liche Ausdehnung hatte der Pelzhandel; gröbere Pelze kamen aus Nor- den; Biber, Zobel, Hermelin (welcher auch in England geschätzt war) aus Rußland und Vinland (Nord-Amerika)132). Zu den bekannte- ren Thieren gehörten noch Elefant, Kamel, Leoparden, Luchse133).
Waren die erwähnten Thiere und deren Bekanntschaft allgemeiner verbreitet, so entwickelte sich nach Lage und Beschäftigung der Einwoh- ner auch eine besondere Kenntniß einzelner Gruppen. So weist der im dreizehnten Jahrhundert entstandene nordische Königsspiegel nach, daß man in dieser Zeit im Norden eine sehr genaue Kenntniß der einzelnen Walthierformen, besaß. Das genannte Schriftstück führt auf: Huisa, Vogunhvalr, Hofrungar, Svinholr, Andvahlr, Hafrnhvalr, Hahiringr, Huitingar, Sildrecki, Buhrvalr, Sandlagia, Slottbakr, Geirhvalr, Hafrkiki, Hrosvalr, Randkembingr, Nachvalr, Skelinngr, Hafreidr, Reidr; außerdem werden noch erwähnt Troldhvale, Tröllhvalur, Stei- pereidar, Fifrrecki134).
Von Vögeln fanden sich auf den Höfen des Mittelalters nach dem salischen Gesetze Hühner, Enten, Gänse (wegen der Weichheit ihrer Fe- dern gerühmt), Kraniche und Schwäne. Nach Karls des Großen Aen- derung des erwähnten Gesetzes bleiben Schwan und Kranich weg (letz- terer wird noch 1279 als Zugvogel erwähnt). Doch empfahl derselbe seinen Amtsleuten (in dem capitular. de vill. § 40), darauf zu sehen, daß allerhand schönes und seltenes Geflügel das Gehöft verziere135), als Edelhühner, Pfauen, Fasanen, Enten, Tauben, Turteltauben und
Bären genannt: ursi gemini multo variamine ludi. Latein. Gedichte des X. u. XI. Jahrhund. von J. Grimm u. Schmeller. S. 146. Fragm. III. B. 172.
132) s. Fischer, Geschichte des deutschen Handels. 1. Bd. 2. Aufl. S. 94. Rogers, a. a. O. Vol. 2. S. 647. Die am letzteren Orte erwähnten Pelzarten sind schwer zu deuten, miniver ist Hermelin, dagegen bugeye, stanling und po- pul unbekannt.
133) Ruodlieb a. a. O. S. 146. B. 167 u. 169. Bei demselben erscheinen auch zwei Affen: simia nare brevi, nate nuda murcaque cauda, voceque mil- vina, cute crisa catta marina. a. a. O. S. 145. B. 131 u. 132.
134) s. Fischer, Gesch. d. deutsch. Handels. Bd. 1. 2. Aufl. S. 699. 700.
135) s. die Uebersetzung bei Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 209. Pfauen und Schwäne werden im 13. und 14. Jahrhundert in England gehalten. Rodgers, a. a. O. Vol. 1. S. 340. Ueber Taubenhäuser ebenda S. 326.
Das dreizehnte Jahrhundert.
liche Ausdehnung hatte der Pelzhandel; gröbere Pelze kamen aus Nor- den; Biber, Zobel, Hermelin (welcher auch in England geſchätzt war) aus Rußland und Vinland (Nord-Amerika)132). Zu den bekannte- ren Thieren gehörten noch Elefant, Kamel, Leoparden, Luchſe133).
Waren die erwähnten Thiere und deren Bekanntſchaft allgemeiner verbreitet, ſo entwickelte ſich nach Lage und Beſchäftigung der Einwoh- ner auch eine beſondere Kenntniß einzelner Gruppen. So weiſt der im dreizehnten Jahrhundert entſtandene nordiſche Königsſpiegel nach, daß man in dieſer Zeit im Norden eine ſehr genaue Kenntniß der einzelnen Walthierformen, beſaß. Das genannte Schriftſtück führt auf: Huiſa, Vogunhvalr, Hofrungar, Svinholr, Andvahlr, Hafrnhvalr, Hahiringr, Huitingar, Sildrecki, Buhrvalr, Sandlågia, Slottbakr, Geirhvalr, Hafrkiki, Hrosvalr, Randkembingr, Nachvalr, Skelinngr, Hafreidr, Reidr; außerdem werden noch erwähnt Troldhvale, Tröllhvalur, Stei- pereidar, Fifrrecki134).
