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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Verallgemeinerung und hält sich mehr an die einzelnen hierher gerech-
neten Formen. Sind auch im Allgemeinen die Beschreibungen der ein-
zelnen Arten weder innerhalb der größeren Gruppen nach einem gewis-
sen Plane durchgeführt, noch überhaupt eingehend auf Merkmale gestützt,
so geht doch die schärfere zoologische Uebersicht Wotton's daraus
her-
vor, daß er meist verwandte Thiere zusammenbringt. Freilich handelt
er in einem Kapitel den Fuchs und Hasen, in einem andern den Maul-
wurf und die Fledermäuse ab, indeß ohne sie irgend wie als zusammen-
gehörig zu bezeichnen. Dagegen bieten andre Kapitel die ersten Versuche
einer natürlichen Vereinigung verwandter Formen dar.

Durch Wotton's Buch war jedenfalls die Rückkehr zur aristoteli-
schen Auffassung des Thierreichs und im Anschlusse an sie die erste natur-
gemäße Systematik gegeben3), wie letzere nach
dem damaligen Zustand
der Thierkenntniß möglich war. Bezeichnet nun aber sein Auftreten die
Anknüpfung an den Zustand der Wissenschaft, von welchem allein ein
Weiterentwickeln derselben möglich wurde, so hatte es doch nicht den Er-
folg, wie andere gleichzeitige Erscheinungen. Es ist nie wieder gedruckt
und in keine andere Sprache übersetzt worden, trotzdem sein Umfang es
eher erlaubt hätte, als der mancher andern Werke. Möglicherweise ist
hierfür ein Grund theils in der gedrängteren präciseren Form, theils in
dem Umstande zu suchen, daß sein Verfasser von der Erweiterung der
Kenntniß einzelner Thierformen, wie solche durch einzelne aus Amerika
bekannt werdende Arten eintrat, noch keine Rucksicht nahm, während seine

3) Cuvier sagt (Hist. des Scienec. natur.
depuis leur origine etc. T. 2.
Paris, 1841. p. 62)
, daß die nach Aelian bearbeitete Naturgeschichte der Thiere
von
Petrus Syllius die Grundlage für alle spätern Arbeiten, namentlich aber
für
Wotton abgegeben habe. Isid. Geoffroy Saint-Hilaire zält ihn als
Zoologen neben Wotton und Salviani auf (Hist. natur. gene
des regnes or-
gan. T. 1. Paris, 1854. p. 38).
Man bezog sich da auf die Schrift:Ex Aeliani
historia latini facti, itemque ex Porphyrio, Heliodoreo, Oppiano, luculentis
accessionibus aucti libri XVI, de vi et natura animalium, Lugduni, 1533.

Von einem Einfluß dieser Schrift auf Wotton kann aber keine Rede sein. Er citirt
den Syllius im Ganzen achtmal und stets als Gewährsmann für einen
älteren
Autor, wie "sic Gyllius ex Aeliano" oder
"Gyllius ex autore quodam incerto".
Die auf seinen Reisen gesammelten Beobachtungen hat Syllius mit Ausnahme
der
Beschreibung des Elefanten nicht veröffentlichen können

Verallgemeinerung und hält ſich mehr an die einzelnen hierher gerech-
neten Formen. Sind auch im Allgemeinen die Beſchreibungen der ein-
zelnen Arten weder innerhalb der größeren Gruppen nach einem gewiſ-
ſen Plane durchgeführt, noch überhaupt eingehend auf Merkmale geſtützt,
ſo geht doch die ſchärfere zoologiſche Ueberſicht Wotton's daraus
her-
vor, daß er meiſt verwandte Thiere zuſammenbringt. Freilich handelt
er in einem Kapitel den Fuchs und Haſen, in einem andern den Maul-
wurf und die Fledermäuſe ab, indeß ohne ſie irgend wie als zuſammen-
gehörig zu bezeichnen. Dagegen bieten andre Kapitel die erſten Verſuche
einer natürlichen Vereinigung verwandter Formen dar.

Durch Wotton's Buch war jedenfalls die Rückkehr zur ariſtoteli-
ſchen Auffaſſung des Thierreichs und im Anſchluſſe an ſie die erſte natur-
gemäße Syſtematik gegeben3), wie letzere nach
dem damaligen Zuſtand
der Thierkenntniß möglich war. Bezeichnet nun aber ſein Auftreten die
Anknüpfung an den Zuſtand der Wiſſenſchaft, von welchem allein ein
Weiterentwickeln derſelben möglich wurde, ſo hatte es doch nicht den Er-
folg, wie andere gleichzeitige Erſcheinungen. Es iſt nie wieder gedruckt
und in keine andere Sprache überſetzt worden, trotzdem ſein Umfang es
eher erlaubt hätte, als der mancher andern Werke. Möglicherweiſe iſt
hierfür ein Grund theils in der gedrängteren präciſeren Form, theils in
dem Umſtande zu ſuchen, daß ſein Verfaſſer von der Erweiterung der
Kenntniß einzelner Thierformen, wie ſolche durch einzelne aus Amerika
bekannt werdende Arten eintrat, noch keine Ruckſicht nahm, während ſeine

