Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.keine Gelegenheit fand, sich die Mittel zur weitern Ausbildung zu ver- schaffen, zog er nach Straßburg zu Capito, dem er, seinen Worten ge- mäß, "nicht ohne gute Früchte in den Wissenschaften einige Monate diente". Hier wandte er besonders dem Hebräischen seinen Fleiß zu, während er daneben Unterricht im Griechischen ertheilte. Von seiner Vaterstadt durch ein kleines Stipendium unterstützt gieng er nach Frankreich, um zunächst in Bourges, wiederum durch Unterrichtgeben in seinen Mitteln sich aufbessernd, Medicin zu studiren. In seinem acht- zehnten Lebensjahre, 1534, reiste er nach Paris, wo er zwar in seinem Fachstudium, wie er selbst sagt, wenig Fortschritte machte, dagegen die sich ihm reichlich bietende Gelegenheit benutzte, die Schätze der griechi- schen und lateinischen Litteratur eingehender kennen zu lernen. Aber selbst die Unterstützung eines jungen reichen Berner, Johann Steiger, welcher ihm in mancherlei Verlegenheiten hülfreich beistand, konnte ihm auf die Dauer nicht die Mittel bieten, länger in Paris einem auf's Universelle und wohl etwas planlos angelegtem Studium sich zu wid- men. Er mußte zurück nach Straßburg, erhielt aber hier sehr bald und zur rechten Zeit die Aufforderung, in Zürich ein Lehramt zu überneh- men. Dort gründete er sich schon im zwanzigsten Jahre seines Lebens durch Verheirathung einen eigenen Hausstand. Durch ein neues Sti- pendium seitens des Erziehungsrathes von Zürich unterstützt, lebte er dann etwas über ein Jahr in Basel, um das unterbrochene Studium der Medicin wieder aufzunehmen. Wie sehr er daneben zu andersarti- gen Arbeiten des Verdienstes wegen gedrängt war, beweist eine im Jahr 1537 unternommene Bearbeitung des griechischen Wörterbuchs von Phavorinus. Seine Lage besserte sich aber, als er im letzterwähn- ten Jahre eine Lehrerstelle an der von dem Berner Staate neu gegrün- deten Lehranstalt in Lausanne erhielt. Hier blieb er drei Jahre und hatte neben seiner Berufsthätigkeit noch Zeit zur Beschäftigung mit der Natur. Er verfaßte hier das Enchiridion der Pflanzengeschichte, wel- ches 1541 erschien und den 1542 gedruckten Pflanzenkatalog. Seine Vaterstadt gewährte ihm aber nochmals Mittel zur Fortsetzung seiner medicinischen Studien. Mit diesen gieng er zunächst nach Montpellier, wo er Rondelet kennen lernte und zum Freunde gewann, und dann 18 *
keine Gelegenheit fand, ſich die Mittel zur weitern Ausbildung zu ver- ſchaffen, zog er nach Straßburg zu Capito, dem er, ſeinen Worten ge- mäß, „nicht ohne gute Früchte in den Wiſſenſchaften einige Monate diente“. Hier wandte er beſonders dem Hebräiſchen ſeinen Fleiß zu, während er daneben Unterricht im Griechiſchen ertheilte. Von ſeiner Vaterſtadt durch ein kleines Stipendium unterſtützt gieng er nach Frankreich, um zunächſt in Bourges, wiederum durch Unterrichtgeben in ſeinen Mitteln ſich aufbeſſernd, Medicin zu ſtudiren. In ſeinem acht- zehnten Lebensjahre, 1534, reiſte er nach Paris, wo er zwar in ſeinem Fachſtudium, wie er ſelbſt ſagt, wenig Fortſchritte machte, dagegen die ſich ihm reichlich bietende Gelegenheit benutzte, die Schätze der griechi- ſchen und lateiniſchen Litteratur eingehender kennen zu lernen. Aber ſelbſt die Unterſtützung eines jungen reichen Berner, Johann Steiger, welcher ihm in mancherlei Verlegenheiten hülfreich beiſtand, konnte ihm auf die Dauer nicht die Mittel bieten, länger in Paris einem auf's Univerſelle und wohl etwas planlos angelegtem Studium ſich zu wid- men. Er mußte zurück nach Straßburg, erhielt