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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Das dreizehnte Jahrhundert.
Haut befindlichen Stacheln als Pfeile ausschießen. Während also Marco
Polo
beim Nashorn die Fabel zurückweist, erzählt er sie hier ohne wei-
tere Untersuchung nach. In Indien kommen Fledermäuse von der
Größe der Geier vor. An der Südspitze von Indien leben Affen von
solcher Gestalt und Größe, daß sie den Menschen ähnlich sind, daneben
aber auch langschwänzige. Eine Geschichte, welche Thomas von Can-
timpre von den Amazonen erzählt, daß die Frauen von ihren Männern
getrennt leben und nur eine kurze Zeit des Jahres mit ihnen zusammen
kommen, berichtet Marco Polo von den Bewohnern zweier Inseln im
Ocean, zwischen Indien und Arabien; die eine soll von den Männern,
die andere von den Frauen bewohnt werden.

Von Vögeln werden am häufigsten die durch ganz Asien zur
Jagd benutzten Falkenarten erwähnt. Die Tataren sollen die besten
Jagdfalken haben. Kubilai hatte zehntausend Falkner; dabei wird aus-
drücklich der Pfeife und der Kappe Erwähnung gethan (richiamo und
cappelletto). Ihr Vorkommen wird constatirt von Persien an, in den
Bergen von Balachschan bis Schang-tu; in der Nähe des Oceans, an
der Ostküste Asiens ist ein Berg, auf dem viele Geier- und Wander-
falken nisten. Von Arten werden aufgeführt: Geierfalken, Wanderfal-
ken, Sperber, Lanerfalken, Habichte, Sperberfalken, Sakerfalken. Ob
auf diese Unterscheidungen bis in's Einzelne Werth zu legen ist, er-
scheint darum zweifelhaft, als zuweilen die Bezeichnung "Geier- (oder
Gir-) falken" und "Wanderfalken" ganz durcheinander für denselben Vo-
gel gebraucht wird. Die übrigen Angaben über Vögel sind ziemlich
dürftig. Erwähnt wird, daß während in Indien alle Thiere und Vö-
gel von den unsrigen ganz verschieden seien, die Wachteln hiervon eine
Ausnahme machen, indem sie ganz den unsrigen gleichen. In Quen-
lin-fu gab es Haushühner ohne Federn, mit schwarzem Haar, welches
dem Katzenfell glich. Fasanen, Birkhühner und in Persien ungeheure
Mengen von Turteltauben zogen die Aufmerksamkeit auf sich. An der
Ostküste wurde von den Jagdfalken ein Vogel Bergelak gejagt, von der
Größe eines Rebhuhns mit Schwalbenschwanz und den Krallen eines
Papageys. Am interessantesten ist die Angabe über den Vogel Ruth,
welcher auf Madagaskar leben und so groß und stark sein soll, daß er

Das dreizehnte Jahrhundert.
Haut befindlichen Stacheln als Pfeile ausſchießen. Während alſo Marco
Polo
beim Nashorn die Fabel zurückweiſt, erzählt er ſie hier ohne wei-
tere Unterſuchung nach. In Indien kommen Fledermäuſe von der
Größe der Geier vor. An der Südſpitze von Indien leben Affen von
ſolcher Geſtalt und Größe, daß ſie den Menſchen ähnlich ſind, daneben
aber auch langſchwänzige. Eine Geſchichte, welche Thomas von Can-
timpré von den Amazonen erzählt, daß die Frauen von ihren Männern
getrennt leben und nur eine kurze Zeit des Jahres mit ihnen zuſammen
kommen, berichtet Marco Polo von den Bewohnern zweier Inſeln im
Ocean, zwiſchen Indien und Arabien; die eine ſoll von den Männern,
die andere von den Frauen bewohnt werden.

