Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.und von Gehirn und Rückenmark nahe genug war; auch hier sah er in der Rindensubstanz nur Drüsengewebe, eine Auffassung, welcher Ruysch die andere extreme gegenüberstellte, daß die Rindensubstanz nur aus Gefäßschlingen bestehe. Von seiner Anatomie der Pflanzen abgesehen beziehen sich die Ar- 8) Seine Schriften sind zwar größtentheils einzeln erschienen, wurden aber
schon zu seinen Lebzeiten gesammelt und herausgegeben als Opera omnia, Lugd. Bat. 1687, 2 Ti, 4. Londini, 1686-88. Die einzeln oben erwähnten Arbeiten tragen die Titel, de pulmonibus, erschien 1661; Tetras epistolarum (de cere- bro, de lingua, de omento, de externo tactus organo), 1665; die Abhandlung de viscerum structura erschien 1666; de Bombyce, Londin. 1669; de forma- tione pulli in ovo, ebenda 1673. Das Meiste der auf Thiere bezüglichen Angaben ist mit den Abbildungen abgedruckt in Ger. Blasius, Anatome animalium. Amstelod. 1681. und von Gehirn und Rückenmark nahe genug war; auch hier ſah er in der Rindenſubſtanz nur Drüſengewebe, eine Auffaſſung, welcher Ruyſch die andere extreme gegenüberſtellte, daß die Rindenſubſtanz nur aus Gefäßſchlingen beſtehe. Von ſeiner Anatomie der Pflanzen abgeſehen beziehen ſich die Ar- 8) Seine Schriften ſind zwar größtentheils einzeln erſchienen, wurden aber
ſchon zu ſeinen Lebzeiten geſammelt und herausgegeben als Opera omnia, Lugd. Bat. 1687, 2 Ti, 4. Londini, 1686-88. Die einzeln oben erwähnten Arbeiten tragen die Titel, de pulmonibus, erſchien 1661; Tetras epistolarum (de cere- bro, de lingua, de omento, de externo tactus organo), 1665; die Abhandlung de viscerum structura erſchien 1666; de Bombyce, Londin. 1669; de forma- tione pulli in ovo, ebenda 1673. Das Meiſte der auf Thiere bezüglichen Angaben iſt mit den Abbildungen abgedruckt in Ger. Blasius, Anatome animalium. Amstelod. 1681. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0408" n="397"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119403099">Marcello Malpighi</persName>.</fw><lb/> und von Gehirn und Rückenmark nahe genug war; auch hier ſah er in<lb/> der Rindenſubſtanz nur Drüſengewebe, eine Auffaſſung, welcher<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11671235X">Ruyſch</persName></hi> die andere extreme gegenüberſtellte, daß die Rindenſubſtanz<lb/> nur aus Gefäßſchlingen beſtehe.</p><lb/> <p>Von ſeiner Anatomie der Pflanzen abgeſehen beziehen ſich die Ar-<lb/> beiten<note place="foot" n="8)">Seine Schriften ſind zwar größtentheils einzeln erſchienen, wurden aber<lb/> ſchon zu ſeinen Lebzeiten geſammelt und herausgegeben als <hi rendition="#aq">Opera omnia, Lugd.<lb/> Bat. 1687, 2 Ti, 4. Londini, 1686-88.</hi> Die einzeln oben erwähnten Arbeiten<lb/> tragen die Titel, <hi rendition="#aq">de pulmonibus,</hi> erſchien 1661; <hi rendition="#aq">Tetras epistolarum (de cere-<lb/> bro, de lingua, de omento, de externo tactus organo</hi>), 1665; die Abhandlung<lb/><hi rendition="#aq">de viscerum structura</hi> erſchien 1666; <hi rendition="#aq">de Bombyce, Londin. 1669; de forma-<lb/> tione pulli in ovo,</hi> ebenda 1673. Das Meiſte der auf Thiere bezüglichen Angaben<lb/> iſt mit den Abbildungen abgedruckt in <hi rendition="#aq">Ger. <hi rendition="#g">Blasius</hi>, Anatome animalium.<lb/> Amstelod. 1681.