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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Arbeiten über einzelne Classen und Formen.
andern Art unmöglich. -- Rein philosophisch-historisch ist die Unter-
suchung von Jakob Thomasius über das Sehvermögen des Maul-
wurfs67). Er führt alle möglichen Gründe für und wider die
An-
nahme an, daß der Maulwurf sehe, sich auf sämmtliche Autoritäten
von Aristoteles an berufend, aber ohne ein einziges Mal einen Maul-
wurf selbst auf die Beschaffenheit seiner Augen zu untersuchen. --
Unter den Nagethieren fand zunächst der Hase seinen Beschreiber. Der
Altdorfer Professor Wolfgang Waldung stellte in ausführlicher
Weise Alles zusammen, was naturhistorisch und medicinisch Wichtiges
vom Hasen bekannt war68). Dabei beginnt er nach
hergebrachter Art
mit dem Namen und in Folge hiervon mit den Thieren, welche über-
haupt je den Namen Hase getragen haben; er führt also auch den
Meerhasen (Aplysia und Thetys) mit auf. In Betreff des eigentlichen
Hasen bespricht er das Wiederkäuen desselben und meint dabei, er habe
nicht wie andere Wiederkäuer vier Magen, weil er zu klein sei; da-
gegen habe er einen großen Blinddarm. Ob die Erzählung vom Wie-
derkäuen der Hasen eine thatsächliche Begründung habe, untersucht er
nicht weiter69). In ähnlicher Weise dem Volksglauben sich anschließend
schildert Olaus Worm den Lemming70). Er gibt außer der Be-
schreibung noch eine Abbildung sowohl vom Thiere als vom Skelet mit
Detail der Zähne, welche ganz leidlich ist. Trotzdem leugnet er aber
durchaus nicht, daß das Thier in den Wolken aus fauligen, mit dem

67) Jac. Thomasius, De visu Talparum. Lips., 1659. 4. (resp.
Joach. Corthum).
68) Wolfg. Waldung,Lagographia.Natura leporum, qua prisci
autores et recentiores prodidere quidve utilitatis in re medica ab isto qua-
drupede percipiatur. Amberg, 1619. 4.
69) Das Zootropheion seu Leporarium des Georg Pictoriushan-
delt nicht bloß von Hasen etwa, sondern umfaßtquorundam animalium quadru-
pedum et avicularum naturas.
Es erschien Basel, 1560, und wiederholt in latei-
nischen Distichen alte Märchen, so z. B. est male viva caro partus quem red-
didit ursa,
und amphibius castor cupiens evadere damna se viduat scissis
testibus ipse suis
u. s. w. Die Beobachtung der Hasenfötus von Rommel s.
unten.
70) 01. Wormii Historia Animalis quod in Norvagia quandoque e
nubibus decidit et sata ac gramina magno incolarum detrimento celerrime
depascitur. Hafniae, 1653. 4.

Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen.
andern Art unmöglich. — Rein philoſophiſch-hiſtoriſch iſt die Unter-
ſuchung von Jakob Thomaſius über das Sehvermögen des Maul-
wurfs67). Er führt alle möglichen Gründe für und wider die
An-
nahme an, daß der Maulwurf ſehe, ſich auf ſämmtliche Autoritäten
von Ariſtoteles an berufend, aber ohne ein einziges Mal einen Maul-
wurf ſelbſt auf die Beſchaffenheit ſeiner Augen zu unterſuchen. —
Unter den Nagethieren fand zunächſt der Haſe ſeinen Beſchreiber. Der
Altdorfer Profeſſor Wolfgang Waldung ſtellte in ausführlicher
Weiſe Alles zuſammen, was naturhiſtoriſch und mediciniſch Wichtiges
vom Haſen bekannt war68). Dabei beginnt er nach
hergebrachter Art
mit dem Namen und in Folge hiervon mit den Thieren, welche über-
haupt je den Namen Haſe getragen haben; er führt alſo auch den
Meerhaſen (Aplysia und Thetys) mit auf. In Betreff des eigentlichen
Haſen beſpricht er das Wiederkäuen deſſelben und meint dabei, er habe
nicht wie andere Wiederkäuer vier Magen, weil er zu klein ſei; da-
gegen habe er einen großen Blinddarm. Ob die Erzählung vom Wie-
derkäuen der Haſen eine thatſächliche Begründung habe, unterſucht er
nicht weiter69). In ähnlicher Weiſe dem Volksglauben ſich anſchließend
ſchildert Olaus Worm den Lemming70). Er gibt außer der Be-
ſchreibung noch eine Abbildung ſowohl vom Thiere als vom Skelet mit
Detail der Zähne, welche ganz leidlich iſt. Trotzdem leugnet er aber
durchaus nicht, daß das Thier in den Wolken aus fauligen, mit dem

