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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der encyklopädischen Darstellungen.
werkes consultirte. Der Richtung seiner Zeit folgend scheint auch Al-
drovandi
die Kenntniß der Pflanzen und Thiere zu medicinischen Zwecken
gesucht zu haben. Denn er studirte nun Medicin und erlangte am
23. November 1553 den Doctorgrad. Auf den Wunsch seiner Ver-
wandten bewarb er sich um einen erledigten Lehrstuhl und begann vom
folgenden Jahre außerordentlicher Weise seine Vorträge. Zunächst las
er über Logik, nach zwei Jahren aber schon über die Meteore des Ari-
stoteles
, später die "Simplicia", also Arzneimittellehre. Wie er zur
Vervollständigung seiner Kenntniß und seiner Sammlung in jeden Fe-
rien naturhistorische Reisen unternahm, so folgte er auch einer Auffor-
derung nach Trient zu gehen, wo das Concil gerade tagte. Auf der
Rückreise besuchte er Faloppia in Padua, mit dem er seit 1554 befreundet
war. Von 1561 an war er ordentlicher Lehrer der Simplicia. Als
bestes Mittel zum erfolgreichen Studium der einfachen Heilmittel
schwebte ihm der Plan zu einer Anstalt für Beobachtung der lebenden
Pflanzen vor. Nach vielen Kämpfen glückte es ihm auch, 1568 die be-
treffenden Autoritäten in Bologna zur Gründung eines botanischen
Gartens zu bestimmen, den er zuerst in Verbindung mit Cesare Odoni
und nach dessen im Jahre 1571 erfolgtem Tode allein vorstand. Nach
vierzigjähriger Lehrthätigkeit trat er am 6. December 1600 von seinem
Amte zurück, nachdem er im Jahre vorher, in seinem siebenundsieb-
zigsten Jahre den ersten Theil seines großen zoologischen Werkes, den
ersten der drei die Vögel behandelnden Bände herausgegeben hatte.
Seinen nicht unbedeutenden, durch den Reichthum der Sammlungen
werthvollen Nachlaß vermachte er der Stadt Bologna. Er starb weder
arm, noch blind, wie man häufig gesagt hat, am 10. März 1605 im
Alter von 83 Jahren.

Wie schon das Leben Aldrovandi's mit dem Gesner's verglichen
ein für weit angelegte wissenschaftliche Pläne viel günstigeres war, so
kam ersterem der Umstand sehr zu statten, mit größerer Leichtigkeit seine
Sammlungen an Zeichnungen und Thieren vervollständigen zu können.
Die nächste Folge war, daß Aldrovandi nicht bloß ein reicheres Mate-
rial zur Verfügung und zur Vergleichung vor sich hatte, sondern hier-
durch sich gewissermaßen genöthigt sah, Ordnung hineinzubringen.

Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
werkes conſultirte. Der Richtung ſeiner Zeit folgend ſcheint auch Al-
drovandi
die Kenntniß der Pflanzen und Thiere zu mediciniſchen Zwecken
geſucht zu haben. Denn er ſtudirte nun Medicin und erlangte am
23. November 1553 den Doctorgrad. Auf den Wunſch ſeiner Ver-
wandten bewarb er ſich um einen erledigten Lehrſtuhl und begann vom
folgenden Jahre außerordentlicher Weiſe ſeine Vorträge. Zunächſt las
er über Logik, nach zwei Jahren aber ſchon über die Meteore des Ari-
ſtoteles
, ſpäter die „Simplicia“, alſo Arzneimittellehre. Wie er zur
Vervollſtändigung ſeiner Kenntniß und ſeiner Sammlung in jeden Fe-
rien naturhiſtoriſche Reiſen unternahm, ſo folgte er auch einer Auffor-
derung nach Trient zu gehen, wo das Concil gerade tagte. Auf der
Rückreiſe beſuchte er Faloppia in Padua, mit dem er ſeit 1554 befreundet
war. Von 1561 an war er ordentlicher Lehrer der Simplicia. Als
beſtes Mittel zum erfolgreichen Studium der einfachen Heilmittel
ſchwebte ihm der Plan zu einer Anſtalt für Beobachtung der lebenden
Pflanzen vor. Nach vielen Kämpfen glückte es ihm auch, 1568 die be-
treffenden Autoritäten in Bologna zur Gründung eines botaniſchen
Gartens zu beſtimmen, den er zuerſt in Verbindung mit Ceſare Odoni
und nach deſſen im Jahre 1571 erfolgtem Tode allein vorſtand. Nach
vierzigjähriger Lehrthätigkeit trat er am 6. December 1600 von ſeinem
Amte zurück, nachdem er im Jahre vorher, in ſeinem ſiebenundſieb-
zigſten Jahre den erſten Theil ſeines großen zoologiſchen Werkes, den
erſten der drei die Vögel behandelnden Bände herausgegeben hatte.
Seinen nicht unbedeutenden, durch den Reichthum der Sammlungen
werthvollen Nachlaß vermachte er der Stadt Bologna. Er ſtarb weder
arm, noch blind, wie man häufig geſagt hat, am 10. März 1605 im
Alter von 83 Jahren.

