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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Das dreizehnte Jahrhundert.
stand, sondern auch die Auffassung besonderer Einzelheiten in Bezug auf
biologische oder anatomische Verhältnisse wohl ersehen zu können meinen
kann. Doch würde man sich getäuscht sehen, wenn man hier etwa prä-
cise Beschreibungen erwartet hätte. Es läßt sich kaum ein Thier an-
führen, was zuerst durch Albert bekannt oder in die Wissenschaft mit-
telst einer genügenden Beschreibung eingeführt worden wäre. Ein
Hauptgrund der Unzulänglichkeit dieses Abschnittes liegt in dem bereits
früher hervorgehobenen Mangel einer wissenschaftlichen Namengebung
und Terminologie. Andererseits macht es sich aber gerade hier, wo mit
allgemeinen Betrachtungen der ganz concreten einzelnen Thierformen
nichts auszurichten war, recht fühlbar, wie wenig eingehend seine soge-
nannten Beobachtungen waren und wie kritiklos er alles ihm wichtig
oder interessant Erscheinende aufnahm. Die Hauptquelle war ihm hier
Thomas von Cantimpre, welchen er zuweilen einfach abge-
schrieben, zuweilen abgekürzt und mit Bemerkungen versehen hat.
Selbst die Reihenfolge und die Verstöße gegen das Alphabet, welche in
derselben vorkommen, sind bei beiden Schriftstellern dieselben. Wie bei
Thomas finden sich auch bei Albert Synonyme an verschiedenen Stel-
len ohne Hinweis auf bereits Mitgetheiltes; so erscheint die Giraffe
unter drei Namen (oraflus, anabula, camelopardus,) der Wisent
unter vier schon bei Thomas erwähnten. Albert hat nun aber zu der
von Thomas angeführten Liste noch Zusätze gegeben, freilich zuweilen
ohne zu fragen, ob seine neuen Thiere nicht schon unter anderm Na-
men vorhanden waren. So bringt er zu dem murilegus noch den cat-
tus,
zu dem calopus den analopos. Verglichen mit der Zahl der bei
Thomas vorkommenden Thiere ist die Zahl der bei Albert neu hinzu-
kommenden nicht groß. Mit Einschluß der genannten Synonyme kom-
men hinzu bei den Vierfüßern: analopos, alphec, akabo, cattus und
martarus; bei den Vögeln bonasa, athilon, muscicapa, noctua; bei
den Fischen, unter welcher Bezeichnung er die beiden Gruppen der
Meermonstra und Fische bei Thomas vereinigt, gobius, raychae, stin-
cus, sturitus,
bei den Würmern die beiden Artikel limax und scorpio.
Die Zahl der Schlangen ist dadurch viel beträchtlicher geworden, als
Albert aus Avicenna die sämmtlichen Arten aufgenommen hat. Sie

Das dreizehnte Jahrhundert.
ſtand, ſondern auch die Auffaſſung beſonderer Einzelheiten in Bezug auf
biologiſche oder anatomiſche Verhältniſſe wohl erſehen zu können meinen
kann. Doch würde man ſich getäuſcht ſehen, wenn man hier etwa prä-
ciſe Beſchreibungen erwartet hätte. Es läßt ſich kaum ein Thier an-
führen, was zuerſt durch Albert bekannt oder in die Wiſſenſchaft mit-
telſt einer genügenden Beſchreibung eingeführt worden wäre. Ein
Hauptgrund der Unzulänglichkeit dieſes Abſchnittes liegt in dem bereits
früher hervorgehobenen Mangel einer wiſſenſchaftlichen Namengebung
und Terminologie. Andererſeits macht es ſich aber gerade hier, wo mit
allgemeinen Betrachtungen der ganz concreten einzelnen Thierformen
nichts auszurichten war, recht fühlbar, wie wenig eingehend ſeine ſoge-
nannten Beobachtungen waren und wie kritiklos er alles ihm wichtig
oder intereſſant Erſcheinende aufnahm. Die Hauptquelle war ihm hier
Thomas von Cantimpré, welchen er zuweilen einfach abge-
ſchrieben, zuweilen abgekürzt und mit Bemerkungen verſehen hat.
Selbſt die Reihenfolge und die Verſtöße gegen das Alphabet, welche in
derſelben vorkommen, ſind bei beiden Schriftſtellern dieſelben. Wie bei
Thomas finden ſich auch bei Albert Synonyme an verſchiedenen Stel-
len ohne Hinweis auf bereits Mitgetheiltes; ſo erſcheint die Giraffe
unter drei Namen (oraflus, anabula, camelopardus,) der Wiſent
unter vier ſchon bei Thomas erwähnten. Albert hat nun aber zu der
von Thomas angeführten Liſte noch Zuſätze gegeben, freilich zuweilen
ohne zu fragen, ob ſeine neuen Thiere nicht ſchon unter anderm Na-
men vorhanden waren. So bringt er zu dem murilegus noch den cat-
tus,
zu dem calopus den analopos. Verglichen mit der Zahl der bei
Thomas vorkommenden Thiere iſt die Zahl der bei Albert neu hinzu-
kommenden nicht groß. Mit Einſchluß der genannten Synonyme kom-
men hinzu bei den Vierfüßern: analopos, alphec, akabo, cattus und
martarus; bei den Vögeln bonasa, athilon, muscicapa, noctua; bei
den Fiſchen, unter welcher Bezeichnung er die beiden Gruppen der
Meermonſtra und Fiſche bei Thomas vereinigt, gobius, raychae, stin-
cus, sturitus,
bei den Würmern die beiden Artikel limax und scorpio.
Die Zahl der Schlangen iſt dadurch viel beträchtlicher geworden, als
Albert aus Avicenna die ſämmtlichen Arten aufgenommen hat. Sie

