Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der encyklopädischen Darstellungen. stone; er stammte aus einer alten schottischen Familie und war am3. September 1603 in Samter bei Lissa geboren. Von 1619-1622 studirte er theils in Thorn, theils in S. Andrews in Schottland. Nach Samter, wo seine Eltern angesessen gewesen zu sein scheinen, zurückge- kehrt nahm er zunächst eine Privatlehrerstelle an, gieng dann, um na- turwissenschaftliche und ärztliche Studien zu treiben nach Frankfurt, Leipzig, Wittenberg, Magdeburg, Berlin, Hamburg, 1629 nach Fran- eker, dann nach Leyden und nochmals nach England. Im Jahre 1631 war er wieder in seinem Geburtsorte, trat aber sehr bald mit zwei jun- gen Edelleuten von Neuem eine größere Wanderung an durch England, Frankreich, die Niederlande und Italien. Auf dieser Reise wurde er 1632 in Leyden Doctor der Medicin. Seit der Rückkehr von dieser Reise, etwa 1633, scheint er seine Besitzung in Schlesien (Ziebendorf? bei Liegnitz) nicht wieder verlassen zu haben. Er starb dort am 8. Juni 1675. Jonston scheint vorzüglich durch die Wunderbarkeiten der Natur auf die sorgfäl- tigere Betrachtung derselben hingeführt worden zu sein. Wenigstens erschien als die erste Frucht seiner litterarischen, besonders während seiner Reise ausgeübten Sammlerthätigkeit eine Geschichte der Wunder- barkeiten der Welt, die Thaumatographie30). Von den zehn Bü- chern, in welche er diese Schrift theilte, sind die letzten fünf der beleb- ten Natur gewidmet. Hier schildert er das Wunderbare der Vögel, Vierfüßer, Blutlosen, Fische und Menschen. Es kommt nun zwar dabei manches Fabelhafte vor; doch darf man nicht glauben, es sei nur auf eine Zusammenstellung von Märchen abgesehen gewesen. Bei den in- nerhalb der einzelnen Bücher im Allgemeinen alphabetisch geordneten Thieren werden vielmehr ebenso gut eigenthümliche Structurverhältnisse wie biologische und sonstige Züge "nach denen bewährtesten Autoribus", wie man zu sagen pflegte, aufgeführt. Kann daher auch das kleine Schriftchen keinen Anspruch auf irgend welche Vollständigkeit oder sy- stematische Anordnung des Mitgetheilten machen, so ist es doch durch- aus nicht ohne Interesse als Zeichen der Geschmacksrichtung und des weit verbreiteten Sinnes für Naturbetrachtung, ja selbst nicht ganz 30) Thaumatographia naturalis in decem classes distincta. Amstelod.
1633 (die Vorrede ist aus London vom Mai, 1630 datirt). Dann nochmals ibid. 1661. Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. ſtone; er ſtammte aus einer alten ſchottiſchen Familie und war am3. September 1603 in Samter bei Liſſa geboren. Von 1619-1622 ſtudirte er theils in Thorn, theils in S. Andrews in Schottland. Nach Samter, wo ſeine Eltern angeſeſſen geweſen zu ſein ſcheinen, zurückge- kehrt nahm er zunächſt eine Privatlehrerſtelle an, gieng dann, um na- turwiſſenſchaftliche und ärztliche Studien zu treiben nach Frankfurt, Leipzig, Wittenberg, Magdeburg, Berlin, Hamburg, 1629 nach Fran- eker, dann nach Leyden und nochmals nach England. Im Jahre 1631 war er wieder in ſeinem Geburtsorte, trat aber ſehr bald mit zwei jun- gen Edelleuten von Neuem eine größere Wanderung an durch England, Frankreich, die Niederlande und Italien. Auf dieſer Reiſe wurde er 1632 in Leyden Doctor der Medicin. Seit der Rückkehr von dieſer Reiſe, etwa 1633, ſcheint er ſeine Beſitzung in Schleſien (Ziebendorf? bei Liegnitz) nicht wieder verlaſſen zu haben. Er ſtarb