</hi></note> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119403099">Malpighi</persName>'s weniger auf allgemeine Structurverhältniſſe als<lb/> auf den Bau beſonderer Organe und einzelner Thiere. In der Arbeit<lb/> über die Structur der Eingeweide führt er ſeine Drüſenlehre conſequent<lb/> in Bezug auf die Leber und die Milz durch, wobei er entſchieden die<lb/> Abſonderung der Galle, nicht wie noch manche ſeiner Zeitgenoſſen in<lb/> die Gallenblaſe, ſondern in die Leber ſelbſt verlegt. Die Abhandlungen<lb/> über die Zunge und das Taſtorgan ſind deshalb von größerer Bedeu-<lb/> tung, als ſie die <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119403099">Malpighi</persName>'s Namen noch tragende ſogenannte Schleim-<lb/> ſchicht, das <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119403099">Malpighi</persName>ſche Netz, unter der Oberhaut kennen lehrten und<lb/> zeigten, wie der Bau der äußeren Haut und der der Schleimhäute nahezu<lb/> gleich ſind. Müſſen die hier erwähnten Schriften, denen noch ein paar<lb/> ähnliche über die Netze und das Gehirn anzureihen ſind, als ſolche be-<lb/> zeichnet werden, welche trotz mancher Fehler wegen des in ihnen ſich<lb/> äußernden allgemeinen Blickes eine nachhaltige Wirkung gehabt haben,<lb/> ſo fand doch ſeine Arbeit über den Seidenſchmetterling ſchon ſehr bald<lb/> eine weitere Verbreitung. Dieſelbe ſtellt die erſte vollſtändige Anato-<lb/> mie eines Arthropoden dar. Denn die in demſelben Jahre, 1669, er-<lb/> ſchienene Geſchichte der Inſecten von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119475308">Swammerdam</persName></hi> enthält noch<lb/> kaum etwas Anatomiſches, vielmehr nur eine eingehende Schilderung der<lb/> Verwandlungen. Auch die nur drei Jahre ſpäter erſchienene Anatomie<lb/> des Krebſes von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118772015">Willis</persName></hi> (in ſeiner Schrift über die Seele der Thiere,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [397/0408]
Marcello Malpighi.
und von Gehirn und Rückenmark nahe genug war; auch hier ſah er in
der Rindenſubſtanz nur Drüſengewebe, eine Auffaſſung, welcher
Ruyſch die andere extreme gegenüberſtellte, daß die Rindenſubſtanz
nur aus Gefäßſchlingen beſtehe.
Von ſeiner Anatomie der Pflanzen abgeſehen beziehen ſich die Ar-
beiten 8) Malpighi's weniger auf allgemeine Structurverhältniſſe als
auf den Bau beſonderer Organe und einzelner Thiere. In der Arbeit
über die Structur der Eingeweide führt er ſeine Drüſenlehre conſequent
in Bezug auf die Leber und die Milz durch, wobei er entſchieden die
Abſonderung der Galle, nicht wie noch manche ſeiner Zeitgenoſſen in
die Gallenblaſe, ſondern in die Leber ſelbſt verlegt. Die Abhandlungen
über die Zunge und das Taſtorgan ſind deshalb von größerer Bedeu-
tung, als ſie die Malpighi's Namen noch tragende ſogenannte Schleim-
ſchicht, das Malpighiſche Netz, unter der Oberhaut kennen lehrten und
zeigten, wie der Bau der äußeren Haut und der der Schleimhäute nahezu
gleich ſind. Müſſen die hier erwähnten Schriften, denen noch ein paar
ähnliche über die Netze und das Gehirn anzureihen ſind, als ſolche be-
zeichnet werden, welche trotz mancher Fehler wegen des in ihnen ſich
äußernden allgemeinen Blickes eine nachhaltige Wirkung gehabt haben,
ſo fand doch ſeine Arbeit über den Seidenſchmetterling ſchon ſehr bald
eine weitere Verbreitung. Dieſelbe ſtellt die erſte vollſtändige Anato-
mie eines Arthropoden dar. Denn die in demſelben Jahre, 1669, er-
ſchienene Geſchichte der Inſecten von Swammerdam enthält noch
kaum etwas Anatomiſches, vielmehr nur eine eingehende Schilderung der
Verwandlungen. Auch die nur drei Jahre ſpäter erſchienene Anatomie
des Krebſes von Willis (in ſeiner Schrift über die Seele der Thiere,
8) Seine Schriften ſind zwar größtentheils einzeln erſchienen, wurden aber
ſchon zu ſeinen Lebzeiten geſammelt und herausgegeben als Opera omnia, Lugd.
Bat. 1687, 2 Ti, 4. Londini, 1686-88. Die einzeln oben erwähnten Arbeiten
tragen die Titel, de pulmonibus, erſchien 1661; Tetras epistolarum (de cere-
bro, de lingua, de omento, de externo tactus organo), 1665; die Abhandlung
de viscerum structura erſchien 1666; de Bombyce, Londin. 1669; de forma-
tione pulli in ovo, ebenda 1673. Das Meiſte der auf Thiere bezüglichen Angaben
iſt mit den Abbildungen abgedruckt in Ger. Blasius, Anatome animalium.
Amstelod. 1681.
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