Wie ſchon das Leben Aldrovandi's mit dem Gesner's verglichen
ein für weit angelegte wiſſenſchaftliche Pläne viel günſtigeres war, ſo
kam erſterem der Umſtand ſehr zu ſtatten, mit größerer Leichtigkeit ſeine
Sammlungen an Zeichnungen und Thieren vervollſtändigen zu können.
Die nächſte Folge war, daß Aldrovandi nicht bloß ein reicheres Mate-
rial zur Verfügung und zur Vergleichung vor ſich hatte, ſondern hier-
durch ſich gewiſſermaßen genöthigt ſah, Ordnung hineinzubringen.

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[290/0301] Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. werkes conſultirte. Der Richtung ſeiner Zeit folgend ſcheint auch Al- drovandi die Kenntniß der Pflanzen und Thiere zu mediciniſchen Zwecken geſucht zu haben. Denn er ſtudirte nun Medicin und erlangte am 23. November 1553 den Doctorgrad. Auf den Wunſch ſeiner Ver- wandten bewarb er ſich um einen erledigten Lehrſtuhl und begann vom folgenden Jahre außerordentlicher Weiſe ſeine Vorträge. Zunächſt las er über Logik, nach zwei Jahren aber ſchon über die Meteore des Ari- ſtoteles, ſpäter die „Simplicia“, alſo Arzneimittellehre. Wie er zur Vervollſtändigung ſeiner Kenntniß und ſeiner Sammlung in jeden Fe- rien naturhiſtoriſche Reiſen unternahm, ſo folgte er auch einer Auffor- derung nach Trient zu gehen, wo das Concil gerade tagte. Auf der Rückreiſe beſuchte er Faloppia in Padua, mit dem er ſeit 1554 befreundet war. Von 1561 an war er ordentlicher Lehrer der Simplicia. Als beſtes Mittel zum erfolgreichen Studium der einfachen Heilmittel ſchwebte ihm der Plan zu einer Anſtalt für Beobachtung der lebenden Pflanzen vor. Nach vielen Kämpfen glückte es ihm auch, 1568 die be- treffenden Autoritäten in Bologna zur Gründung eines botaniſchen Gartens zu beſtimmen, den er zuerſt in Verbindung mit Ceſare Odoni und nach deſſen im Jahre 1571 erfolgtem Tode allein vorſtand. Nach vierzigjähriger Lehrthätigkeit trat er am 6. December 1600 von ſeinem Amte zurück, nachdem er im Jahre vorher, in ſeinem ſiebenundſieb- zigſten Jahre den erſten Theil ſeines großen zoologiſchen Werkes, den erſten der drei die Vögel behandelnden Bände herausgegeben hatte. Seinen nicht unbedeutenden, durch den Reichthum der Sammlungen werthvollen Nachlaß vermachte er der Stadt Bologna. Er ſtarb weder arm, noch blind, wie man häufig geſagt hat, am 10. März 1605 im Alter von 83 Jahren. Wie ſchon das Leben Aldrovandi's mit dem Gesner's verglichen ein für weit angelegte wiſſenſchaftliche Pläne viel günſtigeres war, ſo kam erſterem der Umſtand ſehr zu ſtatten, mit größerer Leichtigkeit ſeine Sammlungen an Zeichnungen und Thieren vervollſtändigen zu können. Die nächſte Folge war, daß Aldrovandi nicht bloß ein reicheres Mate- rial zur Verfügung und zur Vergleichung vor ſich hatte, ſondern hier- durch ſich gewiſſermaßen genöthigt ſah, Ordnung hineinzubringen.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/301>, abgerufen am 22.11.2024.