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[235/0246] Das dreizehnte Jahrhundert. ſtand, ſondern auch die Auffaſſung beſonderer Einzelheiten in Bezug auf biologiſche oder anatomiſche Verhältniſſe wohl erſehen zu können meinen kann. Doch würde man ſich getäuſcht ſehen, wenn man hier etwa prä- ciſe Beſchreibungen erwartet hätte. Es läßt ſich kaum ein Thier an- führen, was zuerſt durch Albert bekannt oder in die Wiſſenſchaft mit- telſt einer genügenden Beſchreibung eingeführt worden wäre. Ein Hauptgrund der Unzulänglichkeit dieſes Abſchnittes liegt in dem bereits früher hervorgehobenen Mangel einer wiſſenſchaftlichen Namengebung und Terminologie. Andererſeits macht es ſich aber gerade hier, wo mit allgemeinen Betrachtungen der ganz concreten einzelnen Thierformen nichts auszurichten war, recht fühlbar, wie wenig eingehend ſeine ſoge- nannten Beobachtungen waren und wie kritiklos er alles ihm wichtig oder intereſſant Erſcheinende aufnahm. Die Hauptquelle war ihm hier Thomas von Cantimpré, welchen er zuweilen einfach abge- ſchrieben, zuweilen abgekürzt und mit Bemerkungen verſehen hat. Selbſt die Reihenfolge und die Verſtöße gegen das Alphabet, welche in derſelben vorkommen, ſind bei beiden Schriftſtellern dieſelben. Wie bei Thomas finden ſich auch bei Albert Synonyme an verſchiedenen Stel- len ohne Hinweis auf bereits Mitgetheiltes; ſo erſcheint die Giraffe unter drei Namen (oraflus, anabula, camelopardus,) der Wiſent unter vier ſchon bei Thomas erwähnten. Albert hat nun aber zu der von Thomas angeführten Liſte noch Zuſätze gegeben, freilich zuweilen ohne zu fragen, ob ſeine neuen Thiere nicht ſchon unter anderm Na- men vorhanden waren. So bringt er zu dem murilegus noch den cat- tus, zu dem calopus den analopos. Verglichen mit der Zahl der bei Thomas vorkommenden Thiere iſt die Zahl der bei Albert neu hinzu- kommenden nicht groß. Mit Einſchluß der genannten Synonyme kom- men hinzu bei den Vierfüßern: analopos, alphec, akabo, cattus und martarus; bei den Vögeln bonasa, athilon, muscicapa, noctua; bei den Fiſchen, unter welcher Bezeichnung er die beiden Gruppen der Meermonſtra und Fiſche bei Thomas vereinigt, gobius, raychae, stin- cus, sturitus, bei den Würmern die beiden Artikel limax und scorpio. Die Zahl der Schlangen iſt dadurch viel beträchtlicher geworden, als Albert aus Avicenna die ſämmtlichen Arten aufgenommen hat. Sie

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/246>, abgerufen am 23.11.2024.