Von Vögeln fanden ſich auf den Höfen des Mittelalters nach dem ſaliſchen Geſetze Hühner, Enten, Gänſe (wegen der Weichheit ihrer Fe- dern gerühmt), Kraniche und Schwäne. Nach Karls des Großen Aen- derung des erwähnten Geſetzes bleiben Schwan und Kranich weg (letz- terer wird noch 1279 als Zugvogel erwähnt). Doch empfahl derſelbe ſeinen Amtsleuten (in dem capitular. de vill. § 40), darauf zu ſehen, daß allerhand ſchönes und ſeltenes Geflügel das Gehöft verziere135), als Edelhühner, Pfauen, Faſanen, Enten, Tauben, Turteltauben und
Bären genannt: ursi gemini multo variamine ludi. Latein. Gedichte des X. u. XI. Jahrhund. von J. Grimm u. Schmeller. S. 146. Fragm. III. B. 172.
132) ſ. Fiſcher, Geſchichte des deutſchen Handels. 1. Bd. 2. Aufl. S. 94. Rogers, a. a. O. Vol. 2. S. 647. Die am letzteren Orte erwähnten Pelzarten ſind ſchwer zu deuten, miniver iſt Hermelin, dagegen bugeye, stanling und po- pul unbekannt.
133) Ruodlieb a. a. O. S. 146. B. 167 u. 169. Bei demſelben erſcheinen auch zwei Affen: simia nare brevi, nate nuda murcaque cauda, voceque mil- vina, cute crisa catta marina. a. a. O. S. 145. B. 131 u. 132.
134) ſ. Fiſcher, Geſch. d. deutſch. Handels. Bd. 1. 2. Aufl. S. 699. 700.
135) ſ. die Ueberſetzung bei Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 209. Pfauen und Schwäne werden im 13. und 14. Jahrhundert in England gehalten. Rodgers, a. a. O. Vol. 1. S. 340. Ueber Taubenhäuſer ebenda S. 326.
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Das dreizehnte Jahrhundert.
liche Ausdehnung hatte der Pelzhandel; gröbere Pelze kamen aus Nor-
den; Biber, Zobel, Hermelin (welcher auch in England geſchätzt war)
aus Rußland und Vinland (Nord-Amerika) 132). Zu den bekannte-
ren Thieren gehörten noch Elefant, Kamel, Leoparden, Luchſe 133).
Waren die erwähnten Thiere und deren Bekanntſchaft allgemeiner
verbreitet, ſo entwickelte ſich nach Lage und Beſchäftigung der Einwoh-
ner auch eine beſondere Kenntniß einzelner Gruppen. So weiſt der im
dreizehnten Jahrhundert entſtandene nordiſche Königsſpiegel nach, daß
man in dieſer Zeit im Norden eine ſehr genaue Kenntniß der einzelnen
Walthierformen, beſaß. Das genannte Schriftſtück führt auf: Huiſa,
Vogunhvalr, Hofrungar, Svinholr, Andvahlr, Hafrnhvalr, Hahiringr,
Huitingar, Sildrecki, Buhrvalr, Sandlågia, Slottbakr, Geirhvalr,
Hafrkiki, Hrosvalr, Randkembingr, Nachvalr, Skelinngr, Hafreidr,
Reidr; außerdem werden noch erwähnt Troldhvale, Tröllhvalur, Stei-
pereidar, Fifrrecki 134).
Von Vögeln fanden ſich auf den Höfen des Mittelalters nach dem
ſaliſchen Geſetze Hühner, Enten, Gänſe (wegen der Weichheit ihrer Fe-
dern gerühmt), Kraniche und Schwäne. Nach Karls des Großen Aen-
derung des erwähnten Geſetzes bleiben Schwan und Kranich weg (letz-
terer wird noch 1279 als Zugvogel erwähnt). Doch empfahl derſelbe
ſeinen Amtsleuten (in dem capitular. de vill. § 40), darauf zu ſehen,
daß allerhand ſchönes und ſeltenes Geflügel das Gehöft verziere 135), als
Edelhühner, Pfauen, Faſanen, Enten, Tauben, Turteltauben und
131)
132) ſ. Fiſcher, Geſchichte des deutſchen Handels. 1. Bd. 2. Aufl. S. 94.
Rogers, a. a. O. Vol. 2. S. 647. Die am letzteren Orte erwähnten Pelzarten
ſind ſchwer zu deuten, miniver iſt Hermelin, dagegen bugeye, stanling und po-
pul unbekannt.
133) Ruodlieb a. a. O. S. 146. B. 167 u. 169. Bei demſelben erſcheinen
auch zwei Affen: simia nare brevi, nate nuda murcaque cauda, voceque mil-
vina, cute crisa catta marina. a. a. O. S. 145. B. 131 u. 132.
134) ſ. Fiſcher, Geſch. d. deutſch. Handels. Bd. 1. 2. Aufl. S. 699. 700.
135) ſ. die Ueberſetzung bei Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 209. Pfauen und
Schwäne werden im 13. und 14. Jahrhundert in England gehalten. Rodgers,
a. a. O. Vol. 1. S. 340. Ueber Taubenhäuſer ebenda S. 326.
131) Bären genannt: ursi gemini multo variamine ludi. Latein. Gedichte des X. u.
XI. Jahrhund. von J. Grimm u. Schmeller. S. 146. Fragm. III. B. 172.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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