Von Vögeln werden am häufigſten die durch ganz Aſien zur
Jagd benutzten Falkenarten erwähnt. Die Tataren ſollen die beſten
Jagdfalken haben. Kubilai hatte zehntauſend Falkner; dabei wird aus-
drücklich der Pfeife und der Kappe Erwähnung gethan (richiamo und
cappelletto). Ihr Vorkommen wird conſtatirt von Perſien an, in den
Bergen von Balachſchan bis Schang-tu; in der Nähe des Oceans, an
der Oſtküſte Aſiens iſt ein Berg, auf dem viele Geier- und Wander-
falken niſten. Von Arten werden aufgeführt: Geierfalken, Wanderfal-
ken, Sperber, Lanerfalken, Habichte, Sperberfalken, Sakerfalken. Ob
auf dieſe Unterſcheidungen bis in's Einzelne Werth zu legen iſt, er-
ſcheint darum zweifelhaft, als zuweilen die Bezeichnung „Geier- (oder
Gir-) falken“ und „Wanderfalken“ ganz durcheinander für denſelben Vo-
gel gebraucht wird. Die übrigen Angaben über Vögel ſind ziemlich
dürftig. Erwähnt wird, daß während in Indien alle Thiere und Vö-
gel von den unſrigen ganz verſchieden ſeien, die Wachteln hiervon eine
Ausnahme machen, indem ſie ganz den unſrigen gleichen. In Quen-
lin-fu gab es Haushühner ohne Federn, mit ſchwarzem Haar, welches
dem Katzenfell glich. Faſanen, Birkhühner und in Perſien ungeheure
Mengen von Turteltauben zogen die Aufmerkſamkeit auf ſich. An der
Oſtküſte wurde von den Jagdfalken ein Vogel Bergelak gejagt, von der
Größe eines Rebhuhns mit Schwalbenſchwanz und den Krallen eines
Papageys. Am intereſſanteſten iſt die Angabe über den Vogel Ruth,
welcher auf Madagaskar leben und ſo groß und ſtark ſein ſoll, daß er

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[199/0210] Das dreizehnte Jahrhundert. Haut befindlichen Stacheln als Pfeile ausſchießen. Während alſo Marco Polo beim Nashorn die Fabel zurückweiſt, erzählt er ſie hier ohne wei- tere Unterſuchung nach. In Indien kommen Fledermäuſe von der Größe der Geier vor. An der Südſpitze von Indien leben Affen von ſolcher Geſtalt und Größe, daß ſie den Menſchen ähnlich ſind, daneben aber auch langſchwänzige. Eine Geſchichte, welche Thomas von Can- timpré von den Amazonen erzählt, daß die Frauen von ihren Männern getrennt leben und nur eine kurze Zeit des Jahres mit ihnen zuſammen kommen, berichtet Marco Polo von den Bewohnern zweier Inſeln im Ocean, zwiſchen Indien und Arabien; die eine ſoll von den Männern, die andere von den Frauen bewohnt werden. Von Vögeln werden am häufigſten die durch ganz Aſien zur Jagd benutzten Falkenarten erwähnt. Die Tataren ſollen die beſten Jagdfalken haben. Kubilai hatte zehntauſend Falkner; dabei wird aus- drücklich der Pfeife und der Kappe Erwähnung gethan (richiamo und cappelletto). Ihr Vorkommen wird conſtatirt von Perſien an, in den Bergen von Balachſchan bis Schang-tu; in der Nähe des Oceans, an der Oſtküſte Aſiens iſt ein Berg, auf dem viele Geier- und Wander- falken niſten. Von Arten werden aufgeführt: Geierfalken, Wanderfal- ken, Sperber, Lanerfalken, Habichte, Sperberfalken, Sakerfalken. Ob auf dieſe Unterſcheidungen bis in's Einzelne Werth zu legen iſt, er- ſcheint darum zweifelhaft, als zuweilen die Bezeichnung „Geier- (oder Gir-) falken“ und „Wanderfalken“ ganz durcheinander für denſelben Vo- gel gebraucht wird. Die übrigen Angaben über Vögel ſind ziemlich dürftig. Erwähnt wird, daß während in Indien alle Thiere und Vö- gel von den unſrigen ganz verſchieden ſeien, die Wachteln hiervon eine Ausnahme machen, indem ſie ganz den unſrigen gleichen. In Quen- lin-fu gab es Haushühner ohne Federn, mit ſchwarzem Haar, welches dem Katzenfell glich. Faſanen, Birkhühner und in Perſien ungeheure Mengen von Turteltauben zogen die Aufmerkſamkeit auf ſich. An der Oſtküſte wurde von den Jagdfalken ein Vogel Bergelak gejagt, von der Größe eines Rebhuhns mit Schwalbenſchwanz und den Krallen eines Papageys. Am intereſſanteſten iſt die Angabe über den Vogel Ruth, welcher auf Madagaskar leben und ſo groß und ſtark ſein ſoll, daß er

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/210>, abgerufen am 23.11.2024.