Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der encyklopädischen Darstellungen. wieder nach Basel, von wo er 1541 als Doctor der Medicin nach Zü-rich zurückkehrte. Als viel beschäftigter und sehr gewissenhafter Privat- und Stadtarzt hat er hier nun bis an seinen Tod gewirkt und seinen Aufenthalt nur durch gelegentliche Reisen unterbrochen. Es galt ihm dabei nicht bloß die Naturgeschichte seines Vaterlandes selbst genauer zu untersuchen, sondern auch in auswärtigen Sammlungen Material und durch Anknüpfung zahlreicher Bekanntschaften Unterstützung zur Aus- führung seiner weittragenden Pläne zu erlangen. So war er in Augsburg, Venedig und Wien und "setzte seine litterarischen Bekannten in den ver- schiedenen Ländern in Bewegung, um ihm mit Beschreibungen des noch Unbekannten und mit Abbildungen zu Hülfe zu kommen". Von der außer- ordentlichen litterarischen Thätigkeit Gesner's, welche sich nicht bloß auf die mit Vorliebe gepflegte Naturgeschichte, sondern in ausgedehnter Weise auch auf Uebersetzung und Herausgabe alter Autoren erstreckte, -- wobei er noch eine solch aufopfernde Gefälligkeit bewies, daß er an- gefangene Arbeiten Andrer vollendete oder mit werthvollen Vorreden versah, -- gibt die Uebersicht seiner Publicationen, wie er sie zum Theil noch selbst zusammengestellt hat, ein merkwürdiges Zeugniß. Ebenso eifrig war er aber auch als Arzt; und während er bei dem ersten Auf- treten jener sogenannten Pest in Zürich 1564 sich seiner Vaterstadt durch aufopfernde Thätigkeit nützlich machte, aber selbst noch verschont blieb, trotzdem daß er selbst stets kränklich gewesen und wiederholt in Baden bei Zürich Erleichterung seiner Leiden zu suchen veranlaßt war, unterlag er bei dem wiederholten Auftreten der Krankheit im folgenden Jahre seiner Pflichttreue. Er starb am 13. December 1565, noch nicht völlig fünfzig Jahre alt. Seiner ganzen Anlage und seinem Studiengange nach war es zu Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. wieder nach Baſel, von wo er 1541 als Doctor der Medicin nach Zü-rich zurückkehrte. Als viel beſchäftigter und ſehr gewiſſenhafter Privat- und Stadtarzt hat er hier nun bis an ſeinen Tod gewirkt und ſeinen Aufenthalt nur durch gelegentliche Reiſen unterbrochen. Es galt ihm dabei nicht bloß die Naturgeſchichte ſeines Vaterlandes ſelbſt genauer zu unterſuchen, ſondern auch in auswärtigen Sammlungen Material und durch Anknüpfung zahlreicher Bekanntſchaften Unterſtützung zur Aus- führung ſeiner weittragenden Pläne zu erlangen. So war er in Augsburg, Venedig und Wien und „ſetzte ſeine litterariſchen Bekannten in den ver- ſchiedenen Ländern in Bewegung, um ihm mit Beſchreibungen des noch Unbekannten und mit Abbildungen zu Hülfe zu kommen“. Von der außer- ordentlichen litterariſchen Thätigkeit Gesner's, welche ſich nicht bloß auf die mit Vorliebe gepflegte Naturgeſchichte, ſondern in ausgedehnter Weiſe auch auf Ueberſetzung und Herausgabe alter Autoren erſtreckte, — wobei er noch eine ſolch aufopfernde Gefälligkeit bewies, daß er an- gefangene Arbeiten Andrer vollendete oder mit werthvollen Vorreden verſah, — gibt die Ueberſicht ſeiner Publicationen, wie er ſie zum Theil noch ſelbſt zuſammengeſtellt hat, ein merkwürdiges Zeugniß. Ebenſo eifrig war er aber auch als Arzt; und während er bei dem erſten Auf- treten jener ſogenannten Peſt in Zürich 1564 ſich ſeiner Vaterſtadt durch aufopfernde Thätigkeit nützlich machte, aber ſelbſt noch verſchont blieb, trotzdem daß er ſelbſt ſtets kränklich geweſen und wiederholt in Baden bei Zürich Erleichterung ſeiner Leiden zu ſuchen veranlaßt war, unterlag er bei dem wiederholten Auftreten der Krankheit im folgenden Jahre ſeiner Pflichttreue. Er ſtarb am 13. 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Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
wieder nach Baſel, von wo er 1541 als Doctor der Medicin nach Zü-
rich zurückkehrte. Als viel beſchäftigter und ſehr gewiſſenhafter Privat-
und Stadtarzt hat er hier nun bis an ſeinen Tod gewirkt und ſeinen
Aufenthalt nur durch gelegentliche Reiſen unterbrochen. Es galt ihm
dabei nicht bloß die Naturgeſchichte ſeines Vaterlandes ſelbſt genauer zu
unterſuchen, ſondern auch in auswärtigen Sammlungen Material und
durch Anknüpfung zahlreicher Bekanntſchaften Unterſtützung zur Aus-
führung ſeiner weittragenden Pläne zu erlangen. So war er in Augsburg,
Venedig und Wien und „ſetzte ſeine litterariſchen Bekannten in den ver-
ſchiedenen Ländern in Bewegung, um ihm mit Beſchreibungen des noch
Unbekannten und mit Abbildungen zu Hülfe zu kommen“. Von der außer-
ordentlichen litterariſchen Thätigkeit Gesner's, welche ſich nicht bloß
auf die mit Vorliebe gepflegte Naturgeſchichte, ſondern in ausgedehnter
Weiſe auch auf Ueberſetzung und Herausgabe alter Autoren erſtreckte,
— wobei er noch eine ſolch aufopfernde Gefälligkeit bewies, daß er an-
gefangene Arbeiten Andrer vollendete oder mit werthvollen Vorreden
verſah, — gibt die Ueberſicht ſeiner Publicationen, wie er ſie zum Theil
noch ſelbſt zuſammengeſtellt hat, ein merkwürdiges Zeugniß. Ebenſo
eifrig war er aber auch als Arzt; und während er bei dem erſten Auf-
treten jener ſogenannten Peſt in Zürich 1564 ſich ſeiner Vaterſtadt
durch aufopfernde Thätigkeit nützlich machte, aber ſelbſt noch verſchont
blieb, trotzdem daß er ſelbſt ſtets kränklich geweſen und wiederholt in
Baden bei Zürich Erleichterung ſeiner Leiden zu ſuchen veranlaßt war,
unterlag er bei dem wiederholten Auftreten der Krankheit im folgenden
Jahre ſeiner Pflichttreue. Er ſtarb am 13. December 1565, noch nicht
völlig fünfzig Jahre alt.
Seiner ganzen Anlage und ſeinem Studiengange nach war es zu
erwarten, daß Gesner's zoologiſche Schriften nach einem ſehr umfaſ-
ſenden Plane gearbeitet waren. Wie Albert der Große das ganze Ge-
biet des zoologiſchen Wiſſens unter Anſchluß an den damals bekannten
Ariſtoteles zu umfaſſen und wiederzugeben ſuchte, ſo gieng auch Gesner
darauf aus, das Thierreich nach allen Seiten hin zu ſchildern und es
nicht bloß als Gegenſtand der Naturbetrachtung, ſondern auch in ſeiner
Beziehung zur Medicin und Culturgeſchichte zu erfaſſen. Während ſeine
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