur das Gewicht von vier Centnern, auch noch weniger. Rogers, History of Agriculture and Prices. Vol. I. p. 328. 122) Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 421. Bd. 2. S. 297. 123) vergl. die häufig angeführte Stelle aus dem Nibelungenliede. 124) Den Büffel erwähnt zuerst Paulus Diaconus, Hist. Longob. 4, 11.
Das dreizehnte Jahrhundert. wichtig. Das Pferd war klein, ebenſo wie das Rind; es war Reit-und Zugpferd. Eſel werden im burgundiſchen Recht erwähnt; im Mon- ſeuer Gloſſar findet ſich auch der Onager als wilder Eſel120); auch werden Eſelsmühlen erwähnt. Auch das Rind wurde als Zugvieh be- nutzt121); zur Zeit Chlotar's I. fuhr der König mit Ochſen zur Volks- verſammlung. Für die Verbreitung der Rinderzucht ſpricht auch das Auftreten von Viehſeuchen, von welchen aus den Jahren 809 und 994 Erwähnung gethan wird122). Zur Beſtimmung der vorzüglich gezüch- teten oder gehaltenen Raſſen fehlt es an genauern Beſchreibungen und Abbildungen. Neben dem Hausrind wird noch der Ur (Bos primige- nius), der Wiſent (Bison europaeus)123) und der Büffel als Jagd- thiere aufgeführt124). Die Schafzucht ſtand noch zu Karl's des Großen Zeit der Schweinezucht nach und kam ihr erſt ſpät wenigſtens gleich125). Auch Ziegen wurden gehalten, aber weder hier noch beim Schaf und Schwein werden Raſſen geſchildert. Zahlreich waren dagegen die Hun- deraſſen, obſchon auch hier beim Mangel eingehender Beſchreibungen eine genauere Vergleichung mit den jetzt lebenden, bekanntlich zum Theil noch immer verändernden Raſſen ſehr ſchwer ſein dürfte. Nach den Friſiſchen, Alemanniſchen und bayriſchen Geſetzbüchern werden fol- fiscalium Caroli M. IV). Burdo heißt aber ſonſt das Maulthier; ſo bei Iſidor von Sevilla: burdo ex equo et asina. ſ. auch Anton, Geſchichte der teutſchen Landwirthſchaft. Bd. 1. S. 427. 120) In dem oben erwähnten Gedicht des Manuel Phile (ſtarb 1321) wird dem Onager, als τῶν μωνύχων (sic) τῶν ἄλλων μόνος, ein Aſtragalus, eine Gallenblaſe und ein Horn zugeſchrieben. Im Ruodlieb kommen gezähmte Wildeſel vor: mites onagri domitique. ſ. Latein. Gedichte des X. und XI. Jahr- hunderts. von J. Grimm u. Schmeller. S. 146. B. 168. 121) Das in England verbreitete Rindvieh war im 13. und 14. Jahrhun- dert wahrſcheinlich die kleine, jetzt noch exiſtirende Raſſe. Bei Verproviantirung der Flotte ergab ein Stück nur das Gewicht von vier Centnern, auch noch weniger. Rogers, History of Agriculture and Prices. Vol. I. p. 328. 122) Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 421. Bd. 2. S. 297. 123) vergl. die häufig angeführte Stelle aus dem Nibelungenliede. 124) Den Büffel erwähnt zuerſt Paulus Diaconus, Hist. Longob. 4, 11.
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Das dreizehnte Jahrhundert.
wichtig. Das Pferd war klein, ebenſo wie das Rind; es war Reit-
und Zugpferd. Eſel werden im burgundiſchen Recht erwähnt; im Mon-
ſeuer Gloſſar findet ſich auch der Onager als wilder Eſel 120); auch
werden Eſelsmühlen erwähnt. Auch das Rind wurde als Zugvieh be-
nutzt 121); zur Zeit Chlotar's I. fuhr der König mit Ochſen zur Volks-
verſammlung. Für die Verbreitung der Rinderzucht ſpricht auch das
Auftreten von Viehſeuchen, von welchen aus den Jahren 809 und 994
Erwähnung gethan wird 122). Zur Beſtimmung der vorzüglich gezüch-
teten oder gehaltenen Raſſen fehlt es an genauern Beſchreibungen und
Abbildungen. Neben dem Hausrind wird noch der Ur (Bos primige-
nius), der Wiſent (Bison europaeus) 123) und der Büffel als Jagd-
thiere aufgeführt 124). Die Schafzucht ſtand noch zu Karl's des Großen
Zeit der Schweinezucht nach und kam ihr erſt ſpät wenigſtens gleich 125).
Auch Ziegen wurden gehalten, aber weder hier noch beim Schaf und
Schwein werden Raſſen geſchildert. Zahlreich waren dagegen die Hun-
deraſſen, obſchon auch hier beim Mangel eingehender Beſchreibungen
eine genauere Vergleichung mit den jetzt lebenden, bekanntlich zum Theil
noch immer verändernden Raſſen ſehr ſchwer ſein dürfte. Nach den
Friſiſchen, Alemanniſchen und bayriſchen Geſetzbüchern werden fol-
119)
120) In dem oben erwähnten Gedicht des Manuel Phile (ſtarb 1321)
wird dem Onager, als τῶν μωνύχων (sic) τῶν ἄλλων μόνος, ein Aſtragalus,
eine Gallenblaſe und ein Horn zugeſchrieben. Im Ruodlieb kommen gezähmte
Wildeſel vor: mites onagri domitique. ſ. Latein. Gedichte des X. und XI. Jahr-
hunderts. von J. Grimm u. Schmeller. S. 146. B. 168.
121) Das in England verbreitete Rindvieh war im 13. und 14. Jahrhun-
dert wahrſcheinlich die kleine, jetzt noch exiſtirende Raſſe. Bei Verproviantirung der
Flotte ergab ein Stück nur das Gewicht von vier Centnern, auch noch weniger.
Rogers, History of Agriculture and Prices. Vol. I. p. 328.
122) Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 421. Bd. 2. S. 297.
123) vergl. die häufig angeführte Stelle aus dem Nibelungenliede.
124) Den Büffel erwähnt zuerſt Paulus Diaconus, Hist. Longob. 4, 11.
125) ſo im 16. Jahrhundert, wo der Einführung engliſcher Zuchtböcke gedacht
wird. ſ. Langethal, Geſchichte der teutſchen Landwirthſchaft. Bd. 1. S. 258.
Baſtarde von Schaf und Ziegenbock heißen bei Iſidor von Sevilla tityrus.
119) fiscalium Caroli M. IV). Burdo heißt aber ſonſt das Maulthier; ſo bei Iſidor
von Sevilla: burdo ex equo et asina. ſ. auch Anton, Geſchichte der teutſchen
Landwirthſchaft. Bd. 1. S. 427.
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Zitationshilfe: | Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/192>, abgerufen am 16.02.2025. |