3) Cuvier ſagt (Hist. des Scienec. natur.
depuis leur origine etc. T. 2.
Paris, 1841. p. 62)
, daß die nach Aelian bearbeitete Naturgeſchichte der Thiere
von
Petrus Syllius die Grundlage für alle ſpätern Arbeiten, namentlich aber
für
Wotton abgegeben habe. Iſid. Geoffroy Saint-Hilaire zält ihn als
Zoologen neben Wotton und Salviani auf (Hist. natur. géné
des règnes or-
gan. T. 1. Paris, 1854. p. 38).
Man bezog ſich da auf die Schrift:Ex Aeliani
historia latini facti, itemque ex Porphyrio, Heliodoreo, Oppiano, luculentis
accessionibus aucti libri XVI, de vi et natura animalium, Lugduni, 1533.

Von einem Einfluß dieſer Schrift auf Wotton kann aber keine Rede ſein. Er citirt
den Syllius im Ganzen achtmal und ſtets als Gewährsmann für einen
älteren
Autor, wie „sic Gyllius ex Aeliano“ oder
Gyllius ex autore quodam incerto“.
Die auf ſeinen Reiſen geſammelten Beobachtungen hat Syllius mit Ausnahme
der
Beſchreibung des Elefanten nicht veröffentlichen können
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[267/0278] Edward Wotton. Verallgemeinerung und hält ſich mehr an die einzelnen hierher gerech- neten Formen. Sind auch im Allgemeinen die Beſchreibungen der ein- zelnen Arten weder innerhalb der größeren Gruppen nach einem gewiſ- ſen Plane durchgeführt, noch überhaupt eingehend auf Merkmale geſtützt, ſo geht doch die ſchärfere zoologiſche Ueberſicht Wotton's daraus her- vor, daß er meiſt verwandte Thiere zuſammenbringt. Freilich handelt er in einem Kapitel den Fuchs und Haſen, in einem andern den Maul- wurf und die Fledermäuſe ab, indeß ohne ſie irgend wie als zuſammen- gehörig zu bezeichnen. Dagegen bieten andre Kapitel die erſten Verſuche einer natürlichen Vereinigung verwandter Formen dar. Durch Wotton's Buch war jedenfalls die Rückkehr zur ariſtoteli- ſchen Auffaſſung des Thierreichs und im Anſchluſſe an ſie die erſte natur- gemäße Syſtematik gegeben 3), wie letzere nach dem damaligen Zuſtand der Thierkenntniß möglich war. Bezeichnet nun aber ſein Auftreten die Anknüpfung an den Zuſtand der Wiſſenſchaft, von welchem allein ein Weiterentwickeln derſelben möglich wurde, ſo hatte es doch nicht den Er- folg, wie andere gleichzeitige Erſcheinungen. Es iſt nie wieder gedruckt und in keine andere Sprache überſetzt worden, trotzdem ſein Umfang es eher erlaubt hätte, als der mancher andern Werke. Möglicherweiſe iſt hierfür ein Grund theils in der gedrängteren präciſeren Form, theils in dem Umſtande zu ſuchen, daß ſein Verfaſſer von der Erweiterung der Kenntniß einzelner Thierformen, wie ſolche durch einzelne aus Amerika bekannt werdende Arten eintrat, noch keine Ruckſicht nahm, während ſeine 3) Cuvier ſagt (Hist. des Scienec. natur. depuis leur origine etc. T. 2. Paris, 1841. p. 62), daß die nach Aelian bearbeitete Naturgeſchichte der Thiere von Petrus Syllius die Grundlage für alle ſpätern Arbeiten, namentlich aber für Wotton abgegeben habe. Iſid. Geoffroy Saint-Hilaire zält ihn als Zoologen neben Wotton und Salviani auf (Hist. natur. géné des règnes or- gan. T. 1. Paris, 1854. p. 38).Man bezog ſich da auf die Schrift:Ex Aeliani historia latini facti, itemque ex Porphyrio, Heliodoreo, Oppiano, luculentis accessionibus aucti libri XVI, de vi et natura animalium, Lugduni, 1533. Von einem Einfluß dieſer Schrift auf Wotton kann aber keine Rede ſein. Er citirt den Syllius im Ganzen achtmal und ſtets als Gewährsmann für einen älteren Autor, wie „sic Gyllius ex Aeliano“ oder „Gyllius ex autore quodam incerto“. Die auf ſeinen Reiſen geſammelten Beobachtungen hat Syllius mit Ausnahme der Beſchreibung des Elefanten nicht veröffentlichen können

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/278>, abgerufen am 22.11.2024.