dort am 8. Juni 1675. Jonſton ſcheint vorzüglich durch die Wunderbarkeiten der Natur auf die ſorgfäl- tigere Betrachtung derſelben hingeführt worden zu ſein. Wenigſtens erſchien als die erſte Frucht ſeiner litterariſchen, beſonders während ſeiner Reiſe ausgeübten Sammlerthätigkeit eine Geſchichte der Wunder- barkeiten der Welt, die Thaumatographie30). Von den zehn Bü- chern, in welche er dieſe Schrift theilte, ſind die letzten fünf der beleb- ten Natur gewidmet. Hier ſchildert er das Wunderbare der Vögel, Vierfüßer, Blutloſen, Fiſche und Menſchen. Es kommt nun zwar dabei manches Fabelhafte vor; doch darf man nicht glauben, es ſei nur auf eine Zuſammenſtellung von Märchen abgeſehen geweſen. Bei den in- nerhalb der einzelnen Bücher im Allgemeinen alphabetiſch geordneten Thieren werden vielmehr ebenſo gut eigenthümliche Structurverhältniſſe wie biologiſche und ſonſtige Züge „nach denen bewährteſten Autoribus“, wie man zu ſagen pflegte, aufgeführt. Kann daher auch das kleine Schriftchen keinen Anſpruch auf irgend welche Vollſtändigkeit oder ſy- ſtematiſche Anordnung des Mitgetheilten machen, ſo iſt es doch durch- aus nicht ohne Intereſſe als Zeichen der Geſchmacksrichtung und des weit verbreiteten Sinnes für Naturbetrachtung, ja ſelbſt nicht ganz 30) Thaumatographia naturalis in decem classes distincta. Amstelod.
1633 (die Vorrede iſt aus London vom Mai, 1630 datirt). Dann nochmals ibid. 1661. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0309" n="298"/><fw place="top" type="header">Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.</fw><lb/><persName xml:id="n12b" prev="#n12a">ſtone</persName>; er ſtammte aus einer alten ſchottiſchen Familie und war am<lb/> 3. September 1603 in Samter bei Liſſa geboren. Von 1619-1622<lb/> ſtudirte er theils in Thorn, theils in <placeName>S. Andrews</placeName> in Schottland. Nach<lb/> Samter, wo ſeine Eltern angeſeſſen geweſen zu ſein ſcheinen, zurückge-<lb/> kehrt nahm er zunächſt eine Privatlehrerſtelle an, gieng dann, um na-<lb/> turwiſſenſchaftliche und ärztliche Studien zu treiben nach Frankfurt,<lb/> Leipzig, Wittenberg, Magdeburg, Berlin, Hamburg, 1629 nach Fran-<lb/> eker, dann nach Leyden und nochmals nach England. Im Jahre 1631<lb/> war er wieder in ſeinem Geburtsorte, trat aber ſehr bald mit zwei jun-<lb/> gen Edelleuten von Neuem eine größere Wanderung an durch England,<lb/> Frankreich, die Niederlande und Italien. Auf dieſer Reiſe wurde er 1632<lb/> in Leyden Doctor der Medicin. Seit der Rückkehr von dieſer Reiſe, etwa<lb/> 1633, ſcheint er ſeine Beſitzung in Schleſien (Ziebendorf? bei Liegnitz)<lb/> nicht wieder verlaſſen zu haben. Er ſtarb dort am 8. Juni 1675. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117655872">Jonſton</persName><lb/> ſcheint vorzüglich durch die Wunderbarkeiten der Natur auf die ſorgfäl-<lb/> tigere Betrachtung derſelben hingeführt worden zu ſein. Wenigſtens<lb/> erſchien als die erſte Frucht ſeiner litterariſchen, beſonders während<lb/> ſeiner Reiſe ausgeübten Sammlerthätigkeit eine Geſchichte der Wunder-<lb/> barkeiten der Welt, die <hi rendition="#g">Thaumatographie</hi><note place="foot" n="30)"><hi rendition="#aq">Thaumatographia naturalis in decem classes distincta. Amstelod.<lb/> 1633</hi> (die Vorrede iſt aus London vom Mai, 1630 datirt). Dann nochmals <hi rendition="#aq">ibid.<lb/> 1661.