aber hier ſehr bald und zur rechten Zeit die Aufforderung, in Zürich ein Lehramt zu überneh- men. Dort gründete er ſich ſchon im zwanzigſten Jahre ſeines Lebens durch Verheirathung einen eigenen Hausſtand. Durch ein neues Sti- pendium ſeitens des Erziehungsrathes von Zürich unterſtützt, lebte er dann etwas über ein Jahr in Baſel, um das unterbrochene Studium der Medicin wieder aufzunehmen. Wie ſehr er daneben zu andersarti- gen Arbeiten des Verdienſtes wegen gedrängt war, beweiſt eine im Jahr 1537 unternommene Bearbeitung des griechiſchen Wörterbuchs von Phavorinus. Seine Lage beſſerte ſich aber, als er im letzterwähn- ten Jahre eine Lehrerſtelle an der von dem Berner Staate neu gegrün- deten Lehranſtalt in Lauſanne erhielt. Hier blieb er drei Jahre und hatte neben ſeiner Berufsthätigkeit noch Zeit zur Beſchäftigung mit der Natur. Er verfaßte hier das Enchiridion der Pflanzengeſchichte, wel- ches 1541 erſchien und den 1542 gedruckten Pflanzenkatalog. Seine Vaterſtadt gewährte ihm aber nochmals Mittel zur Fortſetzung ſeiner mediciniſchen Studien. Mit dieſen gieng er zunächſt nach Montpellier, wo er Rondelet kennen lernte und zum Freunde gewann, und dann 18 *
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Conrad Gesner.
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mäß, „nicht ohne gute Früchte in den Wiſſenſchaften einige Monate
diente“. Hier wandte er beſonders dem Hebräiſchen ſeinen Fleiß zu,
während er daneben Unterricht im Griechiſchen ertheilte. Von ſeiner
Vaterſtadt durch ein kleines Stipendium unterſtützt gieng er nach
Frankreich, um zunächſt in Bourges, wiederum durch Unterrichtgeben
in ſeinen Mitteln ſich aufbeſſernd, Medicin zu ſtudiren. In ſeinem acht-
zehnten Lebensjahre, 1534, reiſte er nach Paris, wo er zwar in ſeinem
Fachſtudium, wie er ſelbſt ſagt, wenig Fortſchritte machte, dagegen die
ſich ihm reichlich bietende Gelegenheit benutzte, die Schätze der griechi-
ſchen und lateiniſchen Litteratur eingehender kennen zu lernen. Aber
ſelbſt die Unterſtützung eines jungen reichen Berner, Johann Steiger,
welcher ihm in mancherlei Verlegenheiten hülfreich beiſtand, konnte ihm
auf die Dauer nicht die Mittel bieten, länger in Paris einem auf's
Univerſelle und wohl etwas planlos angelegtem Studium ſich zu wid-
men. Er mußte zurück nach Straßburg, erhielt aber hier ſehr bald und
zur rechten Zeit die Aufforderung, in Zürich ein Lehramt zu überneh-
men. Dort gründete er ſich ſchon im zwanzigſten Jahre ſeines Lebens
durch Verheirathung einen eigenen Hausſtand. Durch ein neues Sti-
pendium ſeitens des Erziehungsrathes von Zürich unterſtützt, lebte er
dann etwas über ein Jahr in Baſel, um das unterbrochene Studium
der Medicin wieder aufzunehmen. Wie ſehr er daneben zu andersarti-
gen Arbeiten des Verdienſtes wegen gedrängt war, beweiſt eine im
Jahr 1537 unternommene Bearbeitung des griechiſchen Wörterbuchs
von Phavorinus. Seine Lage beſſerte ſich aber, als er im letzterwähn-
ten Jahre eine Lehrerſtelle an der von dem Berner Staate neu gegrün-
deten Lehranſtalt in Lauſanne erhielt. Hier blieb er drei Jahre und
hatte neben ſeiner Berufsthätigkeit noch Zeit zur Beſchäftigung mit der
Natur. Er verfaßte hier das Enchiridion der Pflanzengeſchichte, wel-
ches 1541 erſchien und den 1542 gedruckten Pflanzenkatalog. Seine
Vaterſtadt gewährte ihm aber nochmals Mittel zur Fortſetzung ſeiner
mediciniſchen Studien. Mit dieſen gieng er zunächſt nach Montpellier,
wo er Rondelet kennen lernte und zum Freunde gewann, und dann
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