67) Jac. Thomasius, De visu Talparum. Lips., 1659. 4. (resp.
Joach. Corthum).
68) Wolfg. Waldung,Lagographia.Natura leporum, qua prisci
autores et recentiores prodidere quidve utilitatis in re medica ab isto qua-
drupede percipiatur. Amberg, 1619. 4.
69) Das Ζωοτροφειον seu Leporarium des Georg Pictoriushan-
delt nicht bloß von Haſen etwa, ſondern umfaßtquorundam animalium quadru-
pedum et avicularum naturas.
Es erſchien Baſel, 1560, und wiederholt in latei-
niſchen Diſtichen alte Märchen, ſo z. B. est male viva caro partus quem red-
didit ursa,
und amphibius castor cupiens evadere damna se viduat scissis
testibus ipse suis
u. ſ. w. Die Beobachtung der Haſenfötus von Rommel ſ.
unten.
70) 01. Wormii Historia Animalis quod in Norvagia quandoque e
nubibus decidit et sata ac gramina magno incolarum detrimento celerrime
depascitur. Hafniae, 1653. 4.
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[341/0352] Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen. andern Art unmöglich. — Rein philoſophiſch-hiſtoriſch iſt die Unter- ſuchung von Jakob Thomaſius über das Sehvermögen des Maul- wurfs 67). Er führt alle möglichen Gründe für und wider die An- nahme an, daß der Maulwurf ſehe, ſich auf ſämmtliche Autoritäten von Ariſtoteles an berufend, aber ohne ein einziges Mal einen Maul- wurf ſelbſt auf die Beſchaffenheit ſeiner Augen zu unterſuchen. — Unter den Nagethieren fand zunächſt der Haſe ſeinen Beſchreiber. Der Altdorfer Profeſſor Wolfgang Waldung ſtellte in ausführlicher Weiſe Alles zuſammen, was naturhiſtoriſch und mediciniſch Wichtiges vom Haſen bekannt war 68). Dabei beginnt er nach hergebrachter Art mit dem Namen und in Folge hiervon mit den Thieren, welche über- haupt je den Namen Haſe getragen haben; er führt alſo auch den Meerhaſen (Aplysia und Thetys) mit auf. In Betreff des eigentlichen Haſen beſpricht er das Wiederkäuen deſſelben und meint dabei, er habe nicht wie andere Wiederkäuer vier Magen, weil er zu klein ſei; da- gegen habe er einen großen Blinddarm. Ob die Erzählung vom Wie- derkäuen der Haſen eine thatſächliche Begründung habe, unterſucht er nicht weiter 69). In ähnlicher Weiſe dem Volksglauben ſich anſchließend ſchildert Olaus Worm den Lemming 70). Er gibt außer der Be- ſchreibung noch eine Abbildung ſowohl vom Thiere als vom Skelet mit Detail der Zähne, welche ganz leidlich iſt. Trotzdem leugnet er aber durchaus nicht, daß das Thier in den Wolken aus fauligen, mit dem 67) Jac. Thomasius, De visu Talparum. Lips., 1659. 4. (resp. Joach. Corthum). 68) Wolfg. Waldung,Lagographia.Natura leporum, qua prisci autores et recentiores prodidere quidve utilitatis in re medica ab isto qua- drupede percipiatur. Amberg, 1619. 4. 69) Das Ζωοτροφειον seu Leporarium des Georg Pictoriushan- delt nicht bloß von Haſen etwa, ſondern umfaßtquorundam animalium quadru- pedum et avicularum naturas. Es erſchien Baſel, 1560, und wiederholt in latei- niſchen Diſtichen alte Märchen, ſo z. B. est male viva caro partus quem red- didit ursa, und amphibius castor cupiens evadere damna se viduat scissis testibus ipse suis u. ſ. w. Die Beobachtung der Haſenfötus von Rommel ſ. unten. 70) 01. Wormii Historia Animalis quod in Norvagia quandoque e nubibus decidit et sata ac gramina magno incolarum detrimento celerrime depascitur. Hafniae, 1653. 4.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/352>, abgerufen am 22.11.2024.