</hi></note>. Von den zehn Bü-<lb/> chern, in welche er dieſe Schrift theilte, ſind die letzten fünf der beleb-<lb/> ten Natur gewidmet. Hier ſchildert er das Wunderbare der Vögel,<lb/> Vierfüßer, Blutloſen, Fiſche und Menſchen. Es kommt nun zwar dabei<lb/> manches Fabelhafte vor; doch darf man nicht glauben, es ſei nur auf<lb/> eine Zuſammenſtellung von Märchen abgeſehen geweſen. Bei den in-<lb/> nerhalb der einzelnen Bücher im Allgemeinen alphabetiſch geordneten<lb/> Thieren werden vielmehr ebenſo gut eigenthümliche Structurverhältniſſe<lb/> wie biologiſche und ſonſtige Züge „nach denen bewährteſten Autoribus“,<lb/> wie man zu ſagen pflegte, aufgeführt. Kann daher auch das kleine<lb/> Schriftchen keinen Anſpruch auf irgend welche Vollſtändigkeit oder ſy-<lb/> ſtematiſche Anordnung des Mitgetheilten machen, ſo iſt es doch durch-<lb/> aus nicht ohne Intereſſe als Zeichen der Geſchmacksrichtung und des<lb/> weit verbreiteten Sinnes für Naturbetrachtung, ja ſelbſt nicht ganz<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0309]
Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
ſtone; er ſtammte aus einer alten ſchottiſchen Familie und war am
3. September 1603 in Samter bei Liſſa geboren. Von 1619-1622
ſtudirte er theils in Thorn, theils in S. Andrews in Schottland. Nach
Samter, wo ſeine Eltern angeſeſſen geweſen zu ſein ſcheinen, zurückge-
kehrt nahm er zunächſt eine Privatlehrerſtelle an, gieng dann, um na-
turwiſſenſchaftliche und ärztliche Studien zu treiben nach Frankfurt,
Leipzig, Wittenberg, Magdeburg, Berlin, Hamburg, 1629 nach Fran-
eker, dann nach Leyden und nochmals nach England. Im Jahre 1631
war er wieder in ſeinem Geburtsorte, trat aber ſehr bald mit zwei jun-
gen Edelleuten von Neuem eine größere Wanderung an durch England,
Frankreich, die Niederlande und Italien. Auf dieſer Reiſe wurde er 1632
in Leyden Doctor der Medicin. Seit der Rückkehr von dieſer Reiſe, etwa
1633, ſcheint er ſeine Beſitzung in Schleſien (Ziebendorf? bei Liegnitz)
nicht wieder verlaſſen zu haben. Er ſtarb dort am 8. Juni 1675. Jonſton
ſcheint vorzüglich durch die Wunderbarkeiten der Natur auf die ſorgfäl-
tigere Betrachtung derſelben hingeführt worden zu ſein. Wenigſtens
erſchien als die erſte Frucht ſeiner litterariſchen, beſonders während
ſeiner Reiſe ausgeübten Sammlerthätigkeit eine Geſchichte der Wunder-
barkeiten der Welt, die Thaumatographie 30). Von den zehn Bü-
chern, in welche er dieſe Schrift theilte, ſind die letzten fünf der beleb-
ten Natur gewidmet. Hier ſchildert er das Wunderbare der Vögel,
Vierfüßer, Blutloſen, Fiſche und Menſchen. Es kommt nun zwar dabei
manches Fabelhafte vor; doch darf man nicht glauben, es ſei nur auf
eine Zuſammenſtellung von Märchen abgeſehen geweſen. Bei den in-
nerhalb der einzelnen Bücher im Allgemeinen alphabetiſch geordneten
Thieren werden vielmehr ebenſo gut eigenthümliche Structurverhältniſſe
wie biologiſche und ſonſtige Züge „nach denen bewährteſten Autoribus“,
wie man zu ſagen pflegte, aufgeführt. Kann daher auch das kleine
Schriftchen keinen Anſpruch auf irgend welche Vollſtändigkeit oder ſy-
ſtematiſche Anordnung des Mitgetheilten machen, ſo iſt es doch durch-
aus nicht ohne Intereſſe als Zeichen der Geſchmacksrichtung und des
weit verbreiteten Sinnes für Naturbetrachtung, ja ſelbſt nicht ganz
30) Thaumatographia naturalis in decem classes distincta. Amstelod.
1633 (die Vorrede iſt aus London vom Mai, 1630 datirt). Dann nochmals